Dienstag, 21. Dezember 2010

Nachtschrei - Jeffery Deaver

Nachtschrei (Jeffery Deaver)

Jeffery Deaver ist ein Garant für spannende Unterhaltung. Mit seinem Figuren Lincoln Rhyme und Kathryn Dance, die jeweils zwei Reihen fortführen zaubert er spannende und psychologisch ausgereifte Thriller, die immer wieder auf den Bestsellerlisten in den obersten Rängen auftauchen.

In seinem gerade bei Blanvalet erschienen neuen Roman „Nachtschrei“ entführt uns der Autor in ein Katz-und-Maus Spiel, und das in den dunkelsten Wäldern eines Nationalparks in Wisconsin. Diesmal allerdings betritt eine neue „Heldin“ die Bühne und auch mit dieser Protagonistin, beweist der Autor, dass er durchaus seine Wandlungsfähigkeit.

Inhalt

In Lake Mondac ist der Wald vollkommen ruhig, völlige und harmonische Stille, weitab von der zivilisierten und chaotischen Welt einer Großstadt.

Emma Feldmann und ihr Mann Steven entspannten sich hier in ihrem Ferienhaus das inmitten des Nationalparks liegt, als ihr beider Leben, durch wenige Schüsse ausgelöscht wird. Steven letzte Tat ist es allerdings einen Notruf abzusetzen der auch die nächstgelegene Polizeistation erreicht. Doch der Park ist so weitläufig die Besetzung der Station so erbärmlich, dass der Sheriff des dortigen Distrikts sich dazu entschließt seine Kollegin Deputy Brynn McKenzie zu aktivieren, die eigentlich schon ihren dienstfreien Abend genießt.

Als Brynn wenig später den mutmaßlichen Tatort betritt, kann sie nur noch den gewaltsamen Tod des Ehepaars feststellen die brutal exekutiert worden sind. Doch noch am Schauplatz des Doppelmordes gerät die junge Beamtin in tödliche Gefahr. Die beiden Killer sind noch auf dem Grundstück und Brynn folgt ihren Instinkten und ihren durch Seminare und Schulungen erlernten Fähigkeiten. In einen kurzen Schusswechsel reagiert die Polizistin kühl und beherrscht und kann zunächst fliehen. Doch diese Flucht endet mit einem zerschossenen Auto in dem anliegenden See, sie verliert ihre Waffe und ist zudem noch leicht verletzt, als sie eine verängstigte Zeugin trifft. Michelle, eine Freundin von Emma und Steven, konnte aus dem Haus fliehen und zusammen versuchen sie den Killern in dem umliegenden, dichten Wald zu entkommen.

Brynn McKenzie die ihre Vorteile in ihrem Wissen rund um die Geographie des Parks sieht, handelt wie sie es in verschiedenen Überlebenstrainings und taktischen Schulungen erlernt hat. Doch all diese Theorie ist nicht vergleichbar mit der tödlichen Praxis in der sich die beiden jungen Frauen befinden. Ihre Jäger sind Profis, Killer die nicht locker lassen werden um lästige Zeugen zu beseitigen. Besonders Terry Hart, einer der Berufsverbrecher, reagiert völlig anders wie Brynn erwartet. Aber auch Hart wird es schnell klar, dass Brynn clever und durchdacht ihre Chance auf ein Überleben nicht ohne weiteres aufgibt.

Als Brynn und Michelle auf ein Wohnmobil stoßen, glauben sie in Sicherheit zu sein, doch die vermeintlichen Retter nutzen die Einsamkeit des Nationalparks für die Herstellung von Drogen. Vom Regen in die Traufe müssen die beiden Frauen nun an mehreren Fronten um ihr Leben kämpfen, denn die Killer haben die Dealer auch gefunden....Schreie grellen durch die Nacht....

Kritik

Der Titel des Romans „Nachtschrei“ weckt schon eine gewisse Erwartungshaltung bei den Lesern, zudem der Autor Jeffery Deaver sich in der höchsten Liga unter den erstplazierten im Genre „Thriller“ tummelt.

Neben der Spannung in „Nachtschrei“ die wirklich nicht wenig präsent ist, beschreibt der Autor das Duell des Quartetts – Killer und Polizisten + naive Schönheit äußerst packend. Neben viel Action und immer wieder diversen Vorsprüngen der Kontrahenten, messen sich Brynn McKenzie und Terry Hart immer wieder in einem intellektuellen Wettkampf – der Preis ist das Überleben, denn auch das Scheitern der Killer würde Konsequenzen nach sich ziehen, und dieser wäre nicht sehr erfreulich.

Doch auch die beiden Duos unterscheiden sich in ihrem Auftreten. Michelle wird hier beschrieben, als die verzogene Millionärsgattin die mit der rauen Wildnis nun nichts gemein hat, während Brynn praktisch und auf dem Boden der Tatsachen hier scheinbar die Führung übernimmt. Bei den Killern ist es ähnlich: Terry Hart, ein Profi, in seinen Kreisen auch als der „Handwerker“ bekannt, ist weltmännisch, gebildet und kann auch Mitgefühl zeigen, doch alles zu seiner Zeit. Sein Kompagnon „Comp“ ist eher ein kleines Licht, zwar brutal und rücksichtslos, aber in den Händen von Hart sehr manipulierbar, ein Bauernopfer, ein Statist, nicht mehr als ein Helfer für die Drecksarbeit, oder doch gar mehr?!

Jeffery Deaver wechselt nicht nur die Perspektiven seiner Protagonisten, viel mehr spielt er wie in vielen seiner Romanen sein Blatt nicht voll aus. Hier wird getrickst, geblufft und betrogen und immer wieder landen nicht nur seine Figuren auf dem Holzweg. Als Nebenfiguren und Nebenhandlungen werden hier mit dem Ehemann von Brynn private Probleme der beiden Eheleute thematisiert, und auch hier taucht der „Trickser“ wieder auf.

