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Samstag, 6. November 2021

Teufelsnetz - Max Seeck


Das Internet vergisst nichts  - Die Informationen verbreiten sich in Sekundenschnelle: Beiträge werden geteilt, verlinkt, kommentiert, lokal gespeichert usw. Das Informationsnetzwerk beschränkt sich nicht mehr auf eine Stadt, oder eine spezielle Region, über Staats- und Ländergrenzen hinweg ist das Internet inzwischen ein globales Dorf geworden. Das kann sich positiv auswirken, diese Transparenz – doch wie bei allem gibt es auch hier eine düstere Seite dieses Informationsspielplatzes.

Influencer und Blogger sind die heimlichen „Stars“ im Netz. Sie geben Trends vor, empfehlen Waren, Dienstleistungen usw. Sie verdienen gut damit – und ihre Stimme und Stimmung haben ein gewisses mediales Gewicht. Das kann sich sehr negativ, manipulativ auswirken. Künstliche Kunst – Improvisation, originelle Ideen, Visionen, Vielfältigkeit – können vergänglich, oder nachhaltig sein, es gibt hier keine Zwischenwelten.

Der finnische Autor Max Seeck verarbeitet das Thema „Social media“ in seinem neuesten Roman „Teufelsnetz“. Erinnern wir uns kurz an seinen ersten Roman der Reihe um die eigensinnige und geheimnisvolle Ermittlerin Jessica Niemi – „Hexenjäger“. Mit diesem sehr originellen Roman, ist der erfolgreiche Autor einen sehr selbstbewussten, konsequenten Weg gegangen. Einfallsreich – eine hohe Spannung – tiefgründige Charaktere und wie erwähnt ist die Story fantastisch gut gewählt und erzählt.

Exemplarisch für diese Reihe ist die düstere Atmosphäre, die alles umgibt und durchdringt. Selbst die hellen Momente, die Lichtblicke in der Handlung erscheinen mit einer durchdringenden, dunklen Aura.

Helsinki 2020: Zwei erfolgreiche Blogger sind spurlos verschwunden. Kurz darauf wird deren Tod in den sozialen Medien gemeldet. Ein geschmackloser PR-Gag? Als eine junge Frau, gekleidet wie ein Manga-Mädchen, am Strand tot angespült wird, vermutet die Kriminalpolizei einen Zusammenhang. Jessica Niemi übernimmt die Ermittlungen, und sie kommt schon bald einem skrupellosen Netzwerk auf die Spur, das offenbar Mädchen an Manga-Fetischisten vermittelt. Zum Sex - und zum Töten ...(Verlagsinfo)

Vielleicht ist das Erfolgsgeheimnis des Autors, dass das „Böse“ so allgegenwärtig ist, so selbstverständlich sein Netz spinnt, auch wenn es weiß, dass es ggf. nicht gewinnen kann. Das ist auch nicht wichtig für das „Böse“ – wichtig ist der Weg des Todes, des Schmerzes, der Tränen und der Verzweiflung.

Max Seeck hat auch in der Ausprägung seiner Charaktere großartiges geleistet. Vielschichtig, menschlich abgründig, mysteriös und geheimnisvoll und das nicht nur auf eine Person konzentriert. Jede agierende Person hat hier etwas zu erzählen, und auch im zweiten Band, sind noch längst nicht alle „Leichen“ aus dem Keller zutage gekommen. Auch in dem gut geschilderten Rückblick in eine frühe, oder spätere Vergangenheit bewegen sich die Protagonisten überhaupt nicht orientierungslos. Das Konzept von Max Seeck geht auf – die gute Zusammenarbeit zwischen einer spannenden Handlung und vielfältigen Charakteren ist absolut ausgewogen. Alles spannend – zielgerichtet und zu keinem Zeitpunkt verspürt man auch nur einen Ansatz von Langeweile. Es gibt auch eine überschaubare Anzahl von Nebengeschichten und Schauplätzen, die nicht überflüssig auf den Hauptpart aufgebaut sind.

