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Montag, 14. September 2015

Der leere Thron - Bernard Cornwell

In langen Kämpfen haben die vereinten Heere der Angelsachsen die Dänen zurückgedrängt. Doch die tödliche Gefahr aus dem Norden hängt weiter über den englischen Königreichen. Und nun liegt Æthelred, Herrscher von Mercien, im Sterben. Wie soll sein Land die Unabhängigkeit vom benachbarten Wessex wahren? Im Kampf um die Nachfolge hält der Krieger Uhtred treu zu Æthelflæd, seiner Herrin und heimlichen Geliebten, Æthelreds Weib. Aber werden die führenden Männer des Reiches eine Frau auf dem mercischen Thron akzeptieren _ und sei sie noch so halsstarrig und so tapfer wie diese? (Verlagsinfo)

Kritik

Der achte Roman aus der „Uthred-Reihe“ von Bernard Cornwell, erzählt in gekonnter Manier die Abenteuer des sächsischen Helden weiter. Die Bedrohung durch die Nordmänner ist nicht mehr ganz so akut, wie noch vor wenigen Jahren. Die britische Küste, ist zwar nach wie vor Ziel der Norweger und Dänen, die auf der Suche nach neuen Lebensraum und Gold, oftmals eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, doch auch ihr Blutzoll ist den nordischen Kriegsfürsten manchmal zu hoch.

Uthred, inzwischen Mitte vierzig hat für einen Krieger seinen Zenit erreicht. Sein Körper und sein Geist sind versehrt, er empfindet Angst und spürt durch das schwinden seiner körperlichen Kraft, seine unwiderrufliche und unausweichliche Sterblichkeit. Nach dem Kampf mit dem Heidenfürst Cnutson, ist Uthred noch immer durch die Schwertwunde verletzt. Sorgen bereiten ihm weniger die Nordmänner, die Gefahr geht eher durch den Kampf um die Thronfolge aus. Die beiden Königreiche Wessex und Mercia sind sich uneins. König Edward will die Königreiche unter einem Banner vereinen. Die Erben von König Alfred, sowie die machtgierigen Fürsten – spielen mit hohem Risiko und Einsatz ein politisches Schachspiel.

Die Handlung des Romans birgt im Grunde keine Überraschungen, langsam entwickelt sich allerdings ein nationales Bewusstsein im Denken der „Briten“. Doch noch sind die Fürsten aus Kirche und Adel sich nicht bewusst über die Konsequenzen ihres Handelns. Die Uneinigkeit könnte den Nordmännern signalisieren, wie verletzlich und angreifbar die kleineren Königreiche sein könnten, wenn man die richtigen Schlüsse zieht und sich Vorteile durch gewagte Bündnisse verspricht.

Der Grundton dieses vorliegenden Romans ist nach wie vor kriegerisch. Doch auch an den Verhandlungstischen, in Audienzen und Verschwörungen wird mit Worten gekämpft. Das verspricht weniger Kämpfe mit Schild und Schwert, aber die Spannung ist nicht weniger gut platziert. Erstaunlicherweise gelingt dies dem Autor auch im achten Teil der Reihe. Bernard Cornwell erzählt wie immer die Story im recht hohen Tempo und schildert die Details der Handlung sehr realistisch.

Die Charaktere bilden das literarische Rückgrat der Story. Auch Uthred wirkt in diesem Band deutlich „menschlicher“. Er trifft Fehlentscheidungen, stellt sich selbst infrage und versagt so manches Mal, wenn es um seine Kinder und Freunde geht. Diese neu gefundene Sensibilität lässt ihn verletzlicher und dadurch nahbarer wirken.

Wenn man rückblickend die Reihe betrachtet, so wird der Leser manchmal das Treiben der Nordmänner schmerzlich vermissen. Diese bedrohliche Atmosphäre sucht man hier leider vergebens. Ich hoffe, dass in den nächsten Bänden, die Nordmänner wieder mehr am Geschehen teilnehmen.

