Sonntag, 10. Januar 2021

Die Dunkelheit zwischen uns - Molly & Rolf Björlind


Der vorliegende Titel ist der Debütroman der Tochter von Cilla & Rolf Björlind. Molly Björlind hat aber den Roman mithilfe ihres Vater Rolf verfasst.

Das erfolgreiche schwedische Autorenehepaar, die auch für viele Film- und Fernsehproduktionen, die Drehbücher verfasste, hat sich mit ihrer Reihe um die junge Kriminalbeamtin  Olivia Rönning und dem ehemaligen Kommissar Tom Stilton, im Genre Thriller/Krimi international einen Namen gemacht. Diese Reihe gehört mit zu den besten, die ich jemals gelesen habe. Zwei Bände wurden verfilmt, selbstverständlich haben die beiden Autoren auch dafür das Drehbuch verfasst. Mit diesem Erfolg im Nacken, ist die Erwartungshaltung also nicht klein.

„Die Dunkelheit zwischen uns“ ist zwar im Segment „Thriller/Krimi eingeordnet – aber gehört da allerdings faktisch nicht hin. Weder Thriller – noch ein Kriminalroman – eher eine posttraumatische Familientragödie. Die Stärke des Romans sind die Charaktere. Tiefgründig, interessant, mehrdimensional aufgebaut nehmen diese viel Raum ein. Allerdings ist die Story sehr, sehr schwach, überladen von überflüssigen Szenen und Dialogen kommt keine Spannung auf. Sehr zäh und langatmig kommt es dann inhaltlich zu solchen Längen, die so gar nicht unterhaltsam sind.

Ein windiger Tag in den Stockholmer Schären. Die 25-jährige Emmie taucht überraschend in der Ferienvilla ihrer Eltern auf. Das alte verwinkelte Haus hat ihr schon als Kind Angst eingejagt. Sie will herausfinden, was mit ihrem kleinen Bruder Robin geschah, der verschwand, als sie noch Kinder waren. Angeblich ist er ertrunken, aber sein Körper wurde nie gefunden. Emmi möchte endlich ihr eigenes Leben anfangen, sie sucht nach Antworten. Ihre Eltern bleiben stumm. Die Mutter ist seltsam kalt, der Vater wirkt überfordert. Dann entdeckt Emmie ein Bild von zwei spielenden Kindern. Es zeigt sie und ihren Bruder, an dem Tag, an dem er für immer verschwand ...(Verlagsinfo)

Die Längen entstehen über das Beziehungssystem der Figuren. Jeder kann schuldig oder unschuldig sein, jeder hat irgendwas zu verbergen und versteckt sich vor einer Verantwortung. Das mag ja interessant sein, aber ob das Verschwinden des Sohnes nun ein tragischer Unfall war, oder ein geplanter Mord – geht inhaltlich unter. Insgesamt hätte man aus dem Roman eine Kurzgeschichte gestalten sollen. 2/3 des Romans wurden verschwendet für überflüssige Szenen und Gespräche.

Stil, Ausdruck und Sprache sind professionell und bilden trotz aller Kritik eine recht annehmbare Atmosphäre.

Fazit

„Die Dunkelheit zwischen uns“ von Molly & Rolf Björlind ist ein guter Schulaufsatz, und kein spannender Thriller. Mehr als ausreichend ist er nicht. Die junge Autorin hat Potenzial, aber noch deutlich und ehrlich an sich zu arbeiten. Vielleicht als „Hörbuch“ zu empfehlen – als Roman absolut „Nein“.

Michael Sterzik

Freitag, 8. Januar 2021

Krone der Welt - Sabine Weiß


Die Niederlande – deren Hauptstadt Amsterdam ist im Laufe der Jahrhunderte eine, fantastische, europäische Metropole geworden. Die Einwohnerstärkste Stadt des Königsreichs hat eine beachtliche Geschichte zu erzählen. Aber haben wir diese jemals gehört? Im Genre Historischer Roman gibt es viele Epochen, viele Länder und Städte, von denen Autoren uns mit spannenden Geschichten unterhalten. Dabei ist die Niederlande, dann doch eher exotisch und nur wenige Romane, befassen sich mit dieser Stadt der Grachten und Kanäle und ihrer spektakulären Vergangenheit.

Religionskonflikte und der Kampf um die Unabhängig ist die Basis des neuesten Romans „Krone der Welt“ von Sabine Weiß. Auch wenn dieser Plot primär die Hauptrolle spielt – so hat die Autorin Sabine Weiß auch der Architektur dieser wunderschönen Stadt eine Stimme gegeben. Weitere Themen neben der Religion sind noch die sozialen Schichten, der interkontinentale Handel auf dem Meer und sehr gut inszenierte Geschichten, die die Protagonisten perfekt ausleuchten.

