Mittwoch, 25. November 2020

Kaltes Gold - Cilla & Rolf Börjlind

 


Der sechste Band „Kaltes Gold“ von den beiden schwedischen Autoren Cilla & Rolf Börjlind ist wieder ein Garant für eine hochspannende Story. Das Ehepaar, die auch Drehbuchautoren sind, wissen wie man spannend, abwechslungsreich und zugleich tiefgründig man einen Krimi/Thriller schreiben kann.

Erinnern wir uns an den ersten Band: „Springflut“. Olivia Rönning war noch inmitten ihrer polizeilichen Ausbildung und Tom Stilton, der ehemalige Kriminalbeamte lebte als Obdachloser auf Schwedens Straßen. Desillusioniert und zerbrochen vegetierte er vor sich, ohne Orientierung und Aussicht darauf, wieder seinen „alten“ Platz, oder ein geregeltes Leben führen zu können. Seitdem hat sich viel getan – Olivia Rönning ist jetzt bei einer fast schon elitären Einheit der Kriminalpolizei und beißt sich souverän und selbstbewusst durch. Tom Stilton lebt nun mit seiner Freundin in Thailand – für ihn ist diese Zeit eine persönliche Kur, eine Reha Maßnahme, die ihn stärkt und zugleich auch verwirrt. Er war ein sagenhaft kompetenter und guter Kriminalbeamter – und er ist es noch immer, nur so einfach ist es nicht, sich das selbst einzugestehen und um dann die nächsten, zielführenden Schritte zu unternehmen.

Schneeschmelze in den Bergen Lapplands. Die Leiche eines Mannes wird freigelegt. Erschossen – vor zirka 20 Jahren. Olivia Rönning nimmt die Ermittlungen auf. Auf dem Weg zur Fundstelle gerät ihr Hubschrauber in einen Sturm und stürzt ab. Als Olivia aufwacht, ist sie auf sich gestellt, das Funkgerät funktioniert nicht. Sie befreit sich aus dem Wrack und rettet sich in eine einsame Fischerhütte. Doch sie ist nicht allein an diesem unwirtlichen, von der Welt abgeschnittenen Ort, denn jemand will unbedingt verhindern, dass die Wahrheit über den Toten ans Licht kommt. Als Tom Stilton erfährt, was Olivia zugestoßen ist, gibt er sein ruhiges Leben in Thailand auf, um ihr zu helfen.(Verlagsinfo)

Sie sind reifer geworden, ernster – zielorientierter. Das trifft auf insgesamt alle Hauptpersonen zu, die man in den letzten fünf Bänden kennen- und lieben gelernt hat. In „Kaltes Gold“ begegnen wir dem messerwerfenden Abbas wieder, oder den nervigen, schrulligen Informanten  - der Nerz, aber auch Olivias frühere Chefin Mette und ihr Ehemann  haben ihre Auftritte in diesem vorliegenden Band.

Besonderen Raum nehmen diesmal die Nebengeschichten ein. Und diese präsentieren sich über die privaten Herausforderungen der Hauptfiguren. Gerade das Privatleben von Olivia nimmt ausgesprochen viel Raum ein, und wirkt manchmal überproportional zu hoch. Betrachtet man die Gewichtung der Perspektiven aus der die Handlung erzählt wird, so ist die von Olivia die absolut überwiegende. Tom Stilton kommt natürlich auch zu Wort, aber dessen Rolle, ist vielmehr  zu der einer wichtigen Nebenfigur geworden.

Dadurch wird die Hauptstory nicht weniger interessant, oder spannend, aber weniger private Geschichten hätten es auch getan. Was das Autorenehepaar damit bezweckte, wird man in dem nächsten Band sehen, denn hier gibt es einige, offene Enden, die ggf .auch überflüssig sind.

Spannend ist „Kaltes Gold“ ohnehin. Souveränität ist hier das Stichwort – und originell und aktuell ist das verwendete Thema allemal, doch auch hier erlebt man durch ein geschicktes Setting, die eine oder andere überraschende Wendung.

Atmosphärisch insgesamt gut – kommt aber, an den einen oder anderen Vorgängerband nicht heran. Schade – denn die Story hatte großes Potenzial, dass leider aufgrund der komplexen Neben- und Privatgeschichten nicht ausgeschöpft wurde.

