Sonntag, 3. Juli 2011

Gargoyle - Andrew Davidson


Gargoyle – Andrew Davidson

„Ab und an erteilt das Unheil den Arglosen gewaltsamen wie die Liebe“

Kann Liebe die Ozeane der Zeit überwinden und sich über ein Leben hinaus weiterentwickeln? Ja, welch eine abstruse Frage, oder vielleicht doch nicht?!
In vielen romantischen Büchern und Filmen ist davon die Rede, dass der Tod einer vollkommenen Liebe nichts entgegenzusetzen vermag, und Liebende sich im Jenseits wiederfinden!? Bei Menschen die mit beiden Beinen fest im Leben stehen und sich keinerlei Gedanken darüber machen, dass Gesundheit etwas sehr wertvolles ist, schlägt das Schicksal manchmal gnadenlos zu. Und das mit einer Schmerzhaftigkeit, dass es uns leider erst zu spät auffällt, wie schön und vor allem kurz das Leben sein kann. Überlebt man solch einen schicksalshaften Niederschlag, so sieht der ehemals naive und nun geläuterte Mensch, sein Leben zumeist aus einer ganz anderen Perspektive.

Der kanadische Autor Andrew Davidson hat mit seinem Debütroman „Gargoyle“ (Wasserspeier) die Bestsellerlisten erobert. Dem Titel nach erwartet man hier vielleicht eher einen Roman aus dem Genre Fantasy, aber weit gefehlt. Mit „Gargoyle“ ist ihm eine wundervolle, romantische und sehr tiefsinnige Geschichte gelungen.

Inhalt

An einem Karfreitag fährt ein Mann mit zu viel Kokain und Alkohol im Blut eine kurvige Straße entlang. Er unterschätzt seine gedämpften Reflexe und den steilen Berghang zu seiner linken, in einer Art Vision oder eher seiner Drogenparanoia sieht er aus dem Wald zu seiner rechten, einen Hagel von brennenden Pfeilen die auf ihn abgeschossen werden. Zuvor allerdings tränkt sich der Fahrer mit einem hochprozentigen Bourbon seine Hose, er reißt das Lenkrad herum, durchbricht die Leitplanke und stürzt in die Schlucht.

Der Wagen fängt sofort nach dem Aufschlag Feuer, der vergossene Bourbon ist ein Brandbeschleuniger und der verletzte, eingeschlossene Mann, noch bei vollem Bewusstsein, droht zu verbrennen. Glück im Unglück  - der Wagen rutscht noch ein wenig weiter und landet in einem Gebirgsbach, der ihm wohl sein Leben rettet.

Als er im Krankenhaus wieder aufwacht ist ihm zuerst klar das den Unfall überlebt hat. Doch seine Verbrennungen sind so schwer und schmerzvoll, dass er für immer gezeichnet ist. Sein Kopf, seine Brust, Rücken und Beine sind aufs schwerste verbrannt. Damit ist seine Karriere als Pornodarsteller und erfolgreicher Produzent beendet. Sein schöner Körper, sein bestes Stück sind durchs Fegefeuer gefahren und er wird nie wieder vor oder hinter der Kamera stehen können. Sein „Lebenswerk“, sein Beruf auf immer verloren. Unter schmerzstillenden Mitteln und mit Hilfe und Unterstützung auf seiner Station für Schwerstverbrannte, verliert er den Mut weiter Leben zu wollen. Zynisch plant er schon seinen perfekten Selbstmord wenn er eines Tages aus dem Krankenhaus entlassen werden sollte. Seine Rekonvaleszenz die noch Wochen, oder gar Monatelang andauern wird, betrachtet und beschreibt er mit einer Menge Wut und Schmerz auf sich selbst.

Eines Tages taucht an seinem Bett eine mysteriöse Frau an seinem Bett auf und sagt: „Das ist jetzt das dritte Mal das Du verbrannt wurdest!“ Kurz danach flüstert sie ihm das Wort „Engelthal“ zu, und fragt ob er sich nicht an damals erinnern könnte?!
Die Frau die keineswegs verwirrt wirkt und Marianne Engel heißt, ist zugleich eine begnadete Bildhauerin und eine psychiatrische Patienten die allerdings nicht stationär behandelt wird.

Bei weiteren Besuchen erzählt Marianne Engel ihn, dass sie sich schon seit 700 Jahren kennen würden. Damals war er ein Söldner und sie eine Nonne im mittelalterlichen Deutschland. Skurril und verwirrend erzählt sie ihm Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit, und das mit einer Überzeugungskraft die erschreckend realistisch klingen.

Nach und nach erholt sich der Patient und die dunklen Gedanken um Selbstmord verflüchtigen sich. Die Geschichten der etwas schrägen Marianne Engel sind unterhaltsam und doch weiß sie viel mehr, als sie zu diesem Zeitpunkt zugeben möchte. Auch die Narbe auf seiner Brust, die er seit seiner Geburt trägt und die nicht von einer Verletzung herführt, scheint ihr vertraut zu sein. Auf dem Wege der Besserung überzeugt Marianne ihn bei ihr zu wohnen, damit sie ihn pflegen kann...beiläufig erwähnt sie dann, das sie ihn ihr letztes Herz versprochen hat....