Vincent will als Architekt prächtige Stadthäuser bauen. Ruben sehnt sich nach Abenteuern auf hoher See. Betje ist eine begnadete Köchin. Zusammen sind die Geschwister in Amsterdam gestrandet, einem Ort der märchenhaften Möglichkeiten. Doch es ist auch die Zeit der großen Auseinandersetzungen. Katholiken und Calvinisten streiten um den rechten Glauben, Engländer und Spanier um den Einfluss auf das Land am Meer, Kaufleute um die wirtschaftliche Macht. Können sich die Geschwister in dieser schwierigen Situation behaupten? (Verlagsinfo)

„Krone der Welt“ ist der stärkste, intensivste und spannendste Roman der sympathischen Autorin Sabine Weiß, die in der Hansestadt Hamburg lebt und schreibt. Die Story teilt sich über die drei Geschwister auf und könnte sich zu einer brillanten Familiensaga entwickeln. Der Fokus liegt hier auf den ehrgeizigen und gebildeten Architekten Vincent, der sein Handwerk und sein Talent von seinem Vater hat. Sein Schicksal ist unmittelbar, aber nicht ausschließlich mit seinen Geschwistern verschlüsselt. Beide spielen halt eine tragende Nebenrolle, aber distanzieren sich nicht. Dadurch sind fein sortierte und gute aufgestellte Nebengeschichten geworden, die ebenfalls spannend und unterhaltsam sind.

Dem gesamten Roman merkt man an, dass Sabine Weiß hier brillant und konzentriert recherchiert hat. Genau das – macht den Roman so gut – die atmosphärische Stimmung die sich durch alle Szenen und Themen bewegt und diese inhaltlich so durchdringen, dass man nach der gegenwärtigen Pandemie gerne Amsterdam zu seinem Reiseziel erklärt. Aber die Recherchetour hat sich gelohnt. Unterhaltsame und anschauliche Unterrichtung architektonischer Themen nimmt man gerne mit.

Die Story beinhaltet den Religionskonflikt, der unbändige Schrei nach Freiheit und damit katapultiert Sabine Weiß den Leser auch in brachiale Gefechte und Auseinandersetzungen zwischen den Spaniern, Engländer und späteren Niederländern. Fakten und Fiktion ergänzen sich hier in guter Harmonie und inkludieren die Figuren perfekt ein. Die Charakterinterpretation und Darstellung ist perfekt gelungen.

Sabine Weiß hat auch als Autorin einen großen Entwicklungsschritt gemacht. Der Titel „Krone der Welt“ hebt sich von fast allen ihren Titeln positiv ab – und das ist gut so. Diesmal verzichtet die Autorin auf unrealistische und überzeichnete Frauenschicksale – sondern konzentriert sich auf drei Personen – drei Schicksalswege inmitten einer epochalen Umwälzung Amsterdams. Das heißt nicht, dass es hier keine romantischen Passagen gibt?! „Sex and Crime“ ist genug vertreten, aber perfekt in die eigentliche Handlung eingepasst, sodass diese wie bei vielen anderen ihrer Kolleginnen nicht als Einzelmerkmal dasteht.  Ein mutiger Weg der Autorin – aber diesen wird man begrüßen.

Dadurch offenbart sich auch ihr eigentliches Talent – eine atmosphärische Handlung, die einen sofort in ein umkämpftes, buntes, lautes und aufbauendes Amsterdam schleudert. Amsterdam – ist die Bühne dieser Story und man vermisst auch gar nicht andere Regionen, oder Schauplätze. Perfekt ins Licht gerückt. In ihrem Roman „Hansetochter“ – der übrigens in Lübeck spielt – ist ihr das vorher auch brillant gelungen.

Dass Religion natürlich auch immer auch ein soziales und machtvolles Instrument ist, um seine Schäfchen zu manipulieren – wird hier auch gut von Sabine Weiß geschildert. Verbrechen in Namen Gottes – Religiöse Konflikte unter dem Deckmantel seine Herrschaftsgebiete auszuweiten – auch sehr unterhaltsam und spannend dargestellt. Nebenbei zeigen sich hier auch die sozialen, meist noch starren herrschaftlichen Systeme die durch Traditionen, Vorurteilen, Angst und Hass bestehen und langsam durch ein anderes Denken und Handeln abgelöst werden.



Es gibt nicht viel zu bemängeln – persönlich hätte ich gerne mit von der Seefahrt, vom Handel erfahren – aber das ist Kritik auf überhöhtem Niveau. Wenn es einen Nachfolgeband geben würde – und geschichtlich ist mehr wie Potenzial vorhanden, wäre es vorteilhaft, die Geschichte der beiden anderen Geschwister zu intensivieren.

Stil, Ausdruck und Sprache haben bei Sabine Weiß, einen deutlichen Meilenstein erzeugt.

Fazit

„Krone der Welt“ von Sabine Weiß verdient ein „Krönchen“ im Genre Historischer Roman. Originell und positiv anders distanziert sich die Handlung von vielen, romantisierten Frauenschicksalen und ebnet den Weg zu einer hoffentlich angedachter Fortsetzung. Unterhaltung auf einem hohem Niveau – tolle Figuren, die sich und Amsterdam entstehen lassen. Brillante Unterhaltung.

Bitte verlieren Sie nicht diesen Weg – den sie gerade literarisch gehen. Er funktioniert zu Wasser und auf dem Land perfekt.