Fazit

„Kaltes Gold“ ist wärmer als gedacht. Nicht der stärkste Band der Reihe – aber dennoch hebt sich dieser noch von vielen anderen Titeln des Genre ab. Man mag gespannt sein, wie es weitergeht. Eine Reihe – die durchaus das Potenzial hat zum Kult zu werden – aber etwas fehlt leider noch.

Michael Sterzik

Samstag, 21. November 2020

Die Schwertchronik - Der Gesandte des Papstes - Christoph Lode


Wir kennen den sympathischen Autor Christoph Lode auch unter seinem Pseudonym „Daniel Wolf“ – der mit seiner historischer Romanreihe um die Kaufmannsfamilie der Fleurys national, wie auch international einen beachtlichen Erfolg vorzuweisen hat.

Der vorliegende Titel: „Die Schwertchronik – Der Gesandte des Papstes“ ordnet sich nicht im Genre „Historischer Roman“ ein. Das Grundgerüst bildet natürlich die Zeit der Kreuzzüge, doch die Handlung ist eher mystisch und phantastisch gemalt.

Die Werke kann man bitte auch nicht miteinander vergleichen. In keiner Weise gibt es Parallelen, oder Ähnlichkeiten. Selbst Ausdruck, Stil und Sprache unterscheiden sich so stark, als wäre gäbe es tatsächlich zwei sehr unterschiedliche Schriftsteller.

Ein geheimer Auftrag des Papstes führt den jungen Ritter Raoul von Bazerat 1303 nach Jerusalem: Unter dem Vorwand, auf Pilgerfahrt zu sein, soll er das sagenumwobene Zepter des Heiligen Antonius finden. Für den todkranken Raoul ist die Reise möglicherweise die letzte Gelegenheit, seinem bislang recht ausschweifenden Leben einen Sinn zu geben. Doch der Tod könnte den Ritter schneller ereilen als gedacht, denn inmitten von Kriegshandlungen, Intrigen und Machtkämpfen im Heiligen Land ist Raoul ist nicht der Einzige, der das Zepter in seinen Besitz bringen will. Bald sitzen ihm päpstliche Handlanger ebenso im Nacken wie die Söldner des Sultans.Auf einer halsbrecherischen Flucht trifft Raoul auf die Ägypterin Jada. Auch sie hütet ein unfassbares Geheimnis – und kennt als Einzige die Wahrheit über das Zepter des Antonius (Verlagsinfo)

„Die Schwertchronik – Der Gesandte des Papstes“ ist ein spannender und unterhaltsamer Abenteuerroman. Ein Roman der Spaß macht, und auch deren mystische Elemente interessant sind – denn hinter jeder Mystik verbirgt sich auch ein wahrer Kern. Auch die Figurenzeichnung kommt natürlich nicht an derer einer Familiensaga an. Zwar sind die Figuren auch vielschichtig dargestellt, aber die Handlung konzentriert sich weniger auf aufschlussreiche und tiefgehende Dialoge, sondern eher auf actionreiche Elemente in der deren öfters man die Klingen gekreuzt werden.

Atmosphärisch transportiert Christoph Lode die Spannung recht angemessen. Die Handlung ist leider auch vorhersehbar, sodass es an fast keiner Stelle wirkliche Überraschungen gibt. Auch Nebengeschichten und Figuren gibt es leider nicht. Rückblenden in die Vergangenheit – gerade die der Ägypterin Jada – viel zu wenige. Also auch hier nur eine starke aber gelungene Oberflächlichkeit.

Ich vermute auch, dass der Roman dem Autor Christoph Lode viel Spaß gemacht haben dürfte. Das historische Umfeld ist sehr gut recherchiert und beschrieben. Auch die politischen Beziehungen der Länder und die Motive des Papstes, oder des Sultans sind zwar recht frei interpretiert, aber durchaus interessant aufgezeigt.

Fazit

„Die Schwertchronik – Der Gesandte des Papstes“ von Christoph Lode ist ein spannender Abenteuerroman. Ein Mantel-und-Degen Abenteuer das unterhaltsam ist, aber auch eine Geschichte deren Potenzial, auch durch eine historische Reihe durchaus ausgebaut hätte werden können. Kurzweilige, aber gute Unterhaltung.

