Posts mit dem Label Psychothriller werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Psychothriller werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 15. Oktober 2018

Die Elemente des Todes - Axel Petermann und Claus Cornelius Fiscer

In der offenen Reihe „True Crime“ im Verlag Knaur wurde vor kurzem der Titel: „Die Elemente des Todes“ von dem ehemaligen Kommissar und Profiler Axel Petermann und dem Autor Claus Cornelius Fischer veröffentlicht. 

Das Genre „True Crime“ ist erfolgreich im Münchner Verlagshaus. Ein bisschen frischer Wind im belletristischen Genre Krimi/Thriller. Das Angesicht des Todes kann schon recht verschieden demonstriert werden, und dass „Böse“ versteckt sich ja immer mal gerne hinter einer Maskerade der Normalität, oder der Harmlosigkeit. Doch dunkle Wasser sind tief – und das „Böse“ wirkt allzu sehr reizend auf uns. 

Lesen wir einen spannenden Krimi, oder einen actiongeladenen Thriller, so haben wir ein perfektes Alibi für unser Gewissen – alles nur Fiktion, ist nicht passiert, wie kann man sich so etwas nur ausdenken. Im Genre „True Crime“ schauen wir allerdings Ermittlern, Tätern und auch den Opfern als Voyeure über die Schulter und hier klettert dann die Realität verstohlen auf die Bühne. 

Der vorliegende Roman: „Die Elemente des Todes“ ist auf der Basis eines wahren Kriminalfalles geschrieben. Namen, einzelne Szenen wurden zum Schutz der Opfer, der Angehörigen und der Beamten verändert. Authentisch bleiben die Beschreibungen der Morde – und die Aura des „Bösen“. 

Den beiden Autoren ist es eindrucksvoll gelungen, nicht nur eine spannende Geschichte zu erzählen, sondern auch diese durch die verschiedenen Perspektiven der handelnden Personen zu schildern. Die perversen Fantasien der Täter, ihre Motivation, ihre Planung und Ausführung werden ebenso detailreich erzählt, wie die Ermittlungen der Kriminalbeamten. Der Leser wird den Druck auf die Beamten selbst empfinden, einmal den seelischen – den man sich nicht entziehen kann, wenn man das „Böse“ bekämpft, sondern auch die Herausforderung die Täter möglichst schnell stoppen zu können, damit der Bodycount nicht noch mehr steigt. Jeder Fehler bei einer Ermittlung, ein Zögern kann womöglich den Tod des nächsten Opfers nicht aufhalten. Wer möchte dann noch sagen können, oder daran erinnert werden: Hätte ich doch, warum habe ich nicht, wieso habe ich nicht daran gedacht!? Diese Emotionen spiegeln die Autoren realistisch. 

Aber auch die Opfer kommen zu Wort. Ihre emotionale Abhängigkeit gegenüber ihren späteren Mördern, wird thematisiert. Eine Droge – die tödlich endet und deren Beschreibung beim Leser noch lange nachklingen wird.

„Die Elemente des Todes“ von Petermann und Fischer ist kein Märchen, kein fiktionales Werk und das erzählte Grauen ist der Türöffner zum eigentlichen „Bösen“. Was dann auch die Frage aufwirft, aber letztlich nicht final beantworten kann: Wie wird man zum Mörder?  Psychologische Hintergründe in der Kindheit, oder ist das Böse in der DNA als festes Element eingebaut? Es gibt Studien, Wahrscheinlichkeiten, Ableitungen – aber keine ultimative Wahrheit. 

Durch diese drei Perspektiven eröffnet sich letztlich ein spannendes Gesamtkonstrukt, die Charaktere sind der passende Schlüssel. Die Spannung ist immer on air – der Leser dreht sich quasi mir Eskalationsspirale mit, dass mit hohem Tempo, ohne viel inhaltliche Pausen. 

Überhaupt – „Die Elemente des Bösen“ wirkt überzeugend über den detailgetreuen Emotionsdschungel. Die Wahrheit, schreibt die besten Geschichten. In diesem Fall die tödlichsten, aber manchmal fragt man sich ja doch wie naiv Angehörige von Opfern und Tätern sein können. Oder blenden sie im stressigen Alltag diese merkwürdigen Verhaltensweisen Ihrer „Lieben“ einfach aus!?

Für den aufmerksamen Leser eröffnen sich ebendiese in der Handlung, die wir auch nicht begreifen wollen, oder können. 