Sämtliche handelnde Protagonisten, egal mit welcher Priorität oder Dringlichkeit diese agieren – komplex konzipiert sind sie wie perfekte Marionetten in dem Spiel integriert.

Okay, ein Katz-und-Maus-Spiel ist im Genre Thriller keine nicht wirklich neue und originelle Idee, aber der erste Blick trügt. Die Atmosphäre ist packend und mit Überraschungen und Wendungen wird hier nicht gespart. Selbst der Killer Terry Hart kommt hier nicht unsympathisch um die Ecke, seine Dialoge mit Brynn sind durchaus fesselnd und Deaver zeigt dem Leser auf, dass Verbrechen aus Leidenschaft, wie auch immer diese aussieht geschehen, und nicht das Geld aus primäre Motivation dient.

Fazit

Perfekte Unterhaltung  - ein Duell zwischen „Feinden“ die sich vielleicht sympathisch oder mehr sein könnten! Action und Spannung – Überraschende Wendungen und ein Ende, dass überzeugend nachhallt.

“Nachtschrei“ aus Jeffery Deavers Feder ist ein ganz starker Roman und psychologisch gesehen einer der interessantesten die ich in diesem Jahr gelesen habe.

Jeffery Deaver ist schon längst nicht mehr goldig, sondern wertvoller, einzigartiger und für Leser psychologischer Thriller ein immer wieder erfülltes Versprechen.

 Michael Sterzik



Montag, 20. Dezember 2010

Totengrund - Tess Gerritsen

Totengrund (Tess Gerritsen)

Dr. Maura Isles, eine Ärztin und führende Wissenschaftlerin am Pathologischen Institut in Boston ist im Grunde eine einsame Frau. Ihre Ehe wurde geschieden und obwohl sie in ihrem Beruf eine anerkannte und bekannte Persönlichkeit ist, so ist sie im privaten Leben eher zurückgezogen und einsam. Detective Jane Rizzoli ist eine ihrer wenigen, aber vielleicht die engste Freundin die sie hat.

Maura Isles ist unzufrieden mit ihrer Situation, besonders mit ihrem Freund Daniel Brophy, einen Priester der ist noch nicht geschafft, sich nach zwei Jahren für sie zu entscheiden. Sein Berufung scheint die Kirche zu sein, die ihm bis jetzt so viel Schutz und Sicherheit geboten hat. In einem offenen Gespräch wissen beide, dass es so nicht weitergehen kann, doch zu einer finalen Entscheidung, wie immer diese auch auszusehen hat, fehlt anscheinend beiden der Mut.

Auf einer Fachtagung im winterlichen Wyoming kommt Maura auch nicht wirklich innerlich zur Ruhe, doch auf ihrer Konferenz trifft sie auf einem alten Studienkollegen Doug Comley. Ein Sunnyboy und ein fürchterlich idealistischer , überoptimistischer Mann, der Maura einlädt, zusammen mit ihm seiner Tochter und einem befreundeten Pärchen einen Skiausflug zu begleiten. Nach kurzer Überlegungszeit willigt Maura doch noch ein und zu fünft machen sich sie auf den Weg in Berge. Maura fühlt sich indessen wie das letzte Rad am Wagen. Doug Comley ist der unumstrittener Anführer dieser Gruppe.

Doch der Ausflug wird zur Tragödie als der Geländewagen vom Weg abkommt und sich im Schnee festfährt. Besiegt von den Gewalten der Natur führt die kleine Gruppe den Weg zu Fuß fort. In der Hoffnung Hilfe zu finden, folgen sie einen kleinen Weg der sie in ein abgelegenes Dorf führt. In dieser Unwirtlichen Landschaft wirken die Häuser merkwürdig deplaziert und noch mysteriöser wird es, als die Gruppe mit Maura feststellt, dass hier offensichtlich niemand mehr lebt. Doch die Spuren die sie finden weisen daraufhin, dass hier noch vor kurzen Menschen gelebt haben müssen. Die Küchentische sind gedeckt und selbst die Speisen liegen noch auf den Teller, als wären die Bewohner nur kurz oder plötzlich aus dem Haus gegangen. In den benachbarten Häusern sieht es nicht anders aus, aber hier gibt es am Fuße einer Treppe Blutflecken und sie finden auch den Kadaver eines verendeten deutschen Schäferhundes, der keine offensichtliche Wunden aufzeigt.

Wo und vor allem was ist den Einwohnern hier passiert? Als bei einem Versuch das Auto zu bergen, der Freund von Doug schwer verletzt ist und droht zu sterben, versucht Doug ganz alleine, in die dreißig Kilometer entfernte nächste Siedlung zu gelangen. Maura bleibt zusammen mit Dougs Tochter, dem verletzten Arlo und seiner Freundin in dem verlassenen Dorf zurück.

Inzwischen sorgt sich Mauras Freund Daniel um seine Partnerin die nicht wie erwartet nach Boston zurückgekehrt ist. Telefonisch ist Maura ebenfalls nicht zu erreichen und auf die Nachrichten auf ihrer Mailbox reagiert sie nicht. Verzweifelt und voller Sorge, sucht er Hilfe und Rat bei Mauras Kollegin und Freundin Jane Rizzoli und ihrem Mann Gabriel der beim FBI tätig ist. Zusammen finden sie schnell heraus, dass der Mietwagen von Maura nicht zurückgegeben wurde. Als wenig später ein ausgebrannter Wagen in einer Schlucht gefunden wird, deren Insassen nur noch verbrannt geborgen werden können, findet der Bergungstrupp unter den Trümmern auch Teile von Mauras Gepäck und eine der Toten ist eine Frau im Alter von Maura...

