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Donnerstag, 12. September 2024

Dem Tod auf der Spur - Prof. Dr. Michael Tsokos


Das Leben schreibt die besten und auch die grausamsten (Mord-)Geschichten. Wenn wir beim Lesen eines Krimis/Thrillers denken, dass die Geschichte zu abgedreht, zu unrealistisch ist, würden wir nicht auf die Idee kommen, dass sie vielleicht viel näher an der Realität ist, als wir es uns zunächst vorgestellt haben.

Menschen sind kreativ, wenn es darum geht, sich das Leben zu nehmen oder jemanden zu töten. Prof. Dr. Michael Tsokos ist der bekannteste Rechtsmediziner unseres Landes. In diesem Buch schildert er aus seiner persönlichen und beruflichen Vergangenheit 13 Fälle, die zum Teil schonungslos und brutal beschrieben werden. Trotzdem geht von diesen Schilderungen eine morbide Faszination aus.

Im Fernsehen wird das Arbeitsumfeld und die Tätigkeit eines Rechtsmediziners völlig übertrieben dargestellt. Nicht nur die Sektion einer Leiche, sondern ggf. auch eine sehr abenteuerliche Analytik und Ermittlungsthematik entsprechen überhaupt nicht der Realität. „The Show must go on“ im Film und dieses Buch ist nicht nur spannend, sondern auch ein kleines Wikipedia der Rechtsmedizin. 

Der Autor Prof. Dr. Michael Tsokos räumt mit vielen Vorurteilen, Vermutungen und Klischees auf und vermittelt dem Leser eine kurze, aber intensive Momentaufnahme eines Tatortes und seiner eigenen Tätigkeit.

Die Koryphäe der Rechtsmedizin Prof. Dr. Michael Tsokos wird zu Rate gezogen, wenn festgestellt werden muss, ob Selbstmord, ein Unfall oder doch Mord die Todesursache war. Seine rechtsmedizinische Expertise trägt maßgeblich zum Erfolg der Ermittlungsarbeit der Behörden bei. So ist der Rechtsmediziner regelmäßig als Experte im In- und Ausland tätig, beispielsweise für das BKA bei der Identifizierung der Opfer von Terrorangriffen und Massenkatastrophen. (Verlagsinfo) 

Die Schilderungen der Tatorte und der Leichen der Mordopfer sind drastisch. Wie gesagt, die Kreativität, den Tod herbeizuführen, ist erschreckend und sicherlich sind die Ermittler, die Gerichtsmediziner und auch die Justiz geschockt, und das vielleicht sehr nachhaltig. Die Spuren des Todes - sie sind vielfältig, sowohl physisch als auch psychisch interpretierbar. 
„Dem Tod auf der Spur“ - ist auch ein kleines Mini-Lexikon der Untersuchungsmethoden eines Gerichtsmediziners. Interessant, spannend und wissenschaftlich erklärend gibt es dem Tatortzuschauer einen guten Einblick in diese Welt des Todes.

Dennoch denkt man am Ende auch an die Hinterbliebenen, deren Welt sich völlig verändern wird, ebenso begegnen wir den Tätern vor Gericht, die möglicherweise wenig Reue und Einsicht zeigen. 

Der Erzählstil von Prof. Dr. Michael Tsokos ist nicht reißerisch oder übertrieben, sondern immer mit einem feinen, manchmal humorvollen Unterton durchsetzt. Der Titel ist auch nicht als Roman, sondern eher als Sachbuch einzuordnen.

Fazit

Spannende Einblicke in die Welt des Todes. Die Spuren des Todes - sie sind blutig, erschreckend, erschütternd und zeugen gegebenenfalls auch vom Schicksal des Verstorbenen. Ein interessanter und lehrreicher Einblick in die Welt der Rechtsmedizin.

Michael Sterzik


Mittwoch, 21. August 2024

Die Stauffenbergs - Charlotte Roth


Claus Schenk Graf von Stauffenberg ist die Symbolfigur des 20.Juli 1944 – der das Attentat auf Adolf Hitler ausführte und leider scheiterte. Doch Stauffenberg war nicht der einzige Widerstandskämpfer in den Kreisen der Offiziere, die Verschwörer hatten ein fabelhaftes Netzwerk das nicht nur aus Offizieren bestand, sondern auch Aristokraten, Menschen aus der Wirtschaft, der Justiz, der Religion. Insgesamt umfasste der Personenkreis 200 Menschen, die sich gegen den Nationalsozialmuss auflehnten und mit dem Attentat auch eine Botschaft an die Alliierten senden wollten. 

Nach dem gescheiterten Attentat und noch Monate später wurden zahlreiche Verschwörer von den Nazis ermordet. Stauffenberg und weitere Offiziere wurden noch in der Nacht des 20. Juli 1944 im Bendlerblock standrechtlich erschossen. 

