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Freitag, 31. Oktober 2025

Rabenthron - Rebecca Gable

 


Rebecca Gable, die unbestrittene Königin des historischen Romans, entführt uns in ihrem neuesten Werk „Rabenthron“ (Bastei Lübbe Verlag) in ein England, das von den gnadenlosen Raubzügen der Nordmänner – Dänen und Norweger – in seinen Grundfesten erschüttert wird. Was einst mit einzelnen Wikingerschiffen begann, die kleine Küstendörfer und Klöster plünderten, entwickelte sich zu einer professionell organisierten Invasion ganzer Flottenverbände. Ihr Ziel: nicht nur Raub und Zerstörung, sondern die dauerhafte Ansiedlung auf englischem und französischem Boden.

Die Küsten Englands und Frankreichs werden zu Brutstätten der Wikingersiedlungen, der Einfluss skandinavischer Adeliger in der Normandie wächst stetig, und mit ihm der unerbittliche Wille, England zu erobern. Das Land wird zu einem jahrzehntelangen Schlachtfeld, auf dem der Einfluss der Wikinger und später der Normannen immer stärker wird. Eine Eroberung, die weit über die Insel hinaus ganz Europa prägen sollte, indem sie die angelsächsische Sprache durch das anglonormannische ablöste und so den Grundstein für das moderne Englisch legte.

Im Herbst des Jahres 1013 reist der junge Engländer Ælfric of Helmsby nach London, um den dänischen Gefangenen Hakon bei Hofe abzuliefern. Doch die Stadt liegt in Trümmern, ein Spiegelbild des schwachen Königs Ethelred, der sein Reich nicht vor den ständigen Wikingerüberfällen schützen kann. Entgegen aller Erwartungen sind Ælfric und Hakon keine Feinde, sondern Freunde geworden, die sich auf ihrer gefährlichen Reise aufeinander verlassen mussten. Schon bald gehören sie zum inneren Kreis der machtbewussten Königin Emma. Doch der Widerstand der Engländer bröckelt, und mit dem Tod des dänischen Königs steht ein noch gefährlicherer Feind vor den Toren... (Verlagsinfo)

Die Wut der Wikinger, entfacht durch die blutige Nacht am 13. November 1002, als König Ethelred die dänischen Siedler in ganz England abschlachten ließ, ist der eigentliche Auslöser für die Eroberung Englands. An diesem schicksalhaften St.-Brice-Day wurde auch die Schwester des dänischen Königs ermordet, was die Rachegelüste der Nordmänner ins Unermessliche steigerte.

Die packende Geschichte erstreckt sich über die Jahre 1013 bis 1041 und rückt Königin Emma ins Zentrum des Geschehens. Als Normannin, die den englischen König heiratete, wird sie als kluge und machtbewusste Strategin dargestellt, die ihr eigenes „Game of Thrones“ spielt. Die Autorin zeichnet ein gnadenloses Bild von König Æthelred: zögernd, mutlos und fast depressiv, unfähig, sein Volk gegen die Wut und den Eroberungswillen der Dänen und Norweger zu verteidigen.

Rebecca Gable bleibt den historischen Quellen und Fakten treu, verwebt sie jedoch gekonnt zu einem spannenden Roman, der immer wieder auch als fesselnder „Geschichtsunterricht“ dient. Die Kriege werden nicht nur auf dem Schlachtfeld entschieden, sondern auch durch geschickte Verhandlungen und trickreiche Intrigen. Wer Gables Romane kennt, wird ihr erzählerisches Muster wiedererkennen, das sich an ihren früheren Werken orientiert, ohne dabei in Schwarz-Weiß-Malerei zu verfallen. Neben unangenehmen Figuren finden sich auch hier wieder starke, sympathische Charaktere.

Dieser unterhaltsame Band, ein Prequel, das die Helmsby-Reihe abschließt, besticht durch seine originelle und fesselnde Erzählweise des englischen Mittelalters. Auch wenn die Dramaturgie manchmal allzu offensichtlich ist, verzeiht man der Autorin diese schriftstellerische Freiheit, die uns ein „So könnte es gewesen sein“ präsentiert.

Fazit:

Faszinierende Geschichtsstunden mit einer starken Frau im Mittelpunkt, die die vernichtende Wirkung von Worten zu nutzen weiß.

Michael Sterzik

Sonntag, 15. Juni 2025

Nebelstille - Jan-Erik Fjell


Vieles holt einen ein: alte Sünden und Verbrechen, alte Liebe, alte Verfehlungen. Wir versuchen zwar, diesen Geistern der Vergangenheit zu entgehen, aber als wäre es ein Naturgesetz, erreichen sie uns in allen Situationen und Emotionen immer wieder – selbst Jahre oder Jahrzehnte später.

Und plötzlich kann sich das friedliche Leben inmitten der eigenen Familie in wenigen Sekunden ändern und alles infrage stellen. Es ist ein emotionaler Tsunami, der die eigene Welt einfach weg- und umspült.