Fazit

„Der leere Thron“ wirkt überzeugend, auch wenn man diesen Band besser nicht unabhängig von den anderen sieben Bänden lesen sollte. Die Geschichte ist zu Komplex um die kriegerischen wie auch politischen Handlungen der Charaktere einzuordnen und zu begreifen. 

Es wäre an der Zeit diese Reihe langsam zu beenden. Die Story, wenn diese auch überwiegend spannend zu lesen ist, verzerrt sich langsam selbst. Das Lebenswerk, das persönliche Schicksal von Uthred ist noch nicht zu Ende erzählt, doch es wird Zeit – Uthred abtreten zu lassen.

Michael Sterzik




Montag, 13. April 2015

1815 Blutfrieden - Sabine Ebert

Der Krieg gegen Napoleon wird von Schlacht zu Schlacht härter geführt. Doch die alliierten Truppen, Preußen, Russen, Österreicher und Schweden erzielen auch die ersten Erfolge und zeigen der Welt, dass der große geniale Stratege Napoleon Bonaparte nicht unbesiegbar ist. Im Herbst 1813 wird die französische Armee in der Völkerschlacht bei Leipzig vernichtend geschlagen. Knappe 130.000 Soldaten fanden bei dieser mehrtägigen Schlacht den Tod. Doch der Krieg ist damit noch lange nicht für die Zivilbevölkerung und den Soldaten beendet. Napoleon muss sich mit seinen verbliebenden Armeen zurückziehen und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Die alliierten Truppen verfolgen den französischen Kaiser, um den schon seit Jahren herrschenden Krieg in Europa zu beenden. 

In Leipzig selbst, ist die Freude groß über die gewonnene Schlacht, aber der Blutzoll ist dramatisch hoch. Die Zivilbevölkerung ist überfordert mit der hohen Anzahl an Verletzten und Toten in ihrer ehemals so schönen Stadt. In den Lazaretten fehlt es an Medikamenten, Instrumenten, Verbänden und an tatkräftige Hilfe bei der Pflege dieser meist noch jungen Soldaten. Hinzu kommt noch, dass die Lebensmittel knapp werden und die hygienischen Verhältnisse und Bedingungen mangelhaft sind. Durch Typhus werden in den folgenden Wochen unzählige Verletzte, Ärzte und auch die Zivilbevölkerung grausam dahingerafft werden.

Sabine Ebert hat schon mit dem ersten Teil – 1813 Kriegsfeuer bewiesen, dass Sie nicht nur spannende Unterhaltung bieten kann, sondern auch mit dem zweiten und wohl abschließenden Band – 1815 Blutfrieden-  wiederum brilliert. Auch wenn es die letzten Monate des französischen Kaisers Napoleon sein werden – die berühmte Schlacht die das Ende Napoleons quasi einläutete – Waterloo steht in der Handlung nicht im Vordergrund. Sabine Ebert wollte wohl nicht das Thema „Waterloo“ ausschlachten, dass sowieso schon in vielen Büchern und Verfilmungen seinen Platz gefunden hat. Nein, Sabine Ebert wollte die Vorgeschichte erzählen und den Leser eine Zeit präsentieren, in der Deutschland für immer durch die Völkerschlacht bei Leipzig eine historische Prägung bekommen hat.

Im Fokus wird das Leid – das (über)Leben und Sterben der einfachen Menschen beschrieben. Es sind die Verluste an Menschen, an Träumen, Vorstellungen und nicht zuletzt an Idealen, an die sich diese Menschen klammern und manchmal ja auch verzweifelt sich ihrem Schicksal ergeben müssen. Doch auch in dieser dramatischen und verhängnisvollen Zeit erzählt Sabine Ebert von Hoffnungen von Nächstenliebe und Menschlichkeit, die auch „Feinden“ gewährt wird.

Was diesen Roman auch von vielen anderen sogenannten historischen Romanen unterscheidet ist schlicht und einfach, dass die Autorin sich hier an historischen Quellen orientiert hat und diese schriftlichen Zeitzeugnisse, wie Tagebücher, Briefe und Zeitungen dafür verwendet um die Charaktere in diese kleinen Geschichten und Schicksalen einzuweben.

