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Montag, 4. November 2013

Todesengel - Andreas Eschbach

Todesengel –Andreas Eschbach

Ein strahlend weißer Racheengel geht um in der Stadt, heißt es, der überall dort auftaucht, wo Unschuldige in Gefahr sind, und diejenigen, die ihnen Gewalt antun, brutal bestraft: Ist das wirklich nur die Schutzbehauptung eines alten Mannes, der Selbstjustiz geübt hat?
Ein Journalist deckt auf: Es gibt diese Gestalt tatsächlich – er kann es beweisen.
Und damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf …(Verlagsinfo)

Kritik

Das Thema „Selbstjustiz“ ist in dem Roman „Todesengel“ von Andreas Eschbach das tragende Thema.  Der Autor kombiniert aber sehr geschickt weitere aktuelle und brisante Fragen, die uns immer wieder begegnen.

„Auge um Auge – Zahn um Zahn“....ist dieses alte biblische Zitat aus der Tora Israels wirklich die ausschlaggebende Entschuldigung, für Blutrache, Fehde und Selbstjustiz? Wo hört oder fängt das Grundrecht des Einzelnen an oder wann eskaliert die Spirale der Gewalt in Form von Verlust und Angst mit potenziellen  Unschuldigen als Kollateralschaden?

Die Grenze ist entschieden zu dünn und doch ist das Opfer eher bereit sich zu rächen, als zu vergeben und zu vergessen, verdrängen. Welche elementare und primäre Rolle spielt der Staat mit seinen Gesetzen, seiner Polizei und seiner Staatsanwaltschaft? Ist er dieser Gewalt gewachsen und respektiert er die Rechte der Opfer und auch der Täter? In welcher Situation legalisiert sich vor dem Gesetz das Recht auf Notwehr wenn Leib und leben oder das von Angehörigen in Gefahr ist. Greift man dann zu legalen Methoden und Waffen und macht man sich strafbar, wenn der Täter sich auf einmal als Opfer sieht und selbst Anklage erhebt?

Mit all diesen Fragen und auch Antworten setzt sich der Autor in „Todesangel“ auseinander.

Die Protagonisten des Romans teilen sich auf in Opfer und Täter, und löblich und für die Story förderlich ist es, dass es der Autor damit schafft, sich auf einem schmalen Grat sicher zu bewegen. Hier wird die Selbstjustiz nicht verherrlicht, sondern durchaus kritisch gesehen. Doch ebenso kritisch setzt sich der Autor mit der Deutschen Gesetzgebung auseinander und spart nicht mit authentischen Beispielen die den Leser dazu ermutigen sich Gedanken über diese prekären Situationen zu machen.

Nicht nur die Tat hinterlässt offensichtliche und zumeist körperliche Schäden. An welchen schweren Traumata die Opfer innerlich zerbrechen und welche psychischen und kaum heilbaren Schäden sie davontragen, auch davon ist in dem vorliegenden Buch die Rede.

Die Unmächtigkeit der Justiz und das Versagen von Ethik und Moral gehören mit zu den stärksten Botschaften des Autors in seinem Roman „Todesengel“. Das dabei die Macht der medialen Unterhaltung, die noch mehr Öl ins Feuer gießt und es nicht schafft eine objektive Berichtserstattung zu gewährleisten, ist allzu offensichtlich.

Der Autor Andreas Eschbach ist ein wahrer Fingerpointer  und nutzt den Roman dazu sich in der Gesellschaft und vielleicht auch in den Medien Gehör zu verschaffen. Die Kernaussage vertritt der Autor allerdings sehr transparent: Selbstjustiz ist inakzeptabel – zu groß ist hier die Gefahr Unschuldige zu verletzen.

Fazit

Mit „Todesengel“ wirkt Andreas Eschbach derart überzeugend, dass man diesen Roman lesen muss. Aktualität und dazu schierer Realismus der Story wirken lange nach.

Spannend und unterhaltsam ist „Todesengel“ in jedem Fall, doch vielmehr überzeugt die Story durch die Passagen, in der das Gesetz gebrochen, überdehnt und individuell ausgelebt und interpretiert wird.

Die Verantwortung gegenüber dem Schutz der Bevölkerung trägt der Staat und manchmal versagt dieser grundlegend. Vielleicht, dient der Roman auch als Anstoß über Opferschutz nachzudenken und nicht über die Rechte von Straftätern zu debattieren.

