Montag, 21. September 2020

Der 16. Betrug - James Patterson


Terroranschläge durch islamistische Fundamentalisten, oder rechtsextreme Vereinigungen haben Hochkonjunktur und sind leider ein verzerrtes, aber auch aktuelles Spiegelbild unserer politischen und gesellschaftlichen Welt.

Wir haben September – Der Terroranschlag auf das World Trade Center am 11.9. ist noch ein posttraumatisches Erlebnis. Auch das wurde schon in Romanen stark thematisiert. Die Bedrohung ist noch immer da – sie ist noch immer präsent und verlagert sich eher auf den nationalen Rechtsextremismus. Diese Stimmen sind extrem lauter, brutaler, kälter und auch bedrohlicher geworden. Der Feind ist der innere – und viel wenig der äußere geworden.

Der neueste Titel von James Patterson – „Der 16.Betrug“ ist ein starker Band der „Woman`s-Murder-Club-Reihe“. Er knüpft unmittelbar an die Handlung von „Die 15. Täuschung an“ !

Vor einem Jahr schien Lindsay Boxers Leben noch perfekt. Doch nun steht der Bombenleger, den sie damals mithilfe ihres Mannes Joe dingfest machen konnte, vor Gericht und wirft verheerende Fragen über dessen Beteiligung an den Ermittlungen auf. Lindsay weiß nicht mehr, wem sie vertrauen soll – dem Mann, den sie liebt, von dem sie aber verraten wurde, oder doch dem vermeintlichen Verbrecher. Und als wäre das nicht genug, wird San Francisco auch noch von einer Reihe mysteriöser Todesfälle erschüttert. Haben diese womöglich ebenfalls mit der Gerichtsverhandlung zu tun? (Verlagsinfo)

Der Klappentext spiegelt nur sehr grob die Handlung wieder. Die Story spielt sich im Wesentlichen vor Gericht ab – es ist ein Justizthriller, der aber absolut brillant erzählt ist. Damit gehört dieser Band, um es vorab zu sagen, schon zu den sehr starken der Reihe. Faszinierend sind auch diesmal nicht die Hauptfiguren, sondern die vermeintlichen Verdächtigen, die Täter, die intelligent, raffiniert und ein wirklich böses Auftreten haben. Die Hauptfiguren haben zwar einen sehr starken Part – stehen aber brav in der zweiten Reihe. Eine der absoluten Stärken ist die charakterliche Konzeption der 4 Ermittlerinnen. Inzwischen sind sie älter geworden, reifer, sie sind verheiratet, haben Kinder – aber sie tragen auch Konflikte untereinander aus. Ihre Nervenkostüme sind immer ein wenig unter Spannung, dass zumindest auch in ihrem privaten Umfeld.

Damit erreicht James Patterson auch die weibliche Zielgruppe. Die Story, die sich auf zwei Ebenen bewegt, legt Ihre Gewichtung ganz klar in den Gerichtssaal. Was sich hier abspielt, ist ganz großes Kino. Ein Duell vor dem ehrenwerten Gericht, das so viel Spannung in sich trägt, dass man meint selbst einer der Zuschauer zu sein. Sehr gelungen. Der zweite Part ist zwar in sich spannend, aber leider zu schnell positioniert und zu schnell erzählt. Hier war erheblich mehr Potenzial vorhanden.

„Der 16.Betrug“ legt ein hohes Tempo vor. Die Kapitel sind wie gewohnt sehr kurz gehalten. James Patterson Stil ist schon besonders – prägnant – nicht ausufernd, sondern konzentriert sich immer auf das absolut wesentliche.

Der vorliegende Thriller geht auch „erwachsen“ mit dem Thema „Terror“ um. Es gibt keinen offenen, oder versteckten Patriotismus. Terror – der von radikalisierten Menschen gelebt wird – ein Thema unserer Zeit. Auch eine Botschaft, darüber nachzudenken, dass der Feind, auch der nächste Nachbar, der nächste Lehrer, der nächste kranke Patient sein kann.

Fazit

„Der 16. Betrug“ ist ein großartiger Pageturner. Spannung im Gerichtssaal – ein rhetorisches Duell, dass man genießen sollte.

Michael Sterzik

Sonntag, 13. September 2020

Der Eisenbahnmörder


Die Viktorianische Zeit im Britischen Empire war eine des Umbruchs und des Umdenkens. Die Wissenschaft, der medizinische Fortschritt und der beginn der Industrialisierung erschütterten das Empire positiv gesehen in seinen Grundfesten. Damit hatte Großbritannien gegenüber seinen Nachbarländern auf dem europäischen Kontinent durchaus einen beachtlichen Vorsprung erzielt. Großen Anteil hatte auch der Ausbau des Eisenbahnnetzes auf der Insel. Waren, Rohstoffe und Arbeiter konnten nun erhebliche schneller kurze und lange Strecken bewältigen. Dem Import und Export waren hier dann logischerweise weniger Grenzen auferlegt.