Natürlich fokussiert sich die Handlung auf die Chefermittlerin Jessica Niemi. Diese hat ein absolutes Talent dafür, sich in ihrem selbstgebastelten, emotionalen Minenfeld in die Luft zu sprengen. Das war im ersten Band so – im zweiten scheint sich die Lernkurve noch lange nicht abgeschlossen zu haben. Von ihrer Vergangenheit erfahren wir nicht viel mehr, wie sonst schon bekannt, aber sie muss sich selbst damit auseinandersetzen, wie sie hier verwende ich den Begriff „künstlich“ sich nicht mehr hinter einer „künstlichen“ Fassade versteckt.

Die Story ist komplex und fassungslos brillant. Das Tempo ist auch linear ansteigend, allerdings gibt es eine überraschende Spannungsexplosion.

„Teufelsnetz“, erzählt nicht viel von den Gefahren und Herausforderungen des „Netzes“ hier bleibt es allzu oberflächlich, was sich nicht negativ als Breakpoint auf den Spannungsbogen auswirkt. Die Handlung bzw. die Verbrechen sind nicht neu und diesen Trend findet man auch wieder in den vielen Neuerscheinungen im Genre Thriller. Max Seeck versteht es sein Spannungsgerüst erdbebensicher zu konstruieren. Stil, Ausdruck uns Sprache sind erstklassig. Und wir das Thema „Realismus „ansprechen –  die Story ist authentisch genug um entweder schon passiert zu sein, oder es noch geschehen zu lassen. Rekapitulierend noch einmal: Das „Böse“ ist immer da, es versteckt sich, es wartet ab – aber wie auch in diesem Roman – es schlägt unbarmherzig zu. Die Atmosphäre ist morbide faszinierend.

Fazit

Das Netz des Bösen – digital, oder menschlich zeigt sich hier hinter vielen Masken. Realistisch, atemberaubend spannend und tolle Figuren, die vielseitig sind und noch viel zu erzählen haben. Damit ist „Teufelsnetz“ einer der stärksten Thriller in diesem Jahr.

Michael Sterzik

 

Samstag, 28. Dezember 2019

Tom Clancy - Anschlag auf den Präsidenten - von Mark Greaney


Der vorliegende Band ist der 22. Titel der berühmten und erfolgreichen Reihe um den ehemaligen Analysten und CIA-Agenten und nun Präsidenten Jack Ryan (Senior).

Nach dem Tod des Bestsellerautors und militärischen Berater Tom Clancy, wird diese Reihe von diversen amerikanischen Autoren weitergeführt. Mark Greany ist also der eigentliche Autor des vorliegenden Romans.

Wie immer werden aktuelle, brisante Themen in diesen Polit-Thrillern verarbeitet, auch bei „Anschlag auf den Präsidenten“ geht es um die Gefahren der Cyberkriminalität, um menschliches Versagen bei der Speicherung und Verarbeitung von sensiblen, persönlichen Daten von speziellen Militärangehörigen und Agenten der CIA – der Demaskierung in fremden Ländern ggf. einen Todesurteil gleichkommt. Ebenso ist die Terrorgruppe IS (Islamischer Staat) ein Teil der Story, die gezielt hochrangige Militärs und CIA-Agenten persönlich den Krieg erklären und in ganz Amerika Killer auf diese Personengruppen loslässt. Weiter geht es um den Machtapparat „China“ – die wenig Spaß verstehen, wenn ihre Interessen falsch wahrgenommen werden.

Alles Themen, die realistisch interpretiert sind, oder es später sein könnten. Nicht wenige Szenarien, die von Tom Clancy in der Vergangenheit geschildert wurden,  wurden wenige Jahre später zu einer grausamen Wirklichkeit. Prophetische Unterhaltung die sich als bösen und grausamen Terror realisierte.

Der deutsche Titel ist allerdings denkbar schlecht gewählt. Es gibt keinen Anschlag auf den amerikanischen Präsidenten – es gibt viele, sehr gut und actionreich geschilderte Anschläge auf CIA-Agenten und Militärangehörige. Gezielte Tötungen  die durchaus vor inkludierten Kollateralschäden bei der Zivilbevölkerung nicht halt macht.