Michael Sterzik

Sonntag, 15. November 2020

Zerrissen - Michael Tsokos


Der vorliegende Band „Zerrissen“ ist der aktuellste der Reihe und der vierte Roman um den Rechtsmediziner für Gewaltdelikte beim BKA – Fred Abel.

Das Subgenre „True Crime“ hat sich schon längst im übergeordneten Genre Krimi/Thriller durchgesetzt. Die Realität schreibt nun mal die besten Geschichten, und tragischerweise leider auch mit die brutalsten.

Reden wir über Gewaltdelikte – reden wir darüber was Menschen sich alles an grausamen Methoden einfallen lassen, um einander zu töten, oder schwer zu verletzen. Prof.Dr. Michael Tsokos und seine Mitarbeiter im Institut für Rechtsmedizin an der Charité begegnen den Tod jeden Tag auf dem Sektionstisch. Seit 2007 ist Michael Tsokos der Leiter dieser Abteilung und schon längst auch international ein anerkannter Experte auf diesem Fachgebiet der Medizin.

In der ersten drei Bänden stand als Co-Autor Andreas Gössling an seiner Seite. Mit dem ehemaligen BILD-Nachrichtenchef Wolf-Ulrich Schüler, der seit 2019 stellvertretender Chefredakteur in der Zentralredaktion der Mediengruppe RTL ist dies Nachfolge, der höchstwahrscheinlich auch am zukünftigen 5.Teil der Reihe mitwirken wird.

Dr. Fred Abel muss vor Gericht in einem besonders schweren Fall von Misshandlung aussagen. Bei dem Opfer, einem kleinen Mädchen, handelt es sich ausgerechnet um die Nichte seiner langjährigen Kollegin Sabine Yao. Das Verhältnis zwischen den beiden Rechtsmedizinern ist dadurch äußerst angespannt.
Währenddessen findet Privatermittler Lars Moewig, Fred Abels alter Freund, in seinem Kickboxclub eine grausam zugerichtete Leiche in einem Boxsack. Lars muss wissen, wer in seinem Club Männer in Sandsäcke einnäht und bittet Abel um Hilfe. Schon bald führen ihre Nachforschungen sie in die Welt der libanesischen Drogen-Clans. Eine Schattenwelt, in der es weder Gefangene noch Zeugen geben darf, seien sie auch noch so jung und unschuldig …(Verlagsinfo)

„Zerrissen“ ist dieser neuester True-Crime-Thriller hochaktuell. Die deutsche Justiz geht immer mehr gegen sogenannte Clans vor, die die verbrecherische Unterwelt beherrschen und ähnliche mafiöse Verbindungen und Strukturen aufweisen, wie die Nachbarn aus Italien. In der Realität gibt es Clans aus vielen Ländern, die sich hier organisieren – Afrika, Russland, Asien, Europa und auch aus dem Osten. Das es zu blutigen Revierkämpfen kommt, steht außer Frage.

In dem vorliegenden Band spielt eine arabische Großfamilie, die Hauptrolle. Clankriminalität in Berlin? Natürlich – ein hart umkämpftes Gebiet. Also hier auch keine Fiktion, sondern traurige Realität. Im Nachwort geht Michael Tsokos auf die verwendeten Verbrechen näher ein.

Insgesamt ist der Titel „Zerrissen“ gut – aber kommt nicht an die Intensität der anderen Teile heran. Vielleicht liegt es nicht unbedingt an Michael Tsokos – vielmehr an seinem Co-Autor, der wenig professionelle Erfahrung vorzuweisen hat – damit erklärt sich dann auch die seichte Oberflächlichkeit. Leider – denn die Schicksale insbesondere das einer offensichtlichen Kindesmisshandlung gehen unter die Haut. Trotzdem sind diese ohne viele Emotionen geschildert und kommen ohne viel Tiefgang daher. Definitiv an Gewichtung hat der Fachjargon gewonnen – zwar auch sehr, sehr interessante – könnte aber für den einen oder anderen Leser mehr als Sachbuch, wie als ein unterhaltsames Buch zu sehen sein. Medizinische Untersuchungsmethoden und Obduktionsergebnisse gibt es also mehr wie genug.