Nach den beiden erfolgreichen Romanen: „Der Opiumörder“ und „Die Mörder der Queen“ von David Morrell veröffentlicht nun der Münchner Verlag Knaur den dritten und wahrscheinlich abschließenden Band um seinen literarischen Ermittler Thomas De Quincey. Um es vorab zu sagen, dieser dritte Band ist auch der persönlichste, da die düstere, ja armselige Vergangenheit von De Quincey erzählt wird.

Eine Reise mit der Eisenbahn beschert Thomas De Quincey 1855 seinen dritten Fall: Als der Zug in einem Bahnhof hält, hört der »Opiumesser« Kampfgeräusche aus dem Nachbarabteil, doch als man das Abteil endlich geöffnet hat, ist es leer. De Quinceys Neugierde ist geweckt, und tatsächlich findet er in einem Tunnel auf der Bahnstrecke die Leiche eines Mannes, der offensichtlich aus dem Zug geworfen wurde. Bei dem Toten handelt es sich um einen angesehen Anwalt aus London, der nach Sedwick Hill unterwegs war. Was könnte er in dem unbedeutenden Ort gewollt haben, der beim Adel lediglich für seine Hydrotherapie-Klinik bekannt ist?

Als es in kurzer Folge zu weiteren Anschlägen auf die Eisenbahn rund um London kommt, sinkt mit der Anzahl der Fahrgäste auch der Wert der Aktien aller Unternehmen, die auch nur entfernt mit der Eisenbahn zu tun haben. Queen Victoria beauftragt Thomas De Quincey mit den Ermittlungen. Gemeinsam mit seiner Tochter Emily und den Detectives Sean Ryan und Joseph Becker von Scotland Yard folgt der »Opiumesser« einer Spur, die ihn zu einer alten Freundin aus dunklen Tagen führt. (Verlagsinformation)

Wir werden vielen alten Weggefährten von De Quincey begegnen. Seine Person ist für andere unangenehm, auch als „Drogenabhängiger“ nicht so sympathischste Figur, die natürlich Vorurteile weckt. Doch ist De Quincey ist ein heller, sehr intelligenter Kopf. Ein Querdenker, ein aufmerksamer Beobachter, den jeder, wirklich jeder massiv unterschätzt. Auch Emily beweist sich nicht als edles, umsorgtes Töchterchen, des Opiumessers – für ihre Zeit ist sie außerordentlich modern und vorwitzig. Sie weiß sich mit ihren Intellekt zu behaupten und ist ihrer Zeit deutlich voraus.

David Morrell versteht es meisterhaft, dass viktorianische England, bzw. die Stadt London zu beschreiben. Nicht nur das Stadtbild, die Gegenstände, und der Wechsel in eine neue Zeit, erzählt er perfekt. Auch seine Perspektive auf die gesellschaftliche Struktur, dass Umfeld eines Arbeiterstaates, des Adels der sich schwer tut mit seinen Traditionen, die überholt zu sein scheinen. Selbst Queen Viktoria hat in dem vorliegenden Roman einen kurzen Auftritt. Die Monarchie wurde allerdings im letzten Buch – „Die Mörder der Queen thematisiert“. Insgesamt meint man selbst, in der Metropole Londons umherzuwandern, und Eindrücke zu sammeln. Die eingefangene Atmosphäre ist absolut authentisch dargestellt.

Ebenfalls verfügt der Titel: „Der Eisenbahnmörder“ über ein beachtliches, aber gut eingesteuertes Tempo. Die Ereignisse überschlagen sich nicht und auch die Figuren sind für die Handlung angemessen harmonisch zu- und miteinander aufgestellt.

Besonders die Perspektive des Adels, der besseren Gesellschaft steht hier im Fokus. Das hier finanzielle, oder gesellschaftliche Motive bezüglich der Morde vorstehen, ist logisch. Doch es gibt hier noch vielmehr zu beachten und vor allem überrascht die Story am Ende doch sehr. Das Storytelling gestaltet sich professionell.

Ich sagte schon das es persönlich für De Quincey wird – dieser letztliche Part ist brillant erzählt und fügt sich der Handlung passgenau und vor allem nachhaltig ein. Letztlich kann der Opiumesser – wie De Quincey auch genannt wird, seiner Vergangenheit nicht entfliehen, sie holt ihn ein und ein altes Rätsel wird gelöst.

Es gibt faktisch nicht viel bemängeln. Der Dramatik wird eine gute Bühne gegeben, spannend ist der vorliegende Roman auch. Inhaltlich vielleicht etwas schwächer wie die beiden vorherigen Titel. Der persönliche Part von De Quincey hätte tiefer ausgebaut werden können, aber nun gut.

Abschließend sei zu sagen: Eine brillante Reihe, deren Atmosphäre man sich nicht entziehen kann. Emotionale Spannung der verschiedenen Perspektiven auch die der Mörder sind äußerst gut in Szene gesetzt. De Quincey hat etwas von einem Sherlock Holmes – aber viel weniger ist dieser ein Man of Action. Ein literarischer Nerd, mit einem wachen Geist und einer raschen Auffassungs- und Beobachtungsgabe, der unterschätzt wird.

