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Samstag, 12. Februar 2022

Natrium Chlorid von Jussi Adler Olsen


Das Sonderdezernat Q mit Carl Mørck und Assad bewegt sich nun in seinen neunten, spannenden Kriminalfall. Die Reihe des dänischen Bestsellerautors Jussi Adler Olsen ist ein Spannungsgarant in dem Genre Krimi. Schon längst hat die erfolgreiche Reihe, die sich mit alten Cold Case Fällen beschäftigt, einen gewissen Kultstatus erarbeitet. Selbst die filmische Umsetzung ist bestens gelungen, was nicht selbstverständlich ist. Literatur und Film überzeugen absolut über ihre vielseitigen, und geheimnisvollen und manchmal schrulligen Protagonisten. Das nordische Ensemble ist mit den letzten Titeln gewachsen, und die Figuren reihen sich mühelos in Story und Beziehungsebenen ein.

Der Begriff „Natrium Chlorid“ steht schlicht und ergreifend für „Kochsalz“. In der Story begegnen den Ermittlern auch an vergangenen und gegenwärtigen Tatorten diese Substanzen und schnell wird es klar, dass hier eine gewisse Symbolik eine wegweisende Bedeutung spielt. Das „Salz“ in dieser Tatortsuppe führt das Team zu einem Serienmörder, der schon seit Jahrzehnten effektiv mordet.

An ihrem 60. Geburtstag begeht eine Frau Selbstmord. Ihr Tod führt zur Wiederaufnahme eines ungeklärten Falls aus dem Jahr 1988, der Marcus Jacobsen mit seinem besten Ermittler Carl Mørck zusammengeführt hat. Carl, Assad, Rose und Gordon ahnen nicht, dass der Fall das Sonderdezernat Q an die Grenzen bringt: Seit drei Jahrzehnten fallen Menschen einem gerissenen Killer zum Opfer, der tötet, ohne dass ihm ein Mord nachgewiesen werden kann. Er wählt Opfer und Todeszeitpunkt mit Bedacht und Präzision. Dreißig Jahre lang konnte niemand ihn stoppen. Und während die Corona-Maßnahmen die Ermittlungsarbeiten zusätzlich erschweren, bewegt der alte Fall sich auf Carl zu wie eine Giftschlange, die Witterung mit ihrer Beute aufgenommen hat …(Verlagsinfo)

Der Mörder präsentiert sich recht schnell in dem vorliegenden Band. Und seine Erzählperspektive ist im Vergleich zu den weiteren erzählenden Personen recht stark ausgeprägt. Die Handlung orientiert sich an einer gewissen Aktualität und damit ist „Corona“ auch hier in dieser Story angekommen. Und das auch nicht gerade wenig. Das Corona auch Polizeibeamten in ihren Dienst, ihn ihren Ermittlungen bremst, ist logisch, doch ich empfand diese Erklärungen und Anspielungen als zu präsent. Es nervte denn letztlich doch sehr und brachte inhaltlich die Story auch überhaupt nicht weiter.

Auch vergangene Situationen und Erlebnisse holen die Beamten des Sonderdezernats Q ein. Assad, der jetzt seine traumatisierte Familie in Dänemark hat, kämpft mit den Mühlsteinen der Bürokratie. Gegen Carl Mørck wird intern ermittelt. Damit sind die Nebengeschichten gesetzt und führen das Team am Ende an einen gewissen Scheideweg, der zwar nicht überrascht, von dem aber die Zukunft dieser Ermittlungseinheit und seinen Personen abhängen wird.

„Natrium Chlorid“ von Jussi Adler Olsen ist ein spannender Roman und vielleicht auch der einzige ohne wirkliches Tempolimit, denn die Ereignisse überschlagen sich.