Das Tempo ist mehr wie hoch und wirkt manchmal etwas gehetzt. Das gilt für die Hauptstory, wie auch für die Nebengeschichten, die eigentlich bis auf einem Part keine ist. Das die beiden Autoren, die organisierte Kriminalität durch einen Clan thematisieren ist neben der Aktualität gemessen gut – aber auch hier spielt der Faktor „Oberflächlichkeit “ eine tragende Rolle. Leider nehmen sich die beiden Autoren nicht die Zeit, deren Aufbau, deren Struktur und Motivation in den Vordergrund zu stellen. Stattdessen zeigt man deren brutale Durchsetzungskraft und stellt eine Rache in die erste Reihe. Schade.

Kommen wir zurück zu den Nebengeschichten, die allzu stark konstruiert wirken und sich unrealistisch zeigen. Kommissar Zufall spielt hier auch nebenbei mit und ist völlig fehl am Platze.  

Ich bin ja ein wirklicher Freund von Nebengeschichten, denn diese tragen ja im Grunde die gesamte Haupthandlung, doch die Lebensgefährtin von Dr. Abel einzubauen war absolut überflüssig. Es passt einfach nicht in das Gesamtbild.

Trotzdem war der Roman sehr spannend und vor allem unterhaltsam – also im Grunde Ziel erreicht. Thematisch überzeugt es eben auch dadurch, dass wir hier über True Crime sprechen. Der Anspruch ist erfüllt und ich freue mich auf einen weiteren Band mit Dr. Fred Abel.

Fazit

„Zerrissen“ ist ein unterhaltsamer, spannender True-Crime-Thriller mit einer geschilderten Brutalität, die unter die Haut geht. Es gibt hinlängliche Schwachpunkte – aber trotzdem, auch wenn er mit Abstand der schwächste aus dieser hervorragenden Reihe ist – absolut zu empfehlen.

Michael Sterzik

Samstag, 14. November 2020

Wolfssommer - Hans Rosenfeldt


Die schwedische Krimireihe mit seinem Protagonisten „Sebastian Bergmann“ (Der Mann, der kein Mörder war. U.a.) gehört zu Recht zu den besten Spannungsromanen in diesem Genre. Zusammen mit Michael Hjorth veröffentlichte er bisher sechs Romane um den Kriminalpsychologen, der menschlich zudem den Charakter eines menschlichen Katastrophengebietes aufweist.

Nun ist im Rowohlt Verlag sein erstes Soloprojekt „Wolfssommer“ veröffentlicht worden. Der Auftakt einer neuen Reihe – die sich nun auch beweisen muss. In seinem Heimatland Schweden ist er nicht nur ein sehr angesehener Autor, sondern zählt auch zu den großen und bekannten skandinavischen Drehbuchautoren.

„Wolfssommer“ spielt in der schwedischen Stadt Haparanda, nahe an der finnischen Grenze.

In der schwedischen Stadt Haparanda wird ein toter Wolf gefunden. Als die Behörden das Tier untersuchen, finden sie im Magen menschliche Überreste. Nachforschungen führen die Ermittler auf eine Spur: In Finnland ist ein Drogendeal aus dem Ruder gelaufen, es gab mehrere Tote. Und daher tauchen gleich mehrere Kriminelle in Haparanda auf - allen voran Profi-Killerin Katja, die für ihren russischen Auftraggeber Drogen und Geld zurückholen soll. Die leitende Polizistin vor Ort, Hanna Wester, hat noch ganz andere Probleme: Sie befürchtet, ihr Mann könnte sie verlassen, die Affäre mit ihrem jüngeren Chef macht es nicht besser. Doch Hanna steht ihre Frau.(Verlagsinfo)

Dieser Debütroman mit der „Sebastian Bermann Reihe“ zu vergleichen, ist mitunter nicht ohne weiteres möglich. Atmosphärische Spannung kommt zwar auf, und stellenweise gelingt es dem Autor auch den Spannungsbogen relativ hochzuhalten, doch seine Intensität ist gerade mal als ausreichend zu bezeichnen.

Das Duell der beiden Hauptprotagonistin – der russischen Killerin und der leitenden Polizistin Hanna hat zwar den Anspruch vielseitig, tiefgründig zu sein – ist es allerdings leider nicht. Es ist vielmehr sehr oberflächig und trotz der Nebengeschichten, denen hier eine gute Bühne gegeben wurde, hätte es viel, viel mehr sein dürfen, um wirklich überzeugend zu wirken.

