Donnerstag, 7. Dezember 2023

Verfehlungen und Verbrechen - Ursuala März


„Verbrechen“ – geschehen aus einer Vielzahl von Gründen und Motiven. Die 7 Sünden gehören ggf. zu den Motivatoren um zu stehlen, betrügen, rauben, oder sogar einem Menschen das Leben zu nehmen. Verbrechen ist kein Ausbildungsberuf, keine Lehrzeit, die einen darauf vorbereitet – ein perfektes Verbrechen zu planen und durchzuführen. Doch jedes Verbrechen schlägt auch Wellen, als würde man einen Stein in einen Teich werfen, und diese gleichen oftmals einem emotionalen Tsunami. „Opfer“ können dann auch die Angehörigen sein, die psychischen Kollateralschäden, über die man zwar spricht – aber die man viel öfters auch schweigt.

 

Ursula März ist eine erfahrene Gerichtsreporterin, sie ist eine Literaturkritikerin, eine hervorragende und prämierte Autorin und Journalistin, die ein besonderes Talent hat, den Menschen hinter dem Verbrechen zu beschreiben. Nicht die Tat – nicht den Ort oder das Motiv. Was fühlen und erzählen die Täter, wenn sie rückblickend betrachten, welche Auswirkungen ihr Verbrechen hat. Manchmal kann es ein verzweifelter Offenbarungseid sein, manchmal eine psychotische Krankheit, und manchmal ist ihre eigene Selbstreflexion ein verzerrter, kranker und abstrakter Kosmos. Im Streubereich zwischen Wahrheit und Lüge spielen sich Schicksale ab, die Ursula März spannend und informativ erzählt.

 

Es sind Kurzgeschichten, die zum Teil auch schon im Podcast – der ZEIT Verbrechen detaillierter von Ursula März und den beiden großartigen Moderatoren Sabine Rückert und Andreas Sentker behandelt wurden.

 

Geschichten aus Gerichtssälen vom Leben am Rande der Legalität und dem entscheidenden Schritt darüber hinaus. Kriminalität in den unterschiedlichsten Kreisen, aus den erstaunlichsten Motiven und mit überraschendem Ausgang. Und eine Topografie des Verbrechens, denn Ursula März hat als Gerichtsreporterin seit den 90er-Jahren Prozesse aus fast allen Bezirken Berlins begleitet. Milieugeschichten, Einzelschicksale, gesellschaftliche Verhältnisse, alles kommt zusammen und ergibt ein faszinierendes Bild unserer Gegenwart. Literarisch verdichtet und packend erzählt, man möchte immer weiterlesen. (Verlagsinfo)

 

Der Titel: „Verfehlungen und Verbrechen“ gehört ins Genre True Crime. Das Buch ist hochklassischer Journalismus. Die geschilderten Schicksale behandeln keine stereotypischen Verbrecher und ordnen sie kategorisch gleich die Einordnung „Böse“ ein. Es gibt Geschichten in diesem Roman, die werfen, Fragen auf, sie animieren zu einem Lächeln und auch zu einem verzweifelten Gedanken über die Dummheit der Täter, als auch der Opfer.

 

Der Leser ist hier kein Statist, sondern hat die Gelegenheit diese Menschen – Täter und Opfer aus der ersten Reihe zu beobachten. Diese meditative Soziologie des Alltags präsentiert dem Leser auch keine Allerweltsmoral. Kein erhobener Zeigefinger, kein Fingerpointing und erst recht wird es nicht eindimensional erzählt. Ursula März gibt uns einen umfassenden Einblick in die Gedankenpaläste der Opfer und der Täter.

 

Und wir sitzen mit der Autorin vor Gericht, uns begegnen Verteidiger, Staatsanwälte und Richter, die auf der Suche nach der Wahrheit auch Tätern begegnen, die ein nachhaltiges Echo wecken. Diese Ausflüge in die Mikrowelten dieser Menschen – egal auf welcher Seite des Gesetzes sie sich positioniert haben, sind großartig erzählt. Konsequente und kompromisslose Berichterstattung die unter die Haut geht. Was ist nur eine Verfehlung und was kann man als ein Verbrechen bezeichnen. Die  Grenze ist verschwimmend – und mit einem Bein auf jeder Seite steht ein „Mensch“ mit all seinen Prägungen der Vergangenheit und seiner ganz eigenen Vorstellung von Werten und Idealen.

 

Die Geschichten sind keine Google-Suche entfernt zu finden, dafür sind sie unspektakulär – dennoch aber auch voll voller Dramatik und Tragik. „Verfehlungen und Verbrechen“ sind das emotionale Spiegelbild von Menschen, die jeder von uns kennen könnte.

 

Wer etwas mehr an Informationen über diese „Fälle“ erhalten möchte, dem empfehle ich den Podcast – ZEIT Verbrechen.