Kritik

Der 8.Fall des Duos Isle/Rizzoli ist ein recht persönlicher und in „Totengrund“ ist eindeutig die Pathologin Dr. Maura Isle die Person um die sich alles dreht und wendet. Auch in ihrem privaten Umfeld kriselt es. Sie hat genug im Schatten der Kirche zu stehen und darauf zu hoffen, dass sich ihr Freund letzten Endes für sie entscheidet.

Tess Gerritsen wählt als Handlungsort, dass verschneite und unwirtliche Wyoming und lässt Maura unter Lebensgefahr ein Abenteuer bestehen, dass in dieser Reihe einzigartig bleiben wird. In der Handlung wird Maura immer wieder vor einer Wahl gestellt und sie muß sich behaupten, gegen die Naturgewalten, gegen ihr alter Ego, all das führt sie an ihre psychischen wie auch physischen Grenzen.

Auch wenn die Spannung sich auf den knapp 415 Seiten von Kapitel zu Kapitel steigert, so ist das Finale leider allzu offensichtlich. Nein, dass ist keine Kritik, denn die Atmosphäre des Romans ist eine besondere, und ganz sicher auch durch das Gespensterdorf mit all seinen Rätseln eine willkommene Abwechslung.

Die Autorin lässt den Leser mit einer beklemmenden Stimmung beim lesen des Buches zurück. Das Maura als Hauptdarstellerin in diesen Drama natürlich Opferschutz hat, versteht sich von selbst, aber das Quartett ihrer Mitreisenden steht ständig unter „Beschuss“ und wie selbst im Mittelpunkt des Geschehen. Das zwischenmenschliche Konflikte innerhalb dieser nicht einfachen Gruppe aufkommen, und sich die Lage immer wieder bühnengerecht präsentiert, ist für die Handlung nicht von Interesse, allerdings werden damit den Figuren ein „Hauch“ von Leben gegeben.

Als wirklich Kritik kann ich nur sagen, dass mir das Schicksal der vier Mitreisenden in „Totengrund“ als nicht wirklich aufgearbeitet darstellt. Diese wirklich monströse Klippe lässt Tess Gerritsen einfach stehen und zwischen Leben und Tod schwebend, ist mir der Übergang dann doch zu schnell erfolgt. Auch Dougs aufopfernder Alleingang endet so plötzlich wie er ihn angefangen hat. Hier wäre es viel vorteilhafter gewesen, wenn man nach dem Splitting dieser Gruppe die jeweiligen Perspektiven besser beschrieben hätte, als sie einfach fallen zu lassen.

Das Jane Rizzoli hier erst im zweiten Teil auftritt, ist nicht weiter verwunderlich oder gar spektakulär, zu sehr wird der Leser von Mauras Gefühls- und Schneewelt eingenommen werden. Das allerdings die eine nicht ohne die andere kann, ist der Reihe geschuldet und vielleicht dreht sich das Universum der beiden starken Frau in den nächsten Band!?

Fazit

„Totengrund“ von Tess Gerritsen ist ein starker Titel mit einer lebendigen und einer sehr abwechslungsreichen Handlung die durch Überraschungen und Wendungen zu überzeugen versteht.

Irgendwas hat man ja immer zu bemängeln, nicht an der Handlung sondern wäre es vielleicht mal außer der Reihe positiv gewesen, wenn der Roman an Volumen deutlich ausgeprägter gewesen wäre. Genug Handlungsspielraum gab es zur Genüge.

Geschickt allerdings von Tess Gerritsen das sie es hier versteht in der Handlung Haken zu schlagen, quasi vom Weg abzugehen und per Abzweigung einen völlig neuen Handlungsstrang komplett mit Lösung zu übergeben!

Der nächste Roman aus der Reihe könnte auf „Totengrund“ aufbauen, doch gewiss nur, wenn sich die Autorin dazu entschließt das Privat- und Liebesleben Maura Isle weiter auszubauen und evtl. mit der Haupthandlung zu kombinieren.

Es wird viele Möglichkeiten geben, einige Alternativen und man darf gespannt sein, wie es weitergeht.

„Totengrund“ von Tess Gerritsen ist ein Garant für den vorbildlichen und plastischen Aufbau einer komplexen Handlung die durch Originalität und Spannung zu überzeugen weiß.

In jedem Fall ist „Totengrund“ eine Steigerung gemessen an den letzten beiden Titeln der Autorin.

Michael Sterzik

Freitag, 17. Dezember 2010

Sturz der Titanen - Ken Follett

Sturz der Titanen – Ken Follett

In seinem neuestem Roman „Sturz der Titanen“, der erste Band einer Trilogie, ist das 20.Jahrhundert längst schon Geschichte. Doch das Jahrhundert war atemberaubend und nun präsentiert uns Ken Follett ein Epos, das bildgewaltiger und dramatischer nicht sein kann.

Europa 1914. Drei Familien im Sog des Schicksals – Krieg in Europa und damit kommt ein Sturm auf, deren Wucht Familien und Liebende entzweit, ein Sturm der die Grundfesten der Staaten erschüttert. Eine deutsch-österreichische Aristokratenfamilie, eine Arbeiterfamilie aus England und zwei Brüder aus Russland – einer Revolutionär und Rebell, der andere ein Verbrecher. Sie alle werden in den Schatten des Krieges gezogen und nichts wird mehr so sein, wie sie es kennen. 

Ein eindrucksvolles Werk und Ken Follett zeigt, dass Geschichte unterhaltsam und spannend sein kann. Drei Länder – Drei Familien – Ein Jahrhundert.

Michael Sterzik

Montag, 13. Dezember 2010

Top 10 - 2010

Meine Top des Jahres 2010.


