Samstag, 20. April 2019

Die Spur des Geldes - Peter Beck


Krieg – Terrorismus – und das liebe Geld für die Finanzierung. Tja, ohne finanzielle Mittel wird es schwer werden einen Krieg, oder einen Terrorangriff zu konzipieren und durchzuführen. Schließlich bleibt es doch immer am lieben Geld hängen, dass letztlich Entscheidungen lenkt und Maßnahme gesteuert werden können. Terrorangriffe kosten immer verdammt viel Geld: Mittelsmänner, Waren, Waffen, Logistik, Korruption, usw. die Liste ist lang.

Seit 9/11 gibt es im Genre Thriller einen Umbruch. Der Ereignisfaktor „Terroristischer“ Angriff ist inzwischen ein gerne und gut platzierter Plot, den Autoren gerne für ihre spannenden Storys verwenden. Früher war es der Kalte Krieg – nun werden Auseinandersetzungen unter dem Deckmantel: „Freiheitskampf“ geführt. Auch zu finden unter dem Oberbegriff  „Terrorismus“. Die Angst vor einen Atomangriff hat sich relativiert, wir wissen alle, hier gäbe es keine wirklichen Gewinner. Wer profitiert schon von einer zerstörten Stadt, oder einen verwüsteten Kontinent!?

Viel realer, und leider auch wahrscheinlicher sind dagegen Terrorangriffe. Mit Waffengewalt, mit zweckentfremdeter Methodik via Verkehrsmitteln usw. Sehen wir mal ab von einer schmutzigen Bombe, gibt es hier noch Alternativen der biologischen, oder chemischen Angriffe.

In Film und viel mehr in der Literatur wurden schon viele schreckliche Szenarien verarbeitet. Im vorliegenden Band: „Die Spur des Geldes“ von Peter Beck – verwendet der Autor eine realistische Idee des Terrorangriffs, der die gesamte Infrastruktur eines Landes kollabieren lassen würde. Sei es nun gesellschaftlich, gesundheitlich, militärisch usw. – der Bodycount an Opfern wäre auch über Ländergrenzen hinweg dramatisch.

Peter Becks dritter Thriller mit seinem Protagonisten: Tom Winter in „Die Spur des Geldes“ vermittelt sehr authentisch, erschreckend und zum Ende hin extrem spannend, die Gefährlichkeit eines weltweiten Terrorangriffes.

In einem Schacht beim Tegeler See wird ein Mitarbeiter der Berliner Wasserwerke gefunden, grausam zu Tode gefoltert. Schnell zeigt sich: Er war in dubiose Bankgeschäfte verwickelt. Tom Winter, wortkarger Sicherheitschef einer Schweizer Privatbank, will gemeinsam mit dem LKA Licht in die Angelegenheit bringen und stößt in den Wasserwerken von London, München und Zürich auf verdächtige Machenschaften. Ist Europas Trinkwasser in Gefahr?(Verlagsinfo)

Der Autor Peter Beck ist insgemein sehr verwandt mit einem Schweizer Uhrwerk. Konzeptionell stark, verarbeitet er seine Grundideen für die Romane sehr feinfühlig. Gedanken, Ideen, Eventualitäten greifen in einander Zahnrad in Zahnrad Mikromanagement in der Literatur.

„Die Spur des Geldes“ ist spannend, und gewinnt aber auch erst ab der Mitte an Tempo. Bis dahin gibt es die eine oder andere strukturelle Langsamkeit. Etwas mehr an dramatischen Elementen – Situativ übergreifend, hätte der Spannung im Buch einen weiteren Schub gegeben.

Peter Beck verfängt sich nicht in einem Netz von logischen Fehlern, oder Übertreibungen, sondern formt seine Spannungsmatrix sehr stabil. Der Titel sagt schon aus, dass das Geld dazu dient, den Terror maßgeblich zu finanzieren. Das dabei ebenfalls politische Strömungen eine Rolle spielen, spricht er an – spielt aber leider diese Rolle nicht aus. Gibt es Terror, der von einem Staat ausgehen kann – ein gefährliches Gedankenspiel, dass er hier aufzeigt!? Auch hier hätte man etwas mehr daraus entwickeln können.

Die Protagonisten – alle voran Tom Winter sind gut aufgestellt. Als Sicherheitschef einer privaten Schweizer Bank hat man den Eindruck, dass sein tägliches Aufgabengebiet ihn nicht ganz auszufüllen vermag. Dieser Titel – „Die Spur des Geldes“ zeigt eine Seelenverwandtschaft mit dem britischen Spion und Agenten James Bond. Tom Winter könnte der kleine Bruder sein – Autos, Waffen, einen Drink am Abend, Blofelds Katze, regen die Frage einer literarischen Verwandtschaft an. Spaß beiseite – die Charakterzeichnung ähnelt der Figur von Ian Fleming nur oberflächlich. Nichtsdestotrotz ein sympathischer, ambitionierter Charakter mit dem drive zum spektakulären Aktionismus. Er hat zwar nicht die  License to kill – aber besser andere töten, als getötet werden.
Auch die Liebe kommt nicht zu kurz – als klassisches Element, natürlich gerne eingebaut, ob diese allerdings im vierten Band noch Bestand hat, bleibt im dunklen.

