Freitag, 11. November 2011

Die Nacht (Guillermo Del Toro / Chuck Hogan)


Der Höhepunkt der atemberaubenden Vampir-Trilogie
Die Menschheit am Abgrund . . . Eine geheimnisvolle Seuche hat den Planeten befallen und die meisten Menschen in blutrünstige Vampire verwandelt. Tief unter der Erde hat eine kleine Gruppe von Menschen überlebt, doch ihr Kampf gegen die Vampire scheint aussichtslos. Nur ein Mythos aus uralter Zeit birgt die letzte Hoffnung für unsere Zivilisation. Aber dieser Mythos birgt auch den völligen Untergang . . .
Sie waren immer hier. Unter uns. Sie haben gewartet. In der Dunkelheit. Jetzt ist ihre Zeit gekommen . . . Mittels eines Virus haben sich die Vampire rund um die Welt ausgebreitet und die menschliche Zivilisation in weiten Teilen vernichtet. Und einem der Vampirmeister ist es gelungen, die anderen Vampir-Clans so weit zu schwächen, dass er die alleinige Herrschaft über den Planeten antreten kann. Doch er hat nicht mit Ephrain Goodweather, einst Chef des New Yorker Seuchenpräventionsteams, gerechnet. Goodweather stemmt sich mit aller Kraft gegen den Ansturm der Vampire. Wird es ihm gelingen, die Menschheit zu retten? Und welche Rolle spielt dabei ein sagenumwobenes Buch, das auf geheimnisvolle Weise in Goodweathers Besitz gelangt ist?(Verlagsinfo)

Endlich im Januar erscheint der langersehnte dritte Band des erfolgreichen Autorenduos. Interessanter und packender Vampirthriller.

Michael Sterzik

GUILLERMO DEL TOROCHUCK HOGAN

Die Nacht

Roman

Originaltitel: Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
Originalverlag: HarperCollins
Aus dem Amerikanischen von Alexander Lang 
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, ca. 420 Seiten,13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-453-26650-6
€ 19,99 [D] € 20,60 [A] CHF 28,50* (empf. VK-Preis) 

Verlag: Heyne
 Dieser Titel erscheint am: 9. Januar 2012

Donnerstag, 10. November 2011

Robert Enke - ein allzu kurzes Leben (Ronald Reng)

Das Buch, das Robert Enke selber schreiben wollte
Robert Enke war eine außergewöhnliche Persönlichkeit im deutschen Tor. Mit 20 berufen, für den  legendären FC Barcelona zu spielen, war er mit 25 ein vergessenes Talent. Als es schon fast zu spät schien, etablierte er sich doch noch als Weltklassetorwart. Ronald Reng – Journalist, Torwart und ein Freund Robert Enkes – schildert Erfolge und Misserfolge, aber vor allem erzählt er die Geschichte hinter dem öffentlichen Menschen, von seinen Hoffnungen und Schicksalsschlägen. Robert Enkes Selbstmord berührte und erschütterte Deutschland weit über die Welt des Fußballs hinaus. (Verlagsinfo)
Ein Buch das definitiv aufrüttelt und zeigt das Mensch egal in welcher Branche er tätig ist, egal welche Verantwortung er hat, oder er im Mittelpunkt der Medien steht - immer noch "MENSCH" ist und bleibt. Sind solche Schicksale nicht eigentlich ein "Augenöffner" der unsere Gesellschaft  transparent und ehrlich zeigt!? Leistungs-, Erfolgs- und Geltungsdruck - sind das die modernen Werte die das Leben sinnvoll machen? 

Michael Sterzik





Dienstag, 8. November 2011

Das Labyrinth von Ragusa (Gisbert Haefs)


Eine gefährliche Reise quer durch das aufgewühlte Europa des 16. Jahrhunderts
Venedig 1538: Nach blutigen und bewegten Jahren, in denen Jakob Spengler die Mörder seiner Eltern suchte, sind Friede und Sesshaftigkeit ein willkommenes Geschenk für ihn. In der Lagunenstadt hat er sich mit seiner Frau Laura und den gemeinsamen Kindern ein neues Leben aufgebaut. Doch dann dringt der Admiral des osmanischen Sultans mit einer mächtigen Flotte im westlichen Mittelmeer vor und bringt Venedigs Seehandel zum Erliegen. Die Venezianer sind in einer verzweifelten Lage; sie benötigen genaue Informationen über die Vorgänge auf dem Balkan. Da erhält Jakob Spengler den Auftrag, nach Ragusa, dem heutigen Dubrovnik, zu reisen, um dort dem rätselhaften Schicksal einiger verschollener Mittelsmänner auf die Spur zu kommen. Und im Labyrinth der Hafenstadt stößt Spengler auf den Mann, der einst der Drahtzieher für die Ermordung seiner Eltern war …