Danke für die tolle Unterhaltung. „Krone der Welt“ gehört schon jetzt für mich zu einem der besten Romane, die ich in diesem Jahr lesen werde. Ein Roman – den man, wenn man gerne historische Romane liest – unbedingt lesen sollte.

Michael Sterzik

Sonntag, 27. Dezember 2020

Vergeltung - Robert Harris

Den vorliegenden Roman, kann man schon im Genre „Historisch“ einordnen. Robert Harris erzählt die Geschichte der Vergeltungswaffe V2 – die Waffe, die ein Jahr vor Kriegsende ein verzweifelter Versuch der Nazis war, doch noch den verträumten Endsieg zu feiern. Das Deutsche Reich ist durch die britischen Bomberangriffe arg zerstört worden, deutsche Städte liegen in Trümmern, ein Mehrfrontenkrieg ist gleichbedeutend, wie eine große Kesselschlacht. Ein Ende des Krieges in Sicht – und der totale Krieg entpuppt sich in Zerstörung und Tod.  

Die V2 Rakete soll Angst und Schrecken auf der britischen Insel erzeugen. Die meisten Raketen detonieren in London und Antwerpen – ca. 8000 Menschen sterben durch diese moderne, ballistische Waffe.

Robert Harris erzählt von einem sprichwörtlichen Duell zwischen dem nationalsozialistischen Reich und der britischen Luftwaffe. Einerseits weiß die britische Regierung, dass das Ende des Krieges eine Frage von Monaten ist, andererseits sind sie not amused von diesen V2 Raketen, die relativ viel Schaden anrichten. Die Royal Airforce vermutet die mobilen Abschussbasen in Belgien und möchte diese durch gezielte Fliegerangriffe zerstören.

Die atmosphärische Stimmung fängt und erzählt der Autor authentisch ein. Die deutschen Wissenschaftler wissen schon längst, dass sie eher an ihre Zukunft denken sollten, wie in der gegenwärtigen Lage einen verzweifelten Kampf zu führen. Wernher von Braun – der die V2 entwickelt hat –ist einer der wenigen faktischen Charaktere in dem Buch „Vergeltung“. Es handelt sich vielmehr darum, welche Anstrengungen beide Kriegsparteien unternehmen – und welche Gedanken und Gefühlen diese mit sich tragen. Die Wissenschaftler träumen eher von ambitionierten Zielen der Raumfahrt also von einem Großdeutschen Reich.

„Vergeltung“ ist ein mäßig spannender Roman. Die perspektivischen  Wechsel zwischen dem deutschen fiktiven Wissenschaftler Rudi Graf und der britischen Offizierin Kay Caton-Walsh sind tiefgründig, unterhaltsam, aber versprechen keine spannenden Momentaufnahmen. Vielmehr zeigt sich bei Graf eine Desillusionierung ab, und immer wieder gerät er durch seine Äußerungen in das Fadenkreuz der Gestapo. Und ja, er hat auch Gewissensbisse, dass seine Raketen, eine Botschaft des Todes sind.

November 1944. Das Deutsche Reich steht vor der Niederlage. In einer Großoffensive setzt es seine modernste Waffe ein – die V2. Tausende dieser ballistischen Raketen mit schwerem Sprengkopf werden auf England abgeschossen. Radar und Aufklärer können sie nicht orten – wie aus dem Nichts stürzen sie mit Überschallgeschwindigkeit auf London herab.

Der Ingenieur Rudi Graf hat mit seinem Freund Wernher von Braun einst davon geträumt, einmal eine Rakete zum Mond zu schicken. Jetzt findet er sich im besetzten Holland wieder, wo er die technische Aufsicht über die Abschüsse hat. Vom Krieg ist er längst desillusioniert. Inzwischen ermittelt gar ein NS-Führungsoffizier wegen Sabotageverdacht gegen ihn.

Kay Caton-Walsh, Offizierin im Frauenhilfsdienst der britischen Luftwaffe, entkommt einem V2-Einschlag nur knapp. Als kurz darauf 160 Menschen von einer der Raketen getötet werden, vor allem Frauen und Kinder, meldet sie sich freiwillig zu einer lebensgefährlichen Mission. Zusammen mit Kameradinnen wird sie im befreiten Belgien abgesetzt. Dort sollen sie die mobilen Startplätze ausfindig machen und zerstören. Das Schicksal wird Kay und Rudi schließlich aufeinandertreffen lassen. (Verlagsinfo)

Es ist ein Wechselspiel der Perspektiven und derjenige Leser, der auch gerne viele technische Details über die V2-Raketen erfahren möchte, wird hier fündig. Auch, dass das Raketenprogramm nicht tadellos und ohne Fehler lief, wird vom Autor erzählt. Der eine, oder andere Fehlstart äscherte dann auch gleich, neben der Vegetation, auch das Bedienungspersonal mit ein.