Eine Tradition setzt sich souverän fort – die Running Gags von Assads „Versprechern“ lassen einen schmunzeln. Was leider etwas untergeht, ist die erzählerische Perspektive von Carl Mørck, auch seine Gedankenmodelle waren immer in den letzten Bänden dieser großartigen Reihe originell.

Originell verwendet Jussi Adler Olsen allerdings aktuelle medialen Themen. Ethik, Moral, Verantwortung, die Schnelllebigkeit und Brisanz von Einschaltquoten, Auflagen usw. Die Popularität hat Ihre Grenzen und tobt sich auch gerne an schwächeren Personen unserer demokratischen Gesellschaft aus. Hier entstehen irreparable Schäden, aber lesen sie am besten selbst.

Die Brücke zur Vergangenheit – zu dem ersten Band ist ausschlaggebend und nicht undramatisch. Aber die Quadratur des Kreises ist noch abgeschlossen und Carl Mørck wird im nächsten Band wohl seinen persönlichsten Cold Case-Fall erleben.

Assad, Rose und Gordon tendieren zwischen Neben- und Hauptfiguren, aber die beiden erstgenannten bekommen nicht ihre alte, bekannte Bühne zurück. Schade.

Fazit

Schnelle Story, dramatische Entwicklungen und ein Ende, dass einen zwingt, den nächsten Roman dieser hervorragenden Reihe lesen zu müssen. Es fehlt ein wenig die Ausgewogenheit – aber noch ist alles im positiven Rahmen.Damit empfehle ich diesen Roman „Natrium Chlorid“ gerne weiter.

Michael Sterzik

 