GISBERT HAEFS

Das Labyrinth von Ragusa

Roman

ORIGINALAUSGABE
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 352 Seiten,13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-442-20389-5
€ 19,99 [D] € 20,60 [A] CHF 28,50* (empf. VK-Preis) 

Verlag: Page & Turner





Montag, 7. November 2011

Abgründe (Arnaldur Indriöason)


Island war auf der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt als Ehrengast geladen. Neben den vielen nordischen Autoren, die uns regelmäßig mit ihren Thrillern begeistern, stellt sich nun auch der isländische Top-Autor Arnaldur Indridason mit seinem neuesten Werk "Abgründe", erschienen im Lübbe-Verlag, vor.

Auch wenn man schon viele Thriller seiner Autorenkollegen kennt und gelesen hat, um es dann gleich mal vorwegzunehmen: "Abgründe" ist wirklich nur ein Krimi für absolut eingefleischte Fans des Autors. Doch diesmal spielt nicht der bekannte und beliebte Kommissar Erlendur den ermittelnden Charakter, sondern Kommissar Sigurdir Oli betritt den Tatort.


Inhalt

Als sein bester Freund und ehemaliger Schulkamerad Patrekur, Sigurdir Oli um einen Gefallen bittet, ahnt dieser nicht, dass er wenig später bis über beide Ohren selbst in den Fall involviert sein wird.

Patrekurs Freund Hermann und seine Frau werden erpresst. Offensichtlich wurde das Ehepaar in einem Swingerklub fotografiert und kompromittiert. Da das Ehepaar Personen des öffentlichen Lebens sind, kann dieser Skandal ihnen Ämter und Zukunft mit einem Schlag rauben. Sigurdir Oli nimmt sich diesem Erpressungsfall an und sucht wenig später das hochverschuldete Paar auf, das in Besitz dieser brisanten Fotos ist. Als Sigurdir Oli Lina und Ebeneser in ihrer Wohnung aufsucht und zur Rede stellen will, findet dieser Lina schwer verletzt am Boden liegen. Fast zu spät bemerkt der Kommissar, dass der Täter noch in der Wohnung ist. Nach einem kurzen Kampf kann der mutmaßliche Täter jedoch entkommen und Lina wird schnellstens ins Krankenhaus gebracht, wo sie wenige Tage später an den Folgen ihrer Kopfverletzung stirbt.

Da Sigurdir Oli auf eigene Faust gehandelt und seine Kollegen und Vorgesetzten nicht über den Erpressungsfall informiert hat, kommt es zu Spannungen mit einem Kollegen Finnur, der ihn sowieso kritisch sieht. Dennoch verfolgt Sigurdir Oli den Fall weiter und findet heraus, dass vor einem Jahr bei einem Ausflug ein bekannter Banker in den Tod stürzte. Veranstalter dieser Tour waren Lina und Ebeneser. Letzterer streitet die Vorwürfe ab und verweigert auch eine Zusammenarbeit mit der Polizei. Infolge seiner Ermittlungen landet Sigurdir Oli schließlich in der Welt von dubiosen Finanzgeschäften in denen isländische Banken verwickelt sind ...


Kritik

"Abgründe" von Arnaldur Indridason ist ein sehr durchschnittlicher Krimi und gehört mit Sicherheit nicht zu stärksten des isländischen Autors. Als ein großartiger Erzähler von spannenden und tiefgründigen Szenarien, übertreibt er es in diesem Roman. Da sich Kommissar Erlendur im Urlaub an den Ostjorden befindet, wollte der Autor seinen Kollegen Oli etwas ins rechte Licht rücken und ihm diesmal die Lösung des Falles anvertrauen. Doch die ausführliche Interpretation seines schwierigen Privatlebens sollte nicht als Nebengeschichte den Großteil der Geschichte abdecken.