 

Fazit

 

Und der Mensch, bleibt Mensch – hochklassiger Journalismus, der nicht nur aufklärt, sondern auch eine erstklassige Unterhaltung bietet. Emotionale Berichterstattung, die ein Echo erzeugt, über das man als Leser nachdenken wird. Absolute Leseempfehlung.

 

Michael Sterzik



Sonntag, 3. Dezember 2023

Wahre Verbrechen 2 - Christine Brand


True Crime – So authentisch, spannend und erschütternd kann kein Krimi im Fernsehen, oder einem Buch sein, wie im wirklichen Leben. Beschäftigt man sich mit Literatur im Genre „True Crime“, stößt man schnell auf tragische, dramatische Verbrechen, die ein Grauen erzählen, das schwer fassbar, schwer vorstellbar ist.

 

Wird ein Mensch mit einer „bösen“ Veranlagung geboren, oder wird er durch psychische und physische Gewalt, vielleicht über Jahre, zu einem gewaltbereiten Opfer geformt?! Die Frage kann man nicht abschließend beantworten. Als Mensch sind wir in Summe, das Ergebnis unserer Erziehung und von unzähligen Emotionen positiver, wie negativer geprägt. Welchen Weg wir dann gehen, ist von so vielen Faktoren beeinflusst, dass es hier keinen Königsweg gibt.

 

Das Buch hat nicht den Anspruch, den Täter eine Bühne zu geben, oder sich zu erklären. Christine Brand respektiert jeden Part individuell und ist ein Zeugnis für die Opfer, die Angehörigen und die Ermittler. Die Psyche des Täters kann nicht analysiert werden – es ist nicht das Ziel und die Verbrechen sind so bizarr und grausam, dass selbst, der oder die Täter die Aussage verweigern, vielleicht um sich vor Gericht selbst zu schützen, vielleicht um ihre Tat schlichtweg zu verdrängen.

 

Christine Brand erzählt in ihrem zweiten Band – Wahre Verbrechen – in 6 Fällen präsentiert uns die Autorin spektakuläre Verbrechen, die den Leser nachhaltig bis in ihr innerstes aufwühlen können. Die Geschichten werden spannend, aber nicht reißerisch, oder gar verurteilend eindimensional geschildert.

 

Ein junger Mann lockt seinen Freund in eine Höhle, schüttet den Eingang zu und denkt nicht daran, ihn wieder auszugraben. Ein brutaler Mörder nimmt die Familie einer Schmuckverkäuferin als Geisel und droht, sie mit Sprengstoff in die Luft zu jagen. Eine durch einen vermeintlichen Unfall behinderte Frau stirbt in der Badewanne, und niemand merkt, dass es Mord war. Von diesen und weiteren Fällen erzählt Christine Brand auf eindringliche und gleichzeitig feinfühlige Weise. Als Gerichtsreporterin war sie bei den Prozessen hautnah dabei und hat intime Einblicke in die Verbrechen gewonnen. Sie besucht Täter im Gefängnis, spricht mit Ermittlern und Opfern. Ihre Erkenntnisse zu Taten, Motiv und den Abgründen der menschlichen Psyche sind spannender und oft unglaublicher als jeder Krimi! (Verlagsinfo)

 

Dreh- und Angelpunkt ist die Psychologie der Täter – vor der Tat, während der Tat und nach dem Verbrechen. Es gibt für diese geschilderten Verbrechen, von denen Christine Brand berichtet, keine Entschuldigung, es gibt viele Fragen, die weiterhin im Dunklen bleiben, eine Wahrheit, die nur der Täter kennt. Für die Angehörigen und diese sind auch „Opfer“ des Täters, ist die Motivation überhaupt nicht nachzuvollziehen. Der Schmerz, den diese auch noch lange nach dem Verlust ihres Liebsten mit sich tragen, ist gleichbedeutend mit einer lebenslangen Verurteilung. Und selbst wenn man das Verbrechen überlebt, so bleibt eine posttraumatische Störung ein fester Bestandteil des täglichen Lebens.

 

Christine Brand erzählt aber auch von Versagen der Justiz, von Fehlern bei den Ermittlungen, bis hin zu Fehlern der psychiatrischen Forensik und der Gerichtsmedizin. Diese Missstände sind leider auch verantwortlich für spätere Verbrechen, die nicht stattgefunden hätten, wenn die Justiz, die Psychologen mit ihren Gutachten konsequenter agiert hätten. Später – nach den katastrophalen Ereignissen ist man bekanntlich schlauer, und Prozesse und Gesetzte werden verschärft.  

 

Alle Fälle haben sich in der Schweiz abgespielt, sodass der Leser auch über dieses Justizsystem beiläufig, aber inhaltlich gut abgeholt wird.