Kritik

Es gibt Bücher, Geschichten die man nicht mehr vergessen kann, und die einen noch Jahrelang in positiver Erinnerung bleiben. „Gargoyle“ von Andrew Davidson ist so ein Roman. Die Geschichte beginnt so, als würde man einen kleinen Stein in einem See schmeißen, die Wellen breiten sich langsam aber unerbittlich aus und sind um ein vielfaches größer, als dieser so kleine, unauffällige Kiesel.

In welchem Genre siedelt man „Gargoyle“ ein? Kein Werk der Fantasy verwandtschaftlich nahe kommt, auch kein Thriller, vielleicht phasenweise ein historischer Roman, aber dem größten Raum und vor allem Zeit, nimmt diese mystische und sehr, sehr romantische Liebesgeschichte ein.

Die Geschichte um den namenlosen verbrannten Hauptdarsteller und seiner, schönen wie auch schrägen Marianne Engel ist voller Symbolik. Wie ein Phönix au der Asche, oder wie eine Larve aus der ein wunderschöner Schmetterling entsteht, entpuppt sich Hauptprotagonist. Das hier Wort- und Gedankenspiele entstehen ist vom Autor wissentlich gewollt. Intelligent und tiefgründig werden hier Parallelen aufgebaut und erzählerische Elemente mit viel philosophischen Geschick eingestreut. Alleine schon der Nachname von Marianne – Engel schließt darauf, dass sie für ihn die Rettung bedeutet. Gleich aus der Hölle des Feuers geboren, wird sie ihn vor Augen führen wie wundervoll und einmalig oder auch mehrmalig die Liebe Zeit und Raum zu überwinden vermag.

Und obgleich jeglicher Romantik gibt es hier auch Passagen die realistisch und vor allem auch grausam erzählt werden. Nüchterne Beschreibungen der Behandlung von schwerstverbrannten und wenige Seiten später, lässt der Autor Marianne Engel Romantische Geschichten erzählen die den Leser aufs tiefste berühren. Gerade diese Nebengeschichten hallen noch lange nach, und das Liebe so vielfältig und schmerzvoll sie auch sein mag, so lebenswert und schön sind, begreift nicht nur unser namensloser verbrannter Patient.

Andrew Davidson beschreibt mit seinem sensiblen und gefühlvollen Stil, Situationen in denen sich Liebende nicht aufgeben, die nicht aufhören zu hoffen und die sich selbst opfern um den Liebenden nahe zu sein.

„Gargolye“ ist so brillant geschrieben, dass es ohne Einschränkungen zu empfehlen ist. Es gibt nur wenige erzählerische Längen im Buch, und auch wenn diese manchmal etwas zu lang erscheinen, so sind dieses Passagen doch ungemein wichtig für die Entwicklung. Neben der Symbolik, werden hier auch Fragen die die  Religion betreffen aufgegriffen, z.B. Reinkarnation, und auch hier gibt es neben der Unterhaltung viel zu lernen.

Die Nebengeschichten in „Gargolye“ sind die romantischen Diamanten in diesem Buch. Egal um es sich um homosexuelle Wikinger handelt, oder einen pestkranken Schmied, einer japanischen Glasbläserin oder eine Nonne die vor Martin Luther damit beginnt die Bibel zu übersetzen. Die Liebe zeigt sich in jeder dieser Geschichten und wirkt wie Amors Pfeil der wie üblich sein Ziel trifft. Auch hier nur ein Wortspiel, diesmal von mir, aber wer „Gargoyle“ schon gelesen hat oder später wird, er wird es dann verstehen wie ich es gemeint habe.

Fazit

„Gargolye“ von Andrew Davidson ist eines der romantischsten Romane die ich je gelesen habe.

Analysiere ich den Titel, dass Wort „Gargoyle“ und manifestiere ich es mit dem Wasserspeiern die uns von Kirchen und imposanten Kathedralen beobachten, so sind „Gargoyls“ unverwundbar, haben evtl. ein Herz aus Stein und sind für die Ewigkeit bestimmt.

„Gargoyle“ ist ein Roman der ein romantisches Echo besitzt, ein Roman der wundervoll erzählt ist, so dass man ihn gerne mit anderen Teilen möchte. Einfach aus der Situation heraus, dass „anders“ nicht schlechter oder besser ist, als andere Romane.

Dennoch „Gargolye“ ist ein Buch das etwas ganz besonderes ist. Romantisch, tiefgründig, auch spannend aber ein Plädoyer für die Liebe in all ihren Facetten.

Michael Sterzik 

Freitag, 24. Juni 2011

Der Traum der Hebamme (Sabine Ebert)

Desillusioniert kehrt Marthes Sohn Thomas im Herbst 1191 vom Kreuzzug zurück. Doch auch in der Heimat findet er keinen Frieden, denn dort herrscht der grausame Albrecht über die Mark Meißen. Als dieser seinen Bruder Dietrich, an dessen Seite Thomas im Heiligen Land gekämpft hat, angreift, bleibt beiden keine andere Wahl, als erneut zu den Waffen zu greifen. Die Lage scheint aussichtslos, deshalb muss Dietrich ein Zweckbündnis mit dem Landgrafen von Thüringen eingehen. Dafür fordert dieser die Verlobung Dietrichs mit seiner Tochter. Ein hoher Preis, denn Dietrich liebt seit langem heimlich Marthes Tochter Clara… (Verlagsinfo)


Wird dies der Abschluß einer Saga sein, die wirklich großartig ist?! Frau Ebert hat das historische Genre fest im Griff.