Sehr interessant und absolut packend dagegen sind die rhetorischen Duelle zwischen dem leitenden Kommissar und den Verdächtigten. Ein langsames, aber spannendes „Mensch ärgere Dich nicht“. Perfekt erzählt. 

Zu jedem Zeitpunkt der Handlung wird der Leser merken, dass den Kriminologen Axel Petermann als erfahrenen Autoren zeigt. Viele Details, ein kleiner, aber intensiver Einblick ist die gute und professionelle Ermittlungsarbeit. 

Es gibt wenig zu kritisierende Schwachpunkte. Bei den Autoren scheint es  eine musische Ausprägung zu geben und der verstorbenen Künstler „Falco“ erlebt hier seine Auferstehung. Es gibt einfach etwas zu viele Anspielungen von Musikstücken, die innerhalb der Handlung einfach mal vorrücken. Nicht wirklich störend, aber auffällig. Weiterhin wird in Nebengeschichten, dass Privatleben des Chefermittlers intensiv aufgegriffen – hier wäre es vorteilhaft gewesen, den Mördern ebenfalls diesen Raum zuzusprechen.

Fazit 

„Die Elemente des Todes“ reiht sich in Perfektion in die Reihe „True Crime“ ein. Spannende Abgründe in die Seelenwelt von Mörder. Sensible Charakterisierung der Opfer und ihre Abhängigkeiten. Grundlegender und sehr gelungener Blick in die Gefühlswelt eines leitenden Beamten. 

„Die Elemente des Todes“ ist böse authentisch. Ein Abstieg in menschliche Abgründe – der Spannungsbogen hält. Perfekt und sehr empfehlenswert.

Michael Sterzik


#Truecrime #Axelpetermann #DieElementedesTodes 






Samstag, 5. Januar 2013

Die Gretchen-Trilogie - Chelsea Cain


Wer tot sein will, muss leiden …
... und manchmal ist der Tod ein Geschenk!

Zehn Tage war Detective Archie Sheridan in der Gewalt der Serienmörderin Gretchen Lowell. Zwei Jahre hat es gedauert, bis er sich von den Qualen seiner Gefangenschaft erholt hat. Doch frei ist er noch lange nicht. Regelmäßig muss er Gretchen im Gefängnis besuchen – auch an dem Tag, als er den Auftrag erhält einen Mädchenmörder in Portland, Oregon zu fassen. Sofort beginnt Gretchen ein neues Todesspiel zwischen Wahnsinn und Überleben ...

(Verlagsinfo)







Es ist niemals vorbei: Die FURIE kehrt zurück ...
Zehn Jahre verfolgte Detective Archie Sheridan die bildschöne Serienmörderin Gretchen Lowell. Zehn Tage litt er in ihren Händen. Er brachte sie hinter Gitter, aber nie wieder kam er von ihr frei. Jetzt ist das Unfassbare geschehen. Die eiskalte Psychopatin ist entkommen. Archie kann sie nur auf eine Art stellen: Indem er sich absichtlich in ihre Falle locken lässt. Gretchen glaubt sich am Ziel ihrer Wünsche, doch Archie hat ganz eigene Pläne. Zwischen Jäger und Gejagter entbrennt ein perfider, tödlicher Machtkampf aus Verführung, Obsession, Hass und Rache ...

Man sagt ich sei Grausam, aber auch ein wenig Rücksichtslos, Abartig bin ich angeblich auch noch. Ganz andere halten mich für Zerstörerisch und Intelligent. Ich selber finde mich eher Engelsgleich. (Verlagsinfo)

GRAZIE

: Dr. Hannibal Lecter ist ein Lämmchen gegen Gretchen Lowell.



Gretchen Lowell ist zurück - das tödliche Finale!
Schon zwei Mal hat Detective Archie Sheridan den teuflischen Tanz um Leben und Tod mit der schönen Serienmörderin Gretchen Lowell überlebt. Es hat ihn alles gekostet, sie hinter Gitter zu bringen – beinahe sogar das Leben. Doch Gretchen Lowell ist die Flucht gelungen, und nun glaubt jeder, dass sie wieder zuschlagen wird. Tatsächlich kommt es zu einer neuen grausamen Mordserie. Auf den ersten Blick trägt sie die Handschrift von Gretchen Lowell – doch die Details stimmen nicht. Eine Botschaft an Archie? (Verlagsinfo)








"Gretchen Lowell" ist hochintelligent. Ihr Verhalten und ihre Psychose ist nicht definierbar. Sie bewegt sich auf einen schmalen Grat zwischen "Gut" und "Böse". Ihr Charisma ist einnehmend und sie versteht es sehr gut ihre "Freunde" zu manipulieren. 