 

Die Spannung wird nicht über die detaillierte Schilderung des Tathergangs erzeugt. Christine Brand öffnet einen Spalt zur Psyche des Täters und diese ist oftmals wirklich als „Schwerkrank“ zu bezeichnen. Die Verbrechen sind schlimm – aber die kranke Psychologie des Täters, die sich auch vor Gericht als unmenschlicher Offenbarungseid zeigt, ist es, die nachhaltig unter die Haut geht. Dabei könnten die Täter unsere Nachbarn sein, vielleicht sogar unsere Freunde – es sind keine äußerlichen Monster, denen man die ggf. böse kranke Veranlagung anmerkt. Ihre Taten sind jedoch schwer zu begreifen, vielleicht ist es auch zu einfach davon zu sprechen, dass diese psychisch erkrankt sind?!

 

Ausdruck, Stil und Sprache sind hervorragend. Immer konzentriert auf das wesentliche beschränkt, wird die Faszination des Grauens schauerlich, aber auch emotional transportiert.

 

Fazit

 

Eine Symphonie des Grauens – eine Reise in die psychologische Dunkelheit der Täter, die viele Leben zerstört haben. Die Anzahl der Opfer, auch der lebenden, der Angehörigen ist zahlreich. Ein Buch, das unter die Haut geht und auch nach strengeren Konsequenzen ruft.

 

Michael Sterzik




Mittwoch, 29. November 2023

Der Silberbaum - die siebente Tugend - Sabine Ebert


Das Hochmittelalter ist mit dem neuesten Roman von Sabine Ebert wieder präsent. Schon mit der sehr erfolgreichen Serie „Schwert und Krone“ hat uns die sympathische in Dresden lebende Autorin, in eine literarische Zeitreise geschickt. Geschichte kann spannend sein – und die historischen Romane von Sabine Ebert sind ein Garant für eine exklusive, qualitative Unterhaltung, die uns durch viele, viele Facetten unserer Vergangenheit führt.
Das Mittelalter war keine dunkle Epoche, jedenfalls nicht nur. Für viele Menschen bedeutete diese Zeitlinie manchmal ein täglicher Kampf um das Überleben. Unzählige Grafschaften, Königreiche, Baronien in Europa usw. regierten die einfachen Menschen, die in Dörfern und langsam wachsenden Städten versuchten ihr manchmal kurzes Leben einen Sinn zu geben. Handwerker, Kaufleute, Bauern, der Hochadel und die Kirche – sie waren alle mehr oder wenige voneinander abhängig.
Die Politik konnte mitunter sehr kompliziert sein, die Thronfolge, oder einfach, die Erben der großen, aber auch kleineren Adelsgeschlechter versuchten ihre Macht auszubauen. Eine bunte, manchmal erbarmungslose Heiratspolitik konnte mit strategischem Kalkül durchaus den eigenen Einfluss immens verstärken. Dagegen standen die blaublütigen Alphamännchen, die allzu gerne zum Schwert griffen, um mit kompromissloser Eroberungsgewalt versuchten, ihr Herrschaftsgebiet weiter auszubauen. Jeder Weg war mit Risiken verbunden, es gab keine Garantie dafür, die erkämpfte Macht innerhalb der Familie zu behalten. Abhängig von der Gunst des Kaisers, oder des Königs konnte man unheimlich schnell alles, aber wirklich alles an Besitz, Macht und Einfluss verlieren und in eine Bedeutungslosigkeit zu versinken, um später ggf. nur noch eine Randnotiz in historischen Quellen zu werden.
Doch die Politik war nicht nur sehr kompliziert. Es war ein großflächiges Schachspiel – dass Spiel der Könige – und dieses manchmal willkürliche Spiel konnte auch schnell tödlich ausgehen. Hatte das Herrschaftshaus keinen legitimen Erben, so wurde man schnell schachmatt gesetzt. War der Erbe noch nicht volljährig, wurde es kompliziert und benachbarte Herrschaftshäuser waren überhaupt nicht abgeneigt zum Schwert zu greifen, oder heimtückisch Gift einzusetzen, um sich mit Gewalt an Ländereien, und deren ggf. ertragreichen Bodenschätzen zu bereichern.
Für Leser der „Hebammen-Reihe“ dürfte das Buch wie ein nach Hause kommen sein.
