Samstag, 30. Dezember 2017

Obsidian - Kammer des Bösen - Douglas Preston & Lincoln Child

Der vorliegende Band ist nun schon das 16. Abenteuer um den exzentrischen Special Agent des FBI Aloysius Pendergast.

Im Genre Thriller hat diese Figur schon längst einen gewissen Kultstatus erlangt. Doch nicht nur dieser Charakter fasziniert die Leser: Es gibt noch einige Figuren, die ebenfalls immer wieder eine Haupt- oder Nebenrolle in diesen Wissenschaftsthrillern spielen. Zum einen gibt es da Proctor – Chauffeur, Leibwächter, Kammerdiener und Vertrauter von Pendergast und ein gefährlicher Mann mit vielen Talenten.

Constance Green, eine entfernte „Verwandte“ von Pendergast – eine hochintelligente junge Frau, die durch ihr Alter von fast 150 Jahren, über eine gewisse Erfahrung und viel Wissen verfügt und sich ebenfalls nicht nur mit Worten wehren kann, wenn es nötig wird. Ebenfalls wird Vincent D'Agosta von der New Yorker Polizei immer wieder in die Fälle seines Freundes verwickelt, sehr zur Verärgerung seiner Frau. Aus dem ersten Band „Relikt“ taucht dann auch immer wieder zeitweise Dr. Margo Green auf, eine brillante Wissenschaftlerin – die leider in den letzten Büchern immer nur in diversen Nebenrollen einen Platz gefunden hat.

Wir erinnern uns an den letzten Fall – seitdem ist der anmaßende Agent Pendergast verschollen, höchstwahrscheinlich Tod. Doch bei dem Autorenduo gehört der Tod nicht zu den endlichen Lösungen und dramatischen Verabschiedungen der Charaktere. Totgesagte leben länger – und selbstverständlich taucht Pendergast wieder auf.

Die Story konzentriert sich in den ersten Kapiteln auf die Figur Proctors, verliert sich aber genauso so schnell wieder und wird als Nebenfigur geradezu degradiert. Constance Green wird von einem alten Feind entführt – Proctor nimmt die Spur auf, verfolgt den Täter und verliert sich im nirgendwo. Eine theatralische Schnitzeljagd, die völlig überdimensioniert erzählt wird. Die Story teilt sich dann in verschiedenen Ebenen, bis diese sich zum Ende hin konzentriert.

„Obsidian“ besitzt ein hohes Potenzial – dass leider sträflich von den Autoren nicht ausgereizt wird. Viele rote Fäden – die zusammengenommen nur lose dahin gelegt werden und nicht konsequent durchdacht wurden. Der alte Feind – eigentlich auch längst schon auf dramatische Weise verschieden, taucht wieder auf – ja, dass ist interessant, aber mal ganz ehrlich wie oft kann man eigentlich sterben, überleben, und wieder zur alten Form finden!? Das gilt ebenfalls für Pendergast – der wie eine Katze mindestens sieben Leben hat und stetig alles und jeden bezwingt und überlebt. Auch wenn es nicht spurlos an ihm vorübergeht.

Spannend ist die Geschichte allemal, allerdings gibt es wenig Überraschungen und Wendungen, die begeistern. Auch die Wissenschaft verkommt hier nur als Nebensächlichkeit.

„Obsidian“ ist beispiellos trist spannend – ein immer gleiches Niveau – ohne Höhen, dazu mit vielen Tiefen gehört der Roman zu den schwächste der Reihe.

Es ist an der Zeit die Story und auch die vielen Figuren um Pendergast rum, entweder weiter zu entwickeln, oder ein dramatisches Ereignis einzubauen, dass diese auf immer verändern mag.

Die Reihe ist auch nach dem 16. Band ein Garant für gute Unterhaltung, doch es würde dieser gut tun, wenn die Charaktere etwas mehr Raum bekommen könnten.
Um diese Familie gibt es noch genug dunkle Geheimnisse, die viel Potenzial für spannende Geschichten haben.

Michael Sterzik


Montag, 18. Dezember 2017

Und am Morgen waren sie tot - Linus Geschke

Das „Böse“ wirkt immer faszinierend auf uns, es ist ein Teil von jedem von uns. Manchmal tief versteckt, dringt es nicht aus unserer komplexen Persönlichkeit vor, manchmal allerdings wirkt es wie ein Motor, ein Antrieb aus negativer Energie und bricht aus uns hervor. Bereit etwas, oder jemanden zu vernichten.