„Wolfssommer“ ist nicht langweilig, es passiert ja auch recht viel und es gibt unzählige Nebencharaktere, die die Story elementar tragen sollen, aber halt überflüssig daherkommen. Dadurch, dass die Spannung nicht immer präsent ist, weist der Roman absolute Längen auf,und man muss schon etwas hartnäckig sein um nicht den Faden zu verlieren.

Der Roman soll komplex wirken, allerdings viel zu oft und sehr verwirrend. Die perspektivischen Wechsel sind zwar gelungen, aber man erfährt viel zu wenig von den Charakteren – auch das wechselt – manchmal zu viel, und wann man dann meint es wird aufschlussreich, verliert es plötzlich an Tiefe.

Fazit

„Wolfssommer“ ist spannend. Aber leider nur durchschnittlich. Es fehlt an der Komplexität der Figuren, die noch zu eindimensional wirken. Der Auftakt ist gelungen, aber es fehlt noch viel an Spannungsmomenten und einer Atmosphäre, die letztlich überzeugt.

Michael Sterzik

Samstag, 7. November 2020

Vespasian - Kaiser von Rom - Robert Fabbri


Der vorliegende Titel: „Kaiser von Rom“ aus der Reihe: „Vespasian“ ist der neunte und abschließender Band, dieser absolut gelungenen historischen Saga. Robbert Fabbri versetzt seine Leser in die Römische Epoche der Kaiserzeit. Im ersten Band begegnete man noch Augustus, dem Adoptivsohn Julius Cäsar – in den späteren Bänden verfolgte man den Aufstieg und den Fall der nachfolgenden Imperatoren – bis zu diesem Zeitpunkt, in dem Vespasian – das Purpur anlegte, von seinen Legionen als Kaiser proklamiert wird und der Weltmacht wirklich eine Zeit des Friedens brachte.

Diese Reihe überzeugt durchweg über eine realistische und authentische Darstellung dieses erfolgreichen Mannes, der es trotz, oder vielleicht auch wegen der mörderischen Politik des Römischen Reichs, auf dem Kaiserthron schaffte. Es war spannend und aufschlussreich sich durch diese schwierige und vor allem gefährliche Zeit mit der Figur „Vespasian“ zu bewegen. Seine Karriere begründete sich durch seine gewissenhafte Strategie einen militärischen Oberbefehlshabers und eines geschickt agierenden Politiker. Vespasian war beides – er war vorsichtig, geschickt, talentiert und hatte die Eigenschaft seine Vision selbst zu gestalten. Trotzdem – und das zeigt wird auch in diesem vorliegenden Band erzählt – er war ein Mann seiner Zeit. Die brutale Zerschlagung der jüdischen Aufstände unter seinem Kommando ist  dennoch erschreckend erzählt. Als Oberbefehlshaber opferte und töte er in dieser Verantwortung tausende von Leben –  es waren nicht nur Soldaten feindlicher Länder. Dörfer und kleinere Städte, die Zerstörung Jerusalems und seines Tempels – Massaker an der Zivilbevölkerung – auch das geschah unter seinen Befehlen. Stellt sich nun die Frage: „War er ein schlechter Mensch“?! Eine Frage, die man nicht abschließend beantworten kann – die Zeit war gänzlich eine andere. Vespasian – musste ggf. so handeln – im Grunde dazu gezwungen harte Entscheidungen zu fällen. Robert Fabbri stellt Vespasian in den letzten Bänden zunehmend konsequenter und kompromissloser dar.

A. D. 68: Vespasian soll eine Revolte in Judäa beenden. Eine ausweglose Situation: Ist er erfolgreich, wird er den ewigen Neid des wahnsinnigen Kaisers Nero auf sich ziehen. Ist er es nicht, wird die Strafe für ihn verheerend sein. Vespasian weiß nicht, dass Rom sich in politischem Aufruhr befindet und Nero in seiner Abwesenheit Selbstmord beging. Ist Vespasians Zeit jetzt gekommen? Die Zeit des Aufstiegs, des Sieges – der Erfüllung zahlreicher Prophezeiungen? Wann wird Vespasian sich den Purpur umlegen? (Verlagsinfo)

