Sonntag, 31. März 2019

Nemesis - Jilliane Hoffman


Mit der Cupido-Reihe wurde die ehemalige Staatsanwältin und Autorin Jilliane Hoffman weltbekannt. Vor 15 Jahren – 2004 veröffentlichte sie mit „Cupido“ ihr Debütwerk. Serienmörder sind in dem Genre Thriller allgegenwärtig – sie morden sich durch Handlungen, sie verbünden sich untereinander, oder wechseln sogar die Seiten. Manche von Ihnen sind hochintelligente Persönlichkeiten, andere wurden in ihrer Kindheit und Jugend traumatisiert, andere hingegen treiben individuelle Bösartigkeiten und Triebe an…es gibt also sprichwörtlich gesehen eine ganze Bibliothek des Grauens.

Jilliane Hoffmans Hauptprotagonistin ist die Staatsanwältin C.J.Townsend – im vorliegenden vierten Band dieser großartigen Serie – Nemesis – geht es um Vergeltung, um Rache – und das hat auch schlichtweg sehr persönliche Gründe. „Cupido“ ist zwar tot – doch sein Vermächtnis beeinflusst noch immer das private und sowieso berufliche Umfeld der Staatsanwältin. Genau dieser Serienmörder – versprach der Staatsanwaltschaft Informationen zu einem mörderischen Snuff-Club, der in Florida junge Mädchen vor der Kamera, foltert, vergewaltigt und letztlich grausam tötet. C.J. Townsend besitzt einige Namen dieser elitären Vereinigung, der Richter, Prominente, Wirtschaftsgrößen und selbst Politiker angehören. Ein Club von einflussreichen, erfolgreichen Menschen, die zum Vergnügen foltern und töten lassen. Sie selbst machen sich nicht ihre gepflegten Hände schmutzig, aber sie geben in der Folterkammer über Mikrofone ihre Anweisungen, verachten und beschimpfen ihre Opfer, erniedrigen die jungen Frauen…und schlachten sie am Ende ab.

Als in Florida wieder junge Frauen verschwinden und später ihre Körperteile in Sümpfen und anderen Regionen gefunden werden, nimmt C.J. Townsend Justizia an die Hand und übt Vergeltung.

Nemesis ist in der griechischen Mythologie die Göttin des gerechten Zorns, der ausgleichenden Gerechtigkeit, wodurch sie zur Rachegottheit wird. Der Titel des Romans weist allzu offensichtlich darauf hin, in welcher Richtung die Handlung sich bewegen wird. Das Staatsanwälte ihren moralischen Kompass in die Ecke werfen und Justizia die sowieso schon blind ist, fesseln, einsperren und den Schlüssel wegwerfen. Auch C.J. Townsend wird zur Rachegöttin – und damit wird diese Reihe auch ein Ende gefunden haben. Ob nun positiv, oder negativ, dass muss jeder Leser für sich selbst entscheiden.

„Nemesis“ verfügt über eine fortwährende, angespannte und spannende Atmosphäre. Auf dem Präsentierteller liegen brutale Szenen, die allerdings nicht ins Ekelhafte abdriften, sondern die Ängste und Verzweiflung der entführten Mädchen und ihrer Angehörigen schildern. Die Story wird hauptsächlich aus der Perspektive der Staatsanwältin C.J.Townsend berichtet, doch auch die Mitglieder des „Snuff-Clubs“ erklären sich. Die Staatsanwältin als selbsterklärte Rachegöttin, wird polarisieren – so richtig nimmt man ihr diese Rolle allerdings nicht ab. Es gibt viele Möglichkeiten die Mitglieder zur Rechenschaft zu ziehen – persönlich zu diskreditieren, sie am öffentlichen, medialen Pranger zu stellen, oder Sie bibelfest Auge um Auge – Zahn für Zahn, vor die Höllenpforten zu schicken.
Es gibt kaum Nebengeschichten, in diesem Thriller. Das Privatleben von C.J. Townsend wird thematisiert und auch hier gibt es viele Herausforderungen, der sie sich stellen muss. Die Vergangenheit ist noch immer fester Bestandteil der Gegenwart.

Es gibt viele Thriller, bei denen man meint, dass die Handlung nicht realistisch sein kann, oder darf. Das Leben schreibt die besten Geschichten – und auch die grausamsten. Dass es solche Vereinigungen auch realistisch gesehen geben kann ist allzu offensichtlich und gehört nicht ins Reich der Fabeln und Mythen.

Als Staatsanwältin hat die Autorin Jilliane Hoffman einen integren, detaillierten Einblick in die dunklen Abgründe von Menschen, die ihre Menschlichkeit seit langem verloren haben. So viel also zur Realität der Handlung.

Stil, Ausdruck und Sprache sind absolut in Ordnung. Atmosphärische Spannung immer on air. Die Figurenzeichnung ist konzeptionell gut gestaltet. Allerdings wäre es vorteilhaft gewesen dem Ende dieses Zyklus mehr Raum zu geben. Das ging mir persönlich etwas zu schnell – ein Ende auf zwei Bände verteilt, dass wäre eine zufriedenstellende Lösung gewesen.

Damit gehört „Nemesis“ nicht zu den besten Titeln, dieser Reihe, aber ist trotzdem ganz stark und beendet die Reihe ganz okay.

Fazit
„Nemesis“ von Jilliane Hoffman ist ein spannender Pageturner. Die Reihe um C.J.Townsend hat Maßstäbe gesetzt. Spannende Atmosphäre, die den Leser eine Momentaufnahme des Grauens liefert, ohne übertrieben zu wirken.

Lesen Sie „Nemesis“ niemals als Einzelband – Die Story ist viel zu komplex und sowie spannend aufbauend. Prädikat: Eine Reihe, die man gelesen haben muss.