Doch wie war Stauffenberg als Mensch, als Vater, als Ehemann, als Freund? Es gibt unzählige Quellen und Dokumentationen, die uns den Menschen Stauffenberg objektiv vor Augen führen. 

Charlotte Roth zeigt uns die „Die Stauffenbergs“ in ihrem gerade veröffentlichten Roman und präsentiert uns nicht nur eine spannende Geschichte, sondern auch eine emotionale und menschliche Momentaufnahme des Widerstandskämpfers und auch seiner Familie. 

Sie ist die Tochter des fränkischen Generalkonsuls und einer baltischen Freifrau. Er ist der jüngste Spross eines schwäbischen Adelsgeschlechts mit einer vielversprechenden militärischen Karriere. Als Nina und Claus von Stauffenberg sich 1929 auf einem Ball kennenlernen, sind sie verliebte junge Menschen auf dem Weg in ein märchenhaftes Leben.

Doch der Lauf der Geschichte will es anders: Aus der Mutterkreuzträgerin und dem Wehrmachtsoffizier werden Regimegegner und Verschwörer. Das Schlimmste für ihn: Deutschlands Zusammenbruch. Für sie: der Verlust ihres geliebten Mannes. Trotzdem lässt Nina von Stauffenberg ihrem Claus die Freiheit, zu tun, was er tun muss. Doch das bedeutet, dass sie ihn nach dem 20. Juli 1944 nie wiedersehen und alles verlieren wird …(Verlagsinfo) 

Der Roman erzählt die Geschichte der jungen Nina und des etwas älteren Claus von Stauffenberg und beginnt mit ihrer Liebe und Zuneigung, die nicht ohne Hindernisse war. Beide waren starke Persönlichkeiten ihrer Zeit - zielstrebig, offen für Literatur und Kunst, gebildet und politisch nicht unkritisch.

Es ist eine tragische, dramatische Liebesgeschichte ohne Happy End. Charlotte Roth lässt abwechselnd verschiedene Personen zu Wort kommen - Claus, Nina, die Mutter Stauffenbergs - und diese Perspektiven tragen immer eine emotionale Note. 

Die Zeitfenster schildern die Jahre 1933-1944 - von der Weimarer Republik über die Machtergreifung Adolf Hitlers bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs, dessen Verlauf und die Verbrechen der Nazis die Offiziere in den Widerstand treiben. Die Verfasserin hat diese Ereignisse, den Überfall auf Polen, die Nichtangriffspakte, die beginnende Stigmatisierung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung, die Lebensmittelknappheit, die Niederlage von Stalingrad, in ihre Arbeit einfließen lassen.

Im Mittelpunkt steht die Gefühlswelt der Stauffenbergs. Die Ängste, die Hoffnungen, die zeitlichen Entbehrungen der Liebenden, die Geburt der Kinder. Wie sie wirklich gefühlt und empfunden haben - das ist natürlich nicht belegt - aber Charlotte Roth gibt diesen Emotionen viel fiktiven Raum, der alles andere als unrealistisch ist.

Obwohl Stauffenberg Offizier ist und die Machtergreifung Hitlers eher positiv sieht, schlägt sein moralischer Kompass gegen sein Gewissen und lässt ihn immer mehr daran zweifeln, auf der richtigen Seite zu stehen. Der anfängliche Idealismus und auch Enthusiasmus wandeln sich in Abscheu, Ekel vor sich selbst, Gewissensbisse und münden schließlich darin, sich den Verschwörern anzuschließen. 

Der andere Teil des Romans zeigt Nina und Claus als Eltern und als Liebespaar, das sich bedingungslos vertraut und füreinander da ist. Das Klischee einer romantischen Liebesgeschichte wird klar verarbeitet, ohne zu schnulzig zu werden.

Historisch gesehen hat Charlotte Roth großartige Arbeit geleistet. Viele persönliche Feinheiten und Ereignisse wurden sehr, sehr gut in die Handlung eingearbeitet. Das macht „Die Stauffenbergs“ auch zu einem historischen Roman. Es ist eine „fiktive Geschichte“, aber es könnte so gewesen sein, vielleicht war es so. 

Die Ereignisse des 20. Juli werden natürlich auch thematisiert, sind aber nicht Hauptbestandteil der Geschichte.

Dennoch ist der Roman auch eine Botschaft an uns selbst - dass die Verbrechen der Nazis nicht in Vergessenheit geraten dürfen und dass wir kritisch, selbstbewusst und aktiv gegen rechte politische Lager vorgehen sollten.