Atmosphärisch ist der vorliegende Band sehr packend und vor allem Spannend erzählt und ist actionreicher, als vergleichbar so manch anderer aus dieser Reihe. Zweifelsohne führt uns der Roman vor Augen, wie angreifbar wir als Person sind, wenn wir im Internet persönliche Daten auf Social-Media Plattformen preisgeben. Individuelle Interessen, Hobbies, oder gar Aufenthaltsorte machen uns höchst angreifbar. Ebenfalls und noch viel gefährlicher wird es, wenn Datenlecks auf nationaler Ebene, dazu führen, dass Lebensgefahr entstehen kann. Wissen ist Macht – dass ist hier mehr wie eine platte Plattitüde – es ist grausame Wirklichkeit.

Natürlich darf der Terror in so einem Polit-Thriller nicht fehlen. Der islamische Staat ist noch immer ein aktuelles Feindbild und die Radikalisierung von „Amerikanern“ und deren Opferung für Allah und ein Paradies inkl. Jungfrauen gehört dazu. Doch neben den religiösen Fundamentalismus, spielen wirtschaftliche Interessen in der arabischen Welt auch keine untergeordnete Rolle – im Gegenteil – aber lesen Sie selbst.

Die handelnden Player im Roman sind nicht neu. Die Familie Ryan spielt wie immer eine große Rolle und die Agenten des Campus um John Clark sind ebenfalls die Hauptakteure.

Sprechen wir doch einmal an dieser Stelle über den weltberühmten Patriotismus der USA. In dem vorliegenden Band: „Anschlag auf den Präsidenten“ wird dieser generell ausgebreitet. Amerikas Rolle als Weltpolizei, die Freiheit und Recht auch mit brachialer Waffengewalt durchsetzt ist ein Thema und die Achse des Bösen ist ein Echo, dass sich auch hier zeigt. Tja – früher war es der Kommunismus, heute der Terrorismus und morgen – China spielt als Weltmacht schon längst mit – wirtschaftlich eine Hausnummer – militärische Aufrüstung findet statt – fragt man sich also „Warum?“.

Action hin, oder her – ich würde es sehr begrüßen, wenn der 23 Band zwar so spannend bleibt, aber der Krieg gegen den Terror politisch gesehen eine höhere Aufmerksamkeit bekommt. Das Auftreten von Präsident Jack Ryan ist imponierend und spannend, seine Reden zwar allzu von Patriotismus getränkt, aber sein direkter diskutierender Angriff auf die Presse bei einer seiner öffentlichen Reden ist grandios dargestellt.

Fazit

„Tom Clancy – Anschlag auf den Präsidenten“ von Mark Greaney ist ein starker, aktueller Thriller. Konsequente Action bietet kompromisslose Unterhaltung. Ziel erreicht. Das nächste Mal – bitte weniger Action – mehr Politik – die auch spannend erzählt werden kann.

Michael Sterzik


Samstag, 1. Juni 2019

NSA - Andreas Eschbach


„Was wäre wenn...?“ oder „Was wäre passiert wenn es damals schon, dass .....gegeben hätte? Elementare Fragen – auf die wir keine Erklärung finden können, die Vergangenheit ist passiert, sie ist nicht wieder rückgängig zu machen – Die Würfel sind gefallen – Punkt – Fakt – Geschichte.

Andreas Eschbach muss sich diese Frage allerdings auch gestellt haben. Einfach mal ein Gedankenspiel – das Dritte Reich hätte in den Kriegsjahren und ggf. schon Jahre vorher die Vielzahl von multimedialen und technisierten Kommunikationsmöglichkeiten gehabt. Computer, Email, Internet, mobile Endgeräte...usw. Wäre der Krieg womöglich anders ausgegangen, wenn wir gegenüber den Alliierten diesen wesentlichen Vorteil gehabt hätten!?

In Andreas Eschbach vorliegenden Roman: „NSA“ (Nationales Sicherheits-Amt) ist dieses o.g. Gedankenspiel, die Grundlage für diesen Roman. Vorab sei zu sagen, es gibt beim Lesen dieses Titel ein Merkmal, dass man beachten muss. Wenn sich der Leser schon vorab mit der Thematik des Dritten Reiches, des Nationalsozialismus und dem 2.Weltkrieg befasst hat und sowieso schon weiß, welche technischen Überwachungsmöglichkeiten, die Geheimdienste der führenden Staaten einsetzen kann, für den wird der Roman nicht mehr wie unterhaltsam sein.