Fazit

„Der Eisenbahnmörder“ ist brillant. Eine dramatische Geschichte, die nicht besser erzählt werden kann. Das ist einer der verdammt besten, historischen Kriminalreihen. Eine literarische Zeitreise in die Viktorianische Zeit. Prädikat: Muss man lesen.

Michael Sterzik


Samstag, 12. September 2020

Wir waren im Himmel - P.M.H. Atwater


Ist das Leben mit unserem Tod für immer beendet, oder gibt es wirklich ein jenseitiges Paradies, eine andere Dimension, eine andere Welt!? Paranormale Forschungen und Wissenschaft deuten darauf hin, dass wir in welcher Art auch immer fortbestehen. Als Geist, als Energieform, als intelligente und fühlende Seele, die ggf. frei entscheiden kann, ob sie eine weitere körperliche inkarnierung eingehen möchte, oder auch nicht!? Es gibt tausende Dokumentationen von Nahtoderfahrungen, die auch von Wissenschaftlern und Ärzten durchgeführt worden und analysiert worden sind. Dr. Raymond A. Moody und Elisabeth Kübler-Ross waren Pioniere in dieser Thematik. Fakt ist, dass sich die Beschreibungen über den Verlauf einer Nahtoderfahrung mehr oder weniger gleichen. Egal, aus welcher Kultur, Religion, oder welchem Land der „sterbende“ Mensch kommt.

Doch warum gibt es überhaupt diesen Tunnel, ein helles, warmes Licht, die Begegnung mit verstorbenen Freunden, Verwandten, Haustieren, die Botschaft, dass man wieder zurück muss, weil eine Aufgabe noch nicht erfüllt worden ist!? Ist dies wirklich der Übergang unserer Seele ins Jenseits – oder gaukelt uns unser Körper und unserer Geist mit biophysischen Komponenten etwas vor, um uns den Tod zu erleichtern, wie kritische Wissenschaftler immer wieder betonen!?

Die Perspektiven von Erwachsenen und Kindern/Jugendlichen unterscheiden sich selbstverständlich enorm. In dem vorliegenden Titel: „Wir waren im Himmel – Nahtoderfahrungen in der Kindheit und wie sie das weitere Leben prägten“ erzählt die Autorin Atwater von ihren Forschungsergebnisse mit Kindern – die Tod waren und diesen doch überlebt haben.

Ohne Vorkenntnisse ähnlicher Titel, die sich mit dem Thema „Nahtodforschung“ beschäftigen, kann man diese Thesen und Ergebnisse schwerlich begreifen. Die Autorin, die ihren Worten nach selbst drei Nahtoderfahrungen hatte, kombiniert viele Themen miteinander: Reinkarnation, Leben nach dem Tod, Erinnerungen an die Zukunft, Jenseitsformen und Dimensionen usw. Ein bunter Blumenstrauß voller Grenzwissenschaftlichen Themen, die man weder belegen, noch wiederlegen kann.

Diese Kinder sollen außergewöhnliche Menschen sein mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, bemerkenswerte psychische und intuitive Fähigkeiten, oder sind auch noch überdurchschnittlich intelligent. Natürlich gibt es auch Kindern, die ihren Tod überlebt haben und jetzt eine wahnsinnige Sehnsucht nach der jenseitigen Welt haben, oder depressiv sind, oder, oder, oder!

Wie wirken sich diese Erlebnisse auf die Entwicklung des jungen Menschen aus!? Auch hier eine Menge an individuellen Antworten. Die Botschaften, die die Autorin in Ihrem Buch hinterlässt sind für sie selbst ein Beweis für das Leben nach dem Tode. Alles in allem ist das Buch interessant aufgearbeitet – ein Sachbuch, das allerdings die Themen teilweise sehr, sehr überzogen transportiert und mir einfach zu eindimensional ist.

Soll das Buch uns Hoffnung geben, dass wir diese kaputte Welt überleben und wir zukünftig in einem Land voll von Milch und Honig leben!? Dankeschön. Überzeugt mich allerdings nicht.

Es gibt Wissenschaftler und Ärzte, die dieses Thema weitaus gekonnter, intelligenter und glaubhafter transportieren können. Der Stil von Frau Atwater ist nüchtern, still und leise. Um es schlicht zu sagen: Ihm fehlt die Seele.

„Wir waren im Himmel“ von P.M.H. Atwater überzeugt mich nicht. Ja die Perspektiven von Kindern sind originell, aber erzählen uns auch nicht viel Neues. Und einige Ihrer Theorien und ihren Ausführungen, was die Kinder erlebt, gesehen und gefühlt haben, kann ich nur schwerlich glauben. Aber so ist das halt mit Grenzwissenschaften – Beweise gibt es erst nach dem Tod.