Damit ist auch das vorliegende Buch 1815 Blutfrieden für die Leser eine spannende und äußerst unterhaltsame, mehrstündige Konfrontation mit einem blutig erkauften Frieden. Es ist eine Kriegsberichterstattung und auch ein Plädoyer gegen Krieg der nicht Soldaten an Leib und Seele verstümmelt oder tötet.

Der Leser wird nicht lange brauchen, um sich in diesem Werk zu orientieren, da dieser sich fugenlos an den Vorgängerband anschließt. Als geologischen Mittelpunkt spielt die Handlung nicht nur in Leipzig, sondern verlagert sich mit den Figuren auch nach Berlin, Erfurt und Frankfurt. Da der Roman nicht nur die Perspektive der Hauptfigur einnimmt, sondern auch andere Charaktere zu Wort kommen lässt, gibt der Geschichte eine immense Tiefe und ein mehrstufiges Verständnis für den Leser.

Die Alliierten, die nach der Völkerschlacht Leipzig einnehmen, haben sich schon längst darüber verständigt, die Länder und Grenzen Europas neu aufzuteilen. Napoleon und sein Ego kommen hier ebenfalls auf die Bühne, denn so schnell gibt der Kriegsherr und Kaiser nicht auf.

Leipzig ist allerdings viel Raum gewidmet, denn auch bei diesem historischen Sieg, ist das Elend unvorstellbar groß. Die Bevölkerung kämpft nicht nur gegen den Hunger und der Armut, sondern auch gegen den allgegenwärtigen Tod durch die aufkommenden Seuchen, die den Umstand geschuldet sind, dass die hygienischen Verhältnisse zusammengebrochen sind. Die Verletzten in den Lazaretten sind dem Tode geweiht, die Ärzte hilflos und überlastet. Doch es gibt auch Familien die hier selbstlos agieren und Verletzte hingebungsvoll aufnehmen und pflegen.

Es gibt viele Szenen, die den Leser berühren werden, die stellvertretend für den Wahnsinn und auch für die Menschlichkeit stehen. Einige Augenblicke werden sich tief in die Seele und das Herz  des Lesers einbrennen – die Szenen im Lazarett als Henriette sich faktisch für die Verletzten aufopfert oder als sie beschließt jenseits alle höfischen Etikette, den feinen und adligen Damen von Grauen und Sterben des Krieges erzählt. Gerade diese feinfühligen Szenen geben dem Roman das Besondere. Auch die implementierte Liebesgeschichte darf nicht fehlen, aber die Autorin verfängt sich hier nicht an unrealistischen Klischees, sondern beschreibt sie sensibel und atmosphärisch.

Es gibt wenig zu kritisieren. Die beiden Romane „1813 Kriegsfeuer“ und „1815 Blutfrieden“ sind voluminös und der Leser muss sich Konzentrieren, um hier mit der Geschichte schritt zu halten. Es geht manchmal auch in die Politik, doch auch hier wird es nicht langatmig oder zu verwirrend – sondern unterhaltsam präsentiert.

„1815 Blutfrieden“ ist ein perfekter Antikriegsroman, eine Kriegsberichterstattung, die unter die Haut geht und man förmlich den Atem der Zeit spürt.

Danke Frau Ebert für viele unterhaltsame und lehrreiche Stunden, die ich mit ihren Figuren verbringen durfte. Danke, dass sie dieser Zeit ein historisches Gesicht gegeben haben und das Sie die Toten ehren, gleich weder Nationalität sie waren – es waren „Menschen“.

