Freitag, 1. Oktober 2021

Winterland - von Kim Faber und Janni Pedersen

 


Die rechtsextremen Gruppen mit ihren völkischen Ideen und Idealen sind nicht nur in Deutschland vertreten. Sie sind nicht nur die Nachkommen der Nazis, die Deutschland am Rande der völligen Vernichtung brachten, sie sind vielmehr als das – sie organisieren sich über die Ländergrenzen hinweg, formen andere nationalistische Gruppierungen und ihr Netzwerk kann man durchaus als terroristisch bezeichnen. Aus diesen oftmals radikalen Ideen entstehen, dann politischen Parteien, und diese werden eher früher wie später im Fokus von Geheimdiensten stehen. Doch auch diese stehen politisch gesehen stark unter Druck und die Presse und Öffentlichkeitsarbeit erhöhen diese auf ein Maß, dass jegliche Moral und Ethik infrage stellt. Die nationalen Interessen und die Sicherheit des Landes können selbst die Verfassung phasenweise außer Kraft setzen. Eine gefährliche Grauzone die somit entsteht.

Solche Gruppierungen gibt es auch in Schweden, Dänemark, Finnland, Norwegen – und nicht wenige stehen miteinander in Verbindung. Inwieweit diese sich mit islamistischen Terrorzellen und Organisationen kommunikativ austauschen ist nicht bekannt – doch es ist nicht unrealistisch.

Ein schrecklicher Mord erschüttert die verschlafene dänische Provinzstadt Sandsted: Ein Mann wird brutal erschlagen aufgefunden, seine Ehefrau ist verschwunden. Keiner hat etwas gesehen, es gibt keine Spuren, kein ersichtliches Motiv.
Martin Juncker, einer der besten Mordermittler Dänemarks, übernimmt den Fall. Wegen eines verhängnisvollen Fehlers aus Kopenhagen nach Sandsted versetzt, leitet er dort die kleine Polizeistation und kümmert sich darüber hinaus noch um seinen dementen Vater. Ein eher beschauliches Leben. Bis zu dem spektakulären Mordfall. 
Junckers ehemalige Kollegin Signe Kristiansen arbeitet noch immer in Kopenhagen. Sie freut sich auf ein beschauliches Weihnachtsfest mit der Familie, als eine Bombe auf dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt explodiert. Signe steht an der Spitze der Jagd auf die Täter, doch alle Spuren verlaufen im Sand – bis ein anonymer Tipp den Fall in eine Richtung lenkt, die ihre schlimmsten Befürchtungen übersteigt.(Verlagsinfo)

„Winterland“ von Kim Faber und Janni Pedersen ist ganz, ganz starkes Debütwerk. Die Story, der ganze Aufbau des vorliegenden Romans beinhaltet keine neuen Ideen. Vieles ist in anderen Thrillern thematisiert worden. Doch daran ist nichts auszusetzen, denn das Autorenduo versteht es professionell die Haupt- und Nebengeschichten ausgewogen und perfekt in Szene zu setzen. Selbst die Nebenfiguren sind so integriert, dass jede Seite den Leser tiefer und intensiver in die Geschichte eintauchen lässt.

Der erzählerische Stil ist perfekt – die Figuren sind ausgeglichen und so begründet ausgearbeitet, wie ich es in einem ersten Band, einer Trilogie bisweilen wenig beobachtet habe.

Das hier aktuelle, politische wie auch kulturelle und soziale Themen verarbeitet werden ist typisch wenn man sich mit der beruflichen Vita der beiden Autoren befasst. Beide sind erfahrene Journalisten, die nicht nur viel Hintergrundwissen mitbringen, sondern auch wissen welche intellektuellen Knöpfchen im Kopf der Leser zu betätigen sind, um diese abzuholen. Es sind aber brisante Themen, die natürlich auf Leser in Dänemark eine ganz andere Wirkung haben, obwohl man diese auch auf Deutschland oder andere Länder problemlos adaptieren kann.

Was wie auf den ersten Blick wie ein Kriminalfall wirkt – entwickelt sich schnell zu einem tiefgründen Thema, bei dem sich alles um inländischen und ausländischen Terror dreht, inklusive eines Schattenkampfes der Geheimdienste, die sich autark geben.

Die Spannung konzentriert sich nicht nur auf die Ereignisse in der Haupthandlung, sondern verteilt sich gleichmäßig bis in die kleinsten Nuancen der Nebengeschichten. Das verheiratete Journalisten-Autoren-Ehepaar überlässt nichts dem Zufall. Das Tempo ist hoch angesetzt, und die Figuren tragen dies munter mit und überraschen uns immer wieder. Ihr selbstsicheres Auftreten, ihre Härte und nicht zuletzt ihre Menschlichkeit könnten jeden Leser widerspiegeln. Das ist mit einer der vielen tragenden Säulen, die „Winterland“ so fantastisch gut machen.

Interessant auch, dass es den beiden Autoren gelingt, über die privaten Minenfelder ihrer beiden Hauptprotagonisten eine ganz eigentümliche Sympathie aufzubauen, die genug Potenzial haben, um Teil 2 und 3 noch attraktiver und spannender zu gestalten.