Und genau diese Beschreibungen solcher charakterlichen Entwicklungen seiner Figuren, und nicht nur der Vespasians fühlen sich an, wie ein nachhaltiges Echo dieser Epoche und seiner Ereignisse. Robert Fabbri erzählt in dieser Reihe nicht von einem romantisierten, prächtigen Rom, sondern lässt die Realität dieser Epoche aufleben. Rom war nicht nur das „Licht“ der Welt – nicht nur Literatur, Architektur, Philosophie und vieles mehr – sondern auch durchdrungen von einer brutalen, willkürlichen Politik, von skrupellosen Machtspielen, von tödlichen Intrigen und Korruption. Auch diese Elemente sind faszinierend erzählt.

Rom war natürlich auch militärisch mehr wie aktiv. Seine Eroberungspolitik – seine Kriegsmaschinerie war so erschreckend wie auch eindrucksvoll. Robert Fabbris Stil die Armeen Roms als disziplinierte Bestie darzustellen ist großes Kino.

Da sich Robert Fabbri authentischen, historischen Quellen bedient, z.B. von Philosophen und Historikern, Tagebüchern, Aufzeichnungen usw. gibt es wenig Fiktion. Natürlich nimmt sich Robert Fabbri auch künstlerische Freiheiten, so gibt es perspektivische Interpretationen, die allerdings auch sehr schlüssig sind.

Die Reihe „Vespasian“ bestehend aus neun Bänden weist auch inhaltlich kaum Längen auf. Die Titel sollten sie aber nicht voneinander unabhängig lesen, da sich dann nicht die charakterliche Ausprägung zeigt – denn diese ist außerordentlich hochklassig konzipiert.

Stellenweise wird man sich fragen: War das wirklich so? Hat dieser Kaiser wirklich so abgrundtiefe Verbrechen begangen? Waren die Legionen Roms wirklich militärisch so effektiv?

Diese Reihe wirkt mitunter animierend mehr erfahren zu wollen. Unterhaltung hin, oder her – dass sind historische Romane, die lehrreich unterhalten können. Deren spannende Atmosphäre den Leser einfängt und schwerlich loslässt.

Fazit

„Vespasian – Kaiser von Rom“ ist der krönende Abschluss einer Reihe, die man unbedingt lesen sollte – wenn man sich denn für die alten Römer interessiert. Robert Fabbri – als Autor – diesen Namen sollte man sich merken. Brillante Unterhaltung.

Michael Sterzik

Samstag, 31. Oktober 2020

Der Todesspieler - Jeffery Deaver

Lass uns ein Spiel spielen – allerdings mit tödlichem Ausgang, wenn es nach dem Todesspieler im gleichnamigen Buch von Jeffery Deaver geht. Der amerikanische Autor Jeffery Deaver ein renommierter Altmeister im Genre Thriller hat eine neue Figur kreiert – Colter Shaw und der vorliegende Roman ist der erste Band einer neuen Reihe.

„Todesspieler“ beinhaltet eine Grundthematik, die absolut aktuell ist. Games – diese Unterhaltungsbranche ist arg umkämpft. Die Zielgruppe bewegt sich in alle sozialen Schichten, zudem begeistern sich Jung und Alt gleichermaßen dafür in virtuelle Welten abzutauchen um der Realität etwas entfliehen zu können. Brot und Spiele – und natürlich hat alles auch seine Schattenseiten. Jeffery Deaver ist also up to date.

Colter Shaw ist hart, er ist kompromisslos und die letzte Rettung für die Menschen, denen die Polizei nicht helfen kann oder will … Er ist ein hervorragender Spurenleser und verdient seinen Lebensunterhalt damit, für Privatpersonen vermisste Personen aufzuspüren. Als er von einer verschwundenen Collegestudentin hört, bietet er dem verzweifelten Vater seine Hilfe an. Shaws Ermittlungen führen ihn in das dunkle Herz von Silicon Valley und die knallharte, milliardendollarschwere Videospielindustrie. Es gelingt ihm, die junge Frau zu finden und nach Hause zu bringen. Doch dann gibt es eine zweite Entführung und alles deutet darauf hin, dass es sich um denselben Täter handelt. Nur dieses Mal kann Shaw das Opfer nicht lebend retten. Alle Hinweise führen zu einem Videospiel, in dem der Spieler mithilfe von fünf verschiedenen Gegenständen versuchen muss zu überleben. Shaw ist überzeugt, dass der Täter versucht, das Spiel zum Leben zu erwecken. Er muss ihn stoppen, denn der Todesspieler hat gerade erst angefangen … (Verlagsinfo)

