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Sonntag, 20. September 2015

Engelszorn - Alex Thomas

Engelzorn – Alex Thomas

In Rom laufen die Vorbereitungen für das Dritte Vatikanische Konzil auf Hochtouren, als eine abgelegene Abtei Opfer eines Gewaltanschlags wird. Bis auf einen Mönch verbrennen alle Ordensleute bei lebendigem Leib. Die rebellische Nonne Catherine Bell und Kardinal Ciban reisen nach L’Aquila, um zu ermitteln. Schon bald entpuppt sich das Kloster als eine Bastion des Geheimordens Lux Domini, der gegen eine alte, skrupellose Macht kämpft. Als Catherine und Ciban das Protokollbuch der Abtei finden, wird das gesamte Ausmaß des Schreckens klar: Der bestialische Anschlag war erst der Auftakt. Der Feind ist längst auf dem Weg nach Rom ...(Verlagsinfo)

Kritik

Der dritte Band des in London lebenden Autorenehepaars um die aufrührerische Nonne Catherine Bell und den von Geheimissen umgebenen Kardinal Ciba, setzt die Handlung der ersten beiden Bände souverän fort.

„Engelszorn“ baut auf viele Mysterien, Legenden und ebenso vielen wissenschaftlichen Themen. Als Vatikan- und Mysterien Thriller eingestuft verbindet die Handlung viel Fiktion und Fakten miteinander. Diese Elemente bilden die Stärken und die Schwächen des vorliegenden Romans. Für Laien, die sich mit diesen „Wissenschaften“ nicht beschäftigen und wenig Gedanken und Motivation einsetzen, ist dieser Roman zu eindimensional. Die übersinnlichen Theorien, wie z.B. die Jenseitsforschung, der Glauben an Dämonen und Engeln – konkurrieren evtl. mit dem bodenständigen Weltbild der Leser.

Für die Leser die sich mit diesen genannten Mysterien schon im Vorfeld auseinandergesetzt haben und vielleicht auch die Bücher von Dr. Raymond A. Moody gelesen haben, werden sich bestens zurechtfinden. Das eintauchen in einer Welt die Religion und Wissenschaft trefflich miteinander kombinieren, ist „Engelszorn“ ein besonderer Roman. Persönlich empfand ich den dritten Band „Engelszorn“ als den schwächsten und zugleich intensivsten Roman aus der Reihe.  Schwach allerdings, nur aus dem Grund, dass hier offensichtliche Chancen „noch“ nicht wahrgenommen wurden. Verwirrend und manchmal etwas langatmiger waren die einzelnen Theorien der Grenzwissenschaften, diese miteinander zu verweben, wirkte oftmals der Handlung angemessen, als zu überlagert.

Die Charaktere – Bell und Ciban – gehen manchmal in einen Strudel von Ereignissen unter und verlieren, damit an Entwicklung. Es gab einen Charakter der den beiden Hauptprotagonisten die Show gestohlen hat – Larzarus/Martini/Gaius Cassius. Alleine diese Person mit seiner historischen Vergangenheit, ist ein Quell des Wissens. Diesen Charakter würde ich liebend gerne im nächsten Band mehr Raum in der Handlung einnehmen sehen.

Die Autoren Alex Thomas interpretieren die Kirche als weltliche Machtform, mit einzelnen konkurrierenden, politischen Gruppierungen. Doch die Kirche und deren Führungskräfte sind Menschen mit ganz verschiedenen antreibenden Motivationen, auch das ist offensichtlich und absolut realistisch beschrieben.

Die Handlung von „Engelszorn“ ist hochspannend und motivierte mich dazu, wieder einmal mehr über einzelne Theorien zu recherchieren.
Fazit

„Engelszorn“ ist ein wissenschaftlich, klerikaler Thriller der auf brillanter weise Wissenschaft und Religion mit einander kombiniert. Spannende Theorien umwoben von Mysterien, Legenden und interessanten Charakteren.

Auch wenn sich hier die Kritiken und Meinungen scheiden, bleibt übrig zu sagen, dass es weitergehen muss. Es gibt noch vieles zu erzählen aus diesem unendlichen Meer von Theorien der Wissenschaft und Religion. Und vielleicht, eines Tages – in späteren Generationen, werden wir feststellen – das es eine Einheit bilden kann. Es kommt nur auf die Perspektive des „sehenden“ und „verstehenden“ an.

„Engelszorn“ ist ein starker Thriller – für Insider und weltoffene Leser zwischen Himmel und Hölle.


Michael Sterzik

September 2015


Samstag, 5. Oktober 2013

Lockwood & Co. (Jonathan Stroud)


Lockwood & Co. (Jonathan Stroud)

Geister, Ghoule, Grabgeflüster: Die Agenten von LOCKWOOD & CO. sind allem gewachsen

LONDON, ENGLAND: In den Straßen geht des Nachts das Grauen um. Unerklärliche Todesfälle ereignen sich, Menschen verschwinden und um die Ecken wabern Schatten, die sich nur zu oft in tödliche von Geisterwesen ausgesandte Plasmanebel verwandeln. Denn seit Jahrzehnten wird Großbritannien von einer wahren Epidemie an Geistererscheinungen heimgesucht.