Nur eine kleine Auswahl, von über 60 die ich in diesem Jahr gelesen habe, aber diese sind die Romane die ich jedem nur empfehlen kann. Vielleicht ist auch das eine oder andere Weihnachtsgeschenk dabei?!


Viel Spaß!!


Michael Sterzik






Sonntag, 12. Dezember 2010

Jenseits der Schatten (Brent Weeks)


Mit „Jenseits der Schatten“, dem letzten Teil der Nachtengel-Trilogie schließt der amerikanische Autor Brent Weeks seine Saga um den Assassinen Kylar Stern ab.

Als Schüler von Durzo Blint erreichte  der noch sehr junge Kylar ein erschreckendes Talent für das Töten seiner Opfer. Und dadurch entwickelte sich, ein fast schon legendärer Ruf als Nachtengel von Cenaria. Die Invasoren aus Khalidor konnte er retten, den brutalen und grausamen Gottkönig töten der seine Heimat tyrannisch seinen Willen unterworfen hat.

Doch der Sieg kostete ihn einen hohen Preis, seinen rechten Arm verloren, seine Frau Elene verschollen und noch dazu durch die Magischen Ringe an Vi, einer ebenfalls tödlichen Attentäterin gebunden. Und auch der „Wolf“ in der mystischen Schattenwelt ist alles andere als offen gegenüber dem Blutengel und jetzigem Nachtengel.

Cenaria wird regiert von einer Königin – Terah Graesin -  und Logan, der eigentliche König Cenarias und nun der militärische Oberbefehlshaber sieht sich weiteren Bedrohungen durch Invasoren genötigt schnell zu handeln. Doch in ihm sträubt sich alles, die Königin zu stürzen um sein rechtmäßiger Erbe anzutreten.

Kylars Plan ist die einzige Chance vielleicht den ganzen Kontinent und die angrenzten Länder zu retten, zumal ein khalidorischer Magier das Ziel verfolgt die personifizierte Göttin Khali zu beschwören. Ein Alptraum der darauf abzielt sich selbst als Gottkönig über alle zu erheben.

Um das Land zu retten, muß Kylar seine Freundschaft zu Logan aufs Spiel setzen und sich Töten lassen, aber als Unsterblicher muss er dafür einen Preis zahlen den er sich zu spät bewusst wird.....

Kritik

Der dritte und abschließende Roman der Schatten-Trilogie unterscheidet sich enorm von den beiden Vorgänger Romanen. Auch wenn nun alle Geheimnisse und Fragen gelüftet werden, wird es im Laufe der Handlung die durch und durch mit Magie versetzt ist, sehr unruhig und manchmal schwer nachvollziehbar sein.

Der Autor Brent Weeks übertreibt es mit seiner unglaublichen Vielzahl von Charakteren die den sowieso schon unübersichtlichen Kontinent bevölkern. Auch hier kann man schnell den roten Faden verlieren, denn die eine oder andere Prophezeiung wirkt absolut überdreht und unangemessen. 

In „Jenseits der Schatten“ konzentriert sich die Handlung meist auf Kylar und auf Logan. Mit Vi und Elene die beide um die Liebe des Attentäters buhlen gibt es zwar eine Nebenhandlung doch auch hier steht sich parallel zu dem Nachfolger des Gottkönigs Dorian, der versucht Khalidor zu schützen und auch so manches Urteil fällt, von dem er früher geglaubt hat, es wäre zutiefst ein Unrecht.


Totgeglaubte leben länger! Ein Sprichwort das sich hier auch gleich manifestiert, den Durzo Blint, der Meister und fast Ziehvater Kylars lebt. Nach ein paar Jahrhunderten der Kämpfe und der politischen Verwicklungen und Leben die er führen musste, ist er „müde“ geworden und möchte an der Seite von Momo K. und seiner Tochter „alt“werden. Doch wie auch bei Kylar, kann er sich seinem Schicksal nicht entziehen.

Ein großer Kritikpunkt sind die magischen Elemente. Hier wird munter verzaubert, verflucht, beschworen, verhext und auch so mancher übernatürliches Wesen und einige doch muntere Untote versammeln sich zu einem Shodown, der zwar explosiv, aber deutlich über die Grenzen der beiden ersten Romane geht.

Auch wenn es sich hier um das Genre Fantasy handelt, wird dann die Handlung leider allzu phantastisch. Doch es gibt auch Momentaufnahmen die fabelhaft und wirklich großartig erzählt werden. Gerade die Freundschaft zwischen Kylar und Logan, der Bruch ist mit einer der einfühlsamsten  und  dramatischen Szenen die ich je gelesen habe.

Und wenn wir gerade von Dramatik sprechen. Kylars Unsterblichkeit ist mehr Fluch wie Segen und sein Opfer, wird den Leser manches Mal schlucken lassen, oder gar zu Tränen rühren. Solche Sensibilität hätte ich dem Autor Brent Weeks nicht zugetraut, erzählt er doch die Geschichte eines Berufsmörders, auch wenn er eigentlich ein recht guter Kerl ist.

Erfrischende Momente präsentiert und Vi, ebenfalls eine tragische, geläuterte Figur mit ebenfalls Mächtigen magischen Potential. Hinter Klostermauern, und dann noch in Unterrichtung von Zaubern, ist ihr nicht wirklich wohl dabei. Sie sehnt sich nach Kylar, in dem sie sich auch ohne die magisch-bindenen Ringe, verliebt hat. Als Elene später noch im gleichen „Kloster“ einquartiert wird, ist das Liebeschaos perfekt.

Dramatisch und vor allem actionreich geht es zu wenn sich auf dem Schlachtfeld die verschiedenen Staaten mit ihren Armeen einfinden. Hier haben alle Beteiligten ein Wörtchen mitzureden und neben viel Zauber wird natürlich auch mit konventionellen Waffen gekämpft.