Ja – der Titel ist spannend – ein souveränes Werk, mit einem Charakter der interessanter als die Story selbst ist. Keine originelle Spannungsliteratur – solide aufgebaut, wie man es halt von diesem Autor auch erwarten kann. Seine neue Figur „Colter Show“ hat den Charakter eines multiuniversellen Schweizer Taschenmessers. Immer eine Lösung parat – immer feine Pläne nach Prioritäten eingestuft. Relativ humorlos – hart, kühl – ein Einzelgänger mit kleinem Herz und einem großen Verstand. Außerdem verfügt er noch über das eine, oder andere hilfreiche Talent für seinen Job als erfolgreicher Prämienjäger. Gemäß einer altbekannten Schablone – ist er immer noch ein gefangenes Kind seiner Vergangenheit. Netterweise – könnte man ihn als intellektuellen Soziopathen bezeichnen. Das Rätsel seiner Vergangenheit wird thematisch zwar in Rückblenden behandelt – ist aber nicht das zentrale Thema. Nein – die virtuelle und die reale Welt vermengen sich miteinander – und die Schnittmenge bilden dann Entführung und Mord.

Gerade diese virtuelle Welt, mit der sich Colter Shaw auseinandersetzen muss, ist Neuland für ihn. Im Land dieser unbekannten Möglichkeiten verliert er hin und wieder die Orientierung, aber eine nette, weibliche Bekanntschaft erklärt Shaw die bodenständigen Grundlagen dieser Welten. Dieser Erzählstrang ist außerordentlich gut gelungen und die weibliche Nebenfigur ist genauso interessant konzipiert wie Colter Shaw selbst. Wiedersehen macht Freude.

Die Perspektive der Handlung ist eindimensional und zeigt sich nur die Augen von Colter Shaw. Schade – es wäre toll gewesen, wenn die Handlung aus mehreren Perspektiven bestehen würde. Das nimmt dem Buch zwar nicht die Spannung, aber mindert gehörig die Tiefe.

Jeffery Deaver baut gekonnt, die eine, oder andere gut platzierte Überraschung ein. Doch inhaltlich wirkt diese Handlung dann doch auch durch den Zeitenwechsel, und diese Überraschungen etwas zu konstruiert. Gut gelungen sind dagegen die Dialoge. Nebengeschichten und Nebenfiguren gibt es bis auf die Altlasten von Colter Shaw praktisch nicht. Auch das vermisst man.

Fazit

„Der Todesspieler“ ist ein kein „Game Over“ sondern der Auftakt einer interessanten Reihe. Es gibt noch viel Potenzial – aber wer Jeffery Deaver kennt, weiß das es bei seinen Titeln immer ein up and down gibt. Solide Spannung – die von seiner Hauptfigur lebt – und nicht der Handlung selbst.

Michael Sterzik

Sonntag, 25. Oktober 2020

Feuer und Schwert - Napoleon Saga - Simon Scarrow


Der vorliegende Band: „Feuer und Schwert“ von Simon Scarrow ist der dritte aus der Napoleon Reihe und thematisiert die politischen Ereignisse, die Schlachten und Kriege der Jahre 1804-1809 in den Frankreich und England.

Die Hauptakteure – bzw. Kontrahenten sind Napoleon Bonaparte, der in diesem Band nun endlich sein Ziel erreicht hat und Kaiser von Frankreich ist, sowie Arthur Wellesley, der seine erfolgreiche, militärische Karriere nun fortsetzen kann. Beides sind ambitionierte, erfolgreiche Männer ihrer Zeit, die ihren kometenhaften Aufstieg im Grunde nur dem Krieg zu verdanken haben.