Michael Sterzik



Donnerstag, 26. März 2015

Starbuck - Der Gegner - Bernard Cornwell

Der dritte Band um den Offizier aufseiten der Konföderierten Staaten von Amerika spielt im Sommer des Jahres 1862. Der Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und den Rebellen des Südes wird deutlich härter und erbarmungsloser geführt. Längst geht man nicht mehr davon aus, dass dieser ein schnelles Ende findet. Nach den ersten vielversprechenden, gewonnenen Schlachten des Südens, folgt die Ernüchterung. Der industrielle Norden mit seinen Fabriken gewinnt zudem an militärischer Wucht. Die ersten kritischen und ironischen Stimmen aufseiten der Rebellen finden allerdings kaum Gehör. Robert E.Lee – General und Absolvent der Militärakademie West Point betritt für den Süden als Oberbefehlshaber die Bühne. Ein taktisches und strategisches Genie, aber auch jemand der das Thema der Sklavenhaltung deutlich kritisch sieht.

Der Autor Bernard Cornwell veröffentlichte mit seinem inzwischen Epos über den amerikanischen Bürgerkrieg, eine überzeugende und sehr spannende historische Romanreihe. Gut recherchiert und anhand von historischen Ereignissen erzählt er dieses amerikanische Trauma des Bruderkrieges aus der Perspektive des Südens. Die Hauptfigur – Nathaniel Starbuck ist ein junger, gerade knapp 22j-ähriger Offizier, der gebürtig aus dem Norden des Staates kommt, aber auf seitens des Südens eine saubere militärische und erfolgreiche Laufbahn einschlägt. Der junge Rebell aus „gutem“ Hause ist nicht unbedingt überzeugt von den Gründen und Argumenten des Südens, doch hat er schnell Freunde und Rückhalt in seiner Armee gefunden. Auch wenn sein bester Freund, aus Überzeugung die Seiten gewechselt und nun als Offizier den Blauen (Norden) angehört, einen Wechsel sieht er für sich persönlich noch nicht.

Bernard Cornwell erzählt seine Geschichte brillant – und das ohne wirkliche Wertung. Geschickt und sehr neutral erzählt er das Kriegsgeschehen und den Verlauf zumeist aus der Perspektive des Südens. Er verklärt und verfängt sich nicht  in Aussagen des von Ehre und Kultur geprägten Argumenten und Wertvorstellungen der Südstaaten. Sein Stil ist es, den Kriegsverlauf und Erlebnisse aus der Sicht des einfachen Soldaten oder Offiziers zu schildern, der an vorderster Front kämpft, lebt und stirbt. Hier allerdings glorifiziert er den Krieg mit seinem Grauen und Schrecken, seiner brutalen Gewalt nicht. Im Gegenteil: Als Leser sitzt man hier quasi in der ersten Reihe und erlebt die blutigen Gefechte sehr detailreich und fast schon minutiös mit.

Doch der Autor katapultiert den Leser nicht nur in die einzelnen Gefechte, sondern thematisiert auch Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung, Propaganda und die Überheblichkeit von politisch motivierten Generälen, die sehr deutlich den Krieg als Instrument für ihre persönliche Profilierung wählen. Es gibt hier einige Beispiele, zum einen kommt Stabucks Vater einen relativ großen Auftritt in der Handlung. Als Mann Gottes – Reverend (Pastor) kennt er nur schwarz oder weiß – Himmel oder Hölle – Gut oder Böse. Seinen Sohn hat er inzwischen verbannt, enterbt, verstoßen. Zugleich sammelt er Geld für die Sache des Nordens und wie gesagt: Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Als er die Front besucht, feuert er die Soldaten an, die Gottlosen zu töten, zu vernichten und keine Gnade walten zu lassen. Das sind auch Momente, die der Autor sehr stark erzählt und die lange nachklingen.

Sehr verstörend auch die Kriegsverbrechen des Nordens und die Verweigerung hochgestellter Offiziere diese zu bestrafen. Auch hier wird der Grundstein für weitere Handlungsstränge gelegt und diese Konfrontationen werden sicherlich noch in späteren Romanen ihren Platz finden.