Und nicht nur das: Der Autor wiederholt gerne einmal mehr, dass Oli ein Faible für die USA hat, mitsamt seinen Sportarten und Actionfilmen. Der Leser erhält ebenso einen intensiven Blick in das zerstörte Eheleben des Kommissars und seiner Beziehungen zu seinen Eltern, die alles andere als einfach erscheint.

So viele Probleme und Baustellen des Kommissars wirken ermüdend, möchte der Leser doch den Hauptplot verfolgen und nicht über Umwege und Kreuzungen immer wieder abgelenkt werden. Allein durch diese Charakterzeichnung baut sich so recht keine Sympathie oder gar Verständnis für den komplizierten Kommissar auf.

Ein weiterhin überflüssiger Part ist die Nebengeschichte, in der sich ein Obdachloser an seinem Stiefvater rächen möchte, der ihn als Kind misshandelt hat. Hier fragt man sich dann schnell, warum diese Erzählstränge überhaupt eingebaut wurden, da diese mit der Haupthandlung so gar nicht kombinierbar sind!

Widmen wir uns der eigentlichen Geschichte, so bleibt nicht viel Positives übrig. Es dreht und wendet sich alles um das Motiv und hier kommt dann die herrschende Finanzkrise auf die Bühne. Auch wenn das Thema schon seit Längerem immer wieder interessant und aktuell von Nachrichten in Szene gesetzt wird und man quasi mit der Nase auf die Probleme gestoßen wird, so wirkt dies völlig überflüssig.


Fazit

Arnaldur Indridason hat mit Sicherheit ein großes schriftstellerisches Talent und weiß dieses einzusetzen, doch bei diesem vorliegenden Roman "Abgründe" wirkt vieles deplatziert und überflüssig.

Vermissen wird der Leser mit großer Wahrscheinlichkeit einen logischen roten Faden und Nebengeschichten, die den Charakteren auf den Leib geschrieben sind, um den Hauptplot ausbauen zu können. Stattdessen empfindet man wenig bis gar keine Emotionen beim Lesen dieses Titels. Spannung, die einen mitfiebern lässt oder Dialoge, die tiefgründig und abwechslungsreich erzählt werden, vermisst man ebenso schnell wie sympathische oder lebensechte Charaktere.

"Abgründe" von Arnaldu Indridason ist ein Krimi für die überzeugten Fans des Autors. Wer das erste Mal zu diesem Autor greift, wird voraussichtlich tief enttäuscht sein.


Autor

Arnaldur Indriðason, Jahrgang 1961, war Journalist und Filmkritiker bei Islands größter Tageszeitung. Heute lebt er als freier Autor bei Reykjavik und veröffentlicht mit großem Erfolg seine Romane. Sein Kriminalroman "Nordermoor" hat den "Nordic Crime Novel's Award 2002" erhalten, wurde also zum besten nordeuropäischen Kriminalroman gewählt, und das bei Konkurrenz durch Hakan Nesser und Henning Mankell!


Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
ISBN-13: 978-3785724194

www.luebbe.de


Arnaldur Indriðason bei Buchwurm.info:
Napóleonsskjölin, 1999 (deutsch: "Gletschergrab" 2005)
Bettý, 2003 (deutsch: "Tödliche Intrige" 2005)
"Tödliche Intrige" (Hörspiel)
Michael Sterzik 

Sonntag, 6. November 2011

Interview mit Rebecca Gable


Interview mit Rebecca Gablé
Mittelalter, England, Tudors
"Der dunkle Thron" ist gerade im Buchhandel erschienen. Wie waren dort Ihre Eindrücke?

Ich habe den Eindruck, dass "Der dunkle Thron" vom Buchhandel mit großer Euphorie und viel Engagement aufgenommen wurde. Von der Buchhandelskrise, die derzeit in aller Munde ist, habe ich diesen Herbst noch nichts gemerkt.


Sie haben nun die Waringhams in einigen Generationen und das über vier Bände viel erzählen lassen, was England geprägt hat. Wäre es denn nicht mal interessant einen Roman zu schreiben, aus der Perspektive Heinrich VIII. oder einer seiner engsten Vertrauten?