Robert Harris verzichtet sich auf ein Bild von „Gut“ und „Böse“ zu konzentrieren. Das diese sinnlosen Raketenangriffe, die viele Menschenleben kostete, den deutschen Wissenschaftlern auch als Motivation dienten, dem deutschen Vaterland den Rücken zu kehren und sich lieber den zukünftigen Siegermächten zuzuwenden, ist nahezu logisch und Wernher von Braun als Schlüsselfigur lässt dies in seinen Kurzauftritten zum Ende des Romans schnell durchblicken.

Ansonsten wird wenig vom Krieg gesprochen - nichts von den KZ-Häftlingen, die für dieses Raketenprogramm sterben mussten – dass waren weit mehr wie, die Opfer, die bei den Raketenangriffen starben. Schade – diese Information fehlte – wie noch einige andere wichtige mehr.

Insgesamt also ein sehr oberflächiger Roman von Robert Harris. Unterhaltsam, aber wenig tiefgründig. Der tiefere Sinn, und die Spannung kommen eben halt nicht an die besagte Oberfläche.

Über das weitere Schicksal – weder privat noch beruflich – erfährt der Leser nichts. Schade – denn es wäre mitunter spannend gewesen, zu erfahren wie es mit den einzelnen Figuren weitergegangen wäre.

Fazit

„Vergeltung“ ist ein unterhaltsamer Roman. Wenig spannend, aber dennoch interessant und offen erzählt. Nicht das stärkste Werk des Autors – aber auch nicht das schwächste.

Michael Sterzik

Mittwoch, 23. Dezember 2020

Ocean - Insel des Grauens - Douglas Preston & Lincoln Child


Der vorliegende Roman ist der 19.Band der Reihe um den charismatischen Special Agent Pendergast. Diese fulminante Reihe überzeugt seit Jahren seine Leser. Eine gekonnte Mixtur mit mystischen, paranormalen Elementen, aber auch durch interessante, wissenschaftlich fundierte Fakten. Doch alle diese kleinen und größeren Komponenten, können nur ein überzeugendes Gesamtbild liefern, wenn auch die Figuren passgenau eingebaut werden. In den Titeln vorher gibt es ein stetes kommen und gehen von Protagonisten, immer mal wieder ein come back and stay – und das spezielle daran ist, dass sich diese Figuren auch weiterentwickeln, und ja auch manchmal sterben. Letzteres allerdings eher selten.

Das Autorenduo hat mit ihren fiktiven Charakter Aloisius Pendergast eine Kultfigur erschaffen. Vielleicht eine der geheimnisvollsten Figuren, die ich kennengelernt habe. Nicht ohne Schwächen, aber insgesamt ein genialer Kopf, immer etwas überlegen, charismatisch, arrogant und überheblich – aber rückblickend auch immer jemand der einen ganzen Friedhof im Keller mit Geheimnissen und Überraschungen hat. Der Originalität der beiden Autoren, sind hier wohl kaum Grenzen gesetzt.

In „Ocean – Insel des Grauens“ spielt auch eine „alte“ Haupt-/Nebenfigur eine tragende Rolle – Constance Green – nicht weniger geheimnisvoll, nicht weniger tödlich. Sie ist ein Raubtier – elegant, intelligent, kaltblütig – und wirklich niemand der man nachsagt, dass die Waffen einer Frau weniger gefährlich sind. Im vorliegenden Band lässt sie ihren Gegner, aber auch ihren Gefährten, das durchaus spüren.

„Ocean – Insel der Grauens“ ist ein sehr starker Titel aus dieser Reihe – und das ist einzig und allein, der Figur Constance Green zu verdanken. Die Handlung ist originell wie immer, bei den Ermittlungen hat Pendergast traditionell immer die Hoheit, doch diesmal hat er zum zweiten Mal Agent Coldmoon zur Seite. Dessen Part ist durchaus stärker profiliert und auch er zeigt sich nicht nur als guter Ermittler, sondern auch als ein Mann der Tat – wenn schon alle Diplomatie nix bringt.

Für Action ist also gesorgt und das nicht zu weniger. Die Spannung baut sich wie von alleine auf -. Schließlich will man ja wissen, warum zum Teufel dutzende von menschlichen abgetrennten Füßen auf den Strand zusteuern.

Ein grausiger Anblick erwartet eines Morgens die Urlauber auf einer Insel vor Floridas Golfküste: Am Strand des tropischen Paradieses werden über hundert identische blaue Sneaker angeschwemmt – und in jedem von ihnen steckt ein menschlicher Fuß! Special Agent Pendergast ist sich sicher, dass die Gliedmaßen nicht von den Insassen eines kubanischen Gefängnisses stammen, wie die Küstenwache vermutet. Auf eigene Faust lässt er von der Ozeanografin Pamela Gladstone ein Strömungsprofil erstellen, das in eine ebenso unvermutete wie tödliche Richtung weist ...
Unterstützt von Constance Greene und Agent Coldmoon legt Aloisius Pendergast sich diesmal mit einem Gegner an, der nicht nur über all ihre Schritte informiert zu sein scheint – er ist auch mächtiger und skrupelloser als jeder Feind, mit dem sie es bislang zu tun hatten. (Verlagsinfo)

Die Basis der Geschichte – bzw. wer der oder die Täter sind – ist allerdings ein alter Hut. Egal – kann man ruhig ignorieren, denn unterhaltsam ist der Roman allemal. Spannend, originell und die Dialoge sind manchmal spitzfindig von trockenen Humor durchsetzt. Ein Roman – der die Erwartungshaltung erfüllt und der jetzt schon motiviert zum 20. Band zu greifen, der sicherlich nicht lang auf sich warten lassen wird.