Gretchen ist wohl inzwischen eine der höchstinteressantesten Mörderinnen der Literatur. 

Nervenkitzel und eine brutale Atmosphäre. Unbedingt lesen.

Meine Rezensionen:

1. Furie  Rezension
2. Grazie
3. Gretchen Rezension

Michael Sterzik



Sonntag, 6. November 2011

Never Knowing - Endlose Angst (Chevy Stevens)

Als Adoptivkind kommt man mit Sicherheit an den Punkt, an dem nach sich fragt: Woher komme ich? Wer sind meine Eltern? Und vor allem wird man sich mit der Frage beschäftigen: Warum wollten mich meine Eltern nicht? Welche Gründe muss es gegeben haben, dass ich in deren Leben scheinbar keinen Platz finden konnte oder durfte?

Es bleibt offen, ob diese Suche, wenn sie denn erfolgreich ist, eher ein freudiges Ereignis ist oder ob es nicht doch besser gewesen wäre, wenn man den Schritt erst gar nicht gegangen wäre. Die Gefahr einer Ernüchterung ist groß und könnte noch mehr Komplikationen hervorrufen, denen man psychologisch nicht gewachsen ist. Erklären sich manche negative und positive Eigenschaften besser, wenn man quasi selbst nach Jahren einen Teil seiner selbst begegnet?

Für jede Person, einschließlich der Adoptiveltern, bedeutet das große Anspannungen und Probleme, die schnell eskalieren können. 

Die kanadische Autorin Chevy Stevens präsentiert mit ihrem zweiten Roman "Never Knowing - Endlose Angst" einen psychologischen, gut durchdachten und spannenden Thriller. 


Inhalt

Sara, eine junge Frau, führt ein erfreuliches und relativ sorgloses Leben. Als Säugling wurde Sara adoptiert und wurde von ihrer Adoptivmutter liebevoll in die wachsende Familie integriert. Trotzdem blieb zu ihrem Adoptivvater eine gewisse Distanz, der seinen beiden leiblichen Töchtern Lauren und Melanie mehr Liebe und Fürsorge zeigte. Das Verhältnis zu ihren beiden Geschwistern blieb nicht ohne Spannungen, gerade zu Melanie wurde es im Laufe der Jahre immer schwieriger für Sara, einen Weg des Friedens zu finden. Sara, die sich erfolgreich eine Geschäftsexistenz als Möbelrestauratorin aufgebaut hat und ihre Hochzeit mit Evan plant, könnte es glücklicher nicht sein. Für sie und ihre kleine, aufgeweckte Tochter Ally steht die Welt mit all ihren Hoffnungen und Wünschen offen. 

Doch einen langgehegten Wunsch möchte sich die junge Frau doch erfüllen. Die Frage, wer ihre leiblichen Eltern sind und wo sie leben, lässt sie nicht los. Weder ihre Adoptiveltern noch ihr Verlobter zeigen für diesen Wunsch Verständnis, aber gehen einer Diskussion auch aus dem Weg. Sara macht sich ohne das Wissen ihrer Liebsten auf die Suche nach ihren Eltern. Mithilfe eines ehemaligen Polizisten, der als Privatdetektiv tätig ist, findet sie schließlich ihre Mutter. 

Diese ist als Professorin an einer Universität tätig und lebt mit einer Frau als Partnerin zusammen. Als Sara diese aufsucht, zeigt sich ihre Mutter ihr gegenüber sehr abweisend und zudem ängstlich. Warum trägt ihre leibliche Mutter einen anderen Namen und weist sie derartig brutal von sich? Die Recherchen des Detektivs offenbaren sich als ein einziger Schrecken für Sara. Ihre Mutter ist die einzige Überlebende eines Killers, der schon seit Jahren mordet. Nach ihrer Vergewaltigung konnte sie den Mörder verletzen und fliehen. Sie trug Sara aus, gab sie zur Adoption frei, änderte ihren Namen und baute sich eine neue Existenz auf. All die Jahre verdrängte sie, was ihr angetan wurde und nun mit dem Auftauchen von Sara wird die Vergangenheit wieder aktiviert und holt alle Beteiligten ein. 

Als die Geschichte um Sara und ihre leibliche Mutter öffentlich und im Internet verbreitet wird, ist es bereits zu spät. Nicht nur die Medien interessieren sich für das Schicksal der jungen Frau, auch ihr leiblicher Vater - der Campsite-Killer, wie er auch genannt wird, nimmt Kontakt mit Sara auf ...