Diese Thematik findet sich auch immer wieder in Romanen, unabhängig vom Genre, wieder. So auch in dem ersten Buch der Anton-Brekke-Reihe des norwegischen Autors Jan-Erik Fjell.

„Nebelstille“ ist der erste Band dieser sehr spannenden Reihe, die gerade im Münchner Goldmann Verlag veröffentlicht wurde. Es ist ein wenig merkwürdig, da in Deutschland beispielsweise die Bände sechs und sieben usw. veröffentlicht wurden.

Ein spektakulärer Mord in einer beschaulichen Seefahrtstadt gibt der norwegischen Polizei Rätsel auf: Der Milliardär Wilhelm Martiniussen wurde grausam in seinem luxuriösen Zuhause erdrosselt, seine Freundin blieb wie durch ein Wunder vom Täter verschont. Und wie hängt Martiniussens Tod mit einem geheimnisvollen Fremden zusammen, der kurz nach seiner Ankunft in Norwegen niedergeschlagen wurde und im Koma liegt? Mit der Aufklärung des Falls wird Anton Brekke betraut, herausragender, aber eigenwilliger Kriminalkommissar aus Oslo. Brekke muss tief in die Vergangenheit eintauchen und stößt auf eine Wahrheit, undurchdringlich und bedrohlich wie ein Nebel über dem Fjord …(Verlagsinfo) 

Zunächst sei angemerkt, dass „Nebelstille“ der Debütroman des Autors ist. Spannend und unterhaltsam stellt er Anton und seinen späteren Partner Torp für weitere Kriminalfälle vor. Magnus Torp ist beispielsweise noch Polizeischüler im letzten Ausbildungsjahr.

Geschickt konstruiert Jan-Erik Fjell seinen Mordfall, der sich um Anton Breeke dreht. Breeke ist Kommissar und Spezialist für das organisierte Verbrechen aus Oslo.

Die Charakterisierung ist nicht originell, aber interessant. Breeke ist ein brillanter Ermittler. Er verfügt über eine sagenhafte Beobachtungsgabe und denkt sehr komplex. Seine Erfolgsquote beträgt 100 %. Er polarisiert jedoch auch mit seinem Selbstbewusstsein, seiner direkten Kommunikation und nicht zuletzt wegen seines manchmal schrägen Humors. Durch seine Spielsucht hat er seine Frau verloren und kompensiert dies eben durch seine Arbeit.

Der Kriminalfall ist äußerst gut durchdacht und überraschend. Dabei sind die Rückblenden in die Vergangenheit das Unterhaltsamste und zugleich Spannendste in diesem Band. In diesen Rückblenden lässt der Autor uns einen Blick in die komplizierte Organisationsstruktur der Cosa Nostra werfen – vom kleinen Handlanger bis zur rechten Hand des Paten.

Fazit

Ein bemerkenswerter, authentischer Krimi der beste Unterhaltung bietet und zu dem man als erstes zugreifen sollte, wenn man diese Reihe lesen will. 

Michael Sterzik

Dienstag, 1. November 2022

Buchtipp: Blutmond - (ein Harry Hole Roman) von Jo Nesbo


Jo Nesbo hat mit seiner Figur des Kommissars Harry Hole einen sehr polarisierenden, ambivalenten und starken Charakter in das Genre Krimi/Thriller katapultiert. 

Hochintelligent - dabei aber auch menschlich "schwach". Immer auf einem schmalen Grat balancierend zwischen Glück und Tragödie. 

Ende November erscheint ein neuer Titel um diesen Charakterkommissar. 

Harry Hole hat alle Brücken hinter sich abgebrochen. In Los Angeles trinkt er sich als einer der zahllosen Obdachlosen fast zu Tode. Hin und wieder hilft er Lucille, einer älteren Filmdiva, die einem Drogenkartell eine Million Dollar schuldet.

Zur gleichen Zeit werden in Oslo zwei Mädchen ermordet. Beide feierten auf der Yacht eines stadtbekannten Immobilienmaklers. Kommissarin Katrine Bratt fordert Harry Hole an, doch die Führungsetage der Polizei hat kein Interesse an dem Spezialisten für Mordserien. Der Makler hat weniger Skrupel und bietet Hole als privatem Ermittler ein Vermögen, um seinen Ruf zu schützen.

Hole willigt ein, denn er sieht eine Chance, Lucille freizukaufen, und sucht sich ein Team, bestehend aus einem Kokain-dealendem Schulfreund, einem korrupten Polizisten und einem schwer an Krebs erkrankten Psychologen. Die Zeit läuft, während über Oslo ein Blutmond aufzieht. (Verlagsinfo) 


;Michael Sterzik 


  • Kriminalroman Thriller
  • Ullstein Hardcover
  • Hardcover mit Schutzumschlag
  • 560 Seiten
  • Blodmåne
  • Aus dem Norwegischen übersetzt von Günther Frauenlob.
  • ISBN: 9783550201554
  • Erscheint: 24.11.2022
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  • Aus der Reihe "Ein Harry-Hole-Krimi"
  • Band 13