„Todesengel“ ist einer der Thriller, die man schwerlich vergisst, zu bewegend und geradezu offensiv setzt man sich dann unweigerlich mit diesen Fragen auseinander. Damit gehört „Todesengel“ zu den stärksten und nachhaltigsten Thrillern in diesem Jahr. Großartig Herr Eschbasch.

Michael Sterzik



Montag, 19. August 2013

Totenblick - Markus Heitz


Totenblick – Markus Heitz

Inhalt (Verlagsinfo)

Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters.“ Diese Nachricht hinterlässt ein Serienmörder an sorgfältig inszenierten Tatorten, die Todesbildern nachempfunden sind: alte Gemälde, moderne Fotografien oder Bilder aus dem Internet. Anfangs glauben die Ermittler noch, die Hinweise wären am Tatort versteckt oder es gäbe einen Zusammenhang zwischen den Vorlagen und den Opfern. Doch dann machen sie eine grausige Entdeckung: Auf den Vorlagen erhöht sich die Zahl der abgebildeten Toten - aber da ist noch mehr: Die Spuren für die Ermittler sind an einem besonderen Ort vom Täter verborgen worden …




Kritik

„Totenblick“ von Markus Heitz der sich bisher sehr wohl in Genre Fantasy einen Namen gemacht hat, nicht zuletzt mit den brillanten Titeln wie: „Ritus“ und „Sanctus“, hat nun mit seinem zweiten Thriller „Totenblick“ einen Ausflug ins Genre Thriller unternommen.

Auch in dem vorliegenden Band taucht wie schon in „Oneiros“ der mystische und geheimnisvolle Bestatter Korff auf. Dieser immer mal wieder kurze Gastauftritt des Charakters in der Handlung, gehört dann auch zu dem eher stärkeren Part innerhalb einer konfusen, völlig überzogenen Handlung. Damit haben wir auch in dieser Kritik den alles entscheidenden „toten“ Punkt erreicht. Ohne mystische Elemente ist dieser Thriller eher im unteren Durchschnitt anzusiedeln.

Markus Heitz katapultiert den Leser in eine Welt des Grauens und des Horrors und spart weder an brutalen Details noch an ausufernden Klischees. Eine subtile, tiefgründige und aufbauende Spannung ist hier nicht zu finden. Der Autor bedient sich dem langweiligen Katz-und-Maus-Spiel und vergibt damit die einzigartige Chance, den wirklich interessanten Charakteren ein Podium zu bieten.

Dabei hätte dieser Roman doch so viel Potenzial gehabt, wenn der Autor sich die Mühe gemacht hätte, so starke Charaktere ins rechte Licht zu rücken. Die unterschiedlichen Perspektiven seiner Charaktere bringen die Geschichte auch nicht weiter voran. Voller Lücken und fehlender Rückschlüsse driftet die Handlung immer weiter ab und zerschellt schließlich an den Klippen banaler Horrorelemente. Die Schlüsselworte der Handlung lassen sich schnell zitieren: “Blut, Angst, Grauen, Schmerz...und fertig ist die Geschichte.

Die Idee von einem „Totenblick“ ist verwirrend und weckt eine Erwartungshaltung, die der Autor überhaupt und ansatzweise nicht erreicht. Dabei hilft es auch nicht, wenn der Autor den einen oder anderen Charakter über die Klinge springen lässt. Ein wirklich geistiges Duell zwischen Jäger und gejagten findet nicht statt. Zum Ende hin bekommt dann Kommissar Zufall noch die Gelegenheit für ein paar Auftritte und schließlich ist man nur froh, wenn man das Nachwort des Autors endlich erreicht hat.

Fazit

„Totenblick“ von Markus Heitz ist der schwächste Thriller, dass schwächste Buch, was ich bisher von ihn gelesen habe.

Markus Heitz sollte bei dem Stil bleiben, mit dem er „Groß“ geworden ist. Sicherlich gibt es in der Literatur Kombinationen in denen Thriller und Mystik fabelhaft eingefasst sind, doch hier geht es nur um den liebelosen Serienmörder, mit traumatischen Erfahrungen und einer künstlerischen Ader für sein altes Ego.

Warum so einfallslos? Warum nicht ein Thriller mit mystischen Elementen?

Der „Tot“ steht im gut – das ist bezogen auf den Bestatter Korff und dessen Verbindung zum Schnitter – zum Sensenmann – zum Gevatter – so viele Ideen und Möglichkeiten und kaum eine wurde hier verwertet. Schade.

Herr Heitz: Bleiben Sie sich treu, und lassen Sie Ihre Leser wieder teilhaben an Charakteren, die mit dem „Tod“ spielen und zwischen den Welten agieren.

Michael Sterzik