Kritik

"Die Geister, die ich rief" sind nun gekommen und genau das erleben Sara und ihre Familie. Ihre Motivation, die eigenen Eltern zu finden, ist nachvollziehbar und ebenso die Motivation des Vaters, seine Tochter kennenzulernen, von deren Existenz er jahrelang nichts geahnt hat. 

Von dem Schrecken, der Sara und ihre Angehörigen nun verfolgt, erzählt die Autorin raffiniert und absolut realistisch. Immer aus der Perspektive von Sara lässt die Autorin den Leser auf einer Welle der Eskalation treiben, die erst dann brechen kann, wenn Sara ihrem Vater gegenübersteht. Doch bis dahin passiert viel. Die Polizei schaltet sich ein und Sara bekommt zwei Beamte zugewiesen, die sie beschützen und den immer intensiveren Kontakt zwischen Vater und Tochter für ihre Zwecke einsetzen. 

Dass dabei Sara an ihre psychologischen Grenzen stößt und das Verhältnis zu ihrem Verlobten Evan zunehmend angespannter wird, kann der Leser ebenso verfolgen, wie der immer fordernde Kontakt zu "John", ihrem leiblichen Vater.

Saras Charakter zeigt sich hier mit all ihrer Stärke und auch Schwäche. Sie zeigt Verantwortung gegenüber ihrer Tochter, aber auch Verständnis und Interesse für ihren Vater, der immer wieder beteuert, kein Monster zu sein. Sara sucht verzweifelt nach Liebe und Verständnis, verrennt sich aber in den Wunsch jeden und allem gerecht zu werden. 

Sara erlebt buchstäblich die Hölle auf Erden. Anfangs überzeugt, den richtigen Weg zu gehen, relativiert sich die Hoffnung der jungen Frau, wenn die Bedrohung immer realistischer wird und ihrer Familie näherkommt. 

"Never Knowing - Endlose Angst" entwickelt ein dauerhaftes Spannungsniveau. Als Leser hofft, und bangt man auf jeder Seite mit der Protagonistin und nicht nur einmal wird man sich fragen: Ist dieser Weg - denn nur der einzig Richtige und wie würde ich mich in diesem Fall verhalten? All das kann man nicht abschließend beantworten, aber was bleibt und überzeugt, ist, dass das Buch ein psychologisch ausgefeilter Thriller ist, der lange in den Köpfen verweilen wird. 

Die Frage, ob Sara nun wirklich die Tochter des Campsite-Killers ist und vor allem, warum dieser nach all den Jahren noch immer mordend durch das Land tourt, wird natürlich aufgelöst. Neben den Protagonisten sind die Emotionen, die diese durchleben, eine weitere und sehr tragende Säule. Interessant auch zu sehen, dass der Killer sehr menschlich dargestellt wird, sich aber dabei dann doch die Frage stellt, ob dieser es ernst meint, wenn er sich um seine Tochter und seine Enkelin sorgt. 

Dieser Roman überzeugt durch das psychologische und erzählerische Geschick der Autorin und erreicht den Leser nicht über Verfolgungsjagden oder wilde Schusswechsel. Das würde auch dem Gesamtbild überhaupt nicht entsprechen. 

Einziges Manko ist eventuell für den einen oder anderen das Ende - der Showdown, der im Grunde den Bogen etwas überspannt. Doch das mindert nicht das Lesevergnügen, die Spannung, die die Autorin so vorbildlich und professionell in Szene zu setzen weiß. Ein weiterer Schwachpunkt und auch damit der Letzte, ist, dass man vom Campsite-Killer nicht wirklich viel erfährt. Auch die Rolle der leiblichen Mutter hätte größer ausfallen können, sie bleibt leider immer ein wenig im Hintergrund. 


Fazit

"Never Knowing - Endlose Angst" ist ein Blitzlicht im Genre "Thriller". Ein brillanter Thriller, der durch psychologische Konflikte und Beziehungen überzeugt und dadurch nicht übertreibt. 

Der Roman ist der Zweite der Autorin Chevy Stevens und ein in sich abgeschlossener. Es ist nicht davon auszugehen, dass es hier eine Fortsetzung geben wird. Ein hervorragender Psychothriller der Autorin und absolut empfehlenswert. 