„Die Spur des Geldes“ ist der dritte Band von Peter Beck und hoffentlich nicht der letzte. Der Autor besitzt ein großes, schriftstellerisches Talent, dass er leider noch nicht vollumfänglich zeigt. Etwas mehr Dramatik, etwas mehr Action – könnte er sich ruhig mal trauen. Wahrscheinlich wäre er, von sich selbst überaus positiv überrascht.

Fazit

„Die Spur des Geldes“ zeigt sich von seiner Schokoladenseite. Dunkle Spannung – die Handlung greifen wie Zahnräder ineinander, für Geschmacks-Action-Explosionen ist gesorgt. Liebeleien und der Wechsel an Schauplätzen lassen ebenfalls keine Langeweile aufkommen. Brisante – aktuelle Themen gut eingebaut.

Sehr empfehlenswert – aber noch nicht den Zenit erreicht. Prädikat: Sehr starker Thriller, der mit Ängsten spielt.

Michael Sterzik

Freitag, 12. April 2019

Schlacht und Ehre - Simon Scarrow

Napoleon Bonaparte – der kleine Mann aus Korsika, der zu einem großem Feldherrn wurde, ein außerordentlicher militärischer Stratege war und später zum Kaiser der Franzosen wurde. Mit seinen Armeen hielt er ganz Europa in Schach und seine selbstauferlegte Krönung, führte zu viel Unmut und weiteren Konfrontationen mit England, Österreich und nicht zuletzt Russland. Auch innenpolitisch polarisierte seine Person sehr stark. Militärisch erfolgreich – überschätzte er sich mit seiner eigenen Wahrnehmung als Kaiser in seinem Reich. Gerade der katastrophale Feldzug in Russland riss ihm Einfluss, Begeisterung und Rückhalt unter dem Boden weg. Der Anfang vom Ende.
Doch jeder Tyrann hat seine Feinde – die ihn letztlich auch stürzen und seinen Untergang bestimmen. Die Geschichte ist voll von großen Namen, die den egozentrischen Führern, Königen und Kaisern Einhalt geboten haben – entweder politisch, militärisch, oder am besten gleich beides.
Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington und Gebhard Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt waren seine Gegner und beendeten durch die berühmte Schlacht bei Waterloo, dass Ende seiner Herrschaft.
Medial wurde der Charakter des berühmten Generals und späteren Kaisers Napoleon breitgefächert in Film und in der Literatur bereits ausgeschlachtet. Unzählige Fernsehfilme und Serien erzählten vom kometenhaften Aufstieg und tiefen Fall des „kleinen“ Franzosen (der mit seinen 1,68m – für seine Zeit gar nicht klein an Statur gewesen ist).
Simon Scarrow, der mit seinen historischen Romanen aus der römischen Epoche sehr erfolgreich und bekannt wurde, widmet sich jetzt Napoleon Bonaparte und Arthur Wellesy. Dabei verfolgt er einen interessanten Ansatz und geht dabei bis in die Kindheits- und Jugendjahre der beiden späteren Erzfeinde zurück.
Historisch gesehen fragwürdig, die Quellenlage erklärt sich allzu oberflächlich und der Autor Simon Scarrow erzählt in seinem ersten Band dieser Reihe: „Schlacht und Blut“ die charakterliche Entwicklung der beiden Strategen. Eine feine, Analyse und freie Interpretation dieser beiden Männer, die sich im Grunde gar nicht so großartig voneinander unterscheidet. Später geht jeder seinen, individuellen, selbstbestimmten Weg – erfolgreich – tragisch – dramatisch – aber immer sehr selbstbestimmend.
Beide Feldherren entstammenden den Adel. Wobei Napoleons Familie im Gegensatz zu Wellesy relativ unbedeutend war. Simons Scarrow nimmt sich im vorliegenden Roman viel Zeit um die ersten Schritte in Kindheits- und Jugendschuhen der beiden zu erzählen. Doch diese sind sehr interessant und unterhaltsam und spiegeln den Grundtenor des Charakters wieder. Um es auf den Punkt zu bringen: Einfach war die Kindheit und Jugend der beiden schwierigen Jungen nicht.
Die charakterliche Entwicklung mit all ihren persönlichen Manifestationen erzählt Simon Scarrow sehr ausführlich. Dabei konzentriert er sich nicht nur auf die Person der beiden Protagonisten, sondern beleuchtet das Familienleben und dessen Einfluss und Wirkung sehr genau.
Simon Scarrow lässt sich viel Zeit, bevor er die beiden Militärischen Strategen in die Schlacht schickt und der Titel: „Schlacht und Blut“ an Gewichtung gewinnt. Das letzte Drittel des Romans, katapultiert den Leser auf das Schlachtfeld. Dort aber entfaltet sich das ureigene Talent des Autors absolut konsequent und der Schrecken einer Schlacht mit Kanonen, Gewehren und dem Bajonett und dem Sterben auf dem Feld der Ehre wird absolut eindringlich erzählt.
Simon Scarrow ist bekannt dafür, dass er ein imposantes, erzählerisches Schlachtengemälde erzählerisch im Kopf des Lesers manifestieren kann. Doch er kann vielmehr – auch wenn die ausschweifenden Lebensläufe von Napoleon Bonaparte und Arthur Wellesley haarklein erzählt werden, sind diese im Grunde ebenfalls spannend, in jedem Fall unterhaltsam und nicht zuletzt der Grundstein.
Auch wenn „Schlacht und Blut“ ein historischer Roman ist – so erklärt sich der Autor selbst dazu, dass er sich viel schriftstellerische Freiheiten genommen hat. Die historischen Meilensteine sind verarbeitet, aber in Zielrichtungen einer spannenden Unterhaltung natürlich „frei“ interpretiert und ausgebaut. Also vorsichtig hier – wenn man erwartet, dass die historische Quelllage „fein“ eingearbeitet wurde.
Nichtsdestotrotz ist „Schlacht und Blut“ von Simon Scarrow ein sehr guter, historischer Roman der zweifelsfrei eine packende Unterhaltung bietet. Die nächsten Bände dieser Reihe, werden sich zweifelsfrei auf die berühmten Schlachten konzentrieren. Da es voraussichtlich noch drei weitere Bände geben wird, ist dafür also noch Zeit genug.
Atmosphärisch toll erzählt. Genial tiefe Charakterisierung der Figuren. Konzentrierter Einblick in die Epoche – auch der Französischen Revolution und des Adels. Militärische Strategie und die Schrecken einer Feldschlacht.
Fazit
Ein toller historischer Abenteuerroman, der spannend unterhält und wenig polarisiert. Hochklassige charakterlicher Aufbau. Ein Roman der überzeugt – und leider dazu führt, dass man möglichst schnell zu Teil 2 greifen möchte.
Michael Sterzik