Doch wie beschreibt man das Böse? Gibt es Orte, an denen das Böse noch lange Jahre, nach einer mörderischen Tat, über eine dunkle Aura nachklingt, wie ein unheimliches Echo aus der Vergangenheit?  Es ist nicht einfach, das Böse zu charakterisieren und überhaupt – ist es nicht immer individuell aus einer jeweiligen, Perspektive aus zu interpretieren?

Der Kölner Journalist Linus Geschke hat in seinem Roman: „Und am Morgen waren sie tot“ dem „Bösen“ mehrere Gesichter gegeben. Eine ganze Reihe von Masken – grausam und schön, hinter denen sich ganz normale Menschen verbergen. Die Normalität gepachtet, und doch ist das Böse gut getarnt hinter einem Spiegel vorborgen.

Linus Geschke erzählt von einem unaufgeklärten Mordfall in der Eifel. Zwei junge Paare, fast noch Jugendliche zelten im deutsch-belgischen Grenzgebiet – zwei Personen sterben – von zwei weitern verliert sich jede Spur. Jan Römer – Reporter in Köln und seine Kollegin, genannt Mütze beginnen zu recherchieren, und die Suche nach der Wahrheit wird lebensgefährlich.

Atmosphärisch gesehen ist der vorliegende Kriminalroman ein authentischer Pageturner. Die Spannung beginnt schon auf den ersten Seiten und der Autor beherrscht die Kunst, diese elegant aufrechtzuerhalten und mitunter langsam zu steigern. Es bedarf auch keiner detailreichen und überzeichneten Schilderung von blutigen Tötungen, oder kleinlichen Beschreibungen der Opfer – sehr geschickt lässt der Autor das Böse in jedem Kapitel an die Oberfläche. Wie bei einem Eisberg ist die Gefahr allgegenwärtig, sie ist schön, bedrohlich, doch versteckt und unsagbar tief.

Kommen wir zurück zu der Authentizität. „und am Morgen waren sie tot“ – verbindet die Vergangenheit mit der Gegenwart. Dass der Autor dabei auch aktuelle, politische Themen passgenau in die Story einbaut, spricht für ihn. Die Vergangenheit des Dritten Reiches die noch immer Spuren in der Eifel hinterlassen hat, die organisierte Rechte Szene, die sich offenbart und (oder) ein unaufgeklärter, brutaler Mord lassen es nicht zu, dass die Story an Tempo verliert, oder gar ganz zum Stillstand kommt.

Linus Geschke präsentiert uns auch Charaktere, die faktisch in Haupt- und Nebenhandlungen genug Platz finden, um sich zu entfalten. Mit allerlei Ecken und Kanten menscheln sie sich durch die Handlung, überzeugen mit feinen Dialogen, Wortwitz und gut eingefügter Situationskomik. Das wirklich Tolle daran ist, dass der Autor noch viel Platz hat, uns mehr über seine Figuren zu zeigen, in späteren Bänden versteht sich.

Spannung – immer präsent – eine Melodie des Todes mit vielen leisen, aber auch lauten Tönen, die den Kriminalroman zu etwas Besonderen macht. Sehr beachtlich und hervorzuheben ist die feine Zeichnung der Nebenhandlungen, der Wendungen und der jeweiligen erzählerischen Perspektive. Eine Abwechslung der Perspektiven, die uns die Figuren noch näher bringen, als sie ohnehin schon sind und die, die Spannung in leisen, aber wohlüberlegten Schritten auf uns zugehen lassen.

Es gibt nicht viel auszusetzen. Linus Geschke versteht sein journalistisches Handwerk souverän, sehr gut recherchiert, aktuell, ohne großartig polarisierend zu werten. Zwischen den Zeilen, sieht es anders aus – aber dadurch gibt es dann ein paar Sympathiepunkte mehr. Ich hätte mir gewünscht, etwas mehr von der Vergangenheit der Personen zu erfahren, vielleicht wäre es vorteilhaft gewesen in wenigen Passagen die Vergangenheit zu Wort kommen zu lassen.