Fazit

„Winterland“ von Kim Faber und Janni Pedersen ist wie ein Sommerstrahl im eisigsten Winter. Ein fulminantes Lesevergnügen, dass perfekt orchestriert ist. So muss ein Thriller sein – einer der besten Thriller in diesem Jahr.

Michael Sterzik

Samstag, 25. September 2021

Der Herr der Schlacht - Bernard Cornwell

 


Mit dem vorliegenden Band „Der Herr der Schlacht“ beendet Bernard Cornwell seine erfolgreiche Serie um Uhtred der für ein geeintes England und sein persönliches Erbe kämpft.

Eine literarische Reihe muss irgendwann enden – alleine schon der Glaubwürdigkeit halber. Die agierenden Menschen sind nicht unsterblich, sie fällen Entscheidungen, sie erleben Schicksalsschläge, die lernen, leiden, lieben – aber alles hat auch mal ein Ende. Diese historische Reihe erzählt von Sachsen und Wikingern, von dänischen und norwegischen Invasoren, die plündernd und mordend die britische Insel terrorisieren, die aber auch sekundär gesehen sich eine neue Existenz aufbauen wollen. Schließlich wurden aus Wikingern letztlich die Normannen und erreichten das jahrzehntelange Ringen um die Vorherrschaft auf der britischen Insel. Dänen, Norweger, Sachsen – zwei Kulturen, die nach erbarmungslosen Kämpfen ein England formten.

Vielleicht ist im Genre „Historischer Roman“ die Ära der Wikinger beendet, doch diese Reihe gehört mit zu den besten Reihen, die sich den Kriegern aus dem Norden widmet um den Kampf um die vier Königreiche zu erzählen.

Der Krieger, ein Sachse, der von Wikingern erzogen wurde – Uhtred kämpft nun in dem vorliegenden Titel, seinen letzten Kampf.

Ein ganzes Leben lang hat Uhtred, der Krieger, für König Alfred und seine Erben gekämpft. Nun will er sich zur Ruhe setzen, in Bebbanburg, Heimat seiner Vorväter. Die Glieder schmerzen, der Kriegsheld ist alt geworden. Doch die Feinde Englands ruhen nicht; Nordmänner, Schotten, Iren wollen die Einigung der sächsischen Reiche unter einer Krone verhindern. Und König Æthelstan, dem Uhtred stets treu gedient hat, scheint vergessen zu haben, wem er den Thron verdankt. Umgeben von Feinden muss Uhtred sich entscheiden. Soll er seinen Lehnseid brechen - oder in die letzte, schwerste Schlacht ziehen? (Verlagsinfo)

Der 13. Band dieser Reihe lässt die Wikinger in der zweiten Reihe Platznehmen. Die Schotten, die Iren und verschiedene Kriegsfürsten der Nordmänner möchten eine Vereinigung der Königreiche unter dem Erben von König Alfred unterbinden. Mit allen Mitteln – und letztlich finden sich doch alle auf dem Schlachtfeld wieder.

Wir begegnen alten Feinden und Freunden – es geht fast schon familiär zu und alle ggf. offene Enden und Fragestellungen fixieren sich zu einem Endpunkt. „Der Herr der Schlacht“ ist des Kämpfens müde geworden, und auch die Story bringt die ersten Ermüdungserscheinungen mit. Spannend ist der vorliegende Roman allemal und in Kombination mit einer gewissen Dramatik ist der Abschluss befriedigend.

Augenzwinkernd interpretiert ist dieser Roman auch mitunter witzig. Besonders die Frau von Uhtred, und sein engster Freund  bereiten dem Leser mit ihrer spitzen Zunge hervorragende, muntere Dialoge.

Uhtred kämpft aber nicht nur mit Schwert und Schild, seine Kämpfe finden nicht immer inmitten eines Schildwalls statt, sondern wie man ihn halt auch kennt kann er äußert einfallsreich sein und Intrigen spinnen wie kein zweiter.

Auch im Abschlussband wird gekämpft, gestorben und Uhtred erleidet persönliche Verluste von Menschen, die der raue Knochen tatsächlich liebt. Doch wie endet diese Reihe denn jetzt nun? Polarisierend würde ich sagen. In Punkto Unterhaltung hat Bernard Cornwell alles richtig gemacht. Bewerten wir allerdings den Abschluss dieser Reihe, bleibt ein fahler Nachgeschmack. Es ist ein Ende, ohne Ende – ein vielleicht letztmaliges Parken auf einer Ebene, die man ggf. noch einmal aufsuchen kann.

Das empfinde ich enttäuschend – denn ein formvollendeter Abschluss hätte ich Bernard Cornwell durchaus zugetraut.

Fazit

„Der Herr der Schlacht“ ist der wilde Abschluss einer Reihe, die durchaus anders hätte enden soll. Die „Legende“ mutierte zu einem sprichwörtlichen ruhigen Abend in einem befestigten Altenheim. Soll das Walhalla sein? Schade.