Auch wenn der Leser natürlich schon weiß, wie der Krieg zwischen den Blauen und den Grauen enden wird, so bleibt das Schicksal und die Entwicklung von Nathaniel Starbuck noch lange offen. Es ist noch kein Trend abzusehen wohin es mit Starbuck und seinen Freunden geht. Fakt ist, dass es mehr und mehr persönlicher wird. Starbuck erklimmt nach und nach die höheren Offiziersränge, doch unmittelbar erhöht sich auch die Anzahl der Feinde im Verhältnis, die Starbuck Tod sehen wollen.

Die Reihe wird von Roman zu Roman besser. Die Konzipierung der Charaktere vertieft sich und macht damit die Personen viel greifbarer. Logischerweise wird parallel dazu die Handlung auch komplexer und spannender.

Es gibt wenig Schwächen, die sich hier zeigen. Die historischen Personen kommen wenig zu Wort, damit wird der Kriegsverlauf und die Politik sehr, sehr wenig erklärt und dem Leser vermittelt. Vielleicht wird sich das aber in den nächsten Romanen stärker ausgeprägt sein. Im Nachwort allerdings erklärt sich der Autor zu den von ihm verwendeten Szenen.

Fazit

„Starbuck – Der Gegner“ ist kugelschnell und garantiert perfekte Unterhaltung. Bernard Cornwell ist ein historischer Kriegsberichterstatter, vielleicht mit einer, der besten Autoren für Geschichte.


Michael Sterzik


Donnerstag, 12. Juni 2014

Der Heidenfürst - Bernard Cornwell

Ein fauler Frieden. Ein böser Krieg. Nur ein Verstoßener kann England retten. König Alfred ist tot und sein Sohn Edward hat den Thron bestiegen. Das Reich scheint gerettet, doch der Frieden ist brüchig: Der Däne Cnut Langschwert begehrt nichts mehr als die Smaragdkrone von Wessex. Und im Land schwärt der Verrat. Uhtred kann nicht helfen: Unerwünscht am Hofe Edwards, beschließt er, mit einer Schar furchtloser Krieger seinen Familiensitz Bebbanburg zurückzuerobern.
Bündnisse und Schwüre brechen und viele Männer müssen sterben, als alle sächsischen Reiche in das bis dahin blutigste Ringen mit den Dänen geraten: in einen Krieg, der über mehr als einen Thron entscheiden wird und über das Schicksal Englands. (Verlagsinfo)
Kritik
Im siebten Band der „Wikinger-Reihe“ von Bernard Cornwell ist zwar noch lange kein Frieden auf der britischen Insel, doch das Ende der Reihe ist nahe. Die Hauptfigur Uhtred ist immer noch ein Mann zwischen den Welten, innerlich zerrissen und immer versucht für jeden loyal und ehrenhaft einzutreten. Diese noble Charaktereigenschaft hat seinen Preis, denn Uhtred kommt nicht zur lang ersehnten Ruhe. Noch immer ist die Burg seiner Eltern – die Bebbanburg fest in der Hand seines Onkels und noch immer gibt es Kriegsfürsten unter den dänischen Wikingern, die gegen alles stehen, wofür er bisher gekämpft und eingestanden ist.
Auch die politischen Fronten sind nicht klar strukturiert. Intrigen, Machtwechsel, Erpressungen und Verrat sind die Spielbälle in diesen Kampf um den Thron.
Bernard Cornwell verarbeitete viele seine theoretischen Ideen in diesem Teil der Uhtred-Saga und verbindet diese sehr plausibel mit historischen Tatsachen.
Fazit
„Der Heidenfürst“ von Bernard Cornwell ist ein überzeugender, historischer Roman, der es versteht zu unterhalten. Trotzdem sollte die Uthred-Saga bald ihr Ende finden. Es wird Zeit, dass Uthred seine wohlverdiente Ruhe findet.

Michael Sterzik

Mittwoch, 1. Mai 2013

Starbuck - Der Rebell - Bernard Cornwell


Starbuck – Der Rebell (Bernard Cornwell)

Es war wohl einer der dunkelsten, aber auch einer der schicksalsträchtigen Ereignisse: Der amerikanische Bürgerkrieg – ein Bruderkrieg, ein Krieg in dem Freunde zu Feinden wurden und Männer aus Nord und Süd den Ideologien Präsidenten folgten.