Michael Sterzik


Erscheint bei Knaur TB am 04.10.2011





Samstag, 11. Juni 2011

Lux domini - Alex Thomas (Rezension)


Lux Domini – Alex Thomas


Ohne Verrat keine Kreuzigung - Ohne Kreuzigung keine Auferstehung - Ohne Auferstehung keine Erlösung.

Es gibt unzählige Quellen und Schriften, die die Grundlage der Heiligen Schrift, der Bibel sind. Doch sind uns nicht längst alle bekannt, und aus religionspolitischer Perspektive wurden einige Apokryphen gar nicht erst ins „Neue Testament“ aufgenommen. Ebenso verhält es höchstwahrscheinlich, mit dem Quamran-Funden, die in den 50er und 60er Jahre in den Tal am schwarzen Meer gefunden wurden, und die zu den ältesten bekannten Handschriften der Bibel gehören.

Vieles von dem besitzt der Vatikan in seinen Archiven einsortiert, die natürlich mit zu den größten und wichtigsten der Welt gehören. In den kilometerlangen Regalreihen stehen unzählige Urkunden, Bücher, Dokumente und Protokolle aus mehreren Jahrhunderten. Ein Wissenschaftlicher Schatz und das nicht nur für Bibelforscher, sondern auch für jeden anderen Historiker interessant, auch wohl das höchste Ziel sich hier der Recherche widmen zu dürfen.

Der Vatikan, ein souveräner Staat in Rom liegt direkt am Tiber. Der Vatikan ist der Religiöse Dreh- und Angelpunkt der katholischen Kirche und Zentrum der Christenheit. Doch neben dem religiösen Gedanken, reihen sich auch innen- und außenpolitische Themen die sehr weltlich diskutiert werden. Der Vatikan mit seiner Kurie, ist auch nichts anderes wie eine Zentrale Behörde. Und in dieser gibt es viele unterschiedliche Idealisten und politische Meinungen. Die Kirchenfürsten, Kardinäle sind nicht nur in Kongregationen organisiert, sondern auch in vielen unterschiedlichen Gruppierungen wie z.B. Opus Dei. Doch gibt es hier noch einige unbekannte und bekanntere, die sich aber nicht gerne in das Licht der Öffentlichkeit treiben lassen. Hier spielen neben den politischen Machtkämpfen, viele wirtschaftliche Interessen eine übergeordnete Rolle, und viele Mythen und Legenden gleich mit.

Das Autorenduo – Alex Thomas – hat in seinem Debütroman „Lux Domini“ die Thematik um die Bedeutung der 12 Apostel verarbeitet, und damit einen Vatikanthriller veröffentlicht, der durch intelligente Spannung überzeugt.

Inhalt

Catherine Bell ist medial begabt und sie ist nicht die einzige. Das besondere an der jungen Frau sind aber nicht nur ihre geistigen Kräfte, sondern auch ihr rebellischer Kopf unter ihrer Ordenstracht. Die Publikationen der jungen Schwester Catherine lassen den Kirchenstaat mitsamt seiner nicht immer toleranten Ideologien nicht gut dastehen. In einem Disziplinverfahren muss sich die junge Theologin nun verantworten und zu von ihr geäußerten Themen Stellung beziehen. Der oberste Glaubenswächter Marc Abott Kardinal Ciban ein charismatischer Großinquisitor, der zwar keine Scheiterhaufen mehr brennen lässt, aber doch ketzerische Gedanken in seiner Funktion bekämpft. Catherine Bell reagiert angemessen, umsichtig und auch wenn sie ihr Leben der Kirche seit der Kindheit gewidmet hat, so trägt sie sich immer mit den Gedanken diesen Abschnitt endgültig zu beenden.

Einer ihrer Vertrauten ist seit diesen Kindheitstagen auch ihr etwa gleichaltriger Jugendfreund Ben, der ebenso den klerikalen Weg folgt, wenn auch mit einer ganz anderen Funktion. Ben ist ein Mitarbeiter des Nachrichtendienstes im Vatikan, ein Agent der im Auftrage der Kirche Ermittlungen durchführt. Sein nächster Auftrag führt ihn nach Deutschland, dort soll der junge Monsignore und Agent den Tod von Catherines väterlichen Mentor, Pater Darius aufklären, der bei einem Unfall um Leben gekommen ist.

Ben entdeckt dass dieser Unfall nur inszeniert wurde und es sich hier bei um einen kaltblütigen Mord handelt. In späteren Ermittlungen verfolgt der junge Geistliche weitere Spuren und stößt dabei zeitgleich auf mehrere mysteriöse Unfälle von Priestern und Nonnen.

Als sich bei einem Bankett der einflussreiche Kardinal Benelli sich das Leben nimmt, überträgt er seine mediale Energie an Catherine. Zuvor übergibt er der jungen Frau einen Tresorschlüssel und erklärt ihr, dass sie die einzige Person ist, die mit ihrer Gabe den amtierenden Papst Leo retten kann. Catherine verwirrt und verängstigt Angesichts ihrer immer intensiveren Visionen, muß sich Kardinal Ciban anvertrauen der sie in den päpstlichen Privathaushalt des Stellvertreter Christis einschleust.

