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Sonntag, 12. Mai 2013

Der Nachtwandler - Sebastian Fitzek


Der Nachtwandler – Sebastian Fitzek

Verlagsinfo

In seiner Jugend litt Leon Nader an Schlafstörungen. Als Schlafwandler wurde er während seiner nächtlichen Ausflüge sogar gewalttätig und deswegen psychiatrisch behandelt. Eigentlich glaubte er geheilt zu sein – doch eines Tages, Jahre später, verschwindet Leons Frau unter unerklärlichen Umständen aus der gemeinsamen Wohnung. Ist seine Krankheit etwa wieder ausgebrochen? Um zu erfahren, wie er sich im Schlaf verhält, befestigt Leon eine bewegungsaktive Kamera an seiner Stirn – und als er am nächsten Morgen das Video ansieht, macht er eine Entdeckung, die die Grenzen seiner Vorstellungskraft sprengt: Sein nächtliches Ich steigt durch eine ihm völlig unbekannte Tür hinab in die Dunkelheit …

Kritik

„Der Nachtwandler“ – das neueste Werk von Sebastian Fitzek unterscheidet sich sehr von den etwas älteren Titeln des Autors wie z.B. „Der Augensammler“, „Der Augenjäger“, „Das Kind“ und viele weiteren.  

Wer von uns hat sich die Frage noch nicht gestellt? Was passiert, wenn ich schlafe? Was passiert mit mir und meiner unmittelbaren Umgebung und dem Menschen, den ich liebe und vertraue?

Der Schlaf ist der Bruder des Todes – so sagt man und in der Wissenschaft und Forschung stecken die Erkenntnisse rund um Schlaf und Traum noch immer in den Kindergartenschuhen. Führt unsere Seele eventuell in unseren Träumen ein ganz eigenes Leben? Losgelöst von allen Zwängen und Ängsten – was erleben wir im Alltag und verarbeiten es in einem Traum?!

Sebastian Fitzek katapultiert den Leser, von Anfang an in eine schier irreale Handlung. Das Tempo in der die Geschichte erzählt wird, hat eine Sogwirkung auf den Leser, allerdings könnte dieser auch in einem Strudel der unrealistischen und überzogenen Szenarien ertrinken. Sebastian Fitzeks Motto war bei diesem Roman anscheinend: Schneller, höher, weiter, weiter, weiter und überholte damit schnell die Charakterzeichnungen seiner Hauptakteure.

Mit Sicherheit mangelt es dem Roman nicht an Spannung, allerdings ist eine derartig überzogene Atmosphäre auch eher hinderlich, da dem Leser einfach keine Gelegenheit gegeben wird darüber nachzudenken, was er denn da gerade gelesen hat! Die Story entwickelt sich völlig abstrus und eskaliert in einer Auflösung, die unrealistischer gar nicht mehr sein kann. Dazu noch eine Menge an logischen Fehlern, die den Protagonisten Leon Nader auch nicht im besten Lichte dastehen lässt. Mehrfach hatte dieser einfach die Möglichkeit aus der Realität oder dem Traum zu flüchten. Purer Aktionismus nur, um der Spannung und dem Mysterium etwas mehr Nahrung zu geben, war hier der völlig falsche Ansatz.


Fazit

„Der Nachtwandler“ ist nicht zu empfehlen. Der Autor hat mit diesem Titel den Bogen überspannt und der Pfeil ist was weiß ich wo gelandet. Ich hoffe, dass der Autor in seinem nächsten Buch den Charakteren wieder mehr Raum gibt, um sich zu entfalten. Der Kern der Geschichte sollte die Figuren sein – und nicht nur eine halsbrecherische Handlung, die sich selbst später nicht mehr ernst genommen fühlt.

Auch einen zweiten Teil möchte ich an dieser Stelle eher nicht empfehlen. Was soll denn auch noch erzählt werden? Für mich gesehen hat sich der Autor mit „Der Nachtwandler“ keinen Gefallen getan. Ich hoffe doch, dass der Autor in seinem nächsten Band weniger Tempo, dafür mehr „Realität“ zulässt.