Die Bundesstaaten des Nordens in den ersten Schritten zur Industrialisierung, der Weg in die Zukunft ebnen wird. Ihre Politik war immer ausgerichtet, die moralische und unethische Sklavenhaltung der Südstaaten zu bekämpfen. Der Süden hingegen wollte sich der Politik des Nordens nicht anschließen. Deren Führung bestand zumeist aus aristokratischen Großgrundbesitzern, auf deren Plantagen Baumwolle und Tabak geerntet und verkauft wurden. Ihre Arbeitskräfte bestanden überwiegend aus afrikanischen Sklaven. Billige Arbeitskräfte, die keinen Lohn erhielten, nur Unterkunft und Verpflegung und die rechtlich vor dem Gesetz kaum mehr den Status „Mensch“ erhielten.

Die politischen, sozialen und gesellschaftlichen Meinungen in Nord und Süd eskalierten. Die Südstaaten strebten nach Unabhängigkeit und verließen die Union. Ihre Ideologien und Traditionen ließen sie blind, stumm und taub werden – die Diplomatie der Politik versagte. Der Süden rief zu den Waffen und organisierte sich vorerst in kleinere Milizen, die sich später unter der Führung des hoch talentierten Generals Robert E. Lee als große Bedrohung für den Norden herausstellte.

Nach dem Beschuss der Südstaaten auf Ford Sumter reagierte der Norden unter der eisernen Führung Abraham Lincolns – Krieg – das Ziel – die Abschaffung der Sklaverei und die Wiedereingliederung der abtrünnigen Südstaaten.

Bernard Cornwell erzählt in seinem neuesten Roman „Starbuck – Der Rebell“ von den Anfängen des Bürgerkrieges und der ersten, großen Schlacht bei Manasses – die auch als Schlacht bei Bull Run in die Geschichte einging.

Inhalt (Verlagsinfo)

Nathaniel Starbuck ist Sohn eines überaus frommen Pastors aus Boston. Der Vater hasst die Südstaaten und er hasst die Sünde. Aber Nate liebt die Frauen, und nach einem Skandal weiß er keinen Ausweg, als zu seinem Studienfreund Adam nach Virginia zu fliehen.

Krieg liegt in der Luft, und beinahe lynchen die braven Bürger von Richmond den jungen Mann aus dem Norden als Spion. Gerettet wird Nate von Adams Vater: Washington Faulconer ist ein reicher Mann: Er hat Land und Geld genug, um ein eigenes Regiment aufzustellen. Und Nate wird aus Bewunderung erst Offizier, dann Kriegsheld, am Ende aber zum erbitterten Feind seines Gönners …


Kritik

Bernard Cornwells historische Romane sind meistens immer ein Garant für spannende und auch lehrreiche Unterhaltung. Er versteht es zumeist vortrefflich, die historischen Fakten mit seinen erdachten Figuren zu kombinieren.  In dem vorliegenden ersten Band – Starbuck der Rebell – schildert er die Anfänge des amerikanischen Bürgerkrieges aus der Perspektive eines jungen Mannes, der sich zwischen Nord und Süd – zwischen den Blauen und den Grauen entscheiden muss.

Damit kommen wir auch schon zur eigentlichen Herausforderung, die sich der Autor selbst gestellt hat! Ein junger Mann, der Sohn eines Priesters der die Sklavenhaltung und die Politik des Südens offen von seiner Kanzel aus kritisiert, kommt oder flieht vielmehr in den Süden zu einem seiner Studienfreunde. Klingt nicht unglaubwürdig und könnte sicherlich auch so passiert sein, doch hin und wieder liest man doch kritisch und fragt sich wohl für welche Seite sich Nathaniel Starbuck nun letztlich entscheiden wird!? Für mich machte es den Eindruck, als hätte der Autor sich einen ursprünglich anderen Weg ausgedacht.