Ben findet in den Nachlässen der ermordeten Personen Bibeln mit identischen Markierungen in der Apostelgeschichte. Kardinal Ciban an den er berichtet, scheint das nicht überzeugend genug zu interessieren, so dass sich Ben dazu entschließt sich Catherine anzuvertrauen die inzwischen erkannt hat, dass sie mit ihrer geistigen Verbindung den schwächelnden Papst stärkt.

Nach und nach erkennen Catherine und Ben das Geheimnis um die markierten Bibelstellen und ein Geheimnis, wem die Kirche ihr 2000jähriges Überleben verdankt. Der Schlüssel zu dem Geheimnis ist nicht Christus selbst, sondern die 12 Apostel und deren schicksalshafte Aufgabe....

In der Sixtinischen Kapelle kommt es zur Konfrontation mit dem Mörder....

Kritik

Eine interessante Theorie der sich das Autorenduos bedient, und gar keine abwegige. Im neuen Testament ist die Rollenverteilung eine ganz klare: Hauptprotagonist ist Jesus von Nazareth, und seine Jünger die 12 Apostel spielen zwar tragende, wenn auch nicht wichtige Rollen. Allerdings von einigen Situationen mal abgesehen. Doch wer kennt diese Apostel mit ihrem Namen und ihrer Funktion in diesem tragischen Zentrum? Wer war Judas wirklich und warum hat er Jesus verraten? Welche Rolle spielte Petrus der später in Rom gekreuzigt wurde? Auf welchen Kontinent hielten sich die Jünger nach dem Tod ihrers Meistern auf? Und welche historische Rolle spielte Maria von Magdala?

Auf all diese Fragen gehen die Autoren ein und das mit einer Intensität die nicht nur spannend, sondern auch ungemein interessant sind. Die Bibelforschung ist mit Sicherheit eine Wissenschaft die nicht einfach ist. Alleine schon die vielen Quellen sind schwer interpretierbar, und archäologische Beweise eher wenig überzeugend. Vieles könnte sicherlich der Vatikan selbe aufklären, aber will er das überhaupt?

Auch hier beschreibt das Autorenehepaar augenzwinkernd, dass im Vatikan eher sehr integriert wird und gerade die weltliche Macht die religiöse weitgehendstes stützt. Immer mit einem Pro und Kontra beschreiben die Autoren die verschiedenen Einflüsse innerhalb und außerhalb des kleinen Kirchenstaates. Fiktion und Fakten werden hier interessant vermischt, so dass der Leser nicht nur am Ende des Romans selbst recherchieren wird. Vieles wirkt widersprüchlich aber gerade das erklärt ja gerade die fast schon ehrfürchtige Mystik um den kleinen Staat am Tiber.

Die Autoren beschreiben uns wie es vielleicht in der Organisation der Kurie zugeht, welche persönlichen Interessen die Kardinäle an einer Machterhaltung des Vatikans haben, und warum manchen lieber innerhalb der Mauern bleiben sollte. Auch werden hier Religion und Wissenschaft miteinander vermengt und nicht wie so oft es ist, im Widerspruch beschrieben.

Mit einer sehr überzeugenden Atmosphäre ist dieser Vatikanthriller kein typischer. Sicherlich gibt es wie in so vielen anderen dieses Genre auch Verschwörungstheorien, doch interessanterweise spielt Jesus hier in der Rolle des Erlösers der Menschheit nicht die Paraderolle. Die Apostelgeschichte mit göttlicher Unterstützung bildet Gottes Plan. Und warum nicht, allerdings könnte es auch die gesamte katholische Kirche revolutionieren. Doch die Kirchenoberen würden dies nicht so amüsant empfinden.

Die Figuren in „Lux Domini“ sind realistisch entworfen. Catherine Bell die quasi von der Kirche erzogen wird, rebelliert mit ihrem wachen Geist gegen die Traditionen und intoleranten Ideologien des Kirchenstaates. Ihr Glaube an Gott ist dabei unerschütterlich, doch versucht sie es mit ihren Publikationen, die Kirche zu modernisieren.  Glaube und Wissenschaft sind für den Vatikan dadurch nicht immer einfach zu kombinieren. Der Glaube ist das einzige an das sie sich festhalten können und die Zukunft ihrer Kirche garantiert.

Ben der seit Kindheitstagen sehr eng mit Catherine verbunden ist, geht einen ganz anderen Weg. Ebenso wie seine Jugendfreundin widmet er sein Leben der Kirche, aber seine Beruf(ung) als Agent des Vatikan geht vielmehr die weltliche Richtung. Ob in der Realität der Vatikan einen eigenen Geheimdienst gehört sicherlich zu den größeren Vermutungen und Mythen, aber ausgeschlossen oder gar unwahrscheinlich ist diese These nicht.

Ein weiterer interessanter Charakter ist der des charismatischen Kardinals Ciban, der immer Herr der Lage zu sein scheint und seine Schachfiguren scheinbar beliebig flexibel aufstellen kann. Von seiner Person hätte ich gerne mehr gelesen. Alleine sein Wissen um die politischen Gruppierungen wie z.B. Opus Dei oder Lux Domini u.a. würden Volumen für viel mehr Romane parat legen.