Überall im Land haben sich Agenturen gebildet, die in den heimgesuchten Häusern Austreibungen vornehmen. Hochgefährliche Unternehmungen bei denen sie, obwohl mit Bannkreisketten, Degen und Leuchtbomben ausgerüstet, nicht selten ihr Leben riskieren.

So auch die drei Agenten von LOCKWOOD & CO. Dem jungen Team um den charismatischen Anthony Lockwood ist allerdings bei einem Einsatz ein fatales Missgeschick passiert.

Um die Klage abwenden und den Schadenersatz dafür aufbringen zu können, müssen die drei Agenten von LOCKWOOD & CO. einen hochgefährlichen und zutiefst dubiosen Auftrag annehmen. Dieser führt sie in eines der verrufensten Herrenhäuser des Landes und stellt sie auf eine Probe, bei der es um nichts weniger als Leben oder Tod geht … (Verlagsinfo)

Kritik

Jonathan Stroud hatte als Autor mit seiner „Bartimäus – Reihe einen beachtlichen Erfolg vorzuweisen. Es folgte mit „Valley“ ein durchschnittlich erfolgreicher Roman, dem es aber nicht gelang Witz, Ironie und Spannung miteinander zu kombinieren. Der britische Autor erreicht mit seinen fantastischen Büchern nicht nur jugendliche Leser, sondern begeistert natürlich auch die Erwachsenen mit seinen Geschichten von Dämonen und anderen paranormalen Wesen.

Mit „Lockwood & Co.“ besinnt sich der in London lebende Autor wieder seine Stärken und katapultiert den Leser nach London, den Schauplatz dieser wirklich geistreichen Geschichte.

Jonathan Stroud Rezept ist gradlinig und einfach. Sein Stil wie gewohnt flapsig und trifft den Leser genau, wie er es beabsichtigt. In Lockwood & Co. Ist die Welt eine bunte Mischung, aus übernatürlichem und normalem Wahnsinn. Als völlig selbstverständlich treiben sich Geister nicht nur auf heimischen Friedhöfen um, sondern wandeln auch durch die nebeligen Straßen Londons und verbreiten Angst und Schrecken. Und harmlos sind sie natürlich auch nicht. Als neues Geschäftsmodell machen sich Geisterjägeragenturen breit. Deren Mitarbeiter sind meistens sensible Kinder und Jugendliche die feinfühliger und offener sind als ihre erwachsenen Eltern.

Die Hauptfiguren sind nicht nur der Inhaber der Agentur Anthony Lockwood, sondern ebenfalls seine noch jugendlichen Partner und Angestellten Lucy Carlyle und George. Das perfekte und manchmal (un)ausgewogene Trio kämpft mit silbernen Degen, Salz und einer Menge Selbstvertrauen. Dass dabei natürlich nicht alles gelingt und das Chaos in ihr Leben tritt, ist unausweichlich.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive Lucy, die als Geisterjägerin unerfahren, doch mit viel Talent gesegnet ist. Lockwood, ihr Chef ist das Genie des Trios – charismatisch, immer optimistisch mit dem Drang zur arroganten Selbstdarstellung.  George, der Dritte im Bunde nimmt die Rolle des schwächsten Mitgliedes ein. Introvertiert, tollpatschig und ein wenig einsam, schaut er zu seinem Idol, Freund und Chef Anthony Lockwood auf.

Die Charakterzeichnung ist dem Autor fast schon perfekt gelungen und ist das Geheimnis dieser Geschichte. Die Dialoge der Protagonisten sind im typisch englischem Humor angesiedelt und passen sich perfekt der düsteren Atmosphäre an.

England – London als Bühne dieser Geschichte ist perfekt inszeniert, wo anders findet sich ein breites und vielseitiges Spektrum von verrückten, irren und rachsüchtigen Geistern!? Man merkt das sich der Autor beim Schreiben dieses Romans nicht nur Mühe gegeben hat, sondern es ihn auch viel Spaß gemacht haben muss.

Doch „Lockwood & Co“ ist mehr als eine einfache Geistergeschichte, es ist unter anderem auch ein Thriller, ein spannender Krimi der durch eine komplexe Story verfügt und kreativ immer mehr an Tempo gewinnt.

Fazit

„Lockwood & Co“ – Die seufzende Wendeltreppe“ ist ein sehr gelungener und einfallsreicher Roman. Liebevolle Details, verschrobene, originelle Charaktere und eine „Geistreiche“ Geschichte wirken absolut überzeugend und machen Lust auf mehr, auf viel mehr Geschichten aus der Feder des Autors.

Mit diesem Roman gelingt es Jonathan Stroud erneut sich in die Herzen und Gedanken seiner jungen und jung gebliebenen Leserschaft zu schreiben.

Für mich eines der stärksten Jugendbücher in diesem Jahr.

Witzig, ironisch, spannend und einfallsreich, dabei etwas verrückt, abgefahren und verfügt über geistreichen Zauber. Perfekte unkonventionelle Unterhaltung.

Michael Sterzik