Fazit

„Und am Morgen waren sie tot“ von Linus Geschke ist ein sehr starker Kriminalroman. Großartiger Spannungsaufbau, faszinierende Charaktere, authentisch, menschlich – alle Zutaten vorhanden und perfekt umgesetzt.

Perfekte Unterhaltung mit spürbar, böser Spannung, die es fast unmöglich machen, den Roman aus der Hand zu legen. Mein erster Roman des Autors – nicht mein Letzter und der Autor steht unter Beobachtung. Die Erwartungshaltung des nächsten Romans – der im Januar nächsten Jahres erscheint, ist groß. So ist das mit der Spannung – es wird nicht langweilig.

Michael Sterzik




Freitag, 8. Dezember 2017

Tränenbringer - Veit Etzold

Der fünfte Band der Clara Vidalis Reihe „Tränenbringer“ von Veit Etzold ist vor einigen Monaten im Münchner Verlag Knaur erschienen. Es ist mein erster Band, den ich gelesen habe, es wird auch mein letzter des Autors sein.

Wir leben in einer Zeit, in der jegliche Art von Perversität ausgelebt und manchmal bis in kleinste Detail, schonungslos gezeigt, erklärt, geschildert wird. Es gab schon immer Verbrechen, es gab schon immer Grausamkeiten, die Menschen an anderen verüben. Diese fasziniert uns und weckt vielleicht animalische Triebe und Gedanken, die gesunde Menschen steuern können und uns nicht in posttraumatische, seelische Krankheiten katapultieren, oder wir alle zu Serienmördern werden.

Alleine schon wegen dem Aspekt der ständigen und oftmals ungefilterten Nachrichten, die uns im digitalen Zeitalter auf Schritt und Tritt verfolgen, hat die Gewalt eine gewisse Daseinsberechtigung. Ja, die psychische und physische Gewalt verfolgt uns seit Anbeginn der Menschheit und sie holt uns auch immer wieder ein.

In den verschiedenen Medien gehört die Brutalität längst schon zum, messbaren wirtschaftlichen Erfolg. Filme und Serien mit einer Gewaltdarstellung garantieren, wenn sie gut gemacht sind, die höchsten Einschalt- und Verkaufsquoten. Horror- und Spannungsromane werden zu Bestsellern – aber wie weit dürfen Autoren gehen, wenn sie von Verbrechen erzählen, Ängste fühlbar mit Worten transportieren und dem Leser Grauenhaftes vor Augen führen? Wo und wie gibt es eine Grenze?

Der Autor des vorliegenden Buches „Tränenbringer“ – Veit Etzold hat die Grenzen, meiner persönlichen Meinung nach überschritten. „Tränenbringer“ lebt nicht von einer spannenden, abwechslungsreichen, durchdachten Handlung. Weder gibt es einen Spannungsbogen, der sich aufbaut, noch überzeugen die Figuren. Die Ermittler allen voran – die Hauptperson Clara Vidalis und ihre Kollegen sind in allen Richtungen überzeichnet. Die Nebengeschichten sind so unreif eingebaut, dass man sich fragt, was das ganz mit der Haupthandlung überhaupt zu tun hat.

Es gibt einzig und alleine nur einen roten Faden, der sich konsequent durch die Handlung zieht.  Die schonungslose, völlig überzeichnete Schilderung von brutalen Szenen.

Absolut plumpe und tölpelhafte Versuche, eine Spannung zu erzeugen. Keine ausgefeilten Charaktere, keine psychologisch geschickten Versuche, der Handlung etwas Tiefe zu geben. Sich auf die brutalen Szenen zu konzentrieren mag ja gelungen sein, doch ein Lesevergnügen, ein mitfiebern mit den Charakteren, eine anhaltende Spannung sucht man bei der „Tränenbringer“ vergebens. Die Dialoge der Figuren sind hölzern, der Versuch Sarkasmus und Ironie zu verwenden misslingt und die Charaktere – sind einfach nur leichenblass und in sich Tod.

„True Crime“ hin oder her – Realismus – ja/nein. Man kann auch Thriller schreiben in der Brutalität zwar vorkommt, aber wenn dann dosiert und wenn dann auch mit stilistischer, psychologischer Ausgereiftheit und nicht mit einer Axt, statt einem feinen Skalpell.