Fazit

Ein fiktives Denkmal zweier Menschen, deren Liebe und Zuneigung in Zeiten von Krieg, Verbrechen und Angst auch mutig und selbstlos ist. Erzählerisch spannend, unterhaltsam und von einer solchen Emotionalität geprägt, dass man, wenn man vom 20. Juli 1944 spricht, auch diesen Roman lesen sollte.


Michael Sterzik

Montag, 19. August 2013

Totenblick - Markus Heitz


Totenblick – Markus Heitz

Inhalt (Verlagsinfo)

Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters.“ Diese Nachricht hinterlässt ein Serienmörder an sorgfältig inszenierten Tatorten, die Todesbildern nachempfunden sind: alte Gemälde, moderne Fotografien oder Bilder aus dem Internet. Anfangs glauben die Ermittler noch, die Hinweise wären am Tatort versteckt oder es gäbe einen Zusammenhang zwischen den Vorlagen und den Opfern. Doch dann machen sie eine grausige Entdeckung: Auf den Vorlagen erhöht sich die Zahl der abgebildeten Toten - aber da ist noch mehr: Die Spuren für die Ermittler sind an einem besonderen Ort vom Täter verborgen worden …




Kritik

„Totenblick“ von Markus Heitz der sich bisher sehr wohl in Genre Fantasy einen Namen gemacht hat, nicht zuletzt mit den brillanten Titeln wie: „Ritus“ und „Sanctus“, hat nun mit seinem zweiten Thriller „Totenblick“ einen Ausflug ins Genre Thriller unternommen.

Auch in dem vorliegenden Band taucht wie schon in „Oneiros“ der mystische und geheimnisvolle Bestatter Korff auf. Dieser immer mal wieder kurze Gastauftritt des Charakters in der Handlung, gehört dann auch zu dem eher stärkeren Part innerhalb einer konfusen, völlig überzogenen Handlung. Damit haben wir auch in dieser Kritik den alles entscheidenden „toten“ Punkt erreicht. Ohne mystische Elemente ist dieser Thriller eher im unteren Durchschnitt anzusiedeln.

Markus Heitz katapultiert den Leser in eine Welt des Grauens und des Horrors und spart weder an brutalen Details noch an ausufernden Klischees. Eine subtile, tiefgründige und aufbauende Spannung ist hier nicht zu finden. Der Autor bedient sich dem langweiligen Katz-und-Maus-Spiel und vergibt damit die einzigartige Chance, den wirklich interessanten Charakteren ein Podium zu bieten.

Dabei hätte dieser Roman doch so viel Potenzial gehabt, wenn der Autor sich die Mühe gemacht hätte, so starke Charaktere ins rechte Licht zu rücken. Die unterschiedlichen Perspektiven seiner Charaktere bringen die Geschichte auch nicht weiter voran. Voller Lücken und fehlender Rückschlüsse driftet die Handlung immer weiter ab und zerschellt schließlich an den Klippen banaler Horrorelemente. Die Schlüsselworte der Handlung lassen sich schnell zitieren: “Blut, Angst, Grauen, Schmerz...und fertig ist die Geschichte.

Die Idee von einem „Totenblick“ ist verwirrend und weckt eine Erwartungshaltung, die der Autor überhaupt und ansatzweise nicht erreicht. Dabei hilft es auch nicht, wenn der Autor den einen oder anderen Charakter über die Klinge springen lässt. Ein wirklich geistiges Duell zwischen Jäger und gejagten findet nicht statt. Zum Ende hin bekommt dann Kommissar Zufall noch die Gelegenheit für ein paar Auftritte und schließlich ist man nur froh, wenn man das Nachwort des Autors endlich erreicht hat.

Fazit

„Totenblick“ von Markus Heitz ist der schwächste Thriller, dass schwächste Buch, was ich bisher von ihn gelesen habe.

Markus Heitz sollte bei dem Stil bleiben, mit dem er „Groß“ geworden ist. Sicherlich gibt es in der Literatur Kombinationen in denen Thriller und Mystik fabelhaft eingefasst sind, doch hier geht es nur um den liebelosen Serienmörder, mit traumatischen Erfahrungen und einer künstlerischen Ader für sein altes Ego.

Warum so einfallslos? Warum nicht ein Thriller mit mystischen Elementen?

Der „Tot“ steht im gut – das ist bezogen auf den Bestatter Korff und dessen Verbindung zum Schnitter – zum Sensenmann – zum Gevatter – so viele Ideen und Möglichkeiten und kaum eine wurde hier verwertet. Schade.

Herr Heitz: Bleiben Sie sich treu, und lassen Sie Ihre Leser wieder teilhaben an Charakteren, die mit dem „Tod“ spielen und zwischen den Welten agieren.

Michael Sterzik