Autorin

Chevy Stevens ist auf einer Ranch auf Vancouver Island aufgewachsen. Sie arbeitete einige Jahre als Immobilienmaklerin und kam während der einsamen Wartezeiten bei Open-House-Besichtigungen auf die Idee zu ihrem ersten Thriller "Still Missing - Kein Entkommen". Der Roman wurde sofort zu einem internationalen Bestseller; auch ihr zweiter Thriller "Never Knowing - Endlose Angst" erscheint weltweit in über 20 Sprachen. Die Autorin lebt mit ihrem Mann auf Vancouver Island vor der kanadischen Westküste.


Broschiert: 496 Seiten
ISBN-13: 978-3596192748
Originaltitel: Never Knowing

www.fischerverlage.de


Michael Sterzik






Sonntag, 23. Oktober 2011

Der Augenjäger (Sebastian Fitzek)

Sebastian Fitzek gilt einer der talentiertesten und vielleicht auch "wahnsinnigsten" Autoren unseres Landes. Seine Psychothriller sind hart und legen ein derartiges Tempo vor, das uns so manches Mal schweißgebadet und atemlos auf dem Sofa zurücklässt. 

Schon in "Der Augensammler" beschrieb der in Berlin geborene Autor das Grauen, das ein Vater empfinden kann, wenn seine Frau ermordet und sein Sohn entführt wurde. Alexander Zorbach wurde gezwungen, sich auf die Spiele dieses Monsters einzulassen - ihm blieben nur 45 Stunden Zeit seinen Sohn zu finden. Bei Versagen wäre dies das Todesurteil für den Jungen. Als Trophäe entnimmt der Killer seinen Opfern das linke Auge. 

Wer den Titel "Der Augensammler" gelesen hat, wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch zu dem zweiten Teil "Der Augenjäger" greifen. Auch in dieser Handlung spielen das blinde Medium Alina Gregoriev und der ehemalige Polizist und jetziger Reporter Alexander Zorbach die Hauptrollen. Mit dem Unterschied, dass das Grauen und Entsetzen viel persönlicher für sie werden. 


Inhalt

Alexander Zorbachs Katastrophe geht weiter. Der "Augensammler" hat den verzweifelten Mann in seiner Hand und zwingt diesen zu einer tödlichen Handlung, wenn er seinen Sohn retten will. Und wieder einmal ist der "Augensammler" nicht nur einen Schritt weiter als seine Jäger. 

Inzwischen wird die blinde Physiotherapeutin Alina Gregoriev, die sich als eine Art von Medium erweist, um Mithilfe gebeten. Sie soll durch körperlichen Kontakt mit einem inhaftierten Mörder beweisen, dass dieser schuldig ist. Vielleicht kann Alina als Medium in ihren Visionen, die die Vergangenheit, die Gegenwart und auch die Zukunft zeigen, Hinweise geben, um diesen Mörder zweifelsfrei zu verurteilen. 

Das Grauen, das Alina mit dem Mörder erlebt, ist unbeschreiblich, doch seine Versuche, die junge Frau zu manipulieren, sind verführerisch. Dr. Zarin Suker ist einer der intelligentesten und talentiertesten Augenchirurgen der Welt. Dr. Suker bringt seine Patienten nicht direkt um - nach ihrer Verschleppung entfernt ihnen sorgfältig die beiden Augenlieder und vergewaltigt die jungen Frauen, danach lässt er sie frei. Doch die Opfer, die ihre Augen nun nicht mehr vor der Welt und dem Wahnsinn verschließen können, kennen nur einen Ausweg - sie begehen Selbstmord ...

Alina lässt sich auf die Bitte der Polizei ein und wird in einen Strudel von Grausamkeit gezogen, in dem der Tod vielleicht willkommen erscheinen mag ...


Kritik

In "Der Augensammler" erkennt der Leser, dass der Kollege des Journalisten Alexander Zorbach, Frank Lahmann, das Monster ist, der schon einige Kinder getötet und auch Zorbachs Sohn in seiner Gewalt hat.

In dieser Fortsetzung geht das Grauen weiter und vor allem wird es tiefer und nachhaltiger. 

Neben dem "Augensammler" betritt nun der zweiter Killer das Podium und setzt die Schrecken die Zorbach und Alina schon erleben mussten, weiter fort. Im Mittelpunkt stehen neben den beiden schon bekannten Protagonisten ebenso der als "Augensammler" bekannte Frank Lahmann. Doch dieser hat Konkurrenz oder Kollegialität aus den eigenen Reihen. Dr. Zarin Suker ist ein Psychopath, dessen Motive und deren Grundgedanken was "Gerechtigkeit" und "Rache" bedeuten, eine ganz neue Dimension entwickeln. 