„Jenseits der Schatten“ von Brent Weeks, lebt von einer konzentrierten und schweren Tragik. Kylar und Durzo, nein eigentlich jeder der Charaktere muß Opfer bringen, manche schweren Herzens, andere hingegen verschreiben sich einer Sache, die größter und wichtiger ist wie sie selbst.

Das ist genau Mittelpunkt und die Botschaft der Geschichte die Brent Weeks hervorragend vermittelt. Manchmal zwischen den Zeilen, manchmal kann man nur interpretieren oder Vermutungen anstellen, doch hier dreht sich am Ende alles um Liebe und Vertrauen und dass das eigene Schicksal gemessen an die viele andere Leben ein Staubkorn im Wind sein kann, der Flügelschlag eines Schmetterlings, der einen Orkan auslösen kann.

Fazit

Trotz der übertriebenen Magischen Momente in „Jenseits der Schatten“ ist der vorliegende Roman absolut zu empfehlen.

Die ganze Nachtengel- oder auch Schattentrilogie wie sich bezeichnet sind, übertreffen die Erwartungen und reihen sich als Perlen unter den Fantasyromanen in diesem, wie auch späteren Romanen ein.

Brent Weeks erschuf mit Kylar und Durzo Charaktere, die man gerne wiedersehen möchte und an deren Schicksal man aktiv teilnimmt. Hier wird getötet, geopfert, geliebt, es werden Fehler begangen und großartige Ziele verfolgt und erreicht und wenn eine Saga „Helden“ hervorbringt, die menschlicher nicht sein können, dann ist es genau hier passiert.

„Jenseits der Schatten“ der Abschluss einer bald legendären Trilogie und hoffentlich nur der Auftakt zu weiteren Abenteuern, mit den gleichen oder auch anderen Charakteren der Reihe.

Lesen Sie „Jenseits der Schatten“ oder tauchen sie besser ein, es wird sie in die Tief reißen, aus der sie gar nicht mehr entkommen wollen. 

Michael Sterzik



Sonntag, 5. Dezember 2010

Oktoberfest - Christoph Scholder



Oktoberfest (Christoph Scholder)

Der internationale Terrorismus ist seit dem 11.September 2001 allgegenwärtig. Schon viele Nationen und Großstädte sind Opfer von ideologisch verblendeten Terroristen geworden und zumeist immer waren es zivile Ziele wie in New York, Madrid und Tokio, auch in Russland so erinnern wir uns gut kam es zu Anschlägen in der Schule in Beslan als Tschetschenische Terroristen ca. 1000 Menschen, darunter hauptsächlich Kinder in ihrer Gewalt hatten. Die Situation eskalierte und offiziellen Meldungen zufolge gab es bei dieser Geiselnahem ca. 300 Todesopfer zu beklagen.

Hier in Deutschland ist die Bedrohung durch Terrorismus zur Zeit recht groß. Die Geheimdienste vermuten reelle Pläne von Attentaten auf zivile oder gar politische Ziele. In jedem Fall kann man davon ausgehen, dass es wohl Ziele sind die eine größtmögliche Opferzahl und damit auch die wahrscheinlich größte Aufmerksamkeit garantieren.

Jetzt zur Weihnachtszeit wäre eine gut platzierte Bombe auf dem Nürnberger Christkindlemarkt der Alptraum unseres Staates und seiner Behörde! Doch welche Präventionsmaßnahmen schützen uns, und wenn, können sich uns wirklich vor den Plänen radikaler Terroristen schützen!? Ein klares „Nein“ ist hier leider die einzig logische Antwort. Es gibt keinen 100% Schutz, höchstens eine zeitlich alternative Verschiebung, aber gegen Menschen denen ihr eigenes Wohl und das ihrer Mitmenschen leidlich egal ist, kann man sich nicht schützen.

Vor zwei Monaten, und damit pünktlich zum alljährlichen Oktoberfest in München, auch im Volksmund als „die Wies`n“ tituliert, erschien der Thriller „Oktoberfest“ von Christolph Scholder. Dessen literarische Sprengkraft versprach den einen oder anderen nervösen Spaziergang durch die Reihen und Bänke innerhalb der Festzelte. Nicht wenige Münchner Tageszeitungen und deren Berichte hinterließen ein Schaudern und ein beklemmendes Gefühl, besonders bei den Lesern die wenige Tage zuvor das Buch in ihren Händen hielten und sich in ihrer Phantasie die Schreckensvisionen des Autors als reelle Gefahr vorstellten. Eine bessere PR-Arbeit gab es nicht für den ebenfalls Münchner Verlag Droemer Knaur nicht.

Ein Terrorakt auf Deutschen Boden, und als Schauplatz das traditionelle Münchner Oktoberfest gewählt, für die Münchner und deren Stadtoberen, alles andere als alltäglich. Ebenso könnte man hier den Kölner den Spaß an dem Karnevalsumzug nehmen, dass wäre für die Jecken ebenso eine indiskutable Bühne.

Christoph Scholder ist aber ein Schelm, aber ein talentierter der es versteht mit Spannung ein wenig Schrecken zu verbreiten, aber ohne prophetische Talente.

Inhalt

Wie jedes Jahr laufen schon im späten Frühling die Vorbereitungen für das Oktoberfest auf der Theresienwiese in München auf Hochtouren. Der personelle und logistische Aufwand, nicht zu vergessen der organisatorische bedeutet viel Streß, aber auch die Möglichkeit sich zu profilieren und natürlich auch zu profitieren. Es gibt unzählige Aufträge die jedes Jahr für die Lieferanten, Speditionen und Großhändler ausgeschrieben werden, ein Millionengeschäft für die glücklichen die diese Chance wahrnehmen können.
Doch was niemand weiß, unter den Männern die hier munter die Bierzelte hochziehen, Leitungen und die Wasserversorgung aufbauen, befinden sich 90 Elite-Soldaten, aktive Speznas-Soldaten der russischen Armee unter der Führung des charismatischen Oleg Blochin. Doch ab diesem Augenblick sind sie keine Soldaten mehr, sie sind zu Söldnern geworden die nur wenig später die Deutsche Bundesregierung erpressen werden.