Nein, das würde mich derzeit nicht sonderlich reizen, weil ich ja gerade einen Roman über diese Epoche geschrieben habe. Es gibt so viele spannende historische Themen, dass es wirklich nicht nötig ist, eines zweimal zu behandeln ;-)


Beim Lesen von "Der dunkle Thron" fiel mir auf, dass Sie den historischen Figuren bzw. deren Charakteren ein äußerst negatives Bild gegeben haben! Gerade Anne Boylen und König Heinrich VIII., waren diese denn nicht auch "Opfer" ihrer eigenen Zeit? Schließlich wurden die beiden wie auch andere immer wieder von Politikern oder auch Verwandten manipuliert!

Das kann man so generell nicht sagen, meine ich, denn viele historische Figuren - Thomas More, Katharina "Catalina" von Aragon, Mary Tudor etc. - kommen in meinem Roman besser weg als bei manchen Kolleginnen und Kollegen. Was ich über König Henry VIII. geschrieben habe, spiegelt den aktuellen historischen Forschungsstand wieder. Alle Menschen sind "Opfer ihrer eigenen Zeit", aber nicht alle werden deswegen zu psychopathischen Egomanen wie Henry. Im Gegensatz zu ihm werden viele der anderen Figuren von den Historikern sehr unterschiedlich beurteilt, das gilt z. B. auch für Anne Boleyn. Meine Schilderung gibt wieder, wie ich Anne nach Abwägung der bekannten Fakten beurteile. Die Darstellungen von Persönlichkeiten im historischen Roman sind aber immer subjektiv. Ein Romanautor, der versucht, objektiv zu bleiben, kann sein Manuskript gleich in die Tonne stopfen, denn objektiv ist langweilig.


In Ihren Romanen waren die Rosenkriege und die Geburt der Tudor-Dynastie Thema. Wenn es einen fünften Band geben sollte, wird es hier um die jungfräuliche Königin Elisabeth gehen?

Das weiß ich noch nicht.


Entwickeln sich Ihre Charaktere immer genauso wie sie es geplant haben oder entwickeln diese ungewollt dann doch ein buntes Eigenleben?

Ich plane meine Figuren immer sehr genau, bevor ich mit dem Schreiben beginne, darum gibt es bei ihrer Entwicklung während der Entstehung des Romans keine Überraschungen. Weniger exakt plane ich den Handlungsverlauf im Einzelnen, also die Ereignisse im Privatleben meiner Figuren, und da kann es dann vorkommen, dass beim Schreiben unerwartete Dinge passieren.


Sie gelten als Königin des historischen Romans, liegt es dann nicht auf der Hand, ggf. einen Roman zu schreiben, der das deutsche Mittelalter interpretiert?

Mein nächster Roman wird ins deutsche Mittelalter führen.


Seit einigen Jahren haben die historischen Romane eine große Leserschaft erreichen können! Wie erklären Sie sich das Interesse an dem "dunklen" Mittelalter, das ja gar nicht so dunkel gewesen sein mag?

Ich denke, dass die Leserinnen und Leser neugierig auf die Vergangenheit sind, weil dort unsere Wurzeln liegen. Das gilt für das Mittelalter ganz besonders. Wer etwas über das Mittelalter lernt, kann vielleicht besser verstehen, welche Entwicklungen unsere Zivilisation genommen hat und wie wir wurden, was wir sind.


Welcher Roman aus der Waringham-Reihe gefällt Ihnen ganz besonders und welchen würden Sie am liebsten noch einmal überarbeiten?

Ich habe keine Präferenzen und ich beschäftige mich wenig mit meinen alten Romanen. Sicher würde ich "Das Lächeln der Fortuna" heute ganz anders schreiben, denn der Roman ist alt und ich habe mich seit seiner Entstehung schriftstellerisch verändert, aber deswegen habe ich nicht den Wunsch, ihn zu überarbeiten. Da schreibe ich doch lieber etwas Neues.


Welche Überraschungen haben Sie bei der Recherche zu dem Buch "Der dunkle Thron" erlebt?

Die größte Überraschung war wohl die große Flut an zeitgenössischen Quellen. Im Mittelalter, als noch alles von Hand aufgeschrieben werden musste, haben die Leute sich dreimal überlegt, ob es sich lohnt, einen Text zu verfassen. Nach der Erfindung des Buchdrucks hat auf einmal jeder, der meinte, er hätte der Welt etwas mitzuteilen, seine Gedanken oder Taten drucken lassen. Das Ergebnis war eine allgemeine Geschwätzigkeit, die mich manchmal an das Internet erinnert hat.


Gab oder gibt es schon konkrete Anfragen eines Ihrer Bücher zu verfilmen?