Nazis, die sowieso gezielte Propaganda einsetzen, die Medien zensieren, die Menschen überwachen, manipulieren und letztlich vernichten konnten – all das wissen wir schon. Die Eskalationsspirale hätte sich schneller gedreht, wenn diese Nationalisten instrumentalisiert alle Kommunikation in ihrer Monopolstellung eingesetzt hätten!? Ist dem so? Andreas Eschbach erzählt die Story in dem vorliegenden Band sehr eindimensional und nur aus der Perspektive des Deutschen Reiches um 1942. Die Menschen sind zumeist alle ausgestattet mit Handys und können aktiv und passiv von der NSA abgehört werden. Nebenbei natürlich geortet usw. Eine Welle von individuellen Daten der deutschen Bevölkerung, die analysiert werden um innere Feindseligkeiten und Kritiker des Systems auszuschalten.

Verbrecherisch in jedem Fall – aber ist das eine überraschende Botschaft?! Eine globale Überwachung unserer Kommunikationskanäle....oh Gott, welche brisantes Thema. Sorry – dass ist nicht „Neu“.

Die Protagonisten im Roman sind naiv, verbrecherisch, nicht weitsichtig genug und schlichtweg einfach zu dumm. Die Tiefe der Story lässt zu wünschen übrig, da die Perspektive nur sehr eindimensional ist und ganz ehrlich – unrealistisch.
Andreas Eschbach verbindet in seinem Titel viele Themen, Personengruppen und Situationen in einem Netz, die man schon kennt: Anne Frank, die Vernichtung der Juden, Stalingrad, die Weiße Rose u.a. Alle Themen werden mir einfach viel zu oberflächlich erzählt, inkl. den Protagonisten.

Wo hat der Autor die anderen Nationen ins Bild gerückt? So gut wie gar nicht – Das Deutsche Reich ist führend in der Welt – die anderen Staaten sind uns nicht gewachsen.....! Interessant wäre es gewesen, wenn wir schon über Globale Verhältnisse lesen und reden wollen – was hätten die anderen Nationen in dieser Situation gemacht!? Deutschland als großer, Global Player und die Alliierten laufen uns hinterher?!

„NSA“ von Anderas Eschbach ist wenn man die Zielgruppe erreichen möchte, ganz klar als „Jugendbuchroman“ anzusehen. Für den einen, oder anderen jungen Leser, der zwar auch ein Handy hat und damit kommuniziert, aber noch lange nicht weiß, was er da eigentlich in den Händen hält, vom Datenschutz einmal ganz abgesehen, mag der Roman interessant sein – für ältere Leser nur durchschnittlich gute Unterhaltung ohne wirklichen, nachhaltigen Mehrwert.

Interessanter wäre es vom Autor zu lesen, welche Einsatzmöglichkeiten, inklusiver hoch motivierte Krimineller Energie auf Staatsebene, vielleicht in einem totalitären System, gibt es denn nun wirklich. Was setzen Geheimdienste derzeit ein, welche Risikobereiche haben wir in einem Cyberkrieg? Was bedeutet das für die Menschen und ihre Infrastruktur? Unzählige Fragen die ich für mich selbst beantworten kann – aber über die eine Vielzahl von Leser gar nicht nachdenken möchte, oder will.

In dem Titel : „NSA“ gab es unglaublich viele Variationen die Geschichte wirklich interessant und spannend zu gestalten, stattdessen fokussiert man sich auf blasse Protagonisten deren Schicksal nicht nahegeht. Auch hier pure Eindimensionalität.

Fazit

„NSA“ von Andreas Eschbach ist ein netter Unterhaltungsroman für eine nette naive Zielgruppe von Lesern, die es noch nicht verstehen, dass die Welt an den Ränderns des Displays ihrer Handys etwas größer ausfällt als gedacht.

Spannung nicht wirklich – Nachhaltige Botschaften ? Nichts neues....
Chancen verpasst – ein Titel der mich persönlich enttäuscht hat und den ich nicht empfehlen kann.

Michael Sterzik