Er war der vielleicht strahlendste Fürst seiner Zeit, ein Förderer der Städte, Minnedichter und Ausrichter glänzender Turniere: Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen. Doch zu Beginn der Geschichte ist ungewiss, ob er die Herrschaft je antreten wird. Sein Vater stirbt, als Heinrich drei Jahre ist. Sein Oheim Ludwig von Thüringen, der gerade die ungarische Königstochter Elisabeth geheiratet hat, wird sein Vormund. Bewahrt er dem Neffen das Erbe oder will er es an sich reißen? In ihrer Not ruft die Markgräfinwitwe Jutta Lukas aus Freiberg zu sich. Ihn hatte sie einst vom Hof geschickt, denn seine Stieftochter Clara war die große Liebe ihres Mannes. Lukas schart Getreue um sich und ruft Marthes ältesten Sohn Thomas aus dem Heiligen Land nach Meißen. Marthes Enkelin Änne verschlägt es derweil nach Thüringen, wo sie verstörende Begegnungen mit der später heiliggesprochene Elisabeth und deren erbarmungslosem Beichtvater hat, dem fanatischen Kreuzzugsprediger und Ketzerverfolger Konrad von Marburg. (Verlagsinfo)
Für Sabine Ebert ist dieser Roman so etwas wie „Zurück in die Zukunft“ – Es ist ihre Epoche, als Autorin ist, sie eine Zeitreisende, die es versteht, historische Geschichte wie fast keine andere so bildgewaltig und emotional in die Vorstellungskraft des Lesers zu transportieren.
Bekannt für ihre akribische Recherche und das ohne sich inhaltlich festzufahren lässt sie uns teilhaben an ein kleines „Game of thrones“. Die Politik und die Religion mitsamt allen extremistischen Ausprägungen sind die Basis der Geschichte. Die Sorge einer Witwe ihren Sohn und Erben der Markgrafschaft zu verlieren – damit fängt die Geschichte an und setzt sich weiter fort bis zur der Figur Elisabeth von Thüringen, die mit ihrem radikalen Verständnis für Nächstenliebe und Glaubenssätzen sehr polarisiert.
Der vorliegende erste Band erzählt von der Kindheit und Jugend Heinrich III. Markgraf von Meißen. Er wird von vielen Personen beschützt, erzogen und findet seine persönlichen Ideale, nach denen er später regieren wird. Sein Talent und seine Verantwortung als adelige Führungskraft beinhaltete viele Facetten, eine davon war sicherlich die vielfältige Kunst, dazu gehört Literatur und Musik – aber auch war er mit Sicherheit ein Förderer von Wissenschaft, was damals eher eine Insellösung gleichkam.
Auch in diesem vorliegenden Buch spielen die Kreuzzüge und der Fanatismus der Kirche eine Rolle. Noch immer ist die Operation heiliges Grab, die Befreiung von Jerusalem in den Köpfen der Kirchenfürsten, auch wenn nach vielen vergangenen Kreuzzügen, die Skepsis einzelner Ritter und Fürsten größer geworden ist.
„Der Silberbaum – die siebente Tugend“ ist nicht nur ein spannender Roman, der eine hochklassige Unterhaltung bietet, er ist auch sehr emotional und das mal gar nicht auf die romantische Liebe reduziert. Ja, darum geht es auch – aber es geht ebenfalls um Leidenschaft für eine Sache, eine Person, ein Ideal und um einer Vision einzustehen, es geht um Verantwortung und Respekt, sowie Toleranz. Liebe ist so ein großes Wort – hier zeigt sie sich so vielfältig und nicht zuletzt in einer kompromisslosen Menschlichkeit, die zwar einen gesunden Egoismus beinhaltet, aber längst nicht eindimensional daherkommt.
Sabine Ebert ist das kleine Wikipedia des deutschen Hochmittelalters– allerdings sehr unterhaltsam und auch mit feinem Humor und emotionaler Intelligenz versehen.
Abschließend lässt uns die Autorin teilhaben, an Stammbäumen, einem Personenverzeichnis, Karten usw. – die professionell jeden Geschichtsinteressierten ein Lächeln hervorzaubern werden.
Fazit
„Der Silberbaum – die siebente Tugend“ ist ein kleiner literarischer Goldschatz.
Emotional – spannend – informativ – und ein Geschenk für jeden Leser der sich für unterhaltsame Geschichte interessiert. Ein Buch, das man unbedingt lesen sollte.