Freitag, 5. April 2019

Staatsfeind - Veit Etzold


Verschwörungstheorien sind unsterblich. Sie überleben alle logischen Erklärungen, wissenschaftliche Beweise, Gegendarstellungen usw. Es wird immer Menschen geben, die die Logik beiseiteschieben, die ungeachtet aller Vernunft, die Realität ausblenden. All das kann Teil einer gefährlichen Ideologie sein. Kann – muss nicht.

Die Politik, Wirtschaft, das Militär und selbst die Religion sind durchsetzt von Geheimbünden, Logen, Vereinigungen und Systemen – die unsere Regierungen unterwandert haben und die Geschicke des Staates wie eine Schattengesellschaft steuern. Ist dem so? Können wir manipuliert werden und verschließen mit offenen Augen das offensichtliche? Es gibt keine abschließenden, befriedigenden Antworten auf alle diese konstruierten Fragen. Alles nur Mythos, alles eine fragwürdige Legendenbildung?

Der aus Bremen stammende Bestsellerautor Prof. Dr. Veit Etzold befasst sich in seinem neuesten Thriller „Staatsfeind“ mit ebendieser Thematik. Die Story spielt in Deutschland – just in Time in diesem Jahr – die Wiedervereinigung nähert sich mit großem Schritten seinen 30jährigen Jubiläum. Ein Grund zum Feiern? Nicht für jeden – es gibt offensichtliche, wirtschaftliche, militärische und soziale Interessenvertreter, die diese Party wortwörtlich sprengen möchten. Es müssen Feindbilder her um Deutschland in Europa wieder stark zu positionieren. Der Kalte Krieg war eine höchst willkommene Komfortzone für die „alten“ Krieger. Eine ganze einfache „schwarz/weiß-Feindbildaufstellung.

Der ehemalige KSK-Soldat Iwo Retzick wird von seinem alten Kameraden Philipp kontaktiert, der als Politiker Karriere macht. Philipp braucht Iwos Hilfe bei einem Vorhaben, das die Zukunft der Bundesrepublik Deutschland für alle Zeiten verändern soll. Was sich da zwischen Dubai und Berlin zusammenbraut, ist so ungeheuerlich, dass es selbst Iwos schlimmste Albträume übersteigt. Doch die Verschwörung reicht bis in die allerhöchsten Kreise von Finanzwesen, Politik und Sicherheitsdiensten, und wenn Iwo sie stoppen will, gibt es dafür nur einen Weg: von innen. (Verlagsinfo)

Veit Etzold verarbeitet in seinem Roman „Staatsfeind“ alle Verschwörungstheorien wie Autopilot. Dabei lässt er wirklich keine tragende Säule der Wirtschaft, des Militärs, der Regierung aus dem Spiel. Gelenkter Terror, oder elitärer Befreiungskampf? Man kann davon halten was man will – beim Lesen des vorliegenden Romans wird man mit Höchstgeschwindigkeit auf dieser Verschwörungswand zusteuern. Veit Etzold erzählt geschickt, und solide spannend, aber die Story verliert sich im Dickicht dieser Verschwörungen, die so zahlreich sind, dass ein wirkliches Storytelling in wilden Mutmaßungen abdriftet.

Es ist gar nicht so abwegig, dass es innerhalb unseres Staates zu solchem gefährlichen Gedankengut kommt – die gegenwärtige politische und soziale Struktur unserer Republik ist in manchen Augen fragwürdig. Nennen wir es ruhig – Jammern auf hohem Niveau. Doch diese Menschen sind vielmehr auf der Suche nach Macht, Einfluss und Selbstbestätigung – weniger interessiert an eine Revolution, und die Freiheit und der Frieden daran verschwenden sie in ihrem kleinen Kosmos wenig Gedanken.