Michael Sterzik

Sonntag, 12. September 2021

Der Rächer - Frederick Forsyth

 

Jugoslawien – der Vielvölkerstaat wurde 1990/1991 aufgelöst. Es gab schon vorher starke innenpolitische und vor allem auch sozialökonomische Spannungen und Schwierigkeiten. Besonders stark waren die nationalistischen Kräfte – die historisch gesehen sowieso voller Konflikte waren. Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa spalten sich die Staaten ab und wollten jeder für sich eine autonome Führung und Regierung. Der Schrei noch „Freiheit“ wurde lauter besonders in Slowenien und Kroatien und dies führte zum Krieg auf den Balkan.

Der Krieg, der zweifelsfrei auch ein Bürgerkrieg war, ist kaum mit dem 1.und 2. Weltkrieg zu vergleichen. Es gab viele paramilitärische Einheiten, die manchmal wie Söldner fungierten und zahlreiche Verbrechen gerade an der Zivilbevölkerung verübten. Ethnische Säuberungen, Massaker und systematische Vergewaltigungen führten auch dazu, dass die UN reagierte und sich aktiv ins Kriegsgeschehen einmischte. Leider zu spät – manchmal zu wenig konsequent.

Unter den zivilen Opfern gab es mit Sicherheit auch Angehörige von Hilfsorganisationen. Und genau dieses Thema behandelt der britische Autor Frederick Forsyth in seinem Roman: „Der Rächer“.


Trotz der Bedenken seiner Familie reist der junge Idealist Ricky Colenso nach Bosnien, um während des Balkankrieges humanitäre Hilfe zu leisten. Bei einem Angriff auf ein Dorf wird er jedoch auf brutalste Weise ermordet. Seine Familie kann den Verlust nicht verwinden und sinnt auf Rache. Vietnamveteran Cal Dexter, Spezialist für aussichtslose Fälle, nimmt den Auftrag an. Er soll Rickys Mörder jagen und vor Gericht stellen. Was er nicht ahnt: Der Hauptverdächtige ist ein Kriegsverbrecher mit Verbindungen in höchste Kreise.(Verlagsinfo)

Frederick Forsyth lässt seinen „Rächer“ auf einen Kriegsverbrecher los. Ein privater Auftrag, der den Vietnamveteranen Carl Dexter vor einer gefährlichen Aufgabe stellt, denn schon längst wird der Mörder von Ricky Colenso durch die CIA gedeckt, und instrumentalisiert. Klingt dies sehr unglaubwürdig? Bedingt – vielleicht gibt es Personen, die mit ihren militärischen und geheimdienstlichen Fähigkeiten in der Lage sind solche Aktionen durchzuführen!? Fakt ist jedenfalls das die Verbindung der Geheimdienste zu terroristischen Zellen gegeben sein dürfte. Der Feind meines Feindes ist mein Freund – ein Leitspruch den sich viele Geheimdienste und Verfassungsschützer gerne annehmen.

Die Geschichte spielt vor dem 11. September 2001 – aber beinhaltet schon gut recherchierte Informationen zu Osama Bin Laden (OLB) und seinem Terrornetzwerk, seinen Idealen und den Versuchen der CIA diese Bedrohung kontrollieren zu können, was leider historisch betrachtet nicht gelungen ist. Frederick Forsyth beschreibt diese gefährlichen Beziehungsebenen zwischen Staaten, der Wirtschaft, der Geheimdienste und nicht zuletzt durch alte persönliche Freundschaften perfekt. Er erklärt diese komplexen Sachverhalte sehr nüchtern, aber scharf im Detail und ohne in übertriebene Klischees abzudriften. Forsyth spielt zwar mit einer fiktiven Story des personifizierten Racheengels, doch die politischen Ströme und Botschaften, sowie die Beweggründe der CIA sind leider Fakten und gut recherchiert.

Dass man das Gesetz in die eigene Hand nimmt und über Ländergrenzen und Gesetzen selbst diese wissentlich bricht, ist ebenfalls wohl leider kein Hirngespinst. Geheimdienstliche „Schattenaktionen“ kann man schwerlich einen Riegel vorschieben und selbst Staatsoberhäupter können nicht und werden auch nicht aktiv über grenzwertige Aktionen informiert.

Neben den vielen Interna und Informationen kommt die Spannung in „Der Rächer“ nicht zu kurz. Geschickt lässt sich „Der Rächer“ menschlich darstellen – ein Lebenslauf eines Mannes, der faktisch nichts zu verlieren hat, deren Moral und Ethik individuell sind und der „Gott schütze Amerika“ ernst nimmt. Legitimierte Rache? Ein biblisches Alibi in dem man den Spruch: Auge um Auge und Zahn für Zahn  - als vollumfängliche, gesetzeskonforme Lösung ansieht? Kann man das nachvollziehen, wenn man sich in die Rolle der Familie einlebt, die ein noch junges Familienmitglied durch einen gewaltsamen Tod verloren hat?! Ja man kann – und auch das gelingt dem Autor erstaunlicherweise gekonnt, sensibel und feinfühlig.