Oleg Blochin der von seinen Männern verehrt und respektiert wird, gilt als äußerst Brutal und verfolgt sein Ziel mit allen Mitteln. Er stellt der Deutschen Regierung ein Ultimatum, entweder beschafft der Staat Rohdiamanten im Werte von 2 Milliarden Euro oder es wird ein Kampfgas freigesetzt und tausende von Menschen sterben auf äußerst spektakuläre und qualvolle Weise. Für die Bundesregierung die seit Jahrzehnten keinerlei Bedrohung durch Terroristen zu fürchten hatte, ist es ein Alptraum. Wie soll sich der Bundeskanzler verhalten? Ein Staat darf keine Schwäche zeigen, darf sich nicht beugen unter dem idealistischen Joch krimineller Massenmörder, die durch Terror Angst und Schrecken verbreiten!

Schnell wird innerhalb der Regierung reagiert, in München werden die ersten Krisenstäbe einberufen und man ahnt bereits jetzt schon, dass man neben den Spezialkräften GSG9, evtl. auch die Bundeswehr aktivieren sollte.

Als eine Einheit der Polizei vorschnell ein Zelt stürmen will um die Terroristen unschädlich zu machen, sowie die dort gefangen gehaltenen Menschen zu retten, zeigt es sich wie überhaus penibel und vorausschauend die Geiselnehmer sich vor Angriffen außerhalb geschützt haben. Mit brutaler und eiskalter Taktik töten die ehemaligen Soldaten durch den Gaseinsatz die Besucher eines Zeltes und die Polizisten gehören gleich mit zu den ersten Opfern.

Als As im Ärmel der Regierung wird nun Wolfgang Härter in die Krisensituation gerufen. Härter ist Kapitän zur See und ist Chef der wohl geheimsten Abwehrtruppe des Deutschen Geheimdienstes – Alpha & Omega. Dessen Existenz ist nur dem Verteidigungsminister bekannt, seine letzten Einsätze sind nicht bekannt, doch es scheint, als wäre Härter die einzige Lösung um eine Katastrophe auf der Wiesn gar nicht erst stattfinden zu lassen.....

Kritik

„Oktoberfest“ von Christoph Scholder ist auch sein Debüt im Genre Thriller. Der Autor scheint ein Perfektionist zu sein, das beweist alleine schon der Aufbau der Handlung. Mit einem präzisen Sinn auch noch für das kleinste Detail wenn der Autor beschreibt wie die Befehlsketten des Krisenstabes aufgesellt sind, oder auf welchen Stand die Waffen- und Fernmeldetechnik sich beruft, weiß der Leser, dass der Autor ganze Arbeit geleistet hat mit seinem Recherchen.

Auch wenn „Oktoberfest“ ein fiktiver Thriller ist, so wirkt dieser sehr schnell authentisch, nicht zu letzt wegen den mikrofeinsten Einzelheiten. Wann aus der Spannung eines Romans für Menschen brutaler Ernst werden kann, ist nicht vorhersehbar, aber gar unmöglich ist die Idee eines Christoph Scholders auch wieder nicht.

Eine solche Geiselnahme kommt  einem Selbstmordkommando recht nahe. Doch auch hier ist die minutiöse Vorbereitung prophylaktisch zu sehen, denn das wissen auch die Geiselnehmer wäre diese riskante Operation von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Welchen Background die Geiselnehmer haben, zeigt sich in einigen Zeitsprüngen in die Vergangenheit. Sehr Ausführlich wird hier erzählt wie brutal das Vorgehen der Soldaten in Afghanistan ist und wie die Einheit Jahre später im Tschetschenienkrieg in der hart umkämpften Stadt Grosny agiert.

Christoph Scholder nimmt in „Oktoberfest“ langsam an Fahrt auf. Es dauert ein wenig bis man auf der Wiesn ankommt und Zeuge der Geiselnahme wird. Man könnte fast schon sagen, der Vorgeschichte wurde hier viel u viel Platz eingeräumt.

Der Plot um eine Geiselnahme ist auch in der Spannungsliteratur nichts Neues oder überraschendes. Christoph Scholder schreibt zwar Spannend und fesselnd, aber hin und wieder gibt es die eine oder andere Klippe weitläufig zu umschiffen, an denen sich die Spannungsmomente wirklich brechen. Es gibt wenige Momente die einem den Atem beim Lesen nehmen, da es immer ein wenig an Zeit benötigt bevor wirklich Spannung aufkommt. Es gibt einige heikle Situationen auch für Wolfgang Härter der bei einem Befreiungsversuch als einziger überlebt. Das ist mit die spannendste Passage in dem Buch. Vielleicht ist auch der Klappentext und auf das auffällige Cover daran schuld, dass der Leser eine hohe Erwartungshaltung an den Titel hat, doch mehr als ein guter solider, zeitweise spannender Thriller ist „Oktoberfest“ nicht.

Ein deutliches und allzu offensichtliches Manko ist, dass der Autor sich gerne und recht oft an einigen Filmen und Büchern orientiert. Dem einen oder anderen werden schnell und in aller Deutlichkeit einige Szenen bekannt vorkommen. Auch die Ähnlichkeit der Charakterlichen Konzeption eines Kapitän zur See - Wolfgang Härter wirft unweigerlich einer Verwandtschaft zu James Bond auf. Sein britischer Kollege diente hier wohl als Vorbild, keine Seltenheit möchte man annehmen, aber muss es denn so offensichtlich sein!?