Ja, aber bisher ist noch nie etwas daraus geworden. Das Problem ist, dass historische Stoffe sehr teuer in der Umsetzung sind. Die Konzepte für Drehbuch und Produktion, die mir bisher angetragen wurden, waren meistens zu "knauserig", um ein befriedigendes Ergebnis liefern zu können.


Wie sieht Ihr Tagesablauf aus, schreiben und recherchieren Sie jeden Tag oder können Sie sich auch einmal (mehrmals) fallenlassen?

Meine Tagesabläufe sind sehr unterschiedlich, je nachdem, ob ich gerade recherchiere oder schreibe oder beides tue, aber ich arbeite eigentlich jeden Tag, meistens länger als die üblichen Bürozeiten anderer Menschen. Das macht mir aber nichts aus, denn ich liebe meine Arbeit.


Wenn Sie in ihrer Freizeit lesen, zu welchem Genre greifen Sie dann als Erstes?

Das ist ganz unterschiedlich. Ich lese gerne Kriminalromane oder Thriller. Momentan habe ich aber nach langer Abstinenz wieder mal eine Fantasy-Phase (George R. R. Martin). Gelegentlich lese ich auch mal Klassiker - meist englische - oder etwas Ernstes, aber das ist eher die Ausnahme.


Als Medium gibt es ja nun unzählige eBookreader, haben Sie selbst eines oder gleich mehrere? Werden diese das herkömmliche Buch ersetzen können oder müssen?

Nein, ich habe noch keinen eBook-Reader, will mir aber bald einen zulegen, weil ich neugierig bin. Ich glaube, dass das eBook großartige Möglichkeiten für eine vielfältige Darstellung von Inhalten bietet, die weit über das geschriebene Wort hinausgehen. Aber ich bin sicher, dass das klassische Buch deswegen nicht aussterben wird, dafür ist es als Medium einfach zu beliebt und ein zu zentraler Bestandteil unserer Kultur.


In welcher mittelalterlichen Zeitzone würden sie gerne leben wollen? Zur Zeit der Rosenkriege oder eher in den wirren politischen Zeiten der Tudors? 

Weder noch. Ich möchte überhaupt nicht in der Vergangenheit leben, sondern bin im 21. Jahrhundert ausgesprochen zufrieden.


Welche Persönlichkeit würden Sie gerne auf ein Glas Wein oder Bier einladen und evtl. eine Menge an (un)angenehmen Fragen stellen wollen?

Sehr vielen - eigentlich allen, über die ich geschrieben habe. Angefangen mit William the Conqueror bis hin zu Bloody Mary.


Was ist Ihr nächstes Buchprojekt?

Ein Roman über das deutsche Mittelalter. Näheres möchte ich aber noch nicht verraten ;-)


Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben.


Das Copyright für das Foto liegt bei Oliver Favre
Michael Sterzik [06.11.2011]

Never Knowing - Endlose Angst (Chevy Stevens)

Als Adoptivkind kommt man mit Sicherheit an den Punkt, an dem nach sich fragt: Woher komme ich? Wer sind meine Eltern? Und vor allem wird man sich mit der Frage beschäftigen: Warum wollten mich meine Eltern nicht? Welche Gründe muss es gegeben haben, dass ich in deren Leben scheinbar keinen Platz finden konnte oder durfte?

Es bleibt offen, ob diese Suche, wenn sie denn erfolgreich ist, eher ein freudiges Ereignis ist oder ob es nicht doch besser gewesen wäre, wenn man den Schritt erst gar nicht gegangen wäre. Die Gefahr einer Ernüchterung ist groß und könnte noch mehr Komplikationen hervorrufen, denen man psychologisch nicht gewachsen ist. Erklären sich manche negative und positive Eigenschaften besser, wenn man quasi selbst nach Jahren einen Teil seiner selbst begegnet?

Für jede Person, einschließlich der Adoptiveltern, bedeutet das große Anspannungen und Probleme, die schnell eskalieren können. 

Die kanadische Autorin Chevy Stevens präsentiert mit ihrem zweiten Roman "Never Knowing - Endlose Angst" einen psychologischen, gut durchdachten und spannenden Thriller. 