Das Starke an dem Roman sind wie gesagt nicht nur die politischen und militärischen Details, sondern auch die Konzeption des „Rächers“ – der kein Superman ist – kein Rambo mit posttraumatischen Störungen, oder der wie ein altgedienter Dinosaurier alle Feinde mit viel Feuerkraft eliminiert. Bei weitem nicht – die Laufbahn, die Vita des Rächers ist realistisch konstruiert. Er könnte auch der nette, ältere Herr von Nebenan sein.

Frederick Forsyth Interpretation und Wertung der CIA ist nicht sehr positiv. Die Schattenmannschaft spielt ein sehr dreckiges Spiel, mit gezinkten Karten und schummeln tun sie sowieso. Es gibt hier offensichtliche und versteckte Seitenhiebe des Autors.

Als Kritikpunkt kann ich sagen, dass hier die Weltpolizei „USA“ seine Macht missbraucht und jedes Mittel den Zweck heiligt – Gott schütze Amerika – und seine Interessen. Andere Menschen, die bei solchen Aktionen über den Jordan gehen – sind halt Kollateralschäden.

Fazit

„Der Rächer“ ist kein Mann sieht Rot – Thriller. Ein intelligenter Roman, der den Spagat zwischen Rache und Gerechtigkeit schafft. Kein lauter, aber auch kein leiser Actionroman – sondern fundierte Schusswechsel mit einer eigens ausgestellten Lizenz zum Töten. Spannend! Das Ziel „Unterhaltungswert“ getroffen. Empfehlenswert.

Michael Sterzik

Sonntag, 29. August 2021

Sörensen am Ende der Welt - Sven Stricker

 

Mit der Figur des Kriminalhauptkommissars Sörensen, hat der Autor Sven Stricker eine Kultfigur erschaffen, die origineller nicht könnte. Es gibt eine Vielzahl von interessanten Ermittlern, die vielseitig sind, deren gewisse Eigenarten zu ihnen gehören, wie ein Körperteil, oder eine spezielle Angewohnheit und ohne dieses Merkmal wäre die Figur blass, gar langweilig.

Sörensen – sein norddeutscher Charakter steht etwas stellvertretend für seine Einwohner und ihren Humor. Der vorliegende Roman ist der dritte einer Reihe, die noch hoffentlich fortgesetzt wird.

Ein Roman lebt von seiner Handlung, seiner spannenden Storyline, die uns unterhaltsam packen soll. Doch dieser Roman, und auch die beiden vorherigen Teile „leben“ einzig und alleine durch und über seine Figuren. Auch wenn Sörensen der Fokus ist, so ist er doch nicht der einzige origineller Charakter in dieser Reihe. Sven Stricker versteht es brillant seine Figuren zu charakterisieren, aufzustellen, einzubeziehen und um diese eine unterhaltsame und spannende Story zu erzählen.

Ich habe selten einen Kriminalroman gelesen, der inhaltlich, so perfekt abgestimmt ist, wie ein Orchester bei dem jeder Einsatz stimmt. „Sörensen am Ende der Welt“ ist voll von Haupt- und Nebengeschichten, von Haupt- und Nebenfiguren – nur kann der Leser überhaupt nicht mehr zwischen diesen Merkmalen entscheiden. 

Kommissar Sörensen, gerade erst endgültig von Hamburg in das nordfriesische Katenbüll umgezogen, gibt die Hoffnung auf, in der Provinz Ruhe zu finden. Im Koog wird eine Leiche gefunden – erstochen mit einem Schraubenzieher. Und der letzte Mensch, der den Toten lebend gesehen hat, ist spurlos verschwunden: der junge Ole Kellinghusen, werdender Vater und ein guter Freund von Sörensen. Der immer noch unter seiner Angststörung leidende Ermittler stellt fest: Die Angst kennt viele Gesichter. Und der Tote hat sich jahrelang auf das Ende der Welt vorbereitet – nur nicht auf sein eigenes.(Verlagsinfo)

In diesen Roman passt alles. Besonders der Humor trägt maßgeblich zur Unterhaltung bei. Die Dialoge sind feingeschliffen, und besonders, die Wiederholungen, einzelner Satzbestandteile in nächsten Satz, fördern diese Situationskomik die zwangsläufig entsteht. Egal ob Sörensen ermittelt, oder sich mit einer Nebenfigur unterhält, dass Zentrum ist der sprachliche Humor.

Sven Strickers Talent ist der sprachliche Ausdruck. So wortgewandt auf hohem Niveau erzählend ist Sörensen ein brillantes Lesevergnügen, dass zurzeit einzigartig sein dürfte.

Ein Buch lebt von der gestalterischen Darstellung in dem Kopf des Lesers. Und genau diesem Aspekt lässt Bilder wachsen. Eindrucksvoll ebenfalls die Emotionalität, die Sven Stricker sehr sensibel und intelligent besonders bei den Nebengeschichten darstellt, in der sich Sörensen als Mensch zeigt, mit seiner Tochter, seinem Vater, seiner Kollegin Jennifer und ihren Sorgen, die Teil dieser Nebengeschichten ist.