Die Bösewichte wirken leider auch stereotypisch und überzeugen auch nicht durch viel Originalität, einzig und allein, die Ausflüge in die Vergangenheit werfen hier Spannung ab. Zum Ende der Handlung hin und zur finalen Konfrontation erwartet den Leser auch nichts überraschendes, eher recht schnell ist dann auch Schluss und das was bleibt kann in Enttäuschung münden.

Fazit

„Oktoberfest“ von Christoph Scholder ist ein solider und zeitweise spannender Thriller, der für ein Debüt gut, aber deutlich ausbaufähig ist.

Die Spannung verliert aufgrund der Detailverliebtheit des Autors viel an Möglichkeiten. Allerdings muß auch lobend erwähnen, weiß der Autor offensichtlich von dem was er schreibt. Deutlich überzogen dagegen wirkt der Charakter unseres Helden, der zwar nicht die Lizenz zum Töten benötigt, aber doch wie der kleine Bruder von James Bond wirkt.

Mit wenigen Ecken und Kanten ausstaffiert suggeriert der Autor seinem Helden die relative Unsterblichkeit und Überheblichkeit. Eine feinere Charakterzeichnung bei allen Protagonisten wäre hier dienlicher gewesen.

„Oktoberfest“ ist auch im Dezember zu empfehlen. Mit leichten Fehlern, aber dafür ist ein Debütroman, würde ich mit trotzdem freuen, bald ein neues Buch des Autors in den Händen zu halten. Aller Anfang ist bekanntlich schwer und auch wenn hier der Weg das Ziel sein mag, so ist erkennbar, dass sich der Autor auf einem sicheren Pfad bewegt.

 Michael Sterzik





Samstag, 27. November 2010

Trouble - Lee Child

Trouble – Ein Jack Reacher Roman – Lee Child

Mit der Figur des eisenharten Jack Reacher, hat Lee Child einen Charakter geboren, der an Härt und Gewalt seines Gleichen sucht. Jeder Psychologe, würde bei dem geistigen Status, des ehemaligen Elitepolizisten zweifelsfrei die Diagnose Soziopath diagnostizieren, dazu noch erweitert, um ein hohes Maß an ausgeprägter Gewaltbereitschaft. Um es auf den Punkte zu bringen: Jack Reacher ist ein hochgefährlicher Mann, der aufgrund seiner Persönlichkeit und seiner militärischen Ausbildung zu einer tödlichen Waffe werden kann.

Man ist also besser dran, wenn man diesen Einzelgänger nicht zum Feind hat, ansonsten steigt die Wahrscheinlichkeit eines gewaltsamen Todes zu sterben in exorbitante Höhen.

Lee Child involviert seinen (Anti)Helden Jack Reacher in seinen neuesten Roman „Trouble“ diesmal viel persönlicher, als in seinen letzten Auftritten.

Inhalt

Jack Reacher ist ruhe- und rastlos. Persönliches Eigentum oder Statussymbole sind ihm fremd und bedeuten ihm wenig. Weder hat er einen festen Wohnsitz, noch eine Familie an der sich bindet. Auf sich alleine gestellt, dabei aber auch nicht unglücklich lässt er sich durch die Städte treiben, ohne wirklich ein Ziel vor Augen zu haben.

Er lebt von seinen „Ersparnissen“ die aber langsam zu neige gehen, und er weiß, dass er bald irgendeinen Job annehmen muss, jedenfalls ist dies allzu ersichtlich wenn er sich seinen aktuellen Kontostand betrachtet. Doch als er eines Tages in Portland – Oregon, auf seinen Kontoauszug blickt, staunt er nicht schlecht, denn sein Kontostand ist durch die Gutschrift einer Bareinzahlung um 1030 $ höher. Nach kurzer Überlegung, ist ihm schnell klar, dass es sich hier nicht um einen Irrtum oder einen Fehler der Bank handeln kann. Die Zahl – 1030 ist eine persönliche und dadurch direkte Botschaft, die ihn nun erreicht hat. Der ehemalige Offizier einer militärischen Sondereinheit wird mit diesem Notrufecode konfrontiert und diesen hat er seit Jahren nicht mehr vernommen.

Als Reacher seine Exkollegin Frances Neagley kontaktiert und aufsucht, offenbart sich ihm eine verstörende und beängstigende Erklärung. Einer seiner Kollegen und ebenfalls Mitglied der Sondereinheit die Reacher geleitet ist tot. Calvin Franz wurde gefoltert, seine Beine mit brutalen Schlägen gebrochen und wenig später wurde er über der Wüste Nevadas, aus einem Helikopter in den sicheren Tod gestürzt.

Eiskalte Wut überkommt Jack Reacher. Niemand wirft einen seiner besten Freunde und Kollegen aus ca. Fuß Höhe kaltblütig aus einem Helikopter. Für Reacher sind die Mörder wandelnde Tote, sie wissen es nur noch nicht. Zusammen mit Frances Neagley ruft er die überlebenden Mitglieder seiner alten Einheit zusammen, doch auch hier, erfahren sie wenig später, sind nicht mehr alle am Leben. Es gibt vermisste die sich trotz aller Anstrengungen nicht mehr auffinden lassen.

Für Jack Reacher und die überlebenden Mitglieder seiner alten Einheit wird es nun persönlich, und getrieben von Wut rüsten sie sich zu einem vernichtenden Rachefeldzug. Egal wer es auch sein mag – Reacher wird zum Todesengel...

Kritik

Wer schon einige Romane der Jack Reacher Reihe aus der Feder des Autors Lee Child gelesen hat, weiß dass der Sonderermittler nicht zimperlich ist mit seinem Mitteln und Methoden um ggf. Gerechtigkeit walten zu lassen.