Michael Sterzik





Montag, 20. November 2023

Der siebte Kreuzzug - Luigi Panella


Die Kreuzzüge – Gott will es – und dann brachen unzählige Kaiser, Könige, Adelige, Ritter, aber auch einfache Menschen auf, um das „Heilige Grab“ zu befreien. Diese kriegerischen Expeditionen kosteten vielen Menschen das Leben und machte sie nicht „heiliger“ oder resilienter gegen jegliche Sünden. Es erwartet den Kreuzfahrern aus ganz Europa weniger unermessliche Beute, oder die Aussicht dem Paradies einen Schritt näherzukommen. Auf sie wartete der Tod, entweder im Kampf, aber noch mehr durch die Gefahren auf dem beschwerlichen Weg ins gelobte Land durch Krankheiten, Hygiene, Unfälle, Naturkatastrophen u.a. Und wer dieses „Abenteuer“ überlebte, war desillusioniert und stellte Gott wahrscheinlich in Angesichts der Brutalität und des Todes infrage.

Luigi Panella hat mit seinem ersten Band: „Der siebte Kreuzzug“ – Die Chronik des Inquisitors – diese epochale Auseinandersetzung eine Bühne gegeben.

Ägypten 1249: Der siebte Kreuzzug hat begonnen. Während sich an den Ufern des Nils die Armeen des französischen Königs Louis IX. und von Sultan al-Salih Ayyub gegenüberstehen, findet hinter den Kulissen ein anderer Krieg statt. Der päpstliche Inquistor Yves le Breton ist auf den Spuren eines geheimnisvollen römischen Dokuments. Denn wer auch immer es besitzt, erhält mit ihm die Macht, das Schicksal von Christentum und Islam für immer zu verändern – und damit die ganze Welt. Doch auch gefährliche Gegner setzen alles daran, das wertvolle Pergament an sich zu reißen ...(Verlagsinfo)

Luigi Panella ist wirklich talentiert, eine komplexe Handlung aufzubauen. Allerdings ist der gesamte Plot eine hoch komplizierte Angelegenheit. Die Masse an Personen und Querverbindungen der Story macht es manchmal schwierig den „Königsweg“ der Handlung überhaupt zu folgen. Elemente der Handlung sind auch nicht unbedingt originell, ein Dominikanermönch, schlau, verschlagen und intellektuell, der einen geheimnisvollen Text aus der Zeit Christ sucht, der ggf. den Glauben infrage stellen könnte. Dann haben wir noch die Fraktion der noch geheimnisvolleren Tempelritter, die als Hüter des inzwischen verlorenen Schatzes eine ganz eigene Rolle spielen.

Insgesamt nichts Neues – nur die Komplexität setzt einen neuen Maßstab. Luigi Panella beschreibt den Kreuzzug konsequent und kompromisslos. Moralische Werte aus dem Hier und Jetzt werden nicht verglichen. Mord – Intrigen – Politik, das ist die historische Kulisse des vorliegenden Romans. Vielseitig stellt der Autor seine Figuren auf – und das so gekonnt, dass jegliche Figur nicht als eindimensional dargestellt wird. Wer hier ritterlich „Gut“ ist, oder mörderisch, das „Böse“ verkörpert ist, ist nicht ganz so einfach zu beantworten.

Der eigentliche Plot um das „Geheimnis“ dieses Textes bleibt lange im Schatten von Auseinandersetzungen, Schlachten und Rückblenden, in denen uns Nero, Petrus und Paulus begegnen. Gerade diese Rückblicke sind spannender erzählt als der gegenwärtige Zeitpunkt der Storyline. Schade – diese Intensität und die fesselnde Atmosphäre der Rückblenden werden nicht in die Zeitzone der eigentlichen Handlung adaptiert. Die Auflösung ist dann auch sagen wir erklärbar und gut konstruiert, allerdings entspricht dieser keiner historischen Wahrheit.

Völlig verwirrend springt der Autor zwischen den Haupt- und Nebenhandlungen und den unzähligen Einzelschicksalen. Damit auch ein regionaler Wechsel der Schauplätze, der Zeitzonen und leider auch mit viel zu vielen Informationen, die letztlich einfach überflüssig sind.

Luigi Panella verrennt sich in seiner eigenen Motivation, eine herausragende Story zu schreiben. Mehr Konzentration auf das wesentliche – dann wäre der Roman wirklich gut geworden. Sein eigener Anspruch einer Perfektion ist nicht so ganz gelungen, viele Beschreibungen mit viel Vokabular machen es nicht einfach – da hilft dann auch ein Glossar nicht mehr, wenn nicht alles erklärt wird.

Fazit

Im Grundsatz ist er spannend, aber man braucht wirklich ein immenses Durchhaltevermögen, dass aber auch nicht sonderlich honoriert wird. Die Botschaft, dass die Religion für den Krieg instrumentalisiert wird, ist löblich und zeitgemäß. „Der siebte Kreuzzug“ wird polarisierend wirken. Die eigene Dynamik dieser Geschichte könnte ausgeprägter sein. Durchaus lesenswert – aber wer fokussiert einer Story folgen will – für den wird dieser Roman leider nicht das richtige sein.

 

Michael Sterzik

 

Sonntag, 12. November 2023

Schwarzvogel - Frida Skybäck


Skandinavische Thriller und Krimis stehen seit Jahren hoch im Kurs. Originelle Storys und interessante Figuren bilden den Grundstein für diese erfolgreichen Titel, die oftmals auch im Film- oder Serienformat umgesetzt werden. Das Genre Krimi und Thriller vermischt sich allzu gerne. Weiterhin ist der Ermittler, oder eben die Ermittlerin tief in einem Fall involviert. Authentisch ist dies nun nicht gerade – aber es gibt der Figur eine substanzielle Tiefe und emotional erreicht man den Leser somit auch.

Die schwedische Autorin Frida Skyback, die mit Ihrem Titel: Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse ihren internationalen Durchbruch feiern konnte, hat jetzt mit dem Titel „Schwarzvogel“ ihr Krimidebüt gegeben.