Augenzwinkernd fügt Sven Stricker auch aktuelle Themen mit ein, und das mit seiner ganz persönlichen Interpretation und Wertung, die wie alles toll dazwischengeschoben ist.

Kommen wir zurück zu Sörensens Charakter. Er vereint so vieles in sich, so menschlich tiefgründig und sensibel, aber intelligent und mutiger, wie er es sich selbst eingestehen würde. Hinzu eine feine Melancholie, die man schon einmal in dieser Region hat und manchmal ist er so nervig und anstrengend (auch zu sich selbst), dass man ihn einfach sympathisch finden muss. Viele von den Lesern werden sich ggf. in diesen Figuren widerspiegeln, sie stellen eine überzeichnete, aber nicht übertriebene Realität dar. Sven Stricker verstrickt sich auch nicht in sich dem Genre versprechende Klischees. Sein Weg eine Erzählung aufzubauen, ist einzigartig und unvergessen.

Fazit

„Sörensen“ ist Kult. Ein Kommissar mit Hund, Herz und Humor. Diese Krimiserie ist einzigartiges und großes literarisches Kino. Hochklassig. Einer der besten Krimiserien ever. Unbedingt lesen.

Michael Sterzik

Sonntag, 22. August 2021

Das Lied der Macht - Die Rückkehr der Wirker - von Thomas Vaucher


Es gibt unzählige Fantasy-Epen in der Literatur. „Der Herr der Ringe“ von Tolkien, ist der Grundstein dieser Fantasy und noch immer ein Werk, an dem man sich Jahrzehnte später immer noch gerne orientiert. Die reanimierte Fantasy-Serie „Game of Thrones“  - Das Lied von Eis uns Feuer – setzte mit seiner filmischen Umsetzung einen weiteren Meilenstein, und zeigt uns, was aktuell möglich ist – nicht nur über eine beeindruckte Storyline, oder die kompromisslose und konsequente Darstellung von Gewalt und Tod, von Liebe und Schmerz. Sie setzte auch Maßstäbe in der Darstellung der Figuren, denn niemand war sicher, ob Freund, oder Feind, ob Neben- oder Hauptfigur, getötet wurden viele Figuren und dieser Verlust setzte der Spannung und der Emotionalität eine eindrucksvolle Krone auf.

Die Magie spielt in diesem Genre „Fantasy“ immer eine tragende Rolle. Es gibt auch andere wichtige Schlüsselelemente, die die Story beeinflussen, bzw. der eigentliche Grund sind. Verfluchte Personen, alte Mysterien, das alte Lied der Macht.

Der Schweizer Autor Thomas Vaucher, der sehr bekannt durch seine erfolgreiche Krimi-Mysterie-Reihe um Richard Winter geworden ist, schwenkt jetzt über in das Genre Fantasy mit dem Titel: „Das Lied der Macht“ – der erste Band einer geplanten Serie.

Zwischen den beiden Genre gibt es unzählige Unterschiede in der Beschreibungen der tragenden Storyline, der Regionen, der Figuren usw. Das Genre Fantasy lädt einen Schriftsteller gerade dazu ein kreativ zu werden, und dem sind nicht viele Grenzen gesetzt um sich sprichwörtlich auszuleben.

Eine Zeit des Feuers und des Schwertes, eine Zeit für Helden! Denn der Feind trägt eine Uniform aus Blut, eine Waffe aus Leid – und sein Herz kennt kein Erbarmen.

Die fremden Krieger kommen von jenseits des Großen Ozeans, greifen ohne Vorwarnung und Erbarmen an. Zum Entsetzen aller werden sie von jenen begleitet, die seit Hunderten von Jahren ausgerottet schienen und deren Macht übermenschlich ist: den Wirkern.
In dieser schweren Stunde versammeln sich die Könige des Darischen Kaiserreichs, um den Invasoren gegenüberzutreten. Aber der Feind kommt nicht nur von außen: Meuchler und Intriganten versuchen den bevorstehenden Krieg zu nutzen, haben ihre eigenen Pläne von Macht und Reichtum.
In diesen düsteren Sog geraten drei Menschen: Arken, der Meisterdieb, der ein Geheimnis mit sich herumträgt, das er selbst nicht kennt, Rune, die junge Ritterin der Schwesternschaft des Göttlichen Greifens, deren Glaube bis in die Grundfesten erschüttert wird, und der alternde Kriegsherr Valor, Held unzähliger Schlachten, der vor der größten Herausforderung seines langen Lebens steht. Drei Schicksale, geheimnisvoll miteinander verwoben. Ohne es zu ahnen, halten sie mehr als nur die Zukunft des Kaiserreichs in den Händen …(Verlagsinfo)

Um es vorab zu sagen, bevor ich ins Detail gehe – Thomas Vaucher zeigt damit seine ganz persönliche Bestimmung, sein schriftstellerisches Talent eine komplexe Geschichte zu erzählen, die einen absolut überzeugt.