Spannend ist „Lux Domini“ allemal, wenn auch manchmal einzelne Passagen etwas die Intensität fehlt. Vieles wird kurz angerissen, aber später nicht mehr aufgegriffen und alleine schon die Wichtigkeit der Apostel und deren Entwicklung über die Jahrhunderte hinweg, bleibt mir ein wenig zu sehr im Schatten.  Sehr aufschlussreich und erklärend hingegen waren die Visionen von Catherine die sich in einer Zeitreise gleich, im neuen Testament bewegt. Sie begegnet Jesus, Petrus, Judas u.a., auch an Orten wie Golgatha und andere Wesenheiten wie ein Erzengel offenbaren sich ihr. Und entgegen allerhand Klischees bleibt und ist „Lux Domini“ ein überzeugender klerikaler Thriller.

Fazit

„Lux Domini“ ist der Debütroman eines Autorenehepaars mit dem Pseudonym Alex Thomas. Wer als Leser gerne zu spannenden Vatikanthrillern greift, wird hier überhaupt nicht enttäuscht sein und auch der Theologe mit einem Faible für spannende Thriller wird hier das Buch nicht zur Seite legen können.

Eine ungemein, wasserdichte Atmosphäre in der Faktion und Fiktion grandios verarbeitet wurden, bilden das Grundgerüst dieses fabelhaften Romans. Spannung ist allgegenwärtig und kleinere Ausflüge in die Welt von Jesus und seinen Aposteln bilden ein rundes Bild.

Für mich einer der bisher spannendsten und gut durchdachtesten Thrillern in den letzten Jahren. Absolut zu empfehlen und ich freue mich auf weitere Bücher und vielleicht ein Wiedersehen mit Kardinal Ciban.

Michael Sterzik

 Autoren: Alex Thomas ist das Pseudonym eines in Deutschland lebenden Autorenehepaares. Sie arbeitet seit über zwei Jahrzehnten im Buch- und Medienvertrieb, er als Wissenschaftler und Dozent an einer Universität. Besonders reizt Alex Thomas der Grenzbereich von Wissenschaft, Religion und Menschheitsgeschichte, das Betreten geheimer Laboratorien, konspirativer Machtzentren sowie die mystische Anziehungskraft alter Kathedralen. Wann immer es ihnen möglich ist, reisen sie nach Rom, Paris oder London, um dort neue Eindrücke und Ideen zu sammeln. Lux Domini ist ihr erster Roman (Verlagsinfo).

Hexengold - Heid Rehn

Deutschland zehn Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges: Eigentlich könnte die ehemalige Wundärztin Magdalena mit ihrem geliebten Eric ein glückliches Leben in Frankfurt führen, wo er sich als Kaufmann etabliert hat. Doch da erfährt sie, dass ihr Mann ihr offensichtlich Nachrichten über ihre verschollene Familie in Königsberg verheimlicht hat. Gründet ihr ganzes Glück auf einer Lüge? Als Eric spurlos verschwindet und Magdalena plötzlich mittellos dasteht, macht sie sich auf nach Königsberg, um das Geheimnis ihrer Familie zu enthüllen und damit auch Erics Vergangenheit auf den Grund zu gehen.(Verlagsinfo)



Chirurgen, Wundärzte und Feldscher

Heidi Rehn über die frühere Medizin und den schmalen Grad zwischen Handwerkskunst und Geheimwissen.


Eigentlich hätte mein Roman "Die Feldscherin" heißen müssen, schließlich geht es darin um eine Wundärztin, die im Tross des kaiserlichen Heeres zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges (1616-1648) gewirkt hat. Und solche Chirurgen oder Ärzte im Dienst der Armee heißen nun einmal historisch korrekt Feldscher(er). Aber wer hätte mit diesem Zungenbrecher viel anfangen können? Vermutlich hätte man Fälscherin verstanden und wäre damit auf eine im besten Wortsinn falsche Fährte geraten.
Warum aber ausgerechnet eine Frau in diesem Beruf? Alles, was mit Krieg und Militär zu tun hat, scheint doch eine männlich besetzte Domäne zu sein, erst recht zu jener Zeit. Gleichzeitig steht die Vorliebe, in historischen Romanen Frauen in den verschiedensten Berufen darzustellen, von vornherein unter Generalverdacht, willkürlich Geschichtsklitterung zu betreiben.

Das Ende eines Mythos

Darauf könnte ich jetzt einfach frech entgegnen: Meine „Heldin“ Magdalena ist natürlich eine ganz besondere Frau. Warum sonst steht sie im Mittelpunkt eines Romans? Außerdem dürfte die Vorstellung, Frauen übten in Mittelalter und früher Neuzeit keine (Handwerks-) Berufe aus, längst widerlegt sein. Frauen arbeiteten ganz selbstverständlich im Kaufmannskontor oder Handwerksbetrieb ihrer Ehemänner und Familien mit, erbten als Witwe oder mangels Söhnen das Geschäft bzw. den Betrieb des Mannes oder Vaters. Gerade in Heilberufen sind Frauen oft anzutreffen, außer als Hebammen oder Wehmütter auch in Badestuben sowie bei Ärzten. An der Schule von Salerno durften sie sogar Medizin studieren. Trotula, die Begründerin der Frauenheilkunde, ist eines der spektakulärsten Beispiele aus dem 11. Jahrhundert. Aus dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit sind in Deutschland gleich mehrere Dutzend Ärztinnen belegt, die zwar nicht Medizin studiert hatten, aber die Erlaubnis zur praktischen Ausübung des Berufes besaßen, weil sie aus Medizinerfamilien stammten. Agatha Streicher (1520-1581) aus Ulm beispielsweise wurde sogar ans Krankenbett Kaiser Maximilians II. gerufen. Wenn es also seit dem Mittelalter immer wieder Ärztinnen gab, warum sollte nicht auch im kaiserlichen Tross zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges eine Frau als Wundärztin zu finden gewesen sein?

