Samstag, 19. Dezember 2015

Starbuck - Der Kämpfer (Bernard Cornwell)

Im vierten Band des Epos über den amerikanischen Bürgerkrieg von Bernard Cornwell, lässt der Autor den Südstaatenoffizier Nathaniel Starbuck wieder an den historischen, blutigen Schlachten teilnehmen.

Inzwischen ist die Handlung der Romanreihe im Jahre 1862 angelangt. Die verfeindeten Nord- und Südstaaten kämpfen verbissener denn je, um den Krieg siegreich zu beenden. Das Kriegsglück scheint sich dem Süden zuzuwenden, deren Truppen marschieren in die nördlichen Territorien. Es ist auch die Zeit der strategischen und taktischen Ideen großer Generäle auf beiden Seiten, die konsequent Fehlentscheidungen treffen und das Grauen des Krieges damit verlängern.

Nathaniel Starbuck, eigentlich ein Nordamerikaner, kämpft als Offizier für den Süden. Ideologisch gesehen kämpft er nicht für die traditionellen Werte der Konföderierten Staaten. Er weiß sehr wohl, dass die industrielle Kriegsmaschinerie und die Versorgungsmöglichkeiten, die der Norden besitzt – Kriegsentscheidend sein werden. Als Veteran einiger Schlachten hat sich der junge Mann in den eigenen Reihen viele Freunde gemacht. Aber viel Feind – viel Ehr – auch Neider in den eigenen Reihen bedrohen das Leben des jungen Offiziers.

Ihm überträgt man, dass Kommando über ein Strafbataillon – eine bunte Gruppe von Feiglingen und straffälligen Soldaten und Offizieren, die Starbuck offen und feindselig ablehnen. Starbucks erstes Ziel – sich Vertrauen und Respekt zu verdienen – ist schwer genug. Die nächste Schlacht soll auf den Boden des Nordens ausgetragen werden und in Sharpsburg, bei dem Fluss Antietam kommt es zu einer blutigen Auseinandersetzung.

Der vorliegende Band „Der Kämpfer“ macht den Titel zur eigentlichen Handlung. Starbuck kämpft immer verbissener und seine Feinde, sind nicht immer die nördlichen, feindlichen Soldaten. Alleine dieser Part nimmt immer mehr Raum rein, wirkt dann allerdings auch nicht deplatziert, sondern offenbart eine tiefe Charakterisierung.

Bernard Cornwell, ist ein historischer Kriegsberichterstatter. Er erzählt nicht von glorifizierten, heldenhaften Handlungen auf den Schlachtfeldern, sondern er beschreibt das Grauen auf den Schlachtfeldern sehr reell. Die Tode sind detailreich brutal geschildert und als Leser findet man sich direkt und unmittelbar am Geschehen wieder. Das Töten und Sterben ist dreckig und es geht nicht darum, dieses nur symbolisch anzudeuten. Es gibt wenige Autoren, die diese Szenen so eindringlich und drastisch beschreiben können, wie Bernard Cornwell.

Sehr lobenswert ist, dass Cornwell gemessen an dem Verlauf des amerikanischen Bürgerkrieges, dass Schicksal, dass die Protagonisten erreicht – nun manches Mal endgültig ist. Verluste, die die Handlung mehr Tiefe geben und natürlich die Dramatik auf ein gutes Niveau hochschrauben.

Diese Reihe um Starbuck, entwickelt sich fantastisch. Die Spannung erreicht mit jedem Band einen höheren Level und der Autor lässt noch lange nicht durchblicken, welches Schicksal und Ende ggf. Starbuck blüht. Der Ausgang des Krieges sollte dem geschichtsinteressierten Leser allerdings bekannt sein.

Fazit

„Starbuck – Der Kämpfer“ ist ein Spannungsgeladener historischer Roman der begeistert. Eine lehrreiche Geschichtsstunde für Leser, die mehr über diese traumatische Auseinandersetzung erfahren wollen. Ein Unterhaltungsroman. der die Erwartungshaltung vollsten zu erfüllen weiß.

Bernard Cornwell trägt den Kanonendonner und das knallen der Gewehre über die Schlachtfelder – direkt in den Verstand des Lesers.

Brillante Unterhaltung.

Michael Sterzik


Dezember 2015-12-19



Freitag, 11. Dezember 2015

Der Palast der Meere (Rebecca Gable)


Seit dem historischen Titel: „Das Lächeln der Fortuna“ ist der Name „Waringham“ fast schon so bekannt, wie die Schöpferin dieser Roman Reihe – Lady Rebecca Gable. Der fünfte und wahrscheinlich abschließende Band dieser Saga um die adeligen Ritter, die den Königen Englands für Rat und Tat zur Seite stehen, bildet einen souveränen Abschluss. Obgleich sich die Autorin hier auch die Freiheit nimmt, evtl. noch einen Band folgen zu lassen.

