Vieles holt einen ein: alte Sünden und Verbrechen, alte Liebe, alte Verfehlungen. Wir versuchen zwar, diesen Geistern der Vergangenheit zu entgehen, aber als wäre es ein Naturgesetz, erreichen sie uns in allen Situationen und Emotionen immer wieder – selbst Jahre oder Jahrzehnte später.
Und plötzlich kann sich das friedliche Leben inmitten der eigenen Familie in wenigen Sekunden ändern und alles infrage stellen. Es ist ein emotionaler Tsunami, der die eigene Welt einfach weg- und umspült.
Diese Thematik findet sich auch immer wieder in Romanen, unabhängig vom Genre, wieder. So auch in dem ersten Buch der Anton-Brekke-Reihe des norwegischen Autors Jan-Erik Fjell.
„Nebelstille“ ist der erste Band dieser sehr spannenden Reihe, die gerade im Münchner Goldmann Verlag veröffentlicht wurde. Es ist ein wenig merkwürdig, da in Deutschland beispielsweise die Bände sechs und sieben usw. veröffentlicht wurden.
Ein spektakulärer Mord in einer beschaulichen Seefahrtstadt gibt der norwegischen Polizei Rätsel auf: Der Milliardär Wilhelm Martiniussen wurde grausam in seinem luxuriösen Zuhause erdrosselt, seine Freundin blieb wie durch ein Wunder vom Täter verschont. Und wie hängt Martiniussens Tod mit einem geheimnisvollen Fremden zusammen, der kurz nach seiner Ankunft in Norwegen niedergeschlagen wurde und im Koma liegt? Mit der Aufklärung des Falls wird Anton Brekke betraut, herausragender, aber eigenwilliger Kriminalkommissar aus Oslo. Brekke muss tief in die Vergangenheit eintauchen und stößt auf eine Wahrheit, undurchdringlich und bedrohlich wie ein Nebel über dem Fjord …(Verlagsinfo)
Zunächst sei angemerkt, dass „Nebelstille“ der Debütroman des Autors ist. Spannend und unterhaltsam stellt er Anton und seinen späteren Partner Torp für weitere Kriminalfälle vor. Magnus Torp ist beispielsweise noch Polizeischüler im letzten Ausbildungsjahr.
Geschickt konstruiert Jan-Erik Fjell seinen Mordfall, der sich um Anton Breeke dreht. Breeke ist Kommissar und Spezialist für das organisierte Verbrechen aus Oslo.
Die Charakterisierung ist nicht originell, aber interessant. Breeke ist ein brillanter Ermittler. Er verfügt über eine sagenhafte Beobachtungsgabe und denkt sehr komplex. Seine Erfolgsquote beträgt 100 %. Er polarisiert jedoch auch mit seinem Selbstbewusstsein, seiner direkten Kommunikation und nicht zuletzt wegen seines manchmal schrägen Humors. Durch seine Spielsucht hat er seine Frau verloren und kompensiert dies eben durch seine Arbeit.
Der Kriminalfall ist äußerst gut durchdacht und überraschend. Dabei sind die Rückblenden in die Vergangenheit das Unterhaltsamste und zugleich Spannendste in diesem Band. In diesen Rückblenden lässt der Autor uns einen Blick in die komplizierte Organisationsstruktur der Cosa Nostra werfen – vom kleinen Handlanger bis zur rechten Hand des Paten.
Fazit
Ein bemerkenswerter, authentischer Krimi der beste Unterhaltung bietet und zu dem man als erstes zugreifen sollte, wenn man diese Reihe lesen will.
Michael Sterzik