Sicherlich findet man in diesem Roman, die eine, oder andere Parallele zu anderen, ähnlichen Werken. Es ist nahezu unmöglich etwas absolut neues zu arrangieren in diesem Genre. Eine Art von Verwandtschaft findet man also auch in dem vorliegenden Werk, was auch überhaupt nicht schlimm ist.

Auch wenn der erste Band sozusagen eine Einführung in Thomas Vaucher Universum ist, so ist die Basis schon vorzüglich und professionell aufgesetzt. Die drei Figuren, die die Handlung vorantreiben, sind gemäß ihren Talenten und ihren individuellen Eigenschaften gut aufgestellt. Insgesamt ist das Personennetzwerk nicht als klein zu bezeichnen. Besonders gut gefallen, hat mir die eine oder andere Nebenfigur.

Die Magie der „Wirker“ ist gut erzählt und wie sooft, sind diese magischen Personen auch gefürchtet, unter- und überschätzt, und haben keinen Platz in der minderbemittelten Mikrokosmos von kleingeistigen Menschen. Das diese auch in den nächsten Bänden eine sehr wichtige Rolle spielen werden, erkennt man schnell.

Ähnlich wie in vielen anderen Titeln geht es hier um eine fremde Macht, ein fremdes Volk, dass das Kaiserreich bedroht. Die inneren Konflikte gleichen einen Bürgerkrieg, es gibt Intrigen, die sich die Könige der anderen Länder gerne bedienen. Attentate, einen religiösen Orden, Diebe mit vielen Talenten usw. Schön komplex – ohne aber den roten Storyfaden zu verlieren.

Was der Story eine unheimliche Tiefe gibt, ist die Tatsache das der Autor seine Figuren Schicksale und Schmerzen auf dem Leib schreibt, die kompromisslos und konsequent zu manchem plötzlichen Tod führen. Es ist nicht alles simpel und einfach und nicht alles schwarz oder weiß. Gerade diese vielfachen Talente einzelner Protagonisten und ihre Fehler lassen die Story nachhaltig eloquent leben. Die Unterhaltung ist großartig. Der Aufbau ist gut abgestimmt, sodass alle Charaktere sich die Bühne sehr gerecht aufteilen.

Das schöne und interessante ist es auch, dass sich die „Magie“ in Grenzen hält und damit auch der „Realismus“ nicht negativ frei dreht. Sprache

Kommen wir einmal kurz zum Talent von Thomas Vaucher. In dem vorliegenden Band spielt er vollumfänglich aus. Auch wenn ich sagte, dass man die Genre Krimi und Fantasy nicht vergleichen kann, so offenbart sich hier eine qualitative hohe Entwicklung, wenn es darum geht, wie Thomas Vaucher Stil, Ausdruck und Sprache einsetzt.

Es gibt nicht viel zu kritisieren, denn es ist immer noch der Auftakt einer Reihe. Die Figuren und ihre persönliche Vergangenheit hätte man mehr Raum geben können. Auch über das fremde Volk, dass versucht mit einem Angriffskrieg das Kaiserreich zu erobern, erfährt der Leser noch zu wenig.

All das mindert aber keinerlei die spannende Unterhaltung. Ich denke, was uns noch erwartet könnte großartig werden.

Fazit

„Das Lied der Macht“ von Thomas Vaucher ist laut und leise. Perfekte Abstimmung, jeder Ton sitzt und der Autor zeigt, dass die seine Bestimmung ist – genau diese Roman Reihe könnte den Autor noch bekannter machen und eine Verfilmung ist ggf. eine spannende Idee.

Michael Sterzik

Samstag, 21. August 2021

Arminius - Der blutige Verrat - Robert Fabbri


Der Ort, bzw. die Orte an dem sich der Feldherr Varus nach dem Verlust von drei römischen Legionen in sein Schwert stürzte, sind gemäß den wissenschaftlichen Quellen über Norddeutschland verteilt. Doch inzwischen sprechen viele Indizien dafür, dass Varus seine ca. 25000 römischen Legionäre in der Nähe von Bramsche (Niedersachsen) am Kalkrieser Berg verlor. Unzählige Funde: Münzen, Rüstungsteile, Waffenfragmente und auch Knochen von Menschen und Tieren, lassen den Schluss zu, dass der in Rom aufgewachsene, adelige Sohn eines Germanenfürsten „Verrat“ an Rom beging. Er vereinte viele germanische Stämme und in einem grausamen Guerillakrieg kannte er offensichtlich keine Gnade für die römischen Invasoren und Unterdrücker. Doch stellen wir uns diese kriegerische Auseinandersetzung nicht als „Feldschlacht“ vor. In einer offenen Feldschlacht, hätten die Germanen, den Waffen, der römischen Disziplin der Legionäre und ihrer militärischen Strategie und Erfahrung nichts entgegenzusetzen gehabt. Stattdessen zielte die Strategie und Taktik von Arminius darauf ab, nach und nach die römischen Legionen zu dezimieren und ja auch zu massakrieren. Die germanischen Priester waren sehr wohl dafür bekannt, gefangene römische Legionäre zu foltern und als Opfer für ihre Götter abzuschlachten. Kommen wir zurück zu schier endlosen römischen Aufstellung von römischen Soldaten, die auch mit zivilen Angehörigen, Händlern, Huren, und Frauen und Kinder durch die die Wälder Germaniens gingen. Es dürfte eine Schlange von ca. 10km oder mehr gewesen sein – also mehr als genug Angriffsfläche um Angst und Schrecken zu verbreiten. Stellen wir uns auch die dunklen, nassen Nächte vor, in der die sowieso schon verängstigten, demoralisierten Legionäre, die Schmerzensschreie von gefangenen Kameraden hörten, die gefoltert und geopfert wurden. Psychologische Kriegsführung.