Nach dem Königreich Henry Tudor, regiert nun Elisabeth I., die jungfräuliche Königin. Und diese hat neben der Problematik der eigenen Thronfolge, viele Themen und Konflikte innerpolitischer und außerpolitischer Art zu lösen. Zum einen die Bedrohung und die eskalierenden Konflikte mit dem spanischen Königreich, zum anderen gibt es viel Ärger mit und durch die abgesetzte Königin schon Schottland Mary Stuart. Für die Autorin ist es nun nicht schwer, eine spannende Geschichte rund um die historischen Akteure zu schmieden.

 Die Familienmitglieder der Waringhams finden sich natürlich in unmittelbare Nähe der selbstbewussten Regentin wieder.  Isaac of Waringham, gerade erst 14 Jahre alt, viele jugendliche Flausen im Kopf und nicht bereit sich Familientraditionen anzuschließen und sucht untypischerweise sein Glück nicht auf den Rücken eines Pferdes, sondern als blinder Passagier auf einem Freibeuterschiff. Der Beginn eines unruhigen Abenteuers zur See und auf seinen Fahrten in die Karibik lernt er u.a. den späteren Pirat seiner Königin, Sir Francis Drake kennen.

Seine Schwester Eleanore, ist das „Auge“ der Königin. Engste Vertraute, loyale Freundin, aber auch professionelle Spionin. In „Der Palast der Meere“ nimmt diese den tragenden Teil der Handlung teil – der Grund ist die unmittelbare Nähe zu den historischen Ereignissen, die besten recherchiert, unterhaltsam und spannend erzählt werden.

Und es gibt viele abwechslungsreiche Spannungen, der Königin Liebeleien, die mehrfachen Umsturzversuche von Mary Stuart und die bedrohlichen Konflikte mit Philip von Spanien, der eine Invasion Englands anstrebt.

Es kommt also keine Langeweile und Eintönigkeit auf, auch wenn der Leser manchmal eine stille Lethargie spüren mag, da die Ereignisse in der Regentschaft von Elisabeth I. natürlich bekannt sein dürften. Die Charakterisierung der eigenwilligen Königin hat Rebecca Gable treffend beschrieben und darin besteht ein wesentlicher Schwachpunkt dieses Handlungsstrangs. Aufmerksamer und fast schon interessanter sind die Nebengeschichten, bei der, der König der Diebe zusammen mit dem Auge der Königin eine gute Figur abgeben.

Viel freier wurde hingegen die Handlung um den Seefahrer Isaac aufgebaut. Seine Entwicklung ist oberflächlich und vorhersehbar – eher eine klassische Piratengeschichte, Pardon Freibeuter wie sich nannten. Die unberechenbare raue See, Sklaven und Piraten in der Karibik, Seegefechte und natürlich diese Mantel- und-Degen Atmosphäre lassen den Roman wirklich leben.

Rebecca Gable ist bekannt dafür, dass sie die Vergangenheit weder mit romantischen Klischees ausschmückt, noch einseitig eine schwarz-weiß Welt schildert. Schlichtweg ist sie grundehrlich und entzaubert dabei manchmal auch die eine oder andere historische Persönlichkeit oder historische Szene. In „Der Palast der Meere“ kann man sich von der ehrenhaften Persönlichkeit des bekannten Freibeuters Sir Francis Drake verabschieden. In Nachwort kommt die Autorin darauf zu sprechen.

Alles in allem ist „Der Palast der Meere“ ein Großartiger und vielseitiger Roman. Nicht nur spannend, sondern auch mit viel augenzwinkernden Humor und klug erzählten Dialogen, gehört dieser Roman zu den wirklichen wichtigen im Genre des historischen Romans.

Auch wenn es heißt, dass „Der Palast der Meere“ der Abschluss der Waringham-Saga sein soll, würde es mich diebisch freuen, wenn sich die Autorin, vielleicht einmal mit der kriminellen Seite Londons auseinandersetzen würde. Die Diebesgilde eignet sich vortrefflich.

Michael Sterzik


Dezember 2015-12-11



Sonntag, 6. Dezember 2015

Die Top 10 - Belletristik des Jahres 2015

Weihnachten steht vor der Tür und damit wie jedes Jahr, stellt sich uns die Frage - Was können wir verschenken, oder welche Bücher sind schenken- und lesenswert. 