Dienstag, 12. November 2019

Opfer 2117 - Jussi Adler-Olsen


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Seit dem Jahr 2015 ist die Flüchtlingsdebatte in Europa nicht nur ein politisches, sondern auch ein kulturelles und soziales Problem. Das unser menschlicher Kompass mit dem Tod der Flüchtlinge im oder auf dem Weg zum Mittelmeer „out of order“ ist, bleibt mal dahingestellt. Wir diskutieren, wir argumentieren, wir haben Angst vor einer Überfremdung, einer anderen Kultur, wir haben Befürchtungen, dass unsere Komfortzone in Seenot gerät, wir haben große dramatische Angst vor Touristenterroristen - und dabei vergessen wir unsere „menschliche“ Verantwortung. Die Moral von der Geschichte – noch immer relativ unklar – die Folgen noch unabsehbar.
Langsam findet diese Flüchtlingsdebatte auch ihren unmissverständlichen Weg in die Unterhaltungsliteratur. Dabei schreibt die Geschichte doch die besten Vorlagen für authentische Romane. Aktuelle Themen – auf die man auch als Schriftsteller unterhaltsam und spannend zugreifen mag.
Der dänische Bestsellerautor Jussi Adler-Olsen verwendet in seinem neuestem Roman „Opfer 2117“ verschiedene hochaktuelle und brisante Themen. Der vorliegende Band ist der achte Fall für Carl Moerck und sein Sonderdezernat Q.
An Zyperns Küste wird eine tote Frau aus dem Nahen Osten angespült: Auf der ›Tafel der Schande‹ in Barcelona, wo die Zahl der im Meer ertrunkenen Flüchtlinge angezeigt wird, ist sie ›Opfer 2117‹. Doch sie ist nicht ertrunken, sondern ermordet worden. Kurz darauf beschließt der 22-jährige Alexander in Kopenhagen, Rache zu nehmen für ›Opfer 2117‹, dessen Foto durch die Medien ging. Bis Level 2117 spielt er sein Game ›Kill Sublime‹ − dann will er wahllos morden. Als Assad vom Sonderdezernat Q das Bild der toten Frau zu Gesicht bekommt, bricht er zusammen. Denn er kannte sie nur zu gut. Ein hochemotionaler Fall für Carl Mørcks Team, der nicht nur Assad an seine Grenzen bringt. (Verlagsinfo)
Wer die Reihe verfolgt hat, die nun schon auf ein kleines Jubiläum von 10 Jahren aufweist (deutsche Veröffentlichung), hat die Figuren aus dieser sehr erfolgreichen Serie schon längst ins Herz geschlossen. Diese Reihe ist natürlich so ausgelegt, dass sich die Protagonisten entwickeln können und das auf sehr realistischen Niveau mit allen menschlichen Höhenflügen und höllischen Abgründen. Exemplarisch und hochgeheimnisvoll ist die Person Assads. Ein Mann mit vielen Talenten, sehr intelligent, ein wacher Geist mit enormem Wissen und analytischen Fähigkeiten und durchaus im Stande konsequent und kompromisslos Gewalt auszuüben.
Doch wie konnte er diese vielfältigen Talente perfektionieren? Wer ist dieser geheimnisvolle, humorvolle und sensibler Mann? Natürlich gibt es wilde Vermutungen und auch in Hinweise, die in den letzten Bänden zielgenau gestreut wurden, doch in dem vorliegenden Band „Opfer 2117“ wird Assad demaskiert.
Jussi Adler-Olsen lässt es in seinem neuesten Werk mal so richtig krachen. Nicht nur dass der Autor aktuelle Themen spannend verarbeitet, diesmal ist weniger kriminalistisches Geschick gefragt, sondern eher undiplomatische, mit Waffen unterstützte Verhandlungen mit Terroristen und einem alten Erzfeind Assads. Das wäre der erste Part – die zweite Storyline schildert den Versuch einen inländischen Terroranschlag aufzuhalten – hier spielen Gordon und Rose die tonangebende Rolle.
Auch die Schauplätze und Perspektiven wechseln oft – gerade die Rückblenden in die Vergangenheit Assads erklären viel Vergangenes, aber beantworten noch nicht abschließend alle Fragen. Die Handlung spielt sich nicht nur in Dänemark ab.
Mit „Opfer 2117“ eröffnet der dänische Autor auch neue Türen für seine Figuren – und zwar für alle. Man befindet sich sozusagen auf einen „Scheideweg“ und es wird mehr wie interessant sein, in welches Terrain sich die Charaktere begeben, oder bewegen müssen!?
„Opfer 2117“ ist mit „Selfies“ der persönlichste Fall dieser Reihe. An Dramatik und Spannung fehlt es nicht – und neben der Aktualität ist der Roman sehr authentisch gezeichnet. Einzig und alleine – dieser fast schon biblischer Racheakt, gegen die Person Assads wirkt etwas sehr überzogen.
Hingegen zeigt der Autor auch unmissverständlich auf unsere Verantwortung: der Tod im Mittelmeer, die Verrohrung der Gesellschaft und unser Versagen in Familienfragen. Ohne wirkliche Wertung des Autors – aber doch bezeichnet und nachhaltig thematisiert, dass diese Szenen den Leser nachdenken lassen werden.
Auch der Humor, der in den letzten Büchern immer wieder in den Dialogen locker hervorstach, ist deutlich weniger geworden. Aufgrund der Storyline, allerdings absolut gerechtfertigt.
Mit sehr großem Abstand ist der Roman: „Opfer 2117“ ein Actionfeuerwerk im Vergleich zu den anderen Titeln. Die nächsten Bände werden interessant – den die Positionen – beruflich und privat stehen in den Starlöchern mit unbekanntem Ziel.
Fazit
„Opfer 2117“ ist eine authentische Räuberpistole. Hochspannend – Brandaktuelle Themen und mit einem Assad der mit völlig aufdreht.
Damit gehört „Opfer 2117“ zu einem Highlight im Genre Thriller. Eines noch zum Schluss – bitte nicht „Opfer 2117“ als erstes lesen – dass würde die Wirkung völlig verfehlen. Lesen Sie die Reihe – diese gehört zu einem der besten im Genre „Thriller“.
Michael Sterzik