Manchmal ist weniger mehr – die Charakterzeichnung ist gar nicht schlecht konzipiert, der Grundgedanke fabelhaft, die Erklärungen zu den Verschwörungstheorien regen zum Nachdenken an – die Handlung verliert sich in diesem Labyrinth und überschlägt sich am Ende zu einem ganz und gar unrealistischen Szenario.

Veit Ezold versteht es zu provozieren – alle Achtung – in den Augen der sogenannten Reichsbürger, die unsere Regierung nicht anerkennen, ist „Staatsfeind“ ein wirklicher Pageturner. Selbst die einen oder anderen etwas rechtsgelegenen Politiker könnten applaudieren. Jeder andere Leser, der im hier und jetzt lebt und etwas über den eigenen Tellerrand blickt, könnte meinen eine Dystopie zu lesen.

Seien wir ehrlich – Bücher sollen unterhalten, sollen es uns ermöglichen eine andere Perspektive zu (er)leben. Bücher können spannend sein – „Staatsfeind“ von Veit Etzold ist es  – aber ob dieses polarisierendes Marketing erfolgreich ist – bleibt abzuwarten.
Veit Etzold schriftstellerischer Talent ist interessant – entweder verliert er sich abstruse, bluttriefende, brutale Splatterhandlungen, oder aber wie in „Staatsfeind“ – ein toller Plot – der übereifrig ausufert und alle Chancen einer tragfähigen Handlung ignoriert.

Lieber Veit Etzold – beenden Sie ihre Clara-Vidalis-Reihe und schreiben Sie bitte weiter Politthriller – sie sind auf den richtigen Weg.

Fazit
„Staatsfeind“ ist für Verschwörungstheoretiker ein kleiner Leitfaden, eine Minibibel voller alter und neuer Gedanken. Ein Roman der unterhaltsam polarisiert.

Michael Sterzik

Sonntag, 31. März 2019

Nemesis - Jilliane Hoffman


Mit der Cupido-Reihe wurde die ehemalige Staatsanwältin und Autorin Jilliane Hoffman weltbekannt. Vor 15 Jahren – 2004 veröffentlichte sie mit „Cupido“ ihr Debütwerk. Serienmörder sind in dem Genre Thriller allgegenwärtig – sie morden sich durch Handlungen, sie verbünden sich untereinander, oder wechseln sogar die Seiten. Manche von Ihnen sind hochintelligente Persönlichkeiten, andere wurden in ihrer Kindheit und Jugend traumatisiert, andere hingegen treiben individuelle Bösartigkeiten und Triebe an…es gibt also sprichwörtlich gesehen eine ganze Bibliothek des Grauens.

Jilliane Hoffmans Hauptprotagonistin ist die Staatsanwältin C.J.Townsend – im vorliegenden vierten Band dieser großartigen Serie – Nemesis – geht es um Vergeltung, um Rache – und das hat auch schlichtweg sehr persönliche Gründe. „Cupido“ ist zwar tot – doch sein Vermächtnis beeinflusst noch immer das private und sowieso berufliche Umfeld der Staatsanwältin. Genau dieser Serienmörder – versprach der Staatsanwaltschaft Informationen zu einem mörderischen Snuff-Club, der in Florida junge Mädchen vor der Kamera, foltert, vergewaltigt und letztlich grausam tötet. C.J. Townsend besitzt einige Namen dieser elitären Vereinigung, der Richter, Prominente, Wirtschaftsgrößen und selbst Politiker angehören. Ein Club von einflussreichen, erfolgreichen Menschen, die zum Vergnügen foltern und töten lassen. Sie selbst machen sich nicht ihre gepflegten Hände schmutzig, aber sie geben in der Folterkammer über Mikrofone ihre Anweisungen, verachten und beschimpfen ihre Opfer, erniedrigen die jungen Frauen…und schlachten sie am Ende ab.

Als in Florida wieder junge Frauen verschwinden und später ihre Körperteile in Sümpfen und anderen Regionen gefunden werden, nimmt C.J. Townsend Justizia an die Hand und übt Vergeltung.

Nemesis ist in der griechischen Mythologie die Göttin des gerechten Zorns, der ausgleichenden Gerechtigkeit, wodurch sie zur Rachegottheit wird. Der Titel des Romans weist allzu offensichtlich darauf hin, in welcher Richtung die Handlung sich bewegen wird. Das Staatsanwälte ihren moralischen Kompass in die Ecke werfen und Justizia die sowieso schon blind ist, fesseln, einsperren und den Schlüssel wegwerfen. Auch C.J. Townsend wird zur Rachegöttin – und damit wird diese Reihe auch ein Ende gefunden haben. Ob nun positiv, oder negativ, dass muss jeder Leser für sich selbst entscheiden.