Diese 10 Titel sind die besten, die ich dieses Jahr gelesen habe. Ich habe hier keine Wertungen im einzelnen gegeben. Allerdings werdet Ihr auf meinem Blog, die eine oder Rezension zu den Titeln wiederfinden.

Vielleicht ist ja hier ein Buch dabei, dass man verschenken oder gar geschenkt haben möchte!? 

Vielen Dank. Bei Fragen bin ich jederzeit gerne bereit diese zu beantworten.

Ich wünsche Euch eine schöne Weihnachtszeit

Michael Sterzik


  1. Verschwörung - Millennium Reihe 4 (David Lagercrantz)
  2. Der Palast der Meere (Rebecca Gable)
  3. Die Rosenkriege - Das Bündnis (Bonn Iggulden)
  4. Der Jungfrauenmacher (Derek Meister)
  5. Henkersmarie (Astrid Fritz)
  6. 1815 Blutfrieden (Sabine Ebert)
  7. Engelszorn - Alex Thomas
  8. Das Kartell (Don Winslow)
  9. Starbuck - Der Kämpfer (Bernard Cornwell)
  10. Die Menschen, die es nicht verdienen (Hjorth & Rosenfeld)















Das Erwachen - Simon Kernick

Bin ich ein Cop - oder ein Killer?
Nach einem Autounfall hat Nick Barron das Gedächtnis verloren. Er weiß nur, dass er in seinem vorigen Leben ein Cop war. Jetzt wohnt Barron bei seiner Schwester in einem einsamen Landhaus. Doch schnell kommt ihm der Verdacht, dass die Menschen um ihn herum ihn belügen. Als eine Bande maskierter Killer das Haus überfällt, bricht für Barron die Hölle los. Offensichtlich verfügt er über ein gefährliches Wissen – doch er kann sich an nichts erinnern. Es beginnt eine furiose Hetzjagd …(Verlagsinfo)

Michael Sterzik









Das Erwachen

Thriller

Originaltitel: The Final Minute
Originalverlag: Century
DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Taschenbuch, Broschur, 496 Seiten11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-453-43840-8
€ 9,99 [D] € 10,30 [A] CHF 13,90 * (* empf. VK-Preis) 

Verlag: Heyne
 Dieser Titel erscheint am: 14. Dezember 2015 
Autom. Benachrichtigung per E-Mail

Freitag, 4. Dezember 2015

Verschwörung - Millennium Reihe 4 - David Lagercrantz

Zehn Jahre nach Veröffentlichung des ersten Bandes der „Millenium“ Reihe um den Journalisten Mikael Blomkvist  und der geheimnisvollen Hackerin Lisbeth Salander, geht nun die welterfolgreiche Reihe, mit dem aktuellen Titel „Verschwörung“ weiter. Allerdings ist der Autor nicht Stieg Larsson, der 2004 plötzlich an den Folgen eines Herzinfarktes starb, sondern der Journalist David Lagercrantz.

2013 wurde bekannt, dass Stieg Larssons schwedischer Verlag den Schriftsteller David Lagercrantz beauftragt hat, die Reihe fortzuführen. Larsson Vater und Bruder setzten sich für eine Fortsetzung ein. Viele Kritiker und Leser sprechen von einer „Grabschändung“, einem Sakrileg und es wäre nicht im Sinne des verstorbenen Autors. Man kann und darf debattieren, aber es ändert nun mal nichts an der Veröffentlichung.  Und wenn wir ehrlich sind: Es werden inzwischen einige Roman- Reihen bekannter und verstorbener Autoren fortgesetzt. Sicherlich spielt der Umsatz ebenfalls eine nicht unerhebliche Rolle und wirkt motivierend.

David Lagercrantz befasst sich in „Verschwörung“ mit sehr aktuellen Themen unserer Zeit. Wie wirkt sich der Journalismus aus, wenn der Staat Kontroll- und Überwachungsmechanismen installiert? Sind Journalisten noch als die letzten, idealistischen Kreuzritter anzusehen? Welche Macht und Einfluss haben die Geheimdienste derzeit?

Aller Anfang eines Romans ist schwer und Mikael Blomkvist  „Stern“ ist am verblassen. Der ehemals erfolgreiche und unabhängige Journalist befindet sich in einer Sinn- und Schaffenskrise. Der Erfolg der letzten Jahre, lässt sich nicht fortführen. Seine Zeitschrift „Millennium“ kann nicht an die Erfolgszahlen anknüpfen und somit setzt der wirtschaftliche Druck zunehmend ein. Das bleibt Konkurrenten nicht verborgen und konsequenter Weise übt ein großer Medienverlag großen Druck auf den „kleineren“ aus. „Millennium“ steht damit an einem Scheideweg.