Fazit

„Wir waren im Himmel“ – ein Titel unter vielen. Ohne Vorkenntnisse in dieser Thematik nicht zu empfehlen. Mit Vorkenntnissen wird man viele ihrer Ergebnisse in Frage stellen müssen. Dieser Titel motiviert leider auch nicht, sich mehr mit dem Thema beschäftigen zu wollen. Insgesamt – schwach und überflüssig.

Michael Sterzik

Mittwoch, 9. September 2020


Rom - war mal das "Licht" der Welt. Eine Weltmacht, die nicht nur vielen Ländern Krieg brachte, sondern auch einen gewissen Fortschritt. Wie immer gibt es zwei Seiten einer Medaille - betrachtet man geschichtlich, die römische Epoche. Es gibt Kaiser, die auf seit ewigen Zeiten medial aufgearbeitet wurden.

Robert Fabbri hat in seiner großartigen, historischen Buchreihe "Vespasian" eine Bühne gegeben. Diese mehrteilige Reihe ist für mich inzwischen eine der besten historischen Reihen und ein Garant für spannende, originelle Unterhaltung, die sich qualitativ hochklassig präsentiert. Prädikat: Unbedingt lesen.
Robert Fabbri, geboren 1961, lebt in London und Berlin. Er arbeitete nach seinem Studium an der University of London 25 Jahre lang als Regieassistent und war an so unterschiedlichen Filmen beteiligt wie «Die Stunde der Patrioten», «Hellraiser», «Hornblower» und «Billy Elliot – I Will Dance». Aus Leidenschaft für antike Geschichte bemalte er 3 500 mazedonische, thrakische, galatische, römische und viele andere Zinnsoldaten – und begann schließlich zu schreiben.
Mit seiner epischen historischen Romanserie «Vespasian» über das Leben des römischen Kaisers wurde Robert Fabbri in Großbritannien Bestsellerautor.(Verlagsinformation Rowohlt)
Es existieren unzählige Romane, die sich mit dem Leben – dem Aufstieg und Fall römischer Kaiser und Diktatoren beschäftigen, z.B. Julius Cäsar, Augustus, Marc Aurel. Die Figur von Vespasian ist zwar bekannt, aber steht dennoch im Schatten, seiner Vorgänger. Was inspirierte Sie zu dieser Figur?
Es gab hauptsächlich zwei Gründe: Erstens war er während seines Lebens im gesamten Römischen Reich unterwegs - mit Ausnahme von Hispania - und so konnte ich den Hintergrund jedes Buches anders gestalten. Zweitens liebe ich seinen Humor. "Ich denke, ich werde ein Gott" ist sind großartige letzte Worte.
Die Quellenlage der römischen Geschichte ist sehr gut. Aber wie haben Sie recherchiert? Wie haben Sie aus diesem dichten Dickicht aus historischen Quellen, die für Sie relevanten Informationen ziehen können?
Lesen, lesen, lesen. Ich habe es immer genossen, klassische Geschichte zu lesen, und im Laufe der Zeit gute Grundkenntnisse zu diesem Thema erworben. Zu jedem neuen Buch lese und recherchiere ich weiter und finde neue, kleine historische Details und Zusammenhänge, die ich noch nicht kannte, um die Handlung zu verbessern.
Haben Sie auf Ihren Reisen für die Vespasian-Reihe Überraschungen erlebt, vielleicht Rechercheergebnisse, die Sie verblüfft haben und die dann ihre Figur, in einem gänzlich anderen Licht erscheinen ließ?
Wenn ich jetzt darüber nachdenke würde ich sagen, die Antwort ist nein. Wir müssen uns daran erinnern, dass Vespasian ein Römer und kein moderner Europäer mit einer westlichen Judäo-Christian Perspektive war. Er dachte anders und reagierte auf römische Art und Weise auf Ereignisse. Ich sehe ihn daher immer in diesem Licht, also hat mich nichts wirklich überrascht, was er getan hat.
Einen historischen Roman zu schreiben, ruft natürlich auch die Historiker auf den Plan, die Sie ggf. auch kritisieren und sagen: Sorry, dass war nicht so?! Wie verhalten Sie sich? Diskutieren Sie mit diesen dann kontrovers?
Ich schreibe geschichtliche Fiktion, nicht geschichtliche Lehrbücher. Ich achte darauf, dass ich die Fakten in meinen Recherchen richtig verstehe; Wenn die Fakten nicht zur Handlung passen, dann sind sie nicht auf unbequeme Tatsachen zurückzuführen, es ist die falsche Handlung. Und nein, ich gerate nicht in Streit mit Leuten, die eine andere Meinung oder Ansicht haben, vielleicht haben sie ja auch Recht. Am Ende schreibe ich jedoch Fiktion.
Die Komplexität Ihrer gesamten Figuren ist außerordentlich gut. Entwerfen Sie für jeden Ihrer Charaktere – ob fiktiv oder historisch einen Lebenslauf, eine Vita, die sich fortwährend aktualisieren?