Michael Sterzik




Sonntag, 23. Oktober 2011

Der Augenjäger (Sebastian Fitzek)

Sebastian Fitzek gilt einer der talentiertesten und vielleicht auch "wahnsinnigsten" Autoren unseres Landes. Seine Psychothriller sind hart und legen ein derartiges Tempo vor, das uns so manches Mal schweißgebadet und atemlos auf dem Sofa zurücklässt. 

Schon in "Der Augensammler" beschrieb der in Berlin geborene Autor das Grauen, das ein Vater empfinden kann, wenn seine Frau ermordet und sein Sohn entführt wurde. Alexander Zorbach wurde gezwungen, sich auf die Spiele dieses Monsters einzulassen - ihm blieben nur 45 Stunden Zeit seinen Sohn zu finden. Bei Versagen wäre dies das Todesurteil für den Jungen. Als Trophäe entnimmt der Killer seinen Opfern das linke Auge. 

Wer den Titel "Der Augensammler" gelesen hat, wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch zu dem zweiten Teil "Der Augenjäger" greifen. Auch in dieser Handlung spielen das blinde Medium Alina Gregoriev und der ehemalige Polizist und jetziger Reporter Alexander Zorbach die Hauptrollen. Mit dem Unterschied, dass das Grauen und Entsetzen viel persönlicher für sie werden. 


Inhalt

Alexander Zorbachs Katastrophe geht weiter. Der "Augensammler" hat den verzweifelten Mann in seiner Hand und zwingt diesen zu einer tödlichen Handlung, wenn er seinen Sohn retten will. Und wieder einmal ist der "Augensammler" nicht nur einen Schritt weiter als seine Jäger. 

Inzwischen wird die blinde Physiotherapeutin Alina Gregoriev, die sich als eine Art von Medium erweist, um Mithilfe gebeten. Sie soll durch körperlichen Kontakt mit einem inhaftierten Mörder beweisen, dass dieser schuldig ist. Vielleicht kann Alina als Medium in ihren Visionen, die die Vergangenheit, die Gegenwart und auch die Zukunft zeigen, Hinweise geben, um diesen Mörder zweifelsfrei zu verurteilen. 

Das Grauen, das Alina mit dem Mörder erlebt, ist unbeschreiblich, doch seine Versuche, die junge Frau zu manipulieren, sind verführerisch. Dr. Zarin Suker ist einer der intelligentesten und talentiertesten Augenchirurgen der Welt. Dr. Suker bringt seine Patienten nicht direkt um - nach ihrer Verschleppung entfernt ihnen sorgfältig die beiden Augenlieder und vergewaltigt die jungen Frauen, danach lässt er sie frei. Doch die Opfer, die ihre Augen nun nicht mehr vor der Welt und dem Wahnsinn verschließen können, kennen nur einen Ausweg - sie begehen Selbstmord ...

Alina lässt sich auf die Bitte der Polizei ein und wird in einen Strudel von Grausamkeit gezogen, in dem der Tod vielleicht willkommen erscheinen mag ...


Kritik

In "Der Augensammler" erkennt der Leser, dass der Kollege des Journalisten Alexander Zorbach, Frank Lahmann, das Monster ist, der schon einige Kinder getötet und auch Zorbachs Sohn in seiner Gewalt hat.

In dieser Fortsetzung geht das Grauen weiter und vor allem wird es tiefer und nachhaltiger. 

Neben dem "Augensammler" betritt nun der zweiter Killer das Podium und setzt die Schrecken die Zorbach und Alina schon erleben mussten, weiter fort. Im Mittelpunkt stehen neben den beiden schon bekannten Protagonisten ebenso der als "Augensammler" bekannte Frank Lahmann. Doch dieser hat Konkurrenz oder Kollegialität aus den eigenen Reihen. Dr. Zarin Suker ist ein Psychopath, dessen Motive und deren Grundgedanken was "Gerechtigkeit" und "Rache" bedeuten, eine ganz neue Dimension entwickeln. 

"Der Augenjäger" ist schneller, brutaler und um ein vielfaches fesselnder, als "Der Augensammler" ohnehin schon war. Sebastian Fitzek komponiert eine Klaviatur des Bösen, das manch anderen Schocker bekannter Autoren deutlich in die zweite Reihe katapultiert. 