Als Blomkvist von einem Wissenschaftler – Frans Balder -  erfährt, der sich in Gefahr befindet, wird er aufmerksam und erwacht aus seiner Lethargie. Als sich herausstellt, dass der schwedischer Wissenschaftler der renommierteste und berühmteste seines Berufszweiges ist und sich mit dem Thema „KI – Künstliche Intelligenz beschäftigt, ist sein Interesse geweckt. Doch ehe er persönlich den Wissenschaftler treffen kann, gerät der Journalist zwischen die Fronten und wird Zeuge eines gewaltsamen, professionellen Mordes. Balders Sohn überlebt das Attentat muss aber in Sicherheit gebracht werden. Schwer autistisch ist dieser auf unmittelbare Betreuung angewiesen und nicht zuletzt als „Einziger Zeuge“ enorm von Bedeutung.

Auch Lisbeth Salander, schwerreich und fürchterlich gelangweilt befindet sich auf ihrem idealistischen Kreuzzug. Ihr Ziel – den Geheimdienst NSA zu infiltrieren und deren Schwachstellen zu finden. Ein überaus gefährliches Spiel, aber für die exzentrische, junge Hackerin als Ziel faszinierend. Als Blomkvist Kontakt zu ihr sucht, wird sie neugierig und nach wenigen, typischen lisbethischen Recherchen befindet sie sich schnell in höchster Gefahr.

„Verschwörung“ als Titel und Pseudonym der Handlung ist klug gewählt.  Von den aktuellen Themen einmal abgesehen, werden gute alte Elemente aus bekannten Thrillern einfach aber prägnant eingebaut. „Der einzige Zeuge“ ist ein Rain Man – und verfügt über eine besondere „Gabe“. Dieser Plot ist im Grunde nichts Neues, doch ermöglicht der Autor es, die Story mitsamt seinen Nebengeschichten den Leser zu überzeugen.  

Die Spannung so durchschnittlich sie auch sein mag, ist absolut präsent. Die handelnden Personen kommen dem Leser vor, wie die bekannten Nachbarn von nebenan. Man steigt somit schnell in die Geschichte ein und selbst die Charakterisierung der Figuren wirkt wie ein alter aber guter Anzug, den man aus dem Schrank nimmt.

David Lagercrantz hat sich wirkliche Mühe gegeben, den erzählerischen Stil Stieg Larssons fortzusetzen. Das ist ihm mit „Verschwörung“ fürs erste gute gelungen. Die nächsten Teile werden darüber entscheiden, ob er nun als erfolgreich oder gescheitert zu kategorisieren ist.

Als einen großen Kritikpunkt empfinde ich, dass die tragische Familiengeschichte von Lisbeth Salander immer noch nicht zu Ende erzählt ist. Es geht weiter –  Wie? Lesen Sie selbst.

„Verschwörung“ ist ein starker und würdevoller Thriller der die hohe Erwartungshaltung bedingt erfüllt. Spannend, realistisch, unterhaltsam allemal –und perfekt dafür geeignet unter dem einen oder anderen Weihnachtsbaum verpackt als Geschenk zu dienen. Ich freue mich auf ein weiteres Abenteuer mit Fucking Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander.

Michael Sterzik


Dezember 2015

Freitag, 16. Oktober 2015

Der Campus - Tom Clancy

Whistleblower im Spiel der Macht – der neue große Tom Clancy
Dominic Caruso, Neffe von Präsident Jack Ryan, ist Agent bei der Geheimorganisation Campus, die gänzlich inoffiziell operiert, vorbei selbst an CIA und NSA. Der plötzliche Mordanschlag auf seinen israelischen Freund und dessen Familie deutet auf eine undichte Stelle bei den Geheimdiensten hin. Die Suche nach Hintermännern führt ihn zu Ethan Ross, einem Mitarbeiter im Weißen Haus mit Zugang zu hochsensiblen Daten. Ross wähnt sich zwar einen Whistleblower mit hehren Absichten, aber die von ihm weitergegebene Festplatte enthält genügend Sprengstoff, um sämtliche amerikanischen Geheimdienstoperationen zunichtezumachen und die westliche Welt ins Chaos zu stürzen. Wer hat die Daten schon in Händen? Weltverbesserer? Terroristen? Die Russen? Die Iraner? Nicht selten wurden Tom Clancys gedankliche Planspiele zu Prophezeiungen, die zeitnah von der Realität eingeholt wurden. (Verlagsinfo)