Nicht wirklich, Michael, nicht in dem Sinne, dass ich Notizen schreibe; Ich behalte alles in meinem Kopf. Ich kenne meine Hauptfiguren sehr gut wie gute Freunde, die zum Abendessen kommen.
Wenn Sie sich zwischen dem Literaturnobelpreis und einer Millionenauflage entscheiden müssten: Wie würde Ihr Wunsch sein?
Wenn ich den Nobelpreis für Literatur gewinnen würde, wäre etwas sehr falsch mit der Welt. Ich nehme die Millionenauflage, bitte.
Würden Sie gerne zur Zeit Vespasians leben und welchen Beruf würden Sie gerne in Rom ausüben wollen?
Die kurze Antwort darauf, Michael, ist nein; Ich bin sehr glücklich und habe ein gutes Leben. Nachdem ich den Komfort dieses Jahrhunderts erlebt habe, möchte ich vor zweitausend Jahren nicht mehr leben. Wenn ich jedoch in Vespasians Rom leben müsste, einer der wettbewerbsfähigsten Gesellschaften aller Zeiten, dann würde ich gerne Vespasian sein wollen.

Die Nebenfigur des Magnus ist wahrscheinlich fiktiv –trotzdem, oder überhaupt ein interessanter Charakter. Magnus ist oftmals das „gute Gewissen“, der moralische Kompass, ein treuer Freund? Wie authentisch wirkt er auf Sie selbst?!
Ich denke, dass Magnus ein authentischer Römer seiner Klasse ist. Er ist seinem Gönner, dem Onkel von Vespasian, Gaius Vespasius Pollio, und damit auch Vespasian selbst völlig treu und denkt nicht daran, Mord, Brandstiftung oder Diebstahl zu begehen, wenn dies nicht erforderlich ist. Er hat auch einen sehr guten römischen gesunden Menschenverstand und kann Vespasian Ratschläge geben, um das zu bekommen, was er will, wenn Sie verstehen was ich meine.
Welche weiteren Projekte werden uns von Ihnen präsentiert werden? Wird eine neue Reihe wieder in der Antike spielen?
Das erste Buch meiner neuen Serie, „Alexander's Legacy“, wurde in Großbritannien veröffentlicht. Es werden wahrscheinlich zehn Bücher sein. Die Serie befasst sich mit der Zeit nach Alexanders Tod und seinen Nachfolgern, die sich über vierzig Jahre hinstreckt. Rowohlt hat bereits die ersten beiden Bücher der Serie „To the Strongest“ und „The Three Paradises“ gekauft. Ich habe die nächsten beiden bereits geschrieben „An Empty Throne“ und „Babylon“, und stehe kurz vor dem Beginn des fünften Buches dieser Serie, „The Death of Princes“.
Doch bevor die neue Serie über Alexander’s Nachfolger in Deutschland herauskommt, wird der Rowohlt-Verlag „Arminius-. Der blutige Verrat“ (ET Sommer 2021) herausbringen. In diesem Buch geht es um das Leben von Arminius. In dem Buch „Der gefallene Adler“ aus der Vespansian Serie erzählt Arminius‘ Sohn Thumelicus Vespasian die Geschichte seines Vaters.
Können Sie uns schon verraten welche historische Figur Sie in ihren nächsten Büchern reanimieren werden!?
Die neue Serie über Alexander’s Nachfolger wird aus mehreren Blickwinkeln erzählt. Ptolemaios, Seleukos, Antigonos, Roxanne, Thessaloniki, Eumenes, Olympias, um nur einige zu nennen.
Wie sieht Ihr Alltag aus? Wann schreiben Sie und schreiben Sie regelmäßig!?
Ich schreibe jeden Tag zwischen Mittag und sieben Uhr Abends. Ich arbeite nicht am Wochenende und wenn ich ein oder zwei Tage in der Woche frei haben möchte, werde ich es tun, weil mir niemand sagen kann, dass ich es nicht tun soll!
Würden Sie Ihre Buchserie Vespasian verfilmen lassen und würden dann gerne ein Mitspracherecht ausüben?
Ich würde es lieben, wenn sie verfilmt würden, aber ich denke, sie wären zu teuer. Und ja, natürlich würde ich ein gewisses Maß an Kontrolle haben wollen.
Sie leben in Berlin – ist diese Stadt zu Ihrer Heimat geworden?

Ja, ich liebe die Stadt und meinen Kiez und ich könnte mir nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben.
Vielen Dank Michael, dass ich mich mit Ihnen auf Ihrer Webseite unterhalten durfte.
Ich hoffe, Sie genießen das letzte Buch der Serie „Kaiser von Rom“, es wird am 13. Oktober herauskommen.

Michael Sterzik


Samstag, 5. September 2020

Der Chirurg und die Spielfrau - Sabine Weiß

Das Leben junger Adliger Söhne und Tochter im Mittelalter war meistens schon durch das Familienoberhaupt vorbestimmt. Die Familienehre, der Besitz von Ländereien, von Titeln und natürlich auch Einfluss und Macht am Hofe eines Königs, oder Herzogs, motivierte die Väter Ihre Kinder höchstbietend zu verkaufen.