Bernard Cornwell erzählt seinen Roman fast ausschließlich aus der Perspektive Starbucks und die ist manchmal auf für den jungen Mann selbst äußerst sprunghaft. Das ist zwar für die Story unentbehrlich, zugleich aber manchmal auch überzogen dargestellt. Dass dabei die Sympathie für die Hauptfigur auf der Strecke bleibt, war vom Autor evtl. nicht vorgesehen. Starbucks Motivation den Armen und Einfluss seines Vaters zu entfliehen, kann man nachvollziehen, allerdings das dieser dann der Moral und der Ethik und der vernünftigeren Ideologie des Nordens den Rücken zukehrt ist überhaupt nicht zu begreifen. Spätestens hier wird der Leser den Roman als positiv oder negativ bewerten, und das erfolgt schon recht früh.

Sehr gut dagegen schildert Bernard Cornwell die Vorstellungen der oftmals überheblichen und arroganten Männer des Südens. Hier werden jahrelange Traditionen einfach entgegen der Vernunft und der Zukunft des Süden argumentiert – gemäß dem Motto – Augen zu und durch. Jede Seite dachte ja auch damals – eine Schlacht und der Krieg ist beendet – eine tödliche Fehleinschätzung.
Die Macht einzelner Männer und deren Einfluss auf die Politik und die Kultur im Süden war immens, in der heutigen Zeit würde man sie als „Warlords“ bezeichnen. Sie alle strebten nicht nur nach Unabhängigkeit, sondern auch nach Ehre, Ansehen und Einfluss.

Bernard Cornwell erzählt die Anfänge des amerikanischen Bürgerkrieges leider nur aus der Sichtweise des Südens. Hier wäre es für die Geschichte eindrucksvoller und empfehlenswerter zwei Protagonisten zu installieren – eine aus dem Norden und eine aus dem Süden. Das hätte der Geschichte vielmehr Tiefe und Spannung und auch Dramatik gegeben.

Bernard Cornwells Talent als „Kriegsberichterstatter“ spielt er auch in „Starbuck – Der Rebell“ vollkommen aus. Die erste Schlacht bei Manasses (Bull Run) schildert er so, wie wirklich stattgefunden hat. Es war ein Desaster für den Norden. Als Autor hatte es Cornwell nun leichter, als bei anderen seiner historischen Romane. Die Quellen, Fotos und Dokumente sind zahlreicher, authentischer und machen es in der Recherche viel leichter.

Den Verlauf der Schlacht und andere Details  z.B,. dass es wirklich ganze Familien gab, die als Zuschauer dort waren und in Panik verfielen, wird hier ebenso authentisch geschildert, wie die einzelnen Aktionen und das wie man es vom Autor gewohnt ist, auch blutig und spannend. Das passierte allerdings auch erst im letzten Drittel des Romans. Bernard Cornwell lässt sich viel Zeit und positioniert seine Figuren geschickt und implementiert diese rund um Starbuck selbst.

Fazit

„Starbuck – Der Rebell“ von Bernard Cornwell ist der erste Band einer Reihe und damit bleibt noch viel Potenzial und viel Entwicklungsmöglichkeiten übrig für Nathaniel Starbuck. Als Auftaktroman empfand ich ihn recht schwach, maßgeblich dafür verantwortlich war und ist die Charakterzeichnung der Hauptfigur.

Letztlich konnte mir auch die eindimensionale Schilderung aus der Perspektive des Südens nicht klar überzeugen. Die Thematik des amerikanischen Bürgerkrieges ist derartig komplex, dass man deren Verlauf und Auswirkungen schwerlich nur aus einer Perspektive erzählen kann.

Der zweite Band wird entscheiden, ob ich die Geschichte und das Schicksal Starbucks weiter verfolgen möchte. Sollten die Schwächen weitgehendstes nicht ausgeräumt sein, so wird es für mich keinen dritten Band geben.

„Starbuck – Der Rebell“ ist bedingt zu empfehlen und gehört nicht zu den stärksten des Autors. Teils zu unstrukturiert und eindimensional überzeugt er mich nur zum Teil.

Michael Sterzik