Robert Fabbri, der mit seiner historischen Reihe „Vespasian“ eine mehr als großartige Saga veröffentlichte, verwebt nun diese Reihe mit den Ereignissen um Arminius. Wobei aber auch gesagt werden kann, man kann den vorliegenden Band, auch ohne die mehrteiligen Bände der Vespasian-Reihe lesen und gut verstehen.

A. D. 9. In den Tiefen des Teutoburger Waldes, in einer von Sümpfen durchsetzten Landschaft führt Arminius, Sohn des Fürsten der Cherusker, ein Bündnis sechs germanischer Stämme gegen drei römische Legionen des Feldherrn Varus. In einem Pass werden fast zwanzigtausend Römer gnadenlos niedergemetzelt. Weniger als zweihundert schaffen es jemals zurück über den Rhein. Drei Legionsadler sind verloren – eine unermessliche Schande für Rom.

Wie kam es dazu, dass Arminius, aufgewachsen als Römer, dem Römischen Reich den Rücken kehrte und einen Verrat beging – einen Verrat so gigantischen Ausmaßes, dass er bis heute widerhallt? (Verlagsinfo)

Es gibt inzwischen unzählige historische Romane, die sich mit diesem historischen, epochalen Thema beschäftigten. Robert Fabbris Interpretation dieser Schlacht, dessen Echo noch immer nachklingt und uns fasziniert, hebt sich von diesen ab. Der Autor erzählt die Laufbahn, dass Leben von Arminius von Kindheitstagen, bis zu seinem gewaltsamen Tod. Der substanzielle Fokus ist natürlich die Schlacht, die Vernichtung, von  25000 Menschen. Das Besondere dabei, ist, dass die Geschichte auch rückblickend erzählt wird, von Arminius  Sohn, der sich die alten Schriften seines Vaters von zwei ehemaligen Legionären vorlesen lässt, die die Schlacht überlebt haben, und nun Sklaven sind.

Eine originelle Art, und gar keine schlechte Idee. Wer die Geschichte dieser „Schlacht“ kennt, deren wahrscheinlichen Ablauf, die späteren politischen Ereignisse, die dem Verlust von drei Legionen folgten, wird wenig überrascht sein. Historische Geschichte kann man nicht „neu“ erzählen, vielleicht nach einigen Jahren, wenn die archäologische Forschung neue Erkenntnisse entdecken, mag diese sich anders erklären. Aber das „wie“ erzählt man eine Geschichte ist durchaus variabel.

Spannend und unterhaltsam ist „Arminius“, doch kommt es nicht an die Klasse von „Vespasian“ ran – nicht im Entferntesten. Robert Fabbris erzählerischer Stil ist toll, zweifelslos, doch muss ich sagen, dass ihm das Schreiben einer Reihe mehr liegt, da er hier inhaltlicher viel Tiefgründiger seine Figuren und deren Charakter präsentieren kann. Auch wenn dieser Band als „Vespasian Band 10“ aufgenommen wird – sorry – völlig fehl am Platze – tolle Marketingidee, die nicht aufgeht.

Empfindet der Leser nun Mitleid, an dem Schicksal von 25000 Menschen? Nicht nur Soldaten, sondern auch Frauen und Kinder, die ebenfalls zu den Opfern zählen dürften? Den Schrecken dieser Menschen fängt Robert Fabbri nicht ein, bzw. die Intensität ist schwach ausgeprägt. Auch die Perspektive von Varus geht hier leider unter. Alles in allem also sehr oberflächlich. Stellt sich auch die Schuldfrage!? Schuld ist Varus als militärische Anführer allemal, seine Entscheidungen, führten dazu, dass das Schicksal von drei Legionen besiegelt wurden.

Persönlich hätte ich diese Thematik gerne als eine Trilogie gesehen. Vielleicht aus der Sicht des Vaters von Arminius, der wichtige Schlachten gegen die Römer verloren hatte, vielleicht dann wieder aus der Perspektive von Arminius und Varus und sehr interessant wäre es gewesen, wenn der Autor die Handlung aus der Sicht des einfachen, römischen Legionärs erzählt hätte, der ggf. später bei den Germanen als Sklave lebte!? Schade.