An einem dunklen Wintermorgen hetzt eine junge Frau über einen zugefrorenen See. Das Eis trägt nicht, die Frau versinkt binnen Sekunden im eiskalten schwarzen Wasser ... Die junge Ermittlerin Fredrika Storm, in der Gegend aufgewachsen, stößt zum bunten Team der Mordkommission Lund. Gleich an ihrem ersten Tag wird sie mit dem verschrobenen Henry Calment auf den Fall der ertrunkenen Frau angesetzt. Dieser Fall rührt an Geschichten, über die in Fredrikas Heimatdorf Harlösa schon viel zu lange geschwiegen wird. Und er führt zurück in ihre eigene Familienvergangenheit, zum plötzlichen Verschwinden ihrer Mutter vor vielen Jahren. Bald muss sich Fredrika entscheiden: Ist sie ihrer Familie oder der Wahrheit verpflichtet? (Verlagsinfo)

„Schwarzvogel“ ist, wenn man es in irgendein Genre einsortieren würde – weniger ein intelligenter Krimi, oder ein spannender Thriller. Es handelt sich hier um eine Familiengeschichte, eine wilde dramaturgische, theatralische und wenige spannende Story.

Es dreht sich überwiegend um das Verschwinden der Mutter von Fredrika. Ihre Großmutter und ihr Vater hüllen sich in Schweigen, oder weichen dem sensiblen Thema aus. Dass die Autorin dann beide Fallsituationen miteinander kombiniert, ist für einen Auftaktroman vielleicht nicht die allerbeste Entscheidung. Zu konstruiert wirkt die Story, dabei ist zu sagen, sie ist einfach auch zu still und seicht konzipiert. Sehr schwermütig, fast schon melancholisch hangelt man sich innerhalb der Handlung von Situation zu Situation – immer unterwandert von dem privaten Verlust, der Suche nach ihrer Mutter und dem Schweigen der eigenen Familie.

Die Figuren sind allesamt sehr, sehr träge eingebaut. Sie wirken allesamt wie Nebendarsteller, die sich final noch nicht aufgestellt haben. Einzig und alleine interessant ist der Partner von Fredrika Henry Calment, der genauso wie vieles andere auch eine untergeordnete Rolle spielt.

Fredrika ist nicht unsympathisch, aber im Laufe des Romans fängt sie an sehr nervig und anstrengend zu wirken. Das persönliche, von dem beruflichen nicht trennen zu können qualifiziert sie nicht Kriminalbeamtin des Monats zu werden. Weiterhin scheint ein früherer Einsatz, den sie falsch einschätzte und Opfer unter den Beamten als Ergebnis mit sich brachte, schwer auf ihrer Seele zu liegen.

Der Stil von Frida Skybäck ist nicht sonderlich überzeugend. Vielleicht liegt ihr ein anderes Genre mehr wie dieses. Spannungsmomente kommen bis auf den Anfang der Story nicht auf und wenige Seite später findet man sich halt wieder in einem überzeichneten Familiendrama.

Fazit

Einfallslos, träge und langweilig. Nicht originelles eingebaut. Ein Buch dass man sich sparen sollte.

Michael Sterzik

Sonntag, 5. November 2023

Der Jahrhundertcoup - Ein Clan auf dem Beutezug und die Jagd nach den Juwelen aus dem Grünen Gewölbe – Thomas Heise und Claas Meyer-Heuer

 


Es gibt kein perfektes Verbrechen – der Versuch z.B. den perfekten Raub oder Diebstahl durchzuführen, scheitert meistens an Details. Die Kriminaltechnik, die moderne Methodik setzt diesen Plänen und dem Aktionismus Grenzen auf. Kleinste Faserspuren, oder DNA, die man aus Hautschuppen, oder Haaren gewinnen kann, können eine Spur zu den Tätern legen. Aber nicht nur die Wissenschaft macht es Berufsverbrechern unheimlich schwer, meist scheitern diese an ihrer eigenen Überheblichkeit, kleinen Fehlern, kleinen Versäumnissen oder einfach schlichtweg an der Dummheit.

Das vorliegende Buch beschreibt den Einbruch und den Raub der Juwelen im Grünen Gewölbe. Kaltblütig, schnell, gut vorbereitet, wild durchgeführt, nachlässige Spuren hinterlassen – also weit weg davon als ein perfektes Verbrechen eingestuft zu werden.

Die Täter sind der Staatsanwaltschaft und der Polizei seit Jahren wohlbekannt. Ein arabischer Clan, der Berlin seit langem im Griff hat. Polizeibekannt sind viele Familienangehörige, zum Teil sind sie stolz auf ihre Taten. In den Datenbanken des BKA sind viele dieser Berufsverbrecher registriert. Sie haben im Laufe der Jahre aus ihren Fehlern gelernt, sie fühlen sich manchmal unangreifbar. Auch Verbrecher sind durch Gesetze geschützt, sie kennen diese Grauzonen, diese kleinen Lücken, die bewusst ausgenutzt werden.

Das Buch erzählt fast schon minutiös die Planung, die Durchführung des Raubes, die Ermittlungsarbeit und auch die Festnahme der Täter.