1804. Napoleon Bonaparte, Kaiser der Franzosen, trachtet danach, Europa zu unterwerfen. Nach der Niederlage in der Schlacht von Trafalgar erringt er bei Austerlitz einen glorreichen Sieg gegen die Russen und Österreicher. Er zwingt den spanischen König zur Abdankung und verhilft seinem Bruder auf den Thron. Doch ein erbitterter Feind steht ihm weiterhin im Weg. Arthur Wellesley führt die Britischen Truppen auf dem Kontinent an. Er befreit Portugal aus der französischen Herrschaft und führt das Heer in Spanien von Sieg zu Sieg. Bei jenen, die sich der napoleonischen Herrschaft nur widerwillig unterworfen haben, keimt die Hoffnung, dass der Vormarsch der Franzosen gestoppt werden kann: Freiheit liegt in der Luft ...(Verlagsinfo)

Dieser vorletzte Band ist wie die beiden vorherigen Bände auch durch die Erzählung und Beschreibung brutaler, und blutiger Auseinandersetzungen spannend. Noch stehen sich Frankreich und Erzfeind Großbritannien nicht als Gegner auf dem Schlachtfeld gegenüber. England geschützt durch seine effektiv schlagkräftige Flotte von Kriegsschiffen ist geschützt. Die Kriege und Schlachten finden auf dem europäischen Festland statt. Österreich, Russland, die Preußen – alle unterschätzen, den kleinen Korsen, der es an die Spitze Frankreichs geschafft hat. Alle bezahlen einen hohen Preis denn Napoleon ist nur ein auf dem Schlachtfeld ein talentierter Stratege, sondern weiß auch wie er politisch seine Gegner durch Erpressung, Drohungen und Manipulation ausspielt.

Doch der dritte Band unterscheidet sich dennoch von seinen Vorgängern – denn er ist noch intensiver, wenn man die erzählerische Perspektive der analytischen Interpretation der beiden Hauptfiguren betrachtet. Arthur Wellesley ehelicht endlich seine Kitty, auch wenn sich in 10 Jahren seiner Meinung nach, die Gefühle für sie nicht verändert haben – die Zeit ging auch nicht spurlos an Kitty vorbei. Wellesley Ehre, seine Prinzipien und seine Loyalität erlauben ihm militärische Erfolge – adaptiert man diese auf sein Privatleben, ist das schon mal ein persönliches Waterloo.

Napoleons Privatleben wird ebenfalls thematisiert. Eine Kaiserin Josephine, die ihm keinen Erben schenken kann, oder seine Brüder, die seinem Aufstieg und seine Entscheidungen durchaus konstruktiv widersprechen. Selbst seine Minister rebellieren offen gegenüber ihrem Herren – ohne Erfolg. Der Kaiser hält sich für unfehlbar – aber er ist nicht. Simon Scarrow erklärt Napoleons militärische und politische Fehlentscheidungen und das sind einige. Diese Darstellung ist besonders gut getroffen, denn es ist der Anfang vom Ende seiner Herrschaft. Seine Verwandlung in einem totalitären Despoten, einem Tyrannen – der über Leichen geht, ist spannend, informativ und nicht zuletzt brillant erzählt.

Die beiden Perspektiven der Figuren sind abwechselnd gut erzählt. Es ist der Prolog von Napoleons Untergang – und der Aufstieg Wellesleys, der Parallelen zu Napoleons Charakter aufweist.

Insgesamt ist der Roman hochspannend und informativ erzählt. Es gibt keine langweiligen Passagen bei diesem seitenstarken Roman. Und ganz sicher animiert er dazu, auch den letzten Band „Kampf und Tod“ zu lesen, der im Verlag Heyne im März 2021 erscheinen wird.

Natürlich weiß man wie Napoleon kometenhafter Aufstieg erfolgte, und auch sein Untergang bei Waterloo erfolgte. Doch der Weg dahin ist das Ziel dieser tollen Reihe. Die Analytik dieser beiden Figuren ist brillant erzählt. Spannende Unterhaltung ist garantiert. Selbst die epochale Politik dieser Zeit wirkt wie ein Echo dieser Timeline. Damit beweist auch Simon Scarrow, dass historische Geschichte spannend und unterhaltsam sein kann.

Fazit

„Feuer und Schwert“ – ist inhaltlich der intensivste Roman dieser Reihe. Spannend in Szene gesetzt. Emotionen sauber verpackt und transportiert, sodass der Leser gar nicht aufhören mag. Sehr gut.

Michael Sterzik