Ich bin gespannt, ob in den späteren Bänden diverse alte Freunde, oder auch totgeglaubte Feinde wiederbelebt werden. Es wäre jedenfalls sehr zu empfehlen, wenn der Part von Constance Green intensiviert wird. Gerne auch eine Splittung für eine „neue“ Reihe – das Potenzial hat sie – und wer sie aus älteren Bänden kennt, weiß auch – dass ihre Vergangenheit noch längst nicht vollumfänglich erzählt wurde.

Da gibt es sicherlich noch viel mehr.

Fazit

Der Roman ist eher weniger schlecht zu Fuß, wie gedacht. Constance Green schlägt mit den Waffen einer Frau zu. Hochklassige Spannung – versprochen. Ein tolles Lesevergnügen ist garantiert.

Michael Sterzik  

Sonntag, 13. Dezember 2020

Der englische Löwe - Mac P. Lorne


Der Autor Mac P. Lorne hat eine persönliche Leidenschaft für englische Geschichte. Schon mit seiner historischen Reihe um die sagenhafte, legendäre Figur des englischen Volkshelden Robin Hood, konnte er begeistern. Diese historischen Abenteuerromane, die natürlich viele authentische Personen beinhalteten sind eine Garantie für spannende Unterhaltung. Einer dieser authentischen Figuren ist Richard Plantagenet – König von England – auch genannt Löwenherz. Die Plantagnet – eine französischstämmige Herrscherdynastie, die auch Nebenlinien des Hauses Lancaster und York bildeten. Der Mythos um diesen König ist unsterblich. Doch wer war dieser König, der in vielen Robin Hood Filmen und in der Literatur eine tragende Nebenrolle hatte!? Versinnbildlichte dieser wirklich das Ideal eines Ritters in Perfektion?

Mac P. Lorne gibt der Figur dieses Königs in seinem Roman: „Der englische Löwe“ ein historisches Gesicht.

Nur wenig Zeit ist Richard Löwenherz in seiner Heimat England vergönnt: Nachdem er die Rebellion seines Bruders Johann Ohneland niedergeschlagen hat, bricht Richard mit einem kleinen Heer nach Frankreich auf. In der Normandie und Aquitanien hält der französische König Philipp II. Gebiete besetzt, die rechtens ihm gehören und die er von seinem Vater geerbt hat.

Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit schlägt das Heer des englischen Löwen seine Gegner ein ums andere Mal, doch Richards Kriegskassen sind fast erschöpft. Schließlich stimmt er einem Waffenstillstand mit Philipp zu. Noch während sie ihr Siegel unter den Vertrag setzen, wissen beide Männer, dass es zwischen ihnen keinen Frieden geben kann …(Verlagsinfo)

Hinter jeder Legende und jedem Mythos steckt natürlich auch eine definitive Wahrheit. Der vorliegende Roman unterscheidet sich immens von seiner Robin Hood-Reihe. „Der englische Löwe“ ist kein Abenteuerroman, kein Mantel- und Schwert Duell auf dem Schlachtfeld, kein actionreich ambitioniertes Schlachtengemälde. Es ist mehr eine analytische Aufarbeitung seines Charakters und nebenbei dann gleich auch der Person Königs Philipp von Frankreich. Der englische wilde, gefährliche Löwe vs. dem französischen, scheuen, fast schon feigem Reh.

Der Roman erzählt die fünf Jahre seiner Herrschaft nach seiner Gefangenschaft. Nun in Freiheit hat er kein anderes Ziel vor Augen, als seine angevinische Herrschaft auf dem französischen Festland wieder zu erhalten. Seine Version einer Diplomatischen Lösung findet dann eher auf den Schlachtfeldern statt. Mac P. Lorne erzählt relativ nüchtern und trocken, diesen Lebensabschnitt Richards. Er räumt aber weiterhin auf, dieser Figur eine heroische, glänzende Krone zu geben. Der Autor zeigt Richard, wie er gemäß der aktuellen Forschung wohl wirklich gewesen sein mag. Ein Egozentrischer, jähzorniger Mann – ein Mörder, ein Herrscher der Männer opferte um seine persönlichen Ziele zu erreichen. Jede Persönlichkeit hat aber auch mehre charakterliche Eigenschaften und nebenbei lässt der Autor diesen auch als professionellen Taktiker und Stratege hochleben, und zeigt mitunter auch menschliche Züge, wenn er z.B. als Großvater seinen Enkel Liebe und Aufmerksamkeit gibt.

