Engelzorn – Alex Thomas
In Rom laufen die Vorbereitungen für das Dritte
Vatikanische Konzil auf Hochtouren, als eine abgelegene Abtei Opfer eines
Gewaltanschlags wird. Bis auf einen Mönch verbrennen alle Ordensleute bei
lebendigem Leib. Die rebellische Nonne Catherine Bell und Kardinal Ciban reisen
nach L’Aquila, um zu ermitteln. Schon bald entpuppt sich das Kloster als eine
Bastion des Geheimordens Lux Domini, der gegen eine alte, skrupellose Macht
kämpft. Als Catherine und Ciban das Protokollbuch der Abtei finden, wird das
gesamte Ausmaß des Schreckens klar: Der bestialische Anschlag war erst der
Auftakt. Der Feind ist längst auf dem Weg nach Rom ...(Verlagsinfo)
Kritik
Der dritte Band des in London lebenden
Autorenehepaars um die aufrührerische Nonne Catherine Bell und den von Geheimissen
umgebenen Kardinal Ciba, setzt die Handlung der ersten beiden Bände souverän fort.
„Engelszorn“ baut auf viele Mysterien, Legenden
und ebenso vielen wissenschaftlichen Themen. Als Vatikan- und Mysterien
Thriller eingestuft verbindet die Handlung viel Fiktion und Fakten miteinander.
Diese Elemente bilden die Stärken und die Schwächen des vorliegenden Romans.
Für Laien, die sich mit diesen „Wissenschaften“ nicht beschäftigen und wenig
Gedanken und Motivation einsetzen, ist dieser Roman zu eindimensional. Die
übersinnlichen Theorien, wie z.B. die Jenseitsforschung, der Glauben an Dämonen
und Engeln – konkurrieren evtl. mit dem bodenständigen Weltbild der Leser.
Für die Leser die sich mit diesen genannten
Mysterien schon im Vorfeld auseinandergesetzt haben und vielleicht auch die
Bücher von Dr. Raymond A. Moody gelesen haben, werden sich bestens
zurechtfinden. Das eintauchen in einer Welt die Religion und Wissenschaft
trefflich miteinander kombinieren, ist „Engelszorn“ ein besonderer Roman.
Persönlich empfand ich den dritten Band „Engelszorn“ als den schwächsten und
zugleich intensivsten Roman aus der Reihe.
Schwach allerdings, nur aus dem Grund, dass hier offensichtliche Chancen
„noch“ nicht wahrgenommen wurden. Verwirrend und manchmal etwas langatmiger
waren die einzelnen Theorien der Grenzwissenschaften, diese miteinander zu
verweben, wirkte oftmals der Handlung angemessen, als zu überlagert.
Die Charaktere – Bell und Ciban – gehen
manchmal in einen Strudel von Ereignissen unter und verlieren, damit an
Entwicklung. Es gab einen Charakter der den beiden Hauptprotagonisten die Show gestohlen
hat – Larzarus/Martini/Gaius Cassius. Alleine diese Person mit seiner
historischen Vergangenheit, ist ein Quell des Wissens. Diesen Charakter würde
ich liebend gerne im nächsten Band mehr Raum in der Handlung einnehmen sehen.
Die Autoren Alex Thomas interpretieren die
Kirche als weltliche Machtform, mit einzelnen konkurrierenden, politischen
Gruppierungen. Doch die Kirche und deren Führungskräfte sind Menschen mit ganz
verschiedenen antreibenden Motivationen, auch das ist offensichtlich und absolut
realistisch beschrieben.
Die Handlung von „Engelszorn“ ist hochspannend
und motivierte mich dazu, wieder einmal mehr über einzelne Theorien zu
recherchieren.
Fazit
„Engelszorn“ ist ein wissenschaftlich, klerikaler
Thriller der auf brillanter weise Wissenschaft und Religion mit einander
kombiniert. Spannende Theorien umwoben von Mysterien, Legenden und
interessanten Charakteren.
Auch wenn sich hier die Kritiken und Meinungen
scheiden, bleibt übrig zu sagen, dass es weitergehen muss. Es gibt noch vieles
zu erzählen aus diesem unendlichen Meer von Theorien der Wissenschaft und
Religion. Und vielleicht, eines Tages – in späteren Generationen, werden wir
feststellen – das es eine Einheit bilden kann. Es kommt nur auf die Perspektive
des „sehenden“ und „verstehenden“ an.
„Engelszorn“ ist ein starker Thriller – für Insider
und weltoffene Leser zwischen Himmel und Hölle.
Michael Sterzik
September 2015