Junge Frauen gingen Ehen ein, die für ihre Familie Macht und Einfluss ggf. bedeutete. Für die Söhne, wenn es denn mehrere gab, war die Zukunft methodisch geplant. Einer erbte den Titel, die Burg, den Landsitz, oder ähnliches und schlug die Ritterlaufbahn ein. Den Zweit- und Drittgeborenen war es bestimmt eine klerikale Laufbahn eines Priesters einzuschlagen, oder wenn sie Glück hatten studieren konnten. Ein individueller Berufswunsch war überwiegend schwer durchzusetzen. Eine Alternative war natürlich mit seiner Vergangenheit und seiner Familie zu brechen. Eine Rückkehr war dann meistens nicht mehr denkbar.

Die in Hamburg lebende Autorin Sabine Weiß hat vor wenigen Monaten im Verlag Lübbe ihren Titel: „Der Chirurg und die Spielfrau“ veröffentlicht. Die Story eröffnet sich genau mit dieser Thematik. Ein junger Ritter, der seinen Bruder auf einem idealistischen Kreuzzug folgt und durch eine Krankheit sein Augenlicht verliert. Chirurgisch behandelt durch einen berühmten Arzt fasziniert ihn die Welt der Medizin und Wissenschaft und er wird ein Meister seines Fachs. Doch auch durch die Sklavin und Spielfrau Elena, die seine körpereigenen Heilkräfte durch ihren Gesang und ihre Stimme aktiviert, verändert sich sein Leben. Er will die Frau aus der Sklaverei retten, die Frau die er liebt.

1217. Weil sein Vater ihn ins Kloster geben möchte, flieht der junge Bremer Adlige Thonis und schließt sich einem Kreuzzugsheer an. Doch er kommt nicht weit: Schon auf dem Weg ins Heilige Land erblindet er, wird zum Sterben zurückgelassen. Dass er gesundet, verdankt er allein dem betörenden Gesang einer Spielfrau, der ihn im Leben hält, und der Kunst des Chirurgen Wilhelm. Fasziniert lässt sich Thonis selbst zum Chirurgen ausbilden und spürt die Frau auf, die ihn einst rettete: Elena, eine Sklavin. Beide wollen sie den Menschen helfen – und geraten in einer Zeit der Kreuzzüge und Ketzerverfolgung in tödliche Gefahr ...(Verlagsinfo)

Sabine Weiß erzählt ihren neuesten historischen Roman sehr geschickt. Thematisch befasst sie sich mit der Medizin – der „klassischen“ und sagen wir es mal, einer alternativen Musiktherapie. Aber auch andere Themen, wie z.B. ein idealistischer Kreuzzug der zum Scheitern verurteilt ist, familiäre Familienfehden, die Sklaverei und die politischen Anmaßungen von Bischöfen und Königen, werden verarbeitet.

Menschliche Facetten und Beziehungsebenen sind in diesem Roman emotionale Minenfelder, die situativ gekonnt hochgehen. „Der Chirurg und die Spielfrau“ ist ein sehr spannender, und atmosphärisch dichter Roman, dessen Melodie überzeugt. Besonders gut gelungen, ist die Beschreibung der medizinischen Ausbildung, der Laufbahn, die Erkenntnisse und der Fortschritt der damaligen Behandlungsmöglichkeiten. Hier gelingt das Storytelling hervorragend. Auch die Figurenzeichnung ist realistisch und sehr gut gelungen. Das nach alter Rezeptur eines historischen Romans, natürlich die gute, alte Liebesgeschichte nicht fehlen darf, liegt auf der Hand. Wie der Titel schon sagt steht hier eine „Spielfrau“ im Fokus, eine Sklavin, die natürlich nach tragischen Erlebnissen ihren Mann stehen muss.

Derer Stärke ist ihre unvergleichliche Stimme, ihr Talent mit Gesang und Instrumenten zwar keine Heilung, aber Linderung zu verschaffen. Man mag darüber schmunzeln, aber eine Musik- und Klangtherapie ist medizinisch faktisch bewiesen. Doch dieser Part ist deutlich schwächer, nicht weniger dramatisch – aber gleicht inhaltlich manchmal einem Klischee, dass man mit vielen anderen historischen Romanen vergleichen kann. Es ist nicht langweilig, aber halt theatralisch überzogen und nimmt der Stärke der eigentlichen Geschichte enorm viel.

„Der Chirurg und die Spielfrau“ wäre um ein vielfaches besser, wenn Sabine Weiß den Weg einer dramatischen, überzeichneten, schicksalshaften Liebe nicht eingeschlagen hätte. Ja – klar – der Zielgruppe verlangt es nach Romantik, nach graziöser Schönheit einer Sklavin, nach harten Schicksalsschlägen, die man erträgt und noch stärker hervorgeht. Sorry – nichts Neues.