Das Leben im Heerestross in Kriegszeiten

Die gesamte Bagage, also der Anhang des kaiserlichen Heeres, wird für die letzten Jahre des Großen Krieges, in denen meine „Wundärztin“ spielt, auf rund 100.000 Menschen geschätzt. Das sind in etwa die Ausmaße einer mittleren (nach damaligen Dimensionen: sehr großen) Stadt. Viele handwerkliche Berufe waren dort vertreten, immerhin mussten die Menschen wie auch die Soldaten tagtäglich mit allem Lebensnotwendigen versorgt werden. Die Männer wurden jedoch vor allem als Soldaten gebraucht, die Trossfrauen konnten sich kaum den Luxus erlauben, tatenlos auf ihre Rückkehr zu warten. Selbstverständlich übten sie Berufe aus wie beispielsweise Händler, Bäcker, Fleischer oder eben Wundarzt. Für viele von ihnen verband sich damit die Chance, ein unabhängiges Leben zu führen – jenseits des Daseins als Trosshure. Dank des ordentlich erlernten Berufes ernährten sie die Familie, fiel der Mann oder Vater doch oft einer der Schlachten zum Opfer oder kehrte als hilfloser Krüppel zurück, unfähig, weiter für den Unterhalt der Seinen zu sorgen. Angesichts der unzähligen Gefechte, aber auch aufgrund der vielen Seuchen (neben Pest und Syphilis vor allem Durchfall, Diphterie („Bräune“) und grippale Infekte) gab es ständig einen großen Bedarf an Wundärzten bzw. Feldschern. Die wenigen noch einsatzfähigen Männer im Tross, die nicht zur Waffe griffen und für solche Aufgaben zur Verfügung standen, hätten den allein gar nicht decken können.

Donnerstag, 2. Juni 2011

Robyn Young - Rebell der Krone

Schottlands größter Freiheitskämpfer Robert the Bruce – Kämpfer im Krieg, König im Exil, Ehemann der Feindestochter, Freund, Mörder und eine Legende.

Robert the Bruce - Schottlands größter Krieger im Kampf um die Unabhängigkeit - verlor alles, was er liebte: Familie, Freunde , seine Heimat und sein Land! Doch er gab niemals auf, brach seinen Treueschwur gegenüber Englands Krone, und zog aus, sein Volk in die Freiheit zu führen....Die neue Trilogie von Bestsellerautorin Robyn Young erzählt die packende Legende dieses Mannes, der vom Krieger umjubelten Anführer der aufrührerischen Schotten zum Eroberer des Thrones wurde - ein Held, der die Geschichte einer ganzen Nation prägte. (Verlagsinfo).


Nach der Trilogie - Die Blutritter - ein neuer und sicherlich grandioser Titel. Der Roman könnte sehr schnell unter die wichtigsten Romane aus dem Genre - historischer Roman kommen. 

Michael Sterzik 

Kurzvita

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© Debra Hurford Brown
Mit ihrem Debüt "Die Blutschrift" gelang der Britin Robyn Young in Großbritannien und den USA ein großartiger Durchbruch, der sie auf die Bestsellerlisten schnellen ließ. Geboren 1975 in Oxford, begann sie schon früh, Gedichte und Kurzgeschichten zu schreiben. Aber erst während eines Seminars in Kreativem Schreiben, fand sie den Mut, ihre Ideen zu "Die Blutschrift" zu Papier zu bringen. Heute lebt Robyn Young in Brighton und wenn sie nicht gerade an ihrer Trilogie schreibt, unterrichtet sie Kreatives Schreiben an verschiedenen Colleges.

Sonntag, 15. Mai 2011

Last Exit - Olen Steinhauer


James Bond kann einpacken, hier kommt Milo Weaver

Nachdem ihn der letzte Einsatz fast das Leben gekostet hat, spielt Agent Milo Weaver mit dem Gedanken, endgültig auszusteigen, doch der CIA entkommt man nicht. Weaver wird erneut für den aktiven Dienst rekrutiert. Um seine Loyalität zu beweisen, soll er ein 15-jähriges Mädchen töten. Weaver weigert sich und verschafft dem Mädchen heimlich eine neue Identität. Als die Aktion auffliegt, gerät er in tödliche Gefahr.
Milo Weaver ist Tourist, Agent einer geheimen Unterorganisation der CIA. 