„Nemesis“ verfügt über eine fortwährende, angespannte und spannende Atmosphäre. Auf dem Präsentierteller liegen brutale Szenen, die allerdings nicht ins Ekelhafte abdriften, sondern die Ängste und Verzweiflung der entführten Mädchen und ihrer Angehörigen schildern. Die Story wird hauptsächlich aus der Perspektive der Staatsanwältin C.J.Townsend berichtet, doch auch die Mitglieder des „Snuff-Clubs“ erklären sich. Die Staatsanwältin als selbsterklärte Rachegöttin, wird polarisieren – so richtig nimmt man ihr diese Rolle allerdings nicht ab. Es gibt viele Möglichkeiten die Mitglieder zur Rechenschaft zu ziehen – persönlich zu diskreditieren, sie am öffentlichen, medialen Pranger zu stellen, oder Sie bibelfest Auge um Auge – Zahn für Zahn, vor die Höllenpforten zu schicken.
Es gibt kaum Nebengeschichten, in diesem Thriller. Das Privatleben von C.J. Townsend wird thematisiert und auch hier gibt es viele Herausforderungen, der sie sich stellen muss. Die Vergangenheit ist noch immer fester Bestandteil der Gegenwart.

Es gibt viele Thriller, bei denen man meint, dass die Handlung nicht realistisch sein kann, oder darf. Das Leben schreibt die besten Geschichten – und auch die grausamsten. Dass es solche Vereinigungen auch realistisch gesehen geben kann ist allzu offensichtlich und gehört nicht ins Reich der Fabeln und Mythen.

Als Staatsanwältin hat die Autorin Jilliane Hoffman einen integren, detaillierten Einblick in die dunklen Abgründe von Menschen, die ihre Menschlichkeit seit langem verloren haben. So viel also zur Realität der Handlung.

Stil, Ausdruck und Sprache sind absolut in Ordnung. Atmosphärische Spannung immer on air. Die Figurenzeichnung ist konzeptionell gut gestaltet. Allerdings wäre es vorteilhaft gewesen dem Ende dieses Zyklus mehr Raum zu geben. Das ging mir persönlich etwas zu schnell – ein Ende auf zwei Bände verteilt, dass wäre eine zufriedenstellende Lösung gewesen.

Damit gehört „Nemesis“ nicht zu den besten Titeln, dieser Reihe, aber ist trotzdem ganz stark und beendet die Reihe ganz okay.

Fazit
„Nemesis“ von Jilliane Hoffman ist ein spannender Pageturner. Die Reihe um C.J.Townsend hat Maßstäbe gesetzt. Spannende Atmosphäre, die den Leser eine Momentaufnahme des Grauens liefert, ohne übertrieben zu wirken.

Lesen Sie „Nemesis“ niemals als Einzelband – Die Story ist viel zu komplex und sowie spannend aufbauend. Prädikat: Eine Reihe, die man gelesen haben muss.

Michael Sterzik

Freitag, 29. März 2019

3 Stunden - Roslund und Hellström


Im Jahre 2015 wurden die Grenzen für die vielen Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Afrika etc. geöffnet. Eine polarisierende Stimmung breitete sich aus – nicht nur in Europa, nicht nur in Deutschland. Für die Flüchtlinge, die aus verwüsteten Bürgerkriegsregionen sind Länder wie Deutschland und Schweden paradiesisch. Doch der Weg ins „Paradies“,  übers Mittelmeer ist lebensgefährlich und für viele die letzte Hoffnung auf (Über)Leben. In unserer Komfortzone können wir uns die Schrecken nicht ausmalen, wollen wir auch nicht – denn im Gegensatz zu diesem Menschen, haben wir Not, Elend, Folter, Mord und Gewalt persönlich höchstwahrscheinlich niemals erlebt. Hinzu kommt noch, dass viele Menschen für diese Höllenfahrt nicht nur Familie, Freunde und ihre Heimat hinter sich gelassen haben, sondern auch ihr allerletztes Geld. Sie gaben alles auf – Besitz, finanzielle Rücklagen und Ersparnisse, Schmuck und Immobilien für den Wunsch, sich und ihren Kindern ein Leben fernab von Krieg, Not und Elend zu bieten!?

Im dritten und letzten Band: „3 Stunden“ – der Piet-Hoffmann-Trilogie greifen die beiden Autoren Roslund und Hellström dieses brisante Thema in ihrem neuesten Thriller auf.

In einem Stockholmer Krankenhaus wurde eine Leiche in die Obduktion eingeschleust – niemand weiß, wer der Tote ist. Als plötzlich weitere Leichen am selben Ort gefunden werden, ahnt Kommissar Ewert Grens: Jemand versucht elegant seine Spuren zu verwischen. Die Fährte führt zu einem Massengrab, wo außerdem ein Handy auftaucht, auf dem Fingerabdrücke gesichert werden: die des Doppelagenten Piet Hoffmann. Ewert Grens muss erneut gegen seinen Freund ermitteln – doch wo steckt dieser? (Verlagsinfo)

Das Zusammenspiel des alten und erfahrenen, schwedischen Kommissar Ewert Grens und dem Agenten und Spezialisten für Infiltration – Piet Hoffmann hat sich stark geändert. Das frühere Katz-und-Maus-Spiel wandelt sich in eine schwierige Freundschaft – geben und nehmen – Schuld und Vergebung sind die Motivation dieser beiden Profis. Ewert hat in seiner Laufbahn viel erlebt, viel gesehen was Menschen einander böses antun können, allerdings kommt er in dieser Situation an seinen psychischen Grenzen als er den Container öffnet und mehr als 100 Leichen findet – Frauen und Kinder, alte und junge Menschen. Um jeden Preis will Ewert den schwedischen Hintermann identifierzien und verhaften – mit diesem Ehrgeiz erpresst er seinen früheren Gegenspieler und nun „Freund“ Piet Hoffmann ihn zu helfen.