Doch in „Trouble“ ist der Titel alleine eine Merkmal und ein ernstgemeintes Thema und ein fingerpoint für die Handlung des Romans. Für Jack Reacher wird es nun persönlich und da versteht der recht zynische und humorlose Mann keinen Spaß.

Aber Jack Reacher so kalt, grausam und brutal er auch immer sein mag, hier werden ihm durch die Einberufung des ehemaligen Teams, auch sein eigener Charakter und seine sehr individuelle Entwicklung wie ein Spiegel vor Augen geführt. Seine ehemaligen Kollegen haben Fuß fassen können, draußen in der „normalen“ Zivilisation, sie haben sich durch Hochbezahlte Jobs in der Gesellschaft akklimatisiert. Viele sind verheiratet, haben Kinder und dadurch auch einen festen Wohnsitz. Solche Bindungen kann Reacher nur schwerlich nachvollziehen, doch zeigt es sich, dass hinter einer rauen Schale, auch ein weicher Kern existieren kann. In einigen Dialogen wird es ein wenig offensichtlich das Jack Reacher neidisch auf seine Kollegen ist, die ihre Nische offensichtlich gefunden haben, natürlich mit allen angenehmen und auch unangenehmen Annehmlichkeiten des täglichen Lebens.

Jack Reacher ist außerordentlich wütend, und nur noch getrieben von Rachegedanken ist ihm jedes Mittel recht um die Mörder seiner Freunde zu liquidieren. „Trouble“ ist um einiges härter, als man es ohnehin schon aus den anderen Titeln her kennt. Das Rache süß sein kann, interessiert Reacher nicht, für ihn ist Rache ein Gericht das entweder scharf gewürzt oder aber auch eiskalt serviert wird, ohne sich den Luxus einer Vor- und Nachspeise zu gönnen. Seine Konzentration und Willenskraft scheint übermenschlich zu sein, und wie ein treues Uhrwerk gleich, tickt Reacher und sein Team wie eine Zeitbombe.

Auch in „Trouble“ hält sich Reacher nicht lang mit Worten auf. In Sekundenbruchteilen spielt er sich als Ankläger, Richter und Henker auf, so das der eine oder andere Leser durchaus mit Schrecken feststellt, dass Reacher hier zwar der „good Guy“ ist, aber manchmal durch seinen Ausflug in seinem „Bad Boy“ Auftreten nicht gerade durch Sympathie punktet. Auf seinem Rachefeldzug hinterlässt er schon mal „verbranntes Land“, aber so richtig tangiert es ihm nicht, es ist ihm total egal.

Seine anderen Kollegen dagegen zeigen schon mal Verletzlichkeit und Sensibilität, auch wenn sie wie ihr alter und neuer Chef nur auf Rache aus sind. In „Trouble“ wird offensichtlich welche Führungsfigur Jack Reacher  in seinem alten Beruf war, und mit welcher Person ihn mehr als berufliche Interessen verband. Aber das sind auch schon die wesentlichen charakteristischen Merkmale Reachers. Sicherlich mehr wie in den anderen Romanen, aber auch ganz sicherlich ist „Trouble“ einer der härtesten Thriller aus der Reihe.

Seine drei anderen Kollegen überzeugen durch ganz unterschiedliche aber auch ausgeprägte Eigenschaften, doch sind sie nichts anderes als willkommene Werkzeuge und lassen sich gerne von Jack Reacher an die Hand nehmen.
Die Handlung ist erstklassig spannend, manchmal allerdings gibt es kleinere Klippen die der Autor aber geschickt umschifft, wenn er den Leser die Dialoge zwischen den Charakteren vor Augen hält und so mit einiges aus der Vergangenheit präsentiert.

Explosiv und auch in hier im Verhältnis zu den anderen Romanen wie „Sniper“ und „Way out“ anders, konzentriert sich Lee Child nicht nur auf ein abschließendes Showdown. Als Schwachpunkt anzusehen sind diesmal die Gegner Reachers, die bei ihm Nachhilfestunden und Brutalität und Kaltblütigkeit buchen könnten. Etwas blass und hilflos wirken diese manchmal und mit der Situation sichtlich überfordert. Ein „Bösewicht“ der in der gleichen Liga wie Reacher selbst spielt, ist bestimmt schwierig zu konzipieren, doch es wäre auch interessant zu sehen, wie sich Reacher gegen einen gleichwertigen Gegner verhält!?

Fazit

„Trouble“ lebt von und mit seiner Figur des Jack Reachers. Mit dieser Figur schafft der Autor Lee Child einen Charakter der wohl in der literarischen Thrillerwelt seinesgleichen suchen muss.

Spannend und abwechslungsreich überzeugt „Trouble“, ohne ins klischeehafte abzudriften. Lee Child Stil eine Handlung plakativ als Leser zu erleben und mitzufiebern, wirkt überzeugend. Doch wohin soll die Reise von Jack Reacher wohl noch gehen? Wann und vor allem wer könnte der Gegner sein, der den Militärpolizisten wirklich herausfordert? In „Trouble“ konnte der Leser schon erleben, wie psychopathisch Reacher sein kann, und hier zeigen sich erschreckende Züge im Charakter. Aber vielleicht ist das genau der Kernaussage des Autors!?

„Trouble“ bietet Spannung und Action auf höchstem Niveau. Brutal – Eiskalt – Unmenschlich – aber ein Garant für Gänsehaut. Hart, Härter – Reacher...eine Steigerung die Programm zu sein scheint.

Prädikat: Lesen Sie „Trouble“ und lernen sie weitere dunkle Eigenschaft von Jack Reacher kennen. Kristallklar zu empfehlen.


 Michael Sterzik