Inhalt

Sara, eine junge Frau, führt ein erfreuliches und relativ sorgloses Leben. Als Säugling wurde Sara adoptiert und wurde von ihrer Adoptivmutter liebevoll in die wachsende Familie integriert. Trotzdem blieb zu ihrem Adoptivvater eine gewisse Distanz, der seinen beiden leiblichen Töchtern Lauren und Melanie mehr Liebe und Fürsorge zeigte. Das Verhältnis zu ihren beiden Geschwistern blieb nicht ohne Spannungen, gerade zu Melanie wurde es im Laufe der Jahre immer schwieriger für Sara, einen Weg des Friedens zu finden. Sara, die sich erfolgreich eine Geschäftsexistenz als Möbelrestauratorin aufgebaut hat und ihre Hochzeit mit Evan plant, könnte es glücklicher nicht sein. Für sie und ihre kleine, aufgeweckte Tochter Ally steht die Welt mit all ihren Hoffnungen und Wünschen offen. 

Doch einen langgehegten Wunsch möchte sich die junge Frau doch erfüllen. Die Frage, wer ihre leiblichen Eltern sind und wo sie leben, lässt sie nicht los. Weder ihre Adoptiveltern noch ihr Verlobter zeigen für diesen Wunsch Verständnis, aber gehen einer Diskussion auch aus dem Weg. Sara macht sich ohne das Wissen ihrer Liebsten auf die Suche nach ihren Eltern. Mithilfe eines ehemaligen Polizisten, der als Privatdetektiv tätig ist, findet sie schließlich ihre Mutter. 

Diese ist als Professorin an einer Universität tätig und lebt mit einer Frau als Partnerin zusammen. Als Sara diese aufsucht, zeigt sich ihre Mutter ihr gegenüber sehr abweisend und zudem ängstlich. Warum trägt ihre leibliche Mutter einen anderen Namen und weist sie derartig brutal von sich? Die Recherchen des Detektivs offenbaren sich als ein einziger Schrecken für Sara. Ihre Mutter ist die einzige Überlebende eines Killers, der schon seit Jahren mordet. Nach ihrer Vergewaltigung konnte sie den Mörder verletzen und fliehen. Sie trug Sara aus, gab sie zur Adoption frei, änderte ihren Namen und baute sich eine neue Existenz auf. All die Jahre verdrängte sie, was ihr angetan wurde und nun mit dem Auftauchen von Sara wird die Vergangenheit wieder aktiviert und holt alle Beteiligten ein. 

Als die Geschichte um Sara und ihre leibliche Mutter öffentlich und im Internet verbreitet wird, ist es bereits zu spät. Nicht nur die Medien interessieren sich für das Schicksal der jungen Frau, auch ihr leiblicher Vater - der Campsite-Killer, wie er auch genannt wird, nimmt Kontakt mit Sara auf ...


Kritik

"Die Geister, die ich rief" sind nun gekommen und genau das erleben Sara und ihre Familie. Ihre Motivation, die eigenen Eltern zu finden, ist nachvollziehbar und ebenso die Motivation des Vaters, seine Tochter kennenzulernen, von deren Existenz er jahrelang nichts geahnt hat. 

Von dem Schrecken, der Sara und ihre Angehörigen nun verfolgt, erzählt die Autorin raffiniert und absolut realistisch. Immer aus der Perspektive von Sara lässt die Autorin den Leser auf einer Welle der Eskalation treiben, die erst dann brechen kann, wenn Sara ihrem Vater gegenübersteht. Doch bis dahin passiert viel. Die Polizei schaltet sich ein und Sara bekommt zwei Beamte zugewiesen, die sie beschützen und den immer intensiveren Kontakt zwischen Vater und Tochter für ihre Zwecke einsetzen. 

Dass dabei Sara an ihre psychologischen Grenzen stößt und das Verhältnis zu ihrem Verlobten Evan zunehmend angespannter wird, kann der Leser ebenso verfolgen, wie der immer fordernde Kontakt zu "John", ihrem leiblichen Vater.

Saras Charakter zeigt sich hier mit all ihrer Stärke und auch Schwäche. Sie zeigt Verantwortung gegenüber ihrer Tochter, aber auch Verständnis und Interesse für ihren Vater, der immer wieder beteuert, kein Monster zu sein. Sara sucht verzweifelt nach Liebe und Verständnis, verrennt sich aber in den Wunsch jeden und allem gerecht zu werden. 