Die Grundstory ist schnell erklärt: „Menschenhändler“, ein System von Männer und Frauen, die mit der Not und dem Überlebenswillen der verzweifelten Menschen ihren Profit machen wollen. Opfer – sind nur in dieser unmenschlichen Kalkulation einberechnet – nicht jeder wird die Überfahrt überleben und eine Geld-zurück-Garantie gibt es nicht.
„3 Stunden“ von Roslund und Hellström ist ein hochspannender, und aktueller Thriller. Doch nicht nur eine spannende Unterhaltung wird hier transportiert – der Schrecken, die Anspannung, die Entbehrungen, aber auch der feste Wille zu überleben, mit Hoffnung und Freude sich den Gefahren stellen – ja auch das lassen die Autoren auf den Leser konsequent und kompromisslos erzählt los.

Das erschreckende daran ist, dass die Flüchtlinge hier zu Wort kommen – zwar kurz aber sehr nachhaltig.

Der Thriller „3 Stunden“ erzählt von vielen Beziehungsebenen, nicht nur zwischen dem Kommissar und dem Agenten der diesen Menschenhändlerring unterwandert, sondern auch zwischen ihm und seiner Frau und den Kindern.

Schaut man zu lange in die „Hölle“ so verschlingt sie einen – Piet Hoffmanns Leben kommt nicht zur Ruhe – vielleicht sucht er Vergebung seiner Sünden – doch sich aus den komplizierten Fängen einer selbstauferlegten Hölle, gelingt nur schwer. Sein früheres Leben – basierte auf Lügen, Täuschungen, Manipulationen – immer schwebte der Agent in Lebensgefahr. Ein Druck – an dem man psychisch und physisch zerbrechen kann.
Die Reihe um die beiden so unterschiedlichen Ermittler endet mit diesem Band – zufriedenstellend? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Trilogie ist allerdings absolut zu empfehlen. Realistische Atmosphäre – gute Actionszenen und eine tolle Regie-Leistung – betrachtet man die Dialoge und das Talent der Autoren die Beziehungsebenen sehr feinfühlig zu erzählen. Das Tempo stimmt – keine Längen, die man überwinden muss.
Am Ende des Romans wird der sensible Leser vielleicht anders denken – über die anderen – die Fremden, denen wir so wenig Vertrauen schenken, für die wir viele Vorurteile parat haben und doch zu wenig darüber wissen, welche „Schritte“ und Entscheidungen sie gehen und fällen mussten. 

Fazit

„3 Stunden“ von Roslund und Hellström ist ein hochaktueller Pageturner. Packendes, polarisierendes Thema, dass hier nachhaltig den Opfern gewidmet ist und den Überlebenden. Eine der stärksten Trilogien aus Skandinavien. Absolut zu empfehlen – aber bitte der Reihe nach.

Michael Sterzik





Sonntag, 17. März 2019

Der talentierte Mörder - Jeffery Deaver


Die Thriller von Jeffery Deaver überzeugen über eine intelligente Spannung. Ebenfalls bedient sich der Autor fast schon traditionell an einer originellen Idee, die mitunter der realistisch ist. Das dann genau diese Idee beängstigend sein kann, gerade weil man darüber nachdenkt, ob dies technisch überhaupt möglich ist, ist nachhaltig verdammt gut positioniert.

In unserer digitalen Welt sind wir „fremdgesteuert“ – machen wir uns mal nix vor. Schon längst gibt es intelligente Systeme mit der wir in unserem Haus, oder auch Grundstück verschiedene elektrische, digitale Systemeinheiten steuern können. Strom, Licht, Wärme und überhaupt Kommunikation. Unsere Autos sind inzwischen voller Elektronik – der Mechaniker repariert unsere Fahrzeuge nicht mehr nur mit dem Schraubenschlüssel, sondern greift selbstverständlich auf einen Computer zu. Ohne Software funktioniert hier gar nichts mehr – selbst das Öffnen der Türen erfolgt über ein übermitteltes, elektronisches Signal.

Unsere Welt ist digital – unsere Welt ist kompromisslos und konsequent darauf ausgerichtet, dass wir aus Bequemlichkeit auf die innovativsten Ideen kommen. Ersparnis von Zeit, kostenreduzierter Aufwand, Abbau – bzw. Umbau von menschlichen Ressourcen.  
Man muss mit der Zeit gehen – genau das Denken und verstehen kriminelle Köpfe schon seit langem. Cyberkrieg – Cyberkriminalität – willkommen in einer alltäglichen Welt, in der man vieles auf „Knopfdruck“ manipulieren kann. Der nächste Krieg könnte also eine abwechslungsreiche Folge von Fehlfunktionen werden – Atomkraft-und Wasserkraftwerke, Fluglinien, infrastrukturelle Verkehrsnetze….denken wir darüber nach, fällt uns das eine oder andere bestimmt noch ein.