"Der Augenjäger" ist schneller, brutaler und um ein vielfaches fesselnder, als "Der Augensammler" ohnehin schon war. Sebastian Fitzek komponiert eine Klaviatur des Bösen, das manch anderen Schocker bekannter Autoren deutlich in die zweite Reihe katapultiert. 

Mit einem brillanten und sensationell guten System von Wendungen und vor allem auch psychologischen Spielchen entwickelt der Autor erzählerische Brücken zu seinen Lesern, die er kurzerhand wieder einreißt, nur um diese ein paar Seiten größer und grausamer neu aufzubauen.

"Der Augenjäger" funktioniert schlicht und ergreifend über die Empfindung "Angst". Ähnlichkeiten und vor allem Wendungen, die in "Spielen" Anlehnung finden, die man schon von der Filmreihe "SAW" kennt und an die man unweigerlich denken muss, funktionieren in unserer Fantasie besonders oder auch absonderlich gut. 

Neben vielen grausamen Details spielt der menschliche Wahnsinn die menschlichen Protagonisten erbarmungslos an die Wand. Derartige psychologische Spielchen lassen den Leser immer wieder atemlos zurück und selbst nach den letzten Seiten klingt das Grauen in der Fantasie des Lesers noch weiter.

Sebastian Fitzek ist es gelungen, seinen Stil weiter positiv auszubauen, manche würden eventuell auch sagen, sein Wahnsinn sei weiter fortgeschritten. Brillant auch hier, die Entwicklung der Charaktere von Alina und Alexander Zorbach. Da diese nun noch tiefer in das Geschehen eintauchen und Alina selbst mit dem Bösen unmittelbar konfrontiert wird, erfährt der Leser von beiden Figuren noch viel mehr, da diese die Handlung aus ihrer Perspektive heraus erzählen. Interessant sind hier die Dialoge, die Alina mit Dr. Suker führt, denn das Angebot, dass dieser "kranke" Arzt der blinden, jungen Frau unterbreitet, ist schockierend verführerisch - der Preis aber sehr hoch. 

Auch wenn man "Der Augenjäger" als separaten Titel lesen könnte, ist dies ganz klar überhaupt nicht zu empfehlen. "Der Augensammler" beschreibt sehr eindringlich und deutlich die handelnden Charaktere und Situationen, die man nun ja auch in dem zweiten Buch vorfindet. Doch im zweiten Buch sind diese schon so derartig gezeichnet und miteinander verwachsen, dass, um die komplette Handlung nachvollziehen zu können, unweigerlich zu empfehlen ist, zum ersten Teil zu greifen. Keine Sorge - Sie werden nicht enttäuscht sein. 


Fazit

"Der Augenjäger" von Sebastian Fitzek ist einer der stärksten und grausamsten Thriller, die ich bisher gelesen habe. Dem Autor gelingt es, mit unserer Fantasie Tennis zu spielen und das auf höchstem Niveau.

Schlag auf Schlag wird hier nicht nur mit den Protagonisten gespielt, sondern auch mit der individuellen Fantasie des Lesers. Das Ergebnis ist die Überlegung, im Anschluss vielleicht mal wieder ein Kinderbuch zu lesen, um sich abzulenken.

Sebastian Fitzek schleudert uns mit seinem neuesten Roman in die Abgründe von Wahnsinn und Grausamkeit, die an die Grenze des Erträglichen gehen. 

"Der Augenjäger" ist ein Pageturner, den man gelesen haben sollte. Wenn es ein Buch schafft, dass die Handlung uns so in seinen Bann zieht, dass man die Außenwelt ignorieren mag - dann ist es "Der Augenjäger"

Danke Sebastian Fitzek für ein grandioses Buch. 


Der Autor

Sebastian Fitzek, Jahrgang 1971, geboren in Berlin, entschied sich nach dem Studium der Rechtswissenschaften und der Promotion zum Dr. jur. gegen einen juristischen Beruf und für eine kreative Tätigkeit in den Medien. Nach dem Volontariat bei einem privaten Hörfunksender wechselte er als Unterhaltungschef und später als Chefredakteur zur Konkurrenz und machte sich danach als Unternehmensberater und Formatentwickler für zahlreiche Medienunternehmen in Europa selbständig. Er lebt in Berlin, wo er derzeit in der Programmdirektion eines großen Hauptstadtsenders tätig ist. (Verlagsinfo)



Michael Sterzik