Der Raub des sächsischen Staatsschatzes aus dem Grünen Gewölbe in Dresden hielt Deutschland jahrelang in Atem. In der Nacht zum 25. November 2019 verschafften sich sechs schwarz gekleidete Männer Zutritt zu den Räumen des Dresdner Schlosses, schlugen mit Äxten auf die Vitrinen ein und entwendeten Schmuck im Versicherungswert von über hundert Millionen Euro. Die beiden SPIEGEL-Bestseller-Autoren Thomas Heise und Claas Meyer-Heuer sind wie gewohnt hautnah dran am Geschehen! Anhand exklusiver Einblicke in die Ermittlungsakten, zahlreicher Gespräche und Videoanalysen gelingt ihnen nicht nur die minutiöse Rekonstruktion eines Jahrhundertverbrechens. Sondern auch ein detailgenaues Portrait deutscher Polizeiarbeit, die am Ende (nur) zu einem Teilerfolg führt. Verurteilt werden fünf Mitglieder des Rammo-Clans, mit dem sich die Autoren schon seit Jahren beschäftigen. Dieser Fall steht exemplarisch für die um sich greifende Clankriminalität und zeigt eindrücklich, wo die Schwierigkeiten bei der Verfolgung der Verbrechen liegen. True Crime at its best, erzählt am spektakulärsten und dreistesten Einbruch in der Geschichte der Bundesrepublik.(Verlagsinfo)

„Der Jahrhundertcoup“ ist ein Sachbuch, aber liest sich wie ein sehr, sehr guter Kriminalroman. Das Leben erzählt doch die besten Geschichten. „True Crime“ wird hier in einer erzählerischen Perfektion umgesetzt. Es ist auch ein spannendes, informatives Zeitzeugnis geworden. Es zeugt auch von viel Respekt für die SOKO, die brillante Arbeit geleistet hat, um Sachsens Kunstschätze wiederzubekommen, auch wenn ein Teil noch immer verschwunden ist, und womöglich gar nicht mehr im Grünen Gewölbe zurückkehrt.

Die Täter wurden gefasst, durch eine Kettenreaktion von nachlässigen Fehlern. Sie wurden verurteilt, aber es wird den Verbrecherclan nicht aufhalten, weitere Straftaten zu begehen. Dieser kleine Erfolg hat aber auch einen nachhaltigen, üblen Beigeschmack. Die Clankriminalität unter Kontrolle zu bekommen ist wahrscheinlich unmögliche. Die Familie hält zusammen, die Geschäfte laufen weiter, trotz der juristischen Nadelstiche, die zwar schmerzen und dem Clan Geld kosten – aber nicht ihr Prestige kosten und inhaftierte Straftäter werden in diesem kriminellen Netzwerk schnell ersetzt.

„Der Jahrhundertcoup“ ist so spannend und wirft so viele Fragen auf, dass man einerseits entsetzt ist, andererseits motiviert es den Leser sich mit dieser Clankriminalität zu beschäftigen. Weiterhin stellen die Autoren zwischen den Zeilen die richtigen Fragen: „Wie kann man die Clankriminalität zerschlagen?“ Muss man Gesetze und staatliche Befugnisse ändern und erweitern? Schon längst bewegen sich diese Clans innerhalb der Wirtschaft: Korruption und Erpressung sind Werkzeuge, die die Strukturen der Clan schon lange einsetzen. Wie einflussreich diese sind, darüber lässt sich spekulieren. Aber das wäre ein Thema für einen nächsten Titel.

Fazit

„True Crime“ in Perfektion. Ein Juwel in diesem Genre. Sehr gut recherchiert, gute informative Umsetzung und stellt nachhaltig aufrüttelnde Fragen zu unserem Rechtssystem. Sehr zu empfehlen.

Michael Sterzik

 

 

Dienstag, 31. Oktober 2023

Opus - Steve Berry


Die Bibel – ist sie nun ein historisches Zeitzeugnis, oder eine Sammlung von paranormalen, blutigen und dramatischen Überlieferungen? Sowohl als auch. Die Protagonisten der Bibel im neuen und alten Testament sind historische Persönlichkeiten, über die die theologischen Wissenschaftler inzwischen vieles recherchieren und nachvollziehen konnten. Bei weitem allerdings nicht alles – die Quellenlage ist sagen wir ambitioniert. Überlieferungen, Notizen usw. sind über die Jahrtausende natürlich nicht erhalten geblieben. Die Evangelien sind in römischer Zeit von Kaiser Konstantin nach seinen Wünschen veröffentlicht worden. Ganze Passagen wurden bewusst nicht ins Neue und Alte Testament aufgenommen, weil diese lange vorher mit Absicht vernichtet wurden. Dieses menschliche Kalkül lädt zu vielen Diskussionen, Vermutungen und Verschwörungen ein. Ein radikaler Schritt – man könnte auch von Manipulation sprechen.