Sehen wir von diesem schwachen Part einmal ab – ist der Roman hochklassig. Sabine Weiß Talent und Stil eine Spannung zu erzeugen gelingt. Feinfühlige Figuren, tolle Dialoge und selbst die Kampfszenen sind sehr, sehr gut verarbeitet.

Die ersten 2/3 des Romans sind perfekt – gutes Tempo, aufbauende Spannung und die Figuren handeln wie man es erwartet, oder eben auch nicht. Die wechselnden Schauplätze sorgen für verschiedene Perspektiven und sind dabei behilflich, die Protagonisten zu charakterisieren. Auch hier hat mir die Darstellung und Interpretierung der historischen Figuren weitaus besser gefallen, wie die der fiktiven. Die Spielfrau ist die schwächste Figurenzeichnung, da sich hier jeder bekannten Klischees bedient wird. Unterschiedliche Berufe – gleiche Schicksale- gleiche Dramatik – gleiches Happy End.

Die Autorin Sabine Weiß kann durchaus mehr. Interessant wäre es einen Roman von Ihr zu lesen, dessen Aufbau nicht immer der gleiche ist – bei Ihren auf Sylt spielenden Romanen gelingt ihr das mehr als großartig. Diese Reihe kann ich absolut empfehlen.

Fazit

„Der Chirurg und die Spielfrau“ überzeugt durch die Melodie der Medizin. Spannende, perspektivische Wechsel, die mittelalterliche Wissenschaft sehr atmosphärisch interpretiert. Sehr zu empfehlen.

Michael Sterzik  

Sonntag, 30. August 2020

Odins Vermächtnis - David Leadbeater


Im Kino faszinierten uns schon immer Filme wie: „Jäger des verlorenen Schatzes“ – ein Peitsche schwingender Indiana Jones, ein draufgängerischer Schatzsucher, ein Archäologe mit dem Charme eines Abenteurers und einem Hauch von James Bond. Jahre später beeinflusste die Figur Lara Croft, die Spielewelt und auch den Film – Tomb Raider. Beide Figuren sind Garanten für grandiose Popcorn-Unterhaltung. Der Fokus liegt sicherlich bei der Unterhaltung, denn die Handlungen sind mehr wie unrealistisch – überzogen, jegliche Grenzen der Physik, der Naturgesetze enthoben. Und ach ja…..ein moralischer Kompass? Vergessen wir diesen bitte ganz schnell.

Einen ganz großen Anteil an der Story haben oftmals mystische, legendäre Elemente. Legenden, Sagen, Paranormale Phänomenen bilden den Stoff aus dem diese Träume entstehen, die man wenig später auf der Kinoleinwand sieht, oder in Comics, oder in Büchern liest. Trotzdem steckt in solchen Legenden und Sagen mitunter ein Körnchen Wahrheit, eine Mythologie – die man weder beweisen, noch wiederlegen kann.

Matt Drake, SAS-Offizier im Ruhestand, ist einem Rätsel auf der Spur, so alt wie die Menschheit selbst – dem Vermächtnis des Göttervaters Odin. Neun Puzzleteile, vor Äonen in alle Winde verstreut, sollen der Legende nach den Weg zum geheimnisumwitterten Grab der Götter weisen. Eine Entdeckung dieses Ausmaßes wäre die größte archäologische Sensation aller Zeiten.

Matts Suche nach den ältesten Schätzen der Welt führt ihn dabei an wildromantische Orte, und von einem Raketenangriff auf den Louvre und einem Hubschrauber-Überfall auf das National History Museum in New York, bis zu einem Angriff auf eine Gangstervilla auf Hawaii.(Verlagsinfo)

David Leadbeater wandelt auf den Spuren eines „Indiana Jones“ – seine Figur des ehemaligen Soldaten einer Spezialeinheit Matt Drake ist zwar keine Kopie, aber weist durchaus parallelen auf. Matt Drake ist eine Ein-Mann-Armee – ein konsequenter, gewalttätiger Charakter, mit einer klassisch geprägten Verlustvergangenheit und einigen psychischen Störungen.

Das Setting bilden Odins Reliquien, sein Leben und Sterben – sein Vermächtnis. Sicherlich verwendet der Autor hier gemäß der Quellenlage, diese historischen Elemente – aber es ist auch mehr, oder weniger nur das Grundgerüst. Die Handlung ist Action pur…Verfolgungsjagd, wilde Schießereien mit großen und kleineren Kalibern und natürlich eine Reise durch viele Länder, damit es wenigstens etwas Abwechslungsreich wirkt. Hinzu natürlich eine sich entwickelnde Liebesgeschichte, die so linear und simpel aufgebaut ist, dass sie fast schon billig wirkt. Das Trio wird um den Nerd Ben komplett, der ein Profi im Bereich der IT ist.

Was dem Autor allerdings gelingt ist, dass Interesse an Odin zu wecken. Wer war dieser allmächtige Gott, der durchaus Parallelen zu Jesus aufweist. Religion und Götter waren schon immer geradezu dafür prädestiniert sich unsterblich in den Medien zu verwirklichen. Auch hier keine Ausnahme – David Leadbeater hangelt sich zwar sehr lose an der Figur Odins – aber Ziel erreicht – er beschreibt es interessant.