Fazit
„Tränenbringer“ ist weder überzeugend spannend, noch innovativ erzählt. Eine plumpe Aneinanderreihung von brutalen Szenen – nicht mehr nicht weniger.

In jedem Fall so abschreckend, dass ich zu keinem Buch des Autors, in der nächsten Zeit greifen werde. „Tränenbringer“ ist für mich einer der schlechtesten Thriller, die ich je gelesen habe und eine Zeitverschwendung.

Michael Sterzik





Freitag, 1. Dezember 2017

Legendes des Krieges - Das blutige Schwert - von David Gilman

Die Erzfeindschaft zwischen den Königreichen England und Frankreich entfaltete seine kriegerische Wucht im 100jährigen Krieg. Die Schlacht bei Crécy war wohl der historische Anfangspunkt der langjährigen Auseinandersetzung auf dem europäischen Festland. Die Heere von König Eduard III. Von England und seinem Kontrahenten Philipp VI. von Frankreich standen sich am 26. August 1346 gegenüber – England vernichtete durch seine berühmten und berüchtigten Langbogenschützen den französischen Adel.

Der britische Autor David Gilman beschreibt in seinem historischen Roman – Legenden des Krieges – mit dem ersten Band „Das blutige Schwert“ sehr detailgetreu diese brutale Schlacht. Dreh- und Angelpunkt seiner Geschichte ist die Laufbahn des einfachen Bogenschützen Thomas Blackstone, der sich in der Schlacht den Respekt des schwarzen Prinzen holt, und in den Ritterstand erhoben wird.

David Gilmans Werk ist einfach gesagt: Brutal – konsequent und schonungslos erzählt er in einem sehr drastischen und sehr ausschmückenden Stil, vom (über)leben und sterben auf dem Schlachtfeld. Strategie und Taktik nehmen ebenfalls einen großen Raum ein, sodass der Leser dem Verlauf fast schon minutiös folgen kann. Das ein Krieg, brutal, grausam, blutig, und mehr ist, ist uns lange bekannt – aber so actionreich und gleichzeitig bis ins letzte schaurige Detail beschrieben, folgt man selten der Handlung. Hart und schonungslos und nichts für sensible Seelen beschreibt er die Schrecken einer Schlacht.

Das erste Drittel des Romans ist an actionreichem Tempo kaum zu überholen, und diese Dosierung ist fast schon proportional übertrieben. Die Handlung, bzw. der Lebenslauf des Thomas Blackstones beginnt dann auch erst nach der Schlacht bei Crecy, in der er schwerste Verletzungen davonträgt und von einer französischen, jungen Adeligen gepflegt wird. Aufgenommen von einem Normannen, der auf englischer Seite steht, erlernt er ein weiteres Kriegshandwerk – die professionelle Schwertkampftechnik. Die Verwandlung, von dem einfachen Bogenschützen, zu einem ungalanten, barbarischen Ritter ist eine kleine Ruhephase in dem vorliegenden Band. Ein durchatmen in der Handlung. David Gilman versteht es ebenfalls die ruhigen Töne in der Story zu platzieren und dabei die Spannung, die Atmosphäre aufrechtzuerhalten, eine klassische Liebesgeschichte, darf dabei auch nicht fehlen.

Im letzten Drittel des Romans kehrt die Action wieder zurück. Thomas Blackstones wirken, seine erbarmungslose, rücksichtslose Herangehensweise Konflikte mit dem Schwert zu lösen, machen ihn zu einer gefürchteten Legende bei Freund und Feind.

David Gilmans erzählerischer Stil ist sehr direkt, manchmal sehr vulgär, dass könnte in den Nachfolgebänden zum Problem werden, denn das führt schon nahe zum Rand des erträglichen.

Der Roman ist historisch authentisch, allerdings ist die Charakterzeichnung der Hauptfigur überdimensioniert. Thomas Blackstone ist zwar kein formvollendeter Rittersmann, ungefähr so galant wie ein ausgehobenes Grab, aber der Autor hat ihm Eigenschaften auf dem Leib geschrieben, die etwas übertrieben sind.
Fazit

„Legendes des Krieges – Das blutige Schwert von David Gilman ist ein fulminanter Auftakt,  dieser historischen Reihe und ein Actionfeuerwerk ohne viel Konkurrenz.