Der amerikanische Autor Jeffery Deaver greift die Idee vom Cyberkrieg auf und transportiert diese bürgernah in die moderne Zivilisation. Der Plot alleine zeigt schon, welche originelle Szenen es geben wird: Eine mörderische Rolltreppe – ein zufälliger Unfall, ein Systemausfall, oder liegt hier eine Manipulation vor?! Sprichwörtlich muss man diesen Unfall/Mord im Detail sehen.

Die Gesichter des Todes können Dir im Alltag das Leben leichter machen, oder Dich digital und maschinell ins Jenseits befördern. Primitive Maschinen mit großartig, tödlichen Effekten und jetzt spricht man bitte nicht von „Haushaltsunfällen“.

Jeffery Deaver bedient sich in seinem Roman „Der talentierte Mörder“ einer solchen Szenerie. Technik ist Technik – bestehend, aus Schaltkreisen, Platinen, Widerständen, Halbleitern, Controllern..usw. Wenn baugleiche Komponenten in Alltagsgegenständen ein digitales, empfangenes Signal aufnehmen und etwas ein-oder ausschalten, wird es gefährlich. Der Mörder hat mehrere Talente – eines davon ist dies.

„Der talentierte Mörder“ von Jeffery Deaver ist strukturell gut konzipiert. Die Hauptstory steht allerdings vollkommen in zweiter Reihe. Die zwischenmenschlichen Beziehungen – diese Nebengeschichten sind die literarische Seele des Romans. Der rote Faden einer digitalen Bedrohung lässt sich schwer übersehen, aber diese ist untergeordnet.

Die Beziehung zwischen Amelia Sachs und Lincoln Rhyme ist sowieso schwierig. Körperlich und Geistig nahezu konträr – wird ihre berufliche und private Beziehungsebene auf die Probe gestellt. Der kranke und behinderte, aber genialer Rhyme bekommt eine neue Assistentin – ebenfalls im Rollstuhl sitzend, ebenfalls ein sehr kluger Kopf, der seinen Mentor manchmal übertrifft und überrascht.

Amelia Sachs Ex-Partner wird aus dem Gefängnis entlassen. Der ehemalige, nun kriminelle Cop, will seine Unschuld beweisen und sucht privat die Aufmerksamkeit seiner Exfreundin. Als dritte Herausforderung gibt es dann für Amelia Sachs ihre Mutter, die gesundheitlich alles andere auf Höhe ist.

Auch der 12.Band dieser Reihe überzeugt über mal mehr sein als schein, und umgekehrt. Dunkle Wasser sind tief und so trägt jede „neue“ Figur diverse Überraschungen und Geheimnisse mit sich. Genau das sind die Nebengeschichten, die dem talentierten Mörder die Show stehen. Jeffery Deaver ist „Tricky“.

Jeffery Deavers „addons“ sind brillant in die 600 seitenstarke Fassung eingearbeitet. Die Story verfügt manchmal über erzählerische Längen, aber umschiffen diese Klippen souverän, sodass man als Leser überzeugt ist, gleich das nächste Kapitel zu beginnen.
Man darf gespannt sein, wie es weitergehen mag. Neue Personen – nicht zuletzt die neue Assistentin von Rhyme werden bestimmt sehr innovativ in den nächsten Bänden eingesetzt. Geschickt von dem Autor seiner Figur Lincoln Rhyme einen Duellanten an die Seite zu stellen. Die Konflikte begeben sich also in Startposition.

Die Story ist authentisch aufgestellt – die Szenen – deren Ablauf und Konsequenz absolut plausibel. Jeffery Deavers Stil ist und bleibt ein sehr planerischer. Sein erzählerischer Stil ist souverän darauf ausgerichtet Spannung zu erzeugen. Sehen wir es ihm also nach, dass Tiefsinn mal etwas tiefer angesiedelt ist, aber dabei die Qualität eines Spannungsromans solide bleibt.

Fazit

„Der talentierte Mörder“ ist ein solider Spannungsroman, die uns unsere „Lebensgefährdung“ im Alltag etwas näher bringt. Nicht der stärkste Band aus diese Reiher – aber vielleicht die Vorgeschichte zu etwas größerem.

Michael Sterzik

Samstag, 9. März 2019

Der Preis der Freiheit - David Gilman


Einst war das britische Empire groß – Kolonien in der Karibik, im Norden der späteren Vereinigten Staaten von Amerika und natürlich auch in Südafrika. Die sogenannten in Rot und weiß gekleideten Soldaten waren ein untrügliches Zeichen von Unterdrückung und Tyrannei. Die Kolonialmacht kannte oftmals keine Gnade und setzte sich oft Rücksichtlos und brutal bei der Zivilbevölkerung durch. Es liegt nahe, dass es zu Aufständen und Rebellionen kam. Der Konflikt zwischen Großbritannien und den beiden Burenrepubliken Oranje-Freistaat und der Südafrikanischen Republik eskalierte im sogenannten zweiten Burenkrieg von 1899 bis 1902. Letztlich setze sich das britische Empire durch und gliederte die Staaten ein. Ursachen des Konflikts waren natürlich der Eroberungsgedanke der Briten einerseits, andererseits interessierte sich die Krone sehr für die großartigen und vielfältigen Bodenschätze Südafrikas. David Gilman der durch seine historische Romanreihe -  Legenden des Krieges – sehr bekannt wurde, widmet sich in seinem Stand-Alone-Titel „Der Preis der Freiheit“ dem zweiten Burenkrieg. In Irland schwelt die Rebellion. Der Anwalt Joseph Radcliffe und sein Kamerad Benjamin Pierce übernehmen die härtesten Fälle. Doch Radcliffe hadert mit seinen Niederlagen und mit seinem einzigen Sohn, Edward. Der schifft sich nach einem Streit in Richtung Südafrika ein, um sich im Burenkrieg zu beweisen. 