Touristen arbeiten allein, sie haben keine Heimat, keine Identität, keine Moral. Weaver, seit vielen Jahren im Dienst, ist längst nicht mehr hundertprozentig dabei. Er hat das Agentendasein satt, will ein bürgerliches Leben führen, doch den Fängen der CIA entkommt man nicht. Weaver lässt sich erneut für den aktiven Dienst rekrutieren, muss jedoch zunächst seine Loyalität beweisen. Kein Problem, denkt Weaver, bis er den Auftrag erhält, die 15-jährige Adriana Stanescu zu töten. Für Milo Weaver ein Ding der Unmöglichkeit. Er entführt Adriana und gibt sie in Obhut seines Vaters, um ihr ein Leben unter neuer Identität zu ermöglichen. Unterdessen versucht er herauszufinden, warum sie sterben soll. Doch wenig später wird Adriana ermordet aufgefunden, und der Verdacht fällt auf Weaver. Er gerät ins Visier der Company, und keiner weiß besser als Milo Weaver, was das bedeutet. (Verlagsinfo)

Michael Sterzik




Originaltitel: The Nearest Exit
Originalverlag: St. Martin
Aus dem Amerikanischen von Friedrich Mader 
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 544 Seiten,13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-453-26702-2
€ 19,99 [D] € 20,60 [A] CHF 30,90* (empf. VK-Preis) 

Verlag: Heyne
Erscheinungstermin: 9. Mai 2011 
 Dieser Titel ist lieferbar. 



Sonntag, 8. Mai 2011

[Rezension]Der Novize des Assassinen (Nick Lake)




Vampire tummeln sich seit einigen Jahren munter durch die fantastische Belletristik. Die Fürsten der Dunkelheit beißen und kämpfen sich flugs durch alle Zeitzonen. Mal sind die Blutsauger in der Ausbildung, manchmal mimen sie den versnobten Gentleman, und genauso oft haben sie alle „Menschlichkeit“ verloren und vegetieren wie Tiere inmitten einer fast untergegangen Zivilisation.

Der britische Autor Nike Lake hat die wunderbare und sogar logische Idee, seine Vampire ins alte Japan des 16. Jahrhunderts zu katapultieren. Inmitten in einem Kampf um das Amt des Shogun, muss ein junger Mann den Weg des Schwertes nehmen, allerdings nicht als ehrwürdiger und edler Samurai, sondern als Schattenkrieger, als Ninja.

Inhalt

Taro, der Sohn einer einfachen Taucherin und einem armen Fischer lebt in einem Dorf, einem kleinen Provinznest an der Küste Japans. Er und sein Jugendfreund Hiro träumen von einem anderen Leben, einem Leben als Samurai, der pflichtbewusst Abenteuer erlebt und für die Ehre und Mut zum alltäglichen Leben gehören.

Viel hat Taro von der Welt noch nicht kennengelernt. Zwar weiß er das es zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen den Fürsten gekommen ist, die allesamt das Amt des Shogun anstreben. Doch außer den Flüchtlingen aus dem Landesinneren hatte er noch keinen Kontakt. Natürlich gibt es einige Legenden z. B. um Vampire oder Ninjas, die lautlos und kaltblütig töten, doch Taro träumt weiterhin von einem ehrenhaften Leben, das ihn aus seinem einfachen Leben trägt.

Dass Schmerz, Verlust und Blut ebenso zu einem realen Abenteuer gehören können, erweist sich urplötzlich für den Jungen. In der Nacht überfallen ganz in Schwarz gekleidete Männer das Dorf und schlagen Taros ohnehin bettlägerigen und schwerkranken Vater, den Kopf ab. Ninja – die lautlosen und tödlichen Schattenkrieger sind nun keine Legende mehr, sondern sind zu einer tödlichen Bedrohung für ihn und seine Mutter geworden. Noch verwirrender wird es, als ein Ninja einen anderen tötet, um Taro zu retten. Der geheimnisvolle Attentäter und Retter gibt Taro und seiner Mutter Anweisungen, doch bei dem Versuch zu fliehen, wird Taro durch einen anderen Ninja tödlich verletzt, als dieser sein Schwert durch Taro stößt.

Der freundlich gesinnte Ninja lässt Taro sein Blut trinken, und verwandelt ihn dadurch zu einem Vampir. Taro hat keine wirkliche Alternative und wird nun ein Leben führen müssen, das ihn durch die Schatten führt. Zusammen mit seinem Jugendfreund Hiro folgt Taro seinen mysteriösen Retter und wird so zu einem Novizen des Assassinen. Auf dem Weg in das Dorf des Ninja, wird Taro in seine Ausbildung als Ninja eingeführt, und seine neuen Fähigkeiten als Vampir lassen ihn frösteln. Doch mit seinen neuen Kräften und Fähigkeiten will er Rache für den Tod seines Vaters. Warum möchte ein mächtiger Fürst, dass er stirbt?! Warum scheint es so, dass Taro eine so wichtige und tragende Rolle in der Politik und um die Macht im Staate spielt?

Taro und Hiro werden ausgebildet im Schwerkampf und in weiteren Künsten der Ninja. Im Laufe der Reise verlieren die beiden jungen Männer ihren Idealismus und sehen mit eigenen Augen wie grausam Samurai sein können. Ein Menschenleben ist für sie nicht von Wert und Ehre und Würde, nur leere Worthülsen.