Nach mittelalterlichen Maßstäben ein guter König!? Nach aktuellen – ein Tyrann, der England ausblutete um seine Dynastie auf dem französischen Festland zu etablieren. Seine Politik war blutig und brutal. Sein persönliches Universum war mickrig, wenig Perspektivisch nachhaltig und immer nur auf sich bezogen.

„Der englische Löwe“ von Mac P. Lorne ist eine großartige, unterhaltsame und spannende Aufarbeitung eines von der Geschichte überzeichneten Herrschers. Genauso gut oder schlecht – wie auch immer man es persönlich sehen will – lässt Mac P. Lorne auch an dem französischen König Philipp kein gutes Haar. Es ist interessant, dass diese beiden Kinder ihrer Zeit – halt auch nur als Menschen zu präsentieren, die dramatische Fehlentscheidungen lebten. Mac P. Lorne erzählt auch munter, ironisch und schmunzelnd von deren Siege und halsbrecherischen Fluchten von Schlachtfeldern. Auch die Figur von John ohne Land wird angerissen, aber fokussiert sich natürlich nicht.

Die Geschichte wird fast gänzlich aus der Perspektive von König Richard Löwenherz erzählt. Nur wenige Passagen, und das finde ich sehr schade, lassen Philipp, oder andere wichtige Persönlichkeiten aus dem Umfelds Löwenherz zu Wort kommen. Das wirkt sehr eindimensional und manchmal schwerfällig, fast schon zäh und mindert das Lesevergnügen ein wenig.

Hauptsächlich sind die langen Kapitel geprägt von vielen Dialogen der Figuren. Diese sind informativ, spannend, sogar witzig, aber vor allem auch unterhaltsam. Mac P. Lorne lässt es also zu dass Richard Löwenherz sich offenbart – sein Verhältnis zur Kirche, zum deutschen Kaiser, zu seiner Ehefrau, seinen Nachkommen, seine großen Pläne für England – die faktisch gar keine waren. England war Löwenherz gänzlich egal. Irland, Wales, Schottland – wofür hatte man Verwalter!?

„Der englische Löwe“ von Mac P. Lorne überzeugt im Genre Historischer Roman. Eine großartige, ehrliche Interpretation einer königlichen Figur, die wenig königlich agierte. Keine Figur mit der man beim Lesen wirklich eine sympathische Beziehung aufbauen kann. Ein negativer Antiheld seiner Zeit.

Ein Roman – kein Sachbuch. Der Autor orientiert sich sehr gut an der historischen Quellenlage, aber nimmt sich auch natürlich die Freiheit, seine eigene Interpretation damaliger Ereignisse einzubauen.

Ich sagte schon eingehend dass es hier wenig Actionelemente gibt. Also einen Vergleich mit der Robin Hood Reihe kann es an dieser Stelle nicht geben.

Fazit

„Der englische Löwe“ ist eine spannende, analytische Aufarbeitung eines geschichtlich überzeichneten Charakters. Wenig Ritterlichkeit – mehr Egozentrik. Ein Roman der nachhaltig interessant und unterhaltsam ist – der aber hätte viel stärker sein können.

Michael Sterzik

Samstag, 5. Dezember 2020

Die Hornisse - Marc Raabe

 


Nach den Titeln „Zimmer 19“ und „Schlüssel 17“ von Marc Raabe – geht nun im dritten, vorliegenden Band „Die Hornisse“ in der Tom-Babylon-Reihe weiter.  

Diese Serie verhält sich sehr originell und bietet neben der Spannung , viele Actionelemente und etwas von einer eigentümlichen Mystik.

In „Die Hornisse“ wird es persönlich für den LKA-Kriminalbeamten Tom Babylon. Aber nicht nur für ihn – denn auch die Vergangenheit holt seine Frau und seinem Vater auf dramatische Weise ein. Es gibt also demnach zwei Perspektiven: Natürlich die, der Gegenwart und in der rückblickenden Zeitschleife erleben wir dann die Ereignisse, die sich kurz vor Fall der Berliner Mauer im Jahren 1989 bei der Familie von Tom Babylon ereignet haben. Beide Perspektiven sind ungemein spannend und bilden in kurzen Kapiteln, die jeweils mit einem kleinen Cliffhanger enden, eine extrovertierte Abwechslung. Vorab sei zu sagen, dass sich der Titel inhaltlich an einem Drehbuch orientiert – und diese Reihe ist als Medium Buch eigentlich überflüssig. Eine Fernsehserie wäre das perfekte Medium für diese manchmal sehr abgefahrene Story und das Setting sowieso. Hier merkt man sehr schnell, dass der Autor Marc Raabe ein noch recht festgefahrener Filmemacher ist. Das Tempo ist hoch, die Spannung baut sich gut – die Actionelemente sind chronologisch gut eingebettet. Die Charaktere sind gut aufeinander abgestimmt – allerdings sind die Nebenfiguren nun interessanter gezeichnet, als die Hauptakteure.

Die Nebenstory, dass Tom Babylon noch immer auf der Suche nach seiner Schwester Viola ist, war im zweiten Band schon grenzwertig. In „Die Hornisse“ ist dieser Part schwächer erzählt, aber nervig ist dieser Handlungsstrang dennoch.