Südafrika, 1900. Als ehemalige US-Kavalleristen kann Radcliffe und Pierce wenig schrecken. Aber in der weglosen Steppe, achthundert Meilen nördlich von Kapstadt, lernen sie eine neue, blutige Realität des Krieges kennen. Unter Feuer von Burischen Schützen, ohne Rückhalt bei den Briten, suchen die alten Veteranen nach dem verlorenen Jungen …(Verlagsinfo)

David Gilman ist ein fantastisch guter Erzähler – ein historischer Kriegsberichterstatter mit einem hohem und nachhaltigen Unterhaltungswert. Der Autor recherchiert außerordentlich gut und stellt den blutigen Konflikt realistisch dar. Seine Schilderungen erinnern im Stil eines Bernard Cornwell – dem Altmeister der literarisch erzählten Kriegskunst.

„Der Preis der Freiheit“ ist eine authentische Momentaufnahme des Krieges zwischen den Briten und Südafrika. Das natürlich die rücksichtslose, militärische Grundhaltung der britischen Armee und ihre brutale Kolonialpolitik thematisiert wird, liegt auf der Hand. Ebenfalls spiegelt sich der Rassenkonflikt immer wieder in einigen Szenen. Auch wenn Konzentrationslagern wird gesprochen, die aber mit einer systematischer Vernichtung von Menschenleben noch nichts zu tun haben. Soll aber nicht heißen, dass die Versorgung von ca. 18.000 – 30.000 Menschen nicht vollumfänglich gelang. Mangelnde Hygiene und die Grundversorgung von Medikamenten und Nahrung sorgten für eine hohe Sterblichkeitsrate hinter Mauern und Stacheldraht.

David Gilman ist auch ein kompromissloser Erzähler und lässt die Schrecken des Krieges aufleben, ohne allerdings deutlich offensiv Stellung zu beziehen. Seine Protagonisten sind alle „Kinder“ des Krieges -  Der Anwalt Joseph Radcliffe und sein Kamerad Benjamin Pierce sind Veteranen der Nordamerikanischen Indianerkriege. Als Kavalleristen haben sie den Krieg zwischen den Rassen an eigenen Leibe mitbekommen. Benjamin Price – als farbiger Soldat der US-Armee steht er, egal wo er lebt, immer zwischen den Fronten – egal wie hoch dekoriert er auch sein mag, trägt er doch das Stigma ein minderwertiger Mensch zu sein.Diese charakterliche Tiefe prägt und trägt die Story. Ebenfalls der jugendliche Drang, sich im Krieg beweisen zu wollen. Krieg als Abenteuer – dieses Motto, dieser Gedanke überlebt wohl in allen Generationen, egal in welchen kriegsführenden Ländern. Das die blutige Realität diese jungen Menschen einholt – auch davon erzählt der Autor sehr eindringlich. 
 „Der Preis der Freiheit“ ist im direkten Vergleich mit der Reihe „Legendes des Krieges“ ein ganzes Stück sanfter, ruhiger und entwickelt sich insgesamt langsamer. Doch die Story explodiert immer wieder mal in actionreichen Szenen und auch die Spannung nimmt von Kapitel zu Kapitel zu. Bewusst eindringlich erzählt der Autor von seinen Protagonisten Radcliffe und Pierce die immer und faktisch zwischen den Fronten stehen – in seinen familiären irischen Wurzeln entwachsen und mit seiner militärischen Angehörigkeit der US-Armee erlebt der fast fünfzigjährige früherer Offizier und nun amtierende Anwalt, die Kolonialpolitik der Krone, und sieht diese aus seiner menschlichen Perspektive äußerst brisant und kritisch.

David Gilmans Talent den Schrecken des Krieges dem Leser vor Augen zu führen, gelingt ihn sehr gut. Ebenfalls schildert er sehr plakativ die Ängste und Nöte der Zivilbevölkerung, und die Strategie der verbrannten Erde, die Englands Krone militärisch durchsetzt. Weit weg davon entfernt einer Story ein Happy End aufzudrücken ist der Autor erwachsen genug konsequent eine Geschichte enden zu lassen.

Als einziges Manko habe ich bei dem Titel „Der Preis der Freiheit“ empfunden, dass von Politik und motivierenden Gründen für einen Krieg wenig bis gar nicht gesprochen wird.

Fazit

„Der Preis der Freiheit“ von David Gilman ist ein spannender Abenteuerroman der den Krieg nicht glorifiziert, sondern sensibel und nachhaltig zeigt, wie sinnlos er im Grunde ist. Nachhaltig Unterhaltsam und mitfühlend erzählt. Großartig und lesenswert. Michael Sterzik