Robert Fabbri erzählt aber sehr plastisch und brutal kompromisslos vom Töten und Sterben der römischen Legionäre. Das mag interessant sein, aber mir fehlt hier die erzählerische Tiefe, die ich sonst von dem Autor kenne und die ich sehr, sehr schätzen gelernt habe.

Fazit

„Arminius – der Blutige Verrat“ ist ein souveräner Titel und sicherlich für die Leser von Interesse, die sich mit dem Thema noch nicht befasst haben. Ansonsten kann ich diesen nicht unbedingt empfehlen. Sehr und dringend zu empfehlen kann ich allerdings die 9-Bändige Reihe „Vespasian“. Diese Reihe gehört t mit zu den besten römischen Romanen, die ich gelesen habe.

 

Michael Sterzik

Sonntag, 15. August 2021

Die Verlorenen - Simon Beckett

 


Ein Kind zu verlieren, ist vielleicht mit einer der schlimmsten Situationen, die man sich als Vater oder Mutter vorstellen kann – ein Albtraum, ein seelischer Abgrund dessen Tiefe kein Ende hat.

Ein Abgrund tiefer ist, ggf. schuld daran zu sein, dass das eigene Kind verschwunden, oder tot ist. Das man psychologisch gesehen kollabiert, dass einen der Boden förmlich unter den Füßen weggerissen wird, und man schwerlich bis gar nicht, sich wieder seinen Alltag stellen muss – das ist eine Mauer, an der man zerschellen kann.

Von solch einen dramatischen Schicksal erzählt der britische Autor Simon Beckett in seinem neuesten Krimi: „Die Verlorenen“, der im Verlag Wunderlich erschienen ist.

Jonah Colley ist Mitglied einer bewaffneten Spezialeinheit der Londoner Polizei. Seit sein Sohn Theo vor zehn Jahren spurlos verschwand, liegt sein Leben in Scherben. Damals brach auch der Kontakt zu seinem besten Freund Gavin ab. Nun meldet Gavin sich überraschend und bittet um ein Treffen. Doch in dem verlassenen Lagerhaus findet Jonah nur seine Leiche, daneben drei weitere Tote. Fest in Plastikplane eingewickelt, sehen sie aus wie Kokons. Eines der Opfer ist noch am Leben. Und für Jonah beginnt ein Albtraum…(Verlagsinfo)

Das anfängliche Tempo ist fast überschlagend und ist grandios erzählt. Der Autor schleudert seine Figur Jonah Colley in einen persönlichen Albtraum 2.0. Das persönliche Schicksal, und seine Vergangenheit ist die Hauptschlagader in dem pulsierenden Krimi, den an der einen, oder anderen Stelle auch mal die Puste ausgeht. Von einem Schicksalsschlag zu anderem baut sich die Story auf.

Simon Becketts Stil ist souverän spannend. Er versteht es halt, den Leser an das Buch zu ketten. Die Atmosphäre dieser Handlung ist allerdings widersprüchlich und damit auch die charakterliche Perspektive der Figuren. Jonah Colley ist ein Musterexemplar eines einsames Wolfes, mit posttraumatischen Störungen, ein Einzelkämpferisches Exemplar aus dem schriftstellerischen Baukästchen, ein Stück Selbstverzweiflung hier, ein Stück von ich lasse-mich-mal-gehen da, in Kombination mit einem klassischen, anfänglichen Burnout umwickelt.

Befassen wir uns mit der Handlung und analysieren diese, so bietet der Roman „Die Verlorenen“ einen fantastischen Unterhaltungswert, aber eine große chronologische Sammlung von logischen Fehlern. Ich sage es mal nett: „Eine klassische Räuberpistole“ mit Logikbrüchen, ein paar Actionmomenten und verdammt viele Situationen, die so authentisch sind wie Alice im Wunderland.

Die Dialoge allerdings sind interessant – besonders die rhetorischen Duelle mit seinen Kollegen, die ihn auch intellektuell stark beanspruchen. Jonahs Profil ist sowieso interessant – ein Profi in vielerlei Hinsicht, der ein großes Talent hat, sich immer tiefer in Schwierigkeiten zu bringen. Auch diese Sprünge von Fettnäpfchen zu  Fettnäpfchen tragen viel dazu bei, die Story abwechslungsreich zu gestalten und klammern wir die Realität mal spontan aus.

Es gibt Überraschungen, es gibt Wendungen – eine davon ist sehr dramatisch und kommt so plötzlich, dass man denkt, dass Jonah einen an die Hand nimmt und einfach mir nichts, dir nichts in die Szene hüpft.

Die Reihe wird weitergehen um Jonah Colley – angekommen an einer Kreuzung seines Lebens wird es ihn schon irgendwo hintreiben.

Fazit

„Die Verlorenen“ ist ein toller Auftakt einer neuen Reihe. Die Chemie des Buches ist stimmig, aber noch optimierbar, damit die Story wirklich demnächst explodiert.

Starker Auftakt – Herzlich Willkommen im Genre Krim/Thriller Mr. Jonah Colley

Michael Sterzik