„I love you all“, ruft der gefeierte Rockstar Brad Galloway seinen 22.000 Fans in der Berliner Waldbühne zu. Plötzlich tritt eine unbekannte Frau ins Scheinwerferlicht und überreicht ihm einen mysteriösen Umschlag. Am nächsten Abend wird Galloways ausgeblutete Leiche ans Bett gefesselt im Gästehaus der Polizei gefunden.
LKA-Ermittler Tom Babylon wird vom Babyschwimmen zum Tatort gerufen. Gemeinsam mit der Psychologin Sita Johanns fahndet er nach der unbekannten Frau. Die Spur führt dreißig Jahre zurück – zu einer heimtückischen Kindesentführung mit dem Decknamen „Hornisse“ – und zu einer Frau, die zwischen zwei Männern stand. Beide waren bereit zu töten. Einer sinnt noch heute auf Rache.
Und das kann Tom Babylon alles kosten, was er liebt.(Verlagsinfo)

Kommissar Zufall – ist diesmal als personifizierter Nebencharakter allzu präsent. Sehen wir von der Spannung einmal ab und ignorieren den Unterhaltungswert und konzentrieren uns nur auf die Authentizität – dann driften wir schnell ab ins „Genre“ Mystik/Phantastik und finden uns inmitten einer deutschen Version von Akte X wieder.

Die komplexe und persönliche Verbindung zwischen dem aktuellen, brutalen Mord an dem Rockstar, und der Vergangenheit der Familie Babylon ist absolut unrealistisch erzählt. Ja, dass Leben erzählt die besten Geschichten, aber diese Geschichte hört sich dann nach einer billigen, unterhaltsamen Soapserie an, die völlig überzeichnet und unrealistisch ist.

Am Ende erscheint noch ein alter Feind auf der Bühne der Handlung und genau diese Szenen sind ärgerlich – weil – ich wiederhole mich gerne: „ Absolut überzeichnete, unrealistische Zufälle.

Fazit

„Die Hornisse“ von Marc Raabe ist zwar spannend, aber einer der unrealistischen Bücher im Genre „Krimi/Thriller“ – den ich je gelesen habe. Herr Raabe – schreiben Sie bitte keine Bücher – sondern konzentrieren sich bitte auf phantastische Geschichten, die ähnlich wie „Akte X“ zumutbar sind. Und wenn Sie Krimis schreiben – behalten sie bitte die Authentizität im Blick.

Michael Sterzik

Samstag, 28. November 2020

Schwert und Krone - Preis der Macht - Sabine Ebert


Der vorliegende fünfte Band der hervorragenden historischen Reihe um Kaiser Friedrich Barbarossa aus dem Geschlecht der Staufer und seinem Vetter Heinrich dem Löwen der als Staufer neben seinem verwandtschaftlichen Verhältnis, auch ein Rivale ist, ist der letzte Teil dieses Zyklus.

„Schwert und Krone“ – Preis der Macht – von Sabine Ebert lässt uns wieder einmal auf eine epochale Zeitreise gehen. Unsere heutige Geschichte ist das Produkt unserer Vergangenheit. Unter der Führung und Herrschaft dieser beiden „großen“ Männer – Friedrich und Heinrich, und anderen kleineren Herzogtümer und Grafschaft entstanden Städte, Landkreise, es formten und veränderten sich ganze Landstriche und Ländergrenzen. Der Grundstein für eine spätere demokratische Gesetzgebung wurde gesetzt, auch wenn dieser mitunter noch recht klein war. Das Mittelalter gilt als ein dunkles Kapitel, doch es gab sehr viele helle Aspekte, die wir nicht vergessen sollten.

1167. Friedrich Barbarossas Italien-Feldzug endete verheerend. Nur mit Mühe entkommen er, seine geliebte Kaiserin Beatrix und ihre Kinder der Seuche, die unter seinen Männern wütet, und den Angriffen der Lombarden. Zwischen Heinrich dem Löwen und seinen zahllosen Feinden sind die Kämpfe mit großer Heftigkeit von Neuem entflammt. Friedrich muss schlichten, doch das gelingt ihm nur vorübergehend. Heinrichs Hochmut und Macht steigern noch, als er die blutjunge englische Königstochter Mathilde heiratet. Während sich Mathilde an das Leben an einem deutschen Hof gewöhnen muss, entfremden sich Kaiser Friedrich und seine Gemahlin Beatrix voneinander.