Als Taro sich bereit fühlt, seinem Schicksal zu begegnen nimmt seine Rache den Weg des Schwertes ...


Kritik


Vampire und Ninja sind Geschöpfe der Nacht, die immer im Schatten leben, lieben und kämpfen müssen. Romantik und Gewalt spielen hier ebenso eine tragende Rolle, wie die Aura des Außergewöhnlichen. Unmenschliche Kräfte und Fähigkeiten, die man zwar erlernen kann, aber die ins Reich der Legenden gehören, finden in dem vorliegenden Buch „Der Novize des Assassinen“ von Nick Lake eine breite Bühne.

Nick Lakes Idee Vampire und Ninjas miteinander zu kombinieren ist ebenso fantastisch wie auch logisch! Verwunderlich, dass Nick Lake hier ein Geschöpf kreiert hat, dass bestimmt in anderen Romanen, nicht nur des Autors, wiederzufinden sein wird. Doch „Der Novize des Assassinen“ ist kein seichter und einfallsloser Vampirroman, sondern ein flotter und sehr, sehr spannender Roman.

Nicht nur spannend, weil hier auch die Action nicht zu kurz kommt, sondern gerade weil es der Autor auch gekonnt versteht, das feudale Japan realistisch zu erklären. Zwar gibt es natürlich Klischees der sich Nick Lake bedient, an denen kommt man scheinbar nicht vorbei, wenn man über Vampire schreibt. Doch sind es nur Nebenschauplätze und Geschichten, die er hier aufgreift. Der Kampf um die alleinige Macht als Shogun erinnern den Leser sehr wohl, dass hier der Roman von James Clavell  - „Shogun“ – Pate stand. Dass der großartige und auch verfilmte Roman, hier den Autor inspirierte, gibt der Autor im Nachwort selbst zu, doch „Der Novize des Assassinen“ ist bei Weitem kein seelenloses Plagiat.

Das Mentor/Schüler-Verhalten ist nichts Neues, ebenso das Schicksal der Protagonisten, doch Überraschungen tauchen hier ebenso auf, wie wirklich gekonnte und fesselnde Dramatik. Taros Verwandlung in einem Vampir, ist mehr eine Transformation, eine Entwicklung, die ihn manchmal auch überrennt. Es wird in den nächsten beiden Romanen spannend, wie sich die Persönlichkeit von Taro wandeln und entwickeln wird. Wird er seine Menschlichkeit bewahren können, oder wird er als Schattenkrieger und Vampir seine Eigenschaften für das „Böse“ einsetzen?! Eine gewisse Prophezeiung über das Schicksal von Taro lässt tief blicken, doch der Weg dahin ist anscheinend das Ziel dieser Trilogie.

Nicks Lake Originalität und seinTalent ist in diesem Debütroman augenscheinlich überzeugend. Neben den oftmals blutigen Szenen, gibt es fabelhafte Dialoge, die den Leser immer wieder aufzeigen und vor Augen halten, dass das „Böse“ immer in der individuellen Perspektive des Betrachters liegt.

Die Charaktere im Roman wirken so, als würden sich deren Potenzial in den weiteren Romanen entwickeln wollen. Sein treuer Jugendfreund Hiro könnte zur Schlüsselgestalt werden und die Frauen, z. B. die Tochter des Fürsten der Taro töten möchte, bleibt immer ein wenig zögerlich.

Die Würfel sind gefallen, und auch wenn der Showdown nicht wirklich überraschte, wird der es spannend und interessant sein, zu sehen, welchen Weg er nun gehen würde.

Von Japan und seinem traditionellen Kastensystem erfährt der Leser sehr viel, ebenso von Waffengattungen und einer Politik, die bis weit über das 16. Jahrhundert hinaus fortbestand. Vieles erklärt der Autor noch in einem umfassenden Glossar, was das schon ohnehin perfekte Bild, noch runder macht.


Fazit


„Der Novize des Assassinen“ von Nick Lake ist ein überzeugender Roman zwischen Fantasy und dem historischen Genre. Spannend, geheimnisvoll und mit gut partitionierter Action versehen, ist das Debüt absolut zu empfehlen.

Charaktere und die Geschichte eines Landes mit Menschen, deren Leben wir Europäer nur schwerlich nachvollziehen können, entwickeln sich mit der Geschichte im Laufschritt kontinuierlich weiter. Wir dürfen gespannt sein, ob auch im nächsten Band – „Das Blut des Assassinen“ von Nick Lake das im Dezember 2011 erscheinen wird, eher die Schwerter oder die spitzen nach Blut verlangenden Zähne aufblitzen werden. Die Spannung im ersten Band ist ein Garant für fabelhaftes Lesevergnügen.

Hier wird gekämpft. Mit Zähnen und Schwertern, Intrigen gesponnen und Rache und Ehre werden Opfer folgen lassen. Absolut zu empfehlen.


Autor


Nick Lake ist Jugendbuch-Lektor bei HarperCollins mit einem Oxford-Abschluss in Englisch. Er lebt mit seiner Frau in Oxfordshire.


Die Trilogie

Band 1: Der Novize des Assassinen
Band 2: Das Blut des Assassinen
Band 3: -geplant-


ISBN 9783442267828
Flexibler Einband, 448 Seiten,
Science-Fiction & Fantasy
Original: "Blood Ninja