Aber kommen wir zu den historischen Personen zurück. Jesus – seine Apostel, seine Mutter Maria u.a. Menschen – die zu „Heiligen“ wurden. Somit müssen wir unterscheiden – zwischen Fakten und Fiktion. Es entstehen zahlreiche Konflikte um Glauben oder Unglauben – zwischen einer historischen, wissenschaftlichen Wahrheit und einer Sammlung von Legenden und Überlieferungen. Der Vatikan hütet viele Geheimnisse, auch diejenigen, die die Kirche gefährlich werden könnten, wenn man sich mit der Glaubwürdigkeit, oder der Unfehlbarkeit von Kirchenfürsten und Päpsten beschäftigt. Die katholische Kirche ist voller Sünde; Missbrauch an Kindern und Jugendlichen, Geschäfte mit der Mafia, u.a. – gerade in unserer aktuellen Zeit. Nichtsdestotrotz ist der Vatikan nicht ohne Einfluss in der Politik gewesen und agiert noch immer hinter vielen staatlichen Kulissen.

Im vorliegenden Titel von Steve Berry – Opus – thematisiert der Autor die Figur und das Wirken von Jesus Mutter Maria – eine ambivalente Figur, und weitere Themen wie z.B. der Missbrauch von Priestern, oder die Vernichtung der Katharer usw. Viele Themen – alle allerdings auch gut recherchiert und erklärt.

Nicholas Lees Job ist so einzigartig wie die Artefakte, die er beschützt: Für die UNESCO bewahrt er das kulturelle Erbe der Welt vor Kriminellen. Doch als ein Teil des weltberühmten Genter Altarbilds zerstört wird, führt ihn die Spur ausgerechnet in ein Nonnenkloster. Noch ahnt Lee nicht, was auf ihn zukommt, aber die Verschwörung reicht bis in die höchsten Kreise des Vatikans. Wieso sollte das Kunstwerk zerstört werden? Enthält es wirklich verschlüsselte Hinweise auf ein Jahrtausendes altes Geheimnis, das die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttern könnte? (Verlagsinfo)

Die Spannung des Romans entwickelt sich über die Thesen der Kirchen- und Kunstgeschichte. „Opus“ spielt in der Gegenwart – katapultiert den Leser aber auch immer durch die Jahrhunderte voller historisch belegten Ereignissen, die auch von allerlei Sünden und Geheimnissen getragen werden. Dass versteckte Botschaften sich auf, oder in Motiven bekannter Künstler verstecken, ist belegt. Deren Bedeutung, oder Botschaften sind allerdings noch lange nicht final analysiert. Wer sich schon mit den Romanen von Dan Brown beschäftigt hat, wird unweigerlich auf Parallelen stoßen. Maria – Die Mutter Gottes – ist sie nun eine historische Person, oder nicht? War sie eine Jungfrau und frei von Sünde – oder eine fehlbare, ja auch sterbliche Frau?!  Wo und wie hat sie nach der Kreuzigung ihres Sohnes Jesus gelebt?  

Und die alles entscheidende Frage – warum ist ihr Schicksal dem Vatikan so wichtig?

Der Vatikan zeigt sich im vorliegenden Roman nicht von seiner besten, heiligen Seite, sondern agiert sehr weltlich. Es gibt außer dem Vatikan – noch andere religiöse Interessengruppen und Vereinigungen, die mit der Kirche in Rom nicht unbedingt und kompromisslos paktieren, oder deren Gesetze und Geheimnisse achten. Diese Inkonsequenz lässt die Kirchenfürsten und ihre persönlichen Interessen aufhorchen.

Die große Stärke des Romans liegt an den verwendeten Themen der Kirchenkunst und deren Geschichte. Spione von Königen und Kardinälen, die zu Geheimnisträgern werden, einer Kirche, die für ihr Überleben tötet – leider nicht Fiktion, sondern eine Faktenreiche Sammlung einer höchst interessanten Vergangenheit, die noch immer Auswirkungen auf die Gegenwart haben.

Die Figuren sind interessant, aber spielen ihr Potenzial nicht aus und sind leider oberflächlich in der Story eingebaut. Die Vermengung von verschiedenen Themen, von einer radikalen Kirche, sündenbehaftete Priester, selbstbewussten und wehrhaften Nonnen, bewaffneten Dominikanern und noch mehr Interpretation von Kunstwerken gelingt ganz gut, wenn man aus der Perspektive der Spannung verfolgt. Aber auch wenn die Recherche von Steve Berry solide ist, so geht er manchmal einen recht freien Weg in seiner Sichtweise.

Geholfen hätten einige Illustrationen dieser Kunstwerke, um die Story fassbarer zu machen. Unweigerlich geht man dann als interessierter Leser selbst ins Netz und auf eine Recherchereise.

Als Thriller gesehen, ist der vorliegende Roman manchmal zu harmlos. Es gibt Actionszenen, und das Ende ist abwechslungsreich, doch irgendwie konnte sich der Autor nicht entscheiden – Spannung, und (oder) wissenschaftliche, kulturelle und religiöse Themen?!

Fazit

Ein Roman für Leser, die gerne von Kirchengeheimnissen und Geheimbünden mehr wissen möchten. Eine versteckte Symbolik in Bildern – nicht neu – aber spannend und informativ erklärt. Gut zu empfehlen.

Michael Sterzik