„Odins Vermächtnis“ ist ein Actionroman – Punkt und aus. Die Dialoge sind peinlich, unlogisch, überzeichnet, und ganz ehrlich – verfügen diese über ein absolut billiges Niveau.  

Die Feinde sind natürlich grobschlächtige Deutsche – also auch ein gerne genommenes Klischee denen sich der Autor bedient.

Mit weniger Action, mit einer durchdachten Handlung, mit Logik, mit komplexen Charakteren wäre dieser Roman großartig. Leider hat er nicht davon. Selbst das Popcorn würde beim Lesen des Romans fade schmecken. Intelligente Handlung ? Originalität? Charaktere, in denen man sich wiederfindet? Nichts davon erfüllt „Odins Vermächtnis“.

Fazit

Bitte schalten Sie den Kopf aus, wenn Sie diesen Titel lesen. Bitte erwarten Sie keinen spannenden Roman, bitte keine intelligente Handlung, oder Originalität. Das Buch wird Ihnen kostbare Zeit stehlen. Willkommen in der Riege der schlechtesten Bücher, von einem der schlechtesten Autoren, das ich je gelesen habe.

Michael Sterzik

Samstag, 22. August 2020

Der Würfelmörder - Stefan Ahnhem

Die Würfel sind gefallen – oder Gott würfelt nicht – sechs Seiten eines Würfels mit Symbolen, oder Zahlen, die uns ein Ergebnis zeigen und uns gewinnen, oder verlieren lassen. Der Preis ist individuell hoch, oder niedrig.

Würfel sind neutral – sie unterscheiden nicht im Ergebnis wer die Würfel fallen, oder rollen lässt. Der schwedische Autor Stefan Ahnhem lässt in seinem Roman – Der Würfelmörder – den Zufall entscheiden. Der Tod ist gewiss, der Umstand, die Ausführung, die Mordwaffe nicht.

Zufall hin, oder her. Zufällig ist „Der Würfelmörder“ von Stefan Ahnhem wenig originell. Die Idee ist großartig und weckt eine interessante Erwartungshaltung. Ein Serienmörder ohne Motiv, ohne einen gewissen Prozess, ohne ein Ritual, dass er durchführen muss. Wie soll man so jemanden finden – der alles dem Zufall überlässt, der mit den Opfern keine noch so ferne Beziehung hat, die ihn überführen könnte. Interessanter Ansatz, oder!?

Die Idee, die der Autor hier verfolgt ist löblich, die Ausführung ist mangelhaft bis ungenügend. Nebengeschichten gehören in einer komplexen Story, sie stützen das Konstrukt dieser Basis, sie konzipieren und bauen die Protagonisten aus. So immens wichtig für eine vielseitige, innovative Handlung sind nicht nur diese Nebengeschichten, sondern auch die begleitenden Personen. In dem vorliegenden Roman ist beides faktisch zu viel da und zu intensiv. Die Handlung ist labyrinthisch – es ist kein Weg erkennbar. Selten habe ich einen Thriller gelesen, der so inhaltslos und nicht spannend ist. Bei den privaten Sequenzen habe ich mich gefragt, was diese aussagen sollen. Den Sinn habe ich bei aller Analytik nicht gefunden.  

Die Dialoge sind überzeichnet und laufen oftmals absolut in ein inhaltliches Vakuum. Die Charaktere – und zwar alle sind nebulös und nicht greifbar. Keine Sympathie – kein Verständnis und erst recht keine Identifikation mit einer dieser Personen. Es gibt bloß Statisten mit einer Gewichtung – aber Haupt- und Nebenfiguren sind ungenügend konzipiert.

Da hilft es auch nicht aktuelle Themen wie Rassismus verarbeiten zu wollen. Auch hier eine tolle Idee sich zu positionieren – schade aber auch, dass auch dies nicht funktioniert.

Es gibt zwischen den Parteien – Ermittler und Mörder kein Duell auf Augenhöhe. Jeder handelt für sich und jeder alleine. Keine wechselnde Perspektive bei dem man konkrete, aufbauende Fortschritte feststellen kann. Die Perspektive des Mörder ist absolut ungenügend und unbrauchbar in Szene gesetzt.

Stefan Ahnhems Talent für das Schreiben von Thrillern zeigt sich hier nicht. Handwerklich fühlt sich das eher an, als wäre es eines seiner ersten Projekte mit dem er sich befasst. Stil, Ausdruck und Sprache sind durchschnittlich verwendet.

 

Fazit

„Der Würfelmörder“ Stefan Ahnhem ist so spannend wie ein Herzstillstand. Keine Bewegung im Roman. Protagonisten sind nichts anderes als Statisten. Dialoge sind überfrachtet und völlig losgelöst – wenn man die Handlung erklären möchte.

Absolut nicht zu empfehlen.

 

Michael Sterzik