Michael Sterzik


Sonntag, 20. September 2015

Engelszorn - Alex Thomas

Engelzorn – Alex Thomas

In Rom laufen die Vorbereitungen für das Dritte Vatikanische Konzil auf Hochtouren, als eine abgelegene Abtei Opfer eines Gewaltanschlags wird. Bis auf einen Mönch verbrennen alle Ordensleute bei lebendigem Leib. Die rebellische Nonne Catherine Bell und Kardinal Ciban reisen nach L’Aquila, um zu ermitteln. Schon bald entpuppt sich das Kloster als eine Bastion des Geheimordens Lux Domini, der gegen eine alte, skrupellose Macht kämpft. Als Catherine und Ciban das Protokollbuch der Abtei finden, wird das gesamte Ausmaß des Schreckens klar: Der bestialische Anschlag war erst der Auftakt. Der Feind ist längst auf dem Weg nach Rom ...(Verlagsinfo)

Kritik

Der dritte Band des in London lebenden Autorenehepaars um die aufrührerische Nonne Catherine Bell und den von Geheimissen umgebenen Kardinal Ciba, setzt die Handlung der ersten beiden Bände souverän fort.

„Engelszorn“ baut auf viele Mysterien, Legenden und ebenso vielen wissenschaftlichen Themen. Als Vatikan- und Mysterien Thriller eingestuft verbindet die Handlung viel Fiktion und Fakten miteinander. Diese Elemente bilden die Stärken und die Schwächen des vorliegenden Romans. Für Laien, die sich mit diesen „Wissenschaften“ nicht beschäftigen und wenig Gedanken und Motivation einsetzen, ist dieser Roman zu eindimensional. Die übersinnlichen Theorien, wie z.B. die Jenseitsforschung, der Glauben an Dämonen und Engeln – konkurrieren evtl. mit dem bodenständigen Weltbild der Leser.

Für die Leser die sich mit diesen genannten Mysterien schon im Vorfeld auseinandergesetzt haben und vielleicht auch die Bücher von Dr. Raymond A. Moody gelesen haben, werden sich bestens zurechtfinden. Das eintauchen in einer Welt die Religion und Wissenschaft trefflich miteinander kombinieren, ist „Engelszorn“ ein besonderer Roman. Persönlich empfand ich den dritten Band „Engelszorn“ als den schwächsten und zugleich intensivsten Roman aus der Reihe.  Schwach allerdings, nur aus dem Grund, dass hier offensichtliche Chancen „noch“ nicht wahrgenommen wurden. Verwirrend und manchmal etwas langatmiger waren die einzelnen Theorien der Grenzwissenschaften, diese miteinander zu verweben, wirkte oftmals der Handlung angemessen, als zu überlagert.

Die Charaktere – Bell und Ciban – gehen manchmal in einen Strudel von Ereignissen unter und verlieren, damit an Entwicklung. Es gab einen Charakter der den beiden Hauptprotagonisten die Show gestohlen hat – Larzarus/Martini/Gaius Cassius. Alleine diese Person mit seiner historischen Vergangenheit, ist ein Quell des Wissens. Diesen Charakter würde ich liebend gerne im nächsten Band mehr Raum in der Handlung einnehmen sehen.

Die Autoren Alex Thomas interpretieren die Kirche als weltliche Machtform, mit einzelnen konkurrierenden, politischen Gruppierungen. Doch die Kirche und deren Führungskräfte sind Menschen mit ganz verschiedenen antreibenden Motivationen, auch das ist offensichtlich und absolut realistisch beschrieben.

Die Handlung von „Engelszorn“ ist hochspannend und motivierte mich dazu, wieder einmal mehr über einzelne Theorien zu recherchieren.
Fazit

„Engelszorn“ ist ein wissenschaftlich, klerikaler Thriller der auf brillanter weise Wissenschaft und Religion mit einander kombiniert. Spannende Theorien umwoben von Mysterien, Legenden und interessanten Charakteren.

Auch wenn sich hier die Kritiken und Meinungen scheiden, bleibt übrig zu sagen, dass es weitergehen muss. Es gibt noch vieles zu erzählen aus diesem unendlichen Meer von Theorien der Wissenschaft und Religion. Und vielleicht, eines Tages – in späteren Generationen, werden wir feststellen – das es eine Einheit bilden kann. Es kommt nur auf die Perspektive des „sehenden“ und „verstehenden“ an.

„Engelszorn“ ist ein starker Thriller – für Insider und weltoffene Leser zwischen Himmel und Hölle.


Michael Sterzik

September 2015