Sara erlebt buchstäblich die Hölle auf Erden. Anfangs überzeugt, den richtigen Weg zu gehen, relativiert sich die Hoffnung der jungen Frau, wenn die Bedrohung immer realistischer wird und ihrer Familie näherkommt. 

"Never Knowing - Endlose Angst" entwickelt ein dauerhaftes Spannungsniveau. Als Leser hofft, und bangt man auf jeder Seite mit der Protagonistin und nicht nur einmal wird man sich fragen: Ist dieser Weg - denn nur der einzig Richtige und wie würde ich mich in diesem Fall verhalten? All das kann man nicht abschließend beantworten, aber was bleibt und überzeugt, ist, dass das Buch ein psychologisch ausgefeilter Thriller ist, der lange in den Köpfen verweilen wird. 

Die Frage, ob Sara nun wirklich die Tochter des Campsite-Killers ist und vor allem, warum dieser nach all den Jahren noch immer mordend durch das Land tourt, wird natürlich aufgelöst. Neben den Protagonisten sind die Emotionen, die diese durchleben, eine weitere und sehr tragende Säule. Interessant auch zu sehen, dass der Killer sehr menschlich dargestellt wird, sich aber dabei dann doch die Frage stellt, ob dieser es ernst meint, wenn er sich um seine Tochter und seine Enkelin sorgt. 

Dieser Roman überzeugt durch das psychologische und erzählerische Geschick der Autorin und erreicht den Leser nicht über Verfolgungsjagden oder wilde Schusswechsel. Das würde auch dem Gesamtbild überhaupt nicht entsprechen. 

Einziges Manko ist eventuell für den einen oder anderen das Ende - der Showdown, der im Grunde den Bogen etwas überspannt. Doch das mindert nicht das Lesevergnügen, die Spannung, die die Autorin so vorbildlich und professionell in Szene zu setzen weiß. Ein weiterer Schwachpunkt und auch damit der Letzte, ist, dass man vom Campsite-Killer nicht wirklich viel erfährt. Auch die Rolle der leiblichen Mutter hätte größer ausfallen können, sie bleibt leider immer ein wenig im Hintergrund. 


Fazit

"Never Knowing - Endlose Angst" ist ein Blitzlicht im Genre "Thriller". Ein brillanter Thriller, der durch psychologische Konflikte und Beziehungen überzeugt und dadurch nicht übertreibt. 

Der Roman ist der Zweite der Autorin Chevy Stevens und ein in sich abgeschlossener. Es ist nicht davon auszugehen, dass es hier eine Fortsetzung geben wird. Ein hervorragender Psychothriller der Autorin und absolut empfehlenswert. 


Autorin

Chevy Stevens ist auf einer Ranch auf Vancouver Island aufgewachsen. Sie arbeitete einige Jahre als Immobilienmaklerin und kam während der einsamen Wartezeiten bei Open-House-Besichtigungen auf die Idee zu ihrem ersten Thriller "Still Missing - Kein Entkommen". Der Roman wurde sofort zu einem internationalen Bestseller; auch ihr zweiter Thriller "Never Knowing - Endlose Angst" erscheint weltweit in über 20 Sprachen. Die Autorin lebt mit ihrem Mann auf Vancouver Island vor der kanadischen Westküste.


Broschiert: 496 Seiten
ISBN-13: 978-3596192748
Originaltitel: Never Knowing

www.fischerverlage.de


Michael Sterzik






Donnerstag, 27. Oktober 2011

Tote Augen - Karin Slaughter


Eine Folterkammer tief unter der Erde ...
Als Krankenhausärztin in Atlanta, Georgia, versucht Dr. Sara Linton, ihr Leben neu zu ordnen. Doch als es zu einer Reihe grausamer Folterungen und Morde kommt, kann die ehemalige Rechtsmedizinerin aus Grant County nicht tatenlos zusehen. Sie schaltet sich in die Ermittlungen von Will Trent und Faith Mitchell vom Georgia Bureau of Investigation ein, auch wenn die Ereignisse schmerzhafte Erinnerungen in ihr wecken, die sie eigentlich hinter sich lassen wollte ...

Sara Linton meets Will Trent.

KARIN SLAUGHTER

Tote Augen

Thriller

Originaltitel: Undone (USA)/ Genesis (UK) [Georgia 1]
Originalverlag: Delacorte Press, New York 2009
Aus dem Amerikanischen von Klaus Berr 
DEUTSCHE ERSTAUSGABE