Spannende Atmosphäre mit wilden Kriegern, politischen Schachspielen und einer romantischen Liebe – David Gilmans Rezeptur ist aufgegangen und präsentiert uns einen sehr guten historischen Roman.

Michael Sterzik



Dienstag, 14. November 2017

Spectrum - Ethan Cross

Ethan Cross hat neben seiner Francis Ackermann Serie, eine neue Reihe eröffnet, deren erster Band im Verlag Lübbe veröffentlicht wurde.

Wie schon in seiner ersten Reihe, bedient sich der Autor sehr exzentrischen Charakteren. Diesmal allerdings ist die Hauptfigur kein schwerkrimineller, hyperintelligenter Serienmörder, sondern ein Freak, ein Monster, als das er sich selbst bezeichnet. August Burke ist anders, wie seine Mitmenschen, hochsensibel, hochintelligent, eine besondere Auffassungsgabe, die Muster erkennt und bis ins kleinste analysieren kann. Burke hat das Asberger-Syndrom, eine autistische Erkrankung, die ihn durch seine Andersartigkeit, sozial ausgrenzt. Er wirkt auf andere fremd, merkwürdig und verschroben. Andere Menschen sind für Burke eine Herausforderung, manchmal eine mentale Überforderung und er schützt sich dadurch, dass er sich selbst der nächste ist und sich isoliert.

Als Berater für das FBI löst der promovierte und aktive KFZ-Mechaniker Dr. August Burke „Cold Case Fälle“.

Eine brutale Geiselnahme bei einer Hochsicherheitsbank beginnt auf dramatische Weise zu eskalieren. Unter der Bank in einem Geheimlabor wurde wahrscheinlich an der Entwicklung biologischer Waffen gearbeitet. Das gewalttätige Trio verschwindet aus dem umstellten Gebäude, ohne Beute – aber was war das Ziel, dieses im Detail geplanten Verbrechens?

Soviel also zur Story. Ein gewieftes, brutales Verbrechen und eine offensichtliche Verschwörung – nichts Neues, wenn man sich im Genre Thriller wohlfühlt und viel liest. Der Autor Ethan Cross konzentriert sich allerdings mehr auf seine erdachten Figuren, als auf die Handlung. August Burke ist nicht der einzige Charakter, der besonders ist und dadurch, dass die Handlung aus ganz verschiedenen Perspektiven erzählt wird, ist sie zum einen abwechslungsreich, zum anderen zu jedem Zeitpunkt spannend. Es gibt einen alternden FBI Agent, der Burke ins Spiel bringt, dann einen Polizisten einer SWAT-Einheit, der ein Spross einer Mafiaähnlicher Organisation ist, eine afrikanische Polizeibeamtin, deren Motor nur Rache sein kann. Das also ist das Ensemble der guten Seite – doch auch der Gegenpart der Bösen ist nicht ohne: Ein afrikanischer Profikiller, eiskalt, brutal, der von seinem Gewissen in die Knie gezwungen wird, eine Ehefrau an seiner Seite, die sich ebenfalls dem Morden verschrieben hat, und ein großer, noch finsterer Bösewicht, der die Fäden zieht.

Wo führt das ganze hin? In jedem Fall ist es keine spannende Verhaltensstudie, vielmehr ist „Spectrum“ eine komplexe, manchmal ausufernde Aneinanderreihung physischer Gräueltaten. Spannend allemal und man glaubt es kaum – stellenweise sehr witzig. Durch die Vielzahl dieser „Freaks“ gestalten sich interessante Dialoge und Szenen, die sich zumeist um August Burke drehen – er ist halt ein „Klugscheißer“ – nervig, unbequem, schwierig und doch immer einen Schritt voraus.

„Spectrum“ ist ein Thriller der mit Lichtgeschwindigkeit eine Spannung erzeugt, der man sich nicht entziehen kann. Es dauert ein wenig, bis man mit Burke sympathisiert, aber es lohnt sich. Insgesamt gibt es noch genug Potenzial zur Steigerung – aber wer bis zum Ende dran bleibt, wird belohnt werden – es geht weiter und erst am Ende weiß der Leser, was „Spectrum“ zu bedeuten hat.

Michael Sterzik