Mit einem brillanten und sensationell guten System von Wendungen und vor allem auch psychologischen Spielchen entwickelt der Autor erzählerische Brücken zu seinen Lesern, die er kurzerhand wieder einreißt, nur um diese ein paar Seiten größer und grausamer neu aufzubauen.

"Der Augenjäger" funktioniert schlicht und ergreifend über die Empfindung "Angst". Ähnlichkeiten und vor allem Wendungen, die in "Spielen" Anlehnung finden, die man schon von der Filmreihe "SAW" kennt und an die man unweigerlich denken muss, funktionieren in unserer Fantasie besonders oder auch absonderlich gut. 

Neben vielen grausamen Details spielt der menschliche Wahnsinn die menschlichen Protagonisten erbarmungslos an die Wand. Derartige psychologische Spielchen lassen den Leser immer wieder atemlos zurück und selbst nach den letzten Seiten klingt das Grauen in der Fantasie des Lesers noch weiter.

Sebastian Fitzek ist es gelungen, seinen Stil weiter positiv auszubauen, manche würden eventuell auch sagen, sein Wahnsinn sei weiter fortgeschritten. Brillant auch hier, die Entwicklung der Charaktere von Alina und Alexander Zorbach. Da diese nun noch tiefer in das Geschehen eintauchen und Alina selbst mit dem Bösen unmittelbar konfrontiert wird, erfährt der Leser von beiden Figuren noch viel mehr, da diese die Handlung aus ihrer Perspektive heraus erzählen. Interessant sind hier die Dialoge, die Alina mit Dr. Suker führt, denn das Angebot, dass dieser "kranke" Arzt der blinden, jungen Frau unterbreitet, ist schockierend verführerisch - der Preis aber sehr hoch. 

Auch wenn man "Der Augenjäger" als separaten Titel lesen könnte, ist dies ganz klar überhaupt nicht zu empfehlen. "Der Augensammler" beschreibt sehr eindringlich und deutlich die handelnden Charaktere und Situationen, die man nun ja auch in dem zweiten Buch vorfindet. Doch im zweiten Buch sind diese schon so derartig gezeichnet und miteinander verwachsen, dass, um die komplette Handlung nachvollziehen zu können, unweigerlich zu empfehlen ist, zum ersten Teil zu greifen. Keine Sorge - Sie werden nicht enttäuscht sein. 


Fazit

"Der Augenjäger" von Sebastian Fitzek ist einer der stärksten und grausamsten Thriller, die ich bisher gelesen habe. Dem Autor gelingt es, mit unserer Fantasie Tennis zu spielen und das auf höchstem Niveau.

Schlag auf Schlag wird hier nicht nur mit den Protagonisten gespielt, sondern auch mit der individuellen Fantasie des Lesers. Das Ergebnis ist die Überlegung, im Anschluss vielleicht mal wieder ein Kinderbuch zu lesen, um sich abzulenken.

Sebastian Fitzek schleudert uns mit seinem neuesten Roman in die Abgründe von Wahnsinn und Grausamkeit, die an die Grenze des Erträglichen gehen. 

"Der Augenjäger" ist ein Pageturner, den man gelesen haben sollte. Wenn es ein Buch schafft, dass die Handlung uns so in seinen Bann zieht, dass man die Außenwelt ignorieren mag - dann ist es "Der Augenjäger"

Danke Sebastian Fitzek für ein grandioses Buch. 


Der Autor

Sebastian Fitzek, Jahrgang 1971, geboren in Berlin, entschied sich nach dem Studium der Rechtswissenschaften und der Promotion zum Dr. jur. gegen einen juristischen Beruf und für eine kreative Tätigkeit in den Medien. Nach dem Volontariat bei einem privaten Hörfunksender wechselte er als Unterhaltungschef und später als Chefredakteur zur Konkurrenz und machte sich danach als Unternehmensberater und Formatentwickler für zahlreiche Medienunternehmen in Europa selbständig. Er lebt in Berlin, wo er derzeit in der Programmdirektion eines großen Hauptstadtsenders tätig ist. (Verlagsinfo)



Michael Sterzik