In der Mark Meißen wird in Ritter Christians Siedlerdorf Silber gefunden. Markgraf Otto zögert nicht, daraus den größten Nutzen zu schlagen - ein Entschluss auch mit Auswirkungen auf das Machtgefüge im Kaiserreich. Die Front der Fürsten gegen Heinrich den Löwen, an der Otto und seine Brüder maßgeblich beteiligt sind, zwingt den Kaiser zu handeln, obwohl er dem Löwen bislang jedes Unrecht nachsah. Wer wird sich am Ende behaupten? (Verlagsinfo)

Sabine Ebert nimmt sich vielen Themen an und erzählt diese vortrefflich, berührend, sensibel und vor allem Nachhaltig. Ihre Perspektive ist die eines neutralen Beobachters, einer unterhaltsamen Analytikerin, die dieser Reihe ein historisches Echo gegeben hat. Die Reihe spricht auch von einer Rivalität der Fürstenhäuser – ein realistisches „Game of Thrones“ – inhaltlich mit allen Szenarien, die man sich denken kann. Die beiden führenden Häuser der Staufer und der Welfen begegnen sich hier in der Politik, auf dem Schlachtfeld, am Hofe des amtierenden Kaisers. Beider Gier nach Macht hat einen hohen Preis. Letztlich nicht unbedingt für diese beiden adeligen Alphamännchen persönlich, sondern für die Menschen, für die sie eine beachtliche Verantwortung trugen. Deren beider Ego kostete wahrscheinlich tausenden Soldaten und Zivilisten das Leben. Völlig zerstörte Dörfer und Städte, die Vernichtung ganzer Familien – ob nun adelig, oder letztlich einfache Bauern. Der Blutzoll war hoch – und man fragt sich letztlich wofür?!

Auch in diesem Band – räumt Sabine Ebert mit dem Mythos um Kaiser Barbarossa konsequent auf und auch Heinrich der Löwe – der gerne mit seinen Klauen und Zähnen Tod und Verderben bracht, gilt nicht als der idealisierte, romantisierter Ritter seiner Zeit. In dieser Reihe spricht Sabine Ebert eine kristallklare Sprache – und räumt so ganz selbstverständlich mit vielen Klischees auf. Es gibt auch keine romantisierten Ideale – auf die sie sich als Autorin bezieht. Also nicht viel mit einer edlen Ritterfigur und einem holden Burgfräulein? Weit gefehlt – auch die gab es. Es gab Ritterlichkeit, vielleicht anders, als es in Filmen dargestellt ist, doch ja auch hier gibt es erzählerische Beispiele. Denkt man darüber nach, was Friedrich und Heinrich hätten alles gemeinsam erschaffen können, wenn sie sich nicht ständig selbst im Wege gestanden hätten!? Sicherlich waren beide für unser Land wie wir es jetzt kennen prägende, historische Figuren. Doch sie waren auch charakterlich Kinder ihrer Zeit. Pflicht, Ehre, Verantwortung für ihr eigenes Haus, zerstörten Ethik, Moral und Menschlichkeit.

Auch dies wird in dem vorliegenden Roman zur Kernaussage: „Der Preis der Macht“.

Wie schon im letzten Band zuvor – wird auch die Rolle der Frau als „Handelsware“ thematisiert. Eine Heirat aus Liebe – beide konnten sich glücklich schätzen, wenn aus gegenseitigem Respekt Liebe entstand. Ansonsten stand es in der Verantwortung der edlen Ehefrau männliche Erben zu zeugen. Ein Damoklesschwert – eine Erwartungshaltung, die auch so manche adlige Seele zerbrochen hat.

Wie immer, hat Sabine Ebert professionell recherchiert und sich wenig künstlerische Freiheiten herausgenommen. Brauchte sie auch nicht – Geschichte kann lebendig und unterhaltsam transportiert werden, man muss nur wissen wie.

Die atmosphärische Spannung ist Sabine Ebert perfekt gelungen. Die Dialoge egal um welches Thema es sich handelt, sind unterhaltsam aufgearbeitet. Begleiten wir die Ritter und Fürsten auf die Schlachtfelder, finden wir uns inmitten eines Angriffes wieder. Bildgewaltig –realistisch – und konsequent zeigt Sabine Ebert auch auf, dass ein Menschenleben wenig Wert war. Die Zerstörung einer ganzen Stadt, ist verstörend brutal erzählt – aber ungemein packend und auch hier steht die Authentizität im Vordergrund.  

Es gibt allerdings einen Kritikpunkt: Das Sabine Ebert inhaltlich die Geschichte der beiden Fürsten nach dem Sturz Heinrich des Löwen beendete und darauf verweist, dass die letzten 15 Jahre in ihrer „Hebammensaga“ erzählt wird, ist nicht nachvollziehbar. Wenn man schon die beiden Lebensläufe parallel erzählen möchte, warum wird dann die Reihe nicht souverän zu Ende erzählt?! Mich hat es sehr enttäuscht.

Fazit

„Schwert und Krone – Der Preis der Macht“ ist der krönende Abschluss einer historischen Reihe, die mit einer der besten ist, die ich je gelesen habe. Sabine Ebert hat es geschafft, nicht nur Geschichte bildgewaltig und unterhaltsam zu erzählen, sondern sich selbst weiterentwickelt. Willkommen im Olymp im Genre „Historischer Roman“. Der Name Sabine Ebert wird sich mit dieser fulminanten Reihe unvergessen machen.

Ein nachhaltiges Echo der Vergangenheit, dass bis in die heutige Gegenwart ankommt. Brillant.

Michael Sterzik