Michael Sterzik

Freitag, 29. März 2019

3 Stunden - Roslund und Hellström


Im Jahre 2015 wurden die Grenzen für die vielen Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Afrika etc. geöffnet. Eine polarisierende Stimmung breitete sich aus – nicht nur in Europa, nicht nur in Deutschland. Für die Flüchtlinge, die aus verwüsteten Bürgerkriegsregionen sind Länder wie Deutschland und Schweden paradiesisch. Doch der Weg ins „Paradies“,  übers Mittelmeer ist lebensgefährlich und für viele die letzte Hoffnung auf (Über)Leben. In unserer Komfortzone können wir uns die Schrecken nicht ausmalen, wollen wir auch nicht – denn im Gegensatz zu diesem Menschen, haben wir Not, Elend, Folter, Mord und Gewalt persönlich höchstwahrscheinlich niemals erlebt. Hinzu kommt noch, dass viele Menschen für diese Höllenfahrt nicht nur Familie, Freunde und ihre Heimat hinter sich gelassen haben, sondern auch ihr allerletztes Geld. Sie gaben alles auf – Besitz, finanzielle Rücklagen und Ersparnisse, Schmuck und Immobilien für den Wunsch, sich und ihren Kindern ein Leben fernab von Krieg, Not und Elend zu bieten!?

Im dritten und letzten Band: „3 Stunden“ – der Piet-Hoffmann-Trilogie greifen die beiden Autoren Roslund und Hellström dieses brisante Thema in ihrem neuesten Thriller auf.

In einem Stockholmer Krankenhaus wurde eine Leiche in die Obduktion eingeschleust – niemand weiß, wer der Tote ist. Als plötzlich weitere Leichen am selben Ort gefunden werden, ahnt Kommissar Ewert Grens: Jemand versucht elegant seine Spuren zu verwischen. Die Fährte führt zu einem Massengrab, wo außerdem ein Handy auftaucht, auf dem Fingerabdrücke gesichert werden: die des Doppelagenten Piet Hoffmann. Ewert Grens muss erneut gegen seinen Freund ermitteln – doch wo steckt dieser? (Verlagsinfo)

Das Zusammenspiel des alten und erfahrenen, schwedischen Kommissar Ewert Grens und dem Agenten und Spezialisten für Infiltration – Piet Hoffmann hat sich stark geändert. Das frühere Katz-und-Maus-Spiel wandelt sich in eine schwierige Freundschaft – geben und nehmen – Schuld und Vergebung sind die Motivation dieser beiden Profis. Ewert hat in seiner Laufbahn viel erlebt, viel gesehen was Menschen einander böses antun können, allerdings kommt er in dieser Situation an seinen psychischen Grenzen als er den Container öffnet und mehr als 100 Leichen findet – Frauen und Kinder, alte und junge Menschen. Um jeden Preis will Ewert den schwedischen Hintermann identifierzien und verhaften – mit diesem Ehrgeiz erpresst er seinen früheren Gegenspieler und nun „Freund“ Piet Hoffmann ihn zu helfen.

Die Grundstory ist schnell erklärt: „Menschenhändler“, ein System von Männer und Frauen, die mit der Not und dem Überlebenswillen der verzweifelten Menschen ihren Profit machen wollen. Opfer – sind nur in dieser unmenschlichen Kalkulation einberechnet – nicht jeder wird die Überfahrt überleben und eine Geld-zurück-Garantie gibt es nicht.
„3 Stunden“ von Roslund und Hellström ist ein hochspannender, und aktueller Thriller. Doch nicht nur eine spannende Unterhaltung wird hier transportiert – der Schrecken, die Anspannung, die Entbehrungen, aber auch der feste Wille zu überleben, mit Hoffnung und Freude sich den Gefahren stellen – ja auch das lassen die Autoren auf den Leser konsequent und kompromisslos erzählt los.

Das erschreckende daran ist, dass die Flüchtlinge hier zu Wort kommen – zwar kurz aber sehr nachhaltig.

Der Thriller „3 Stunden“ erzählt von vielen Beziehungsebenen, nicht nur zwischen dem Kommissar und dem Agenten der diesen Menschenhändlerring unterwandert, sondern auch zwischen ihm und seiner Frau und den Kindern.

Schaut man zu lange in die „Hölle“ so verschlingt sie einen – Piet Hoffmanns Leben kommt nicht zur Ruhe – vielleicht sucht er Vergebung seiner Sünden – doch sich aus den komplizierten Fängen einer selbstauferlegten Hölle, gelingt nur schwer. Sein früheres Leben – basierte auf Lügen, Täuschungen, Manipulationen – immer schwebte der Agent in Lebensgefahr. Ein Druck – an dem man psychisch und physisch zerbrechen kann.
Die Reihe um die beiden so unterschiedlichen Ermittler endet mit diesem Band – zufriedenstellend? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Trilogie ist allerdings absolut zu empfehlen. Realistische Atmosphäre – gute Actionszenen und eine tolle Regie-Leistung – betrachtet man die Dialoge und das Talent der Autoren die Beziehungsebenen sehr feinfühlig zu erzählen. Das Tempo stimmt – keine Längen, die man überwinden muss.
Am Ende des Romans wird der sensible Leser vielleicht anders denken – über die anderen – die Fremden, denen wir so wenig Vertrauen schenken, für die wir viele Vorurteile parat haben und doch zu wenig darüber wissen, welche „Schritte“ und Entscheidungen sie gehen und fällen mussten. 

Fazit

„3 Stunden“ von Roslund und Hellström ist ein hochaktueller Pageturner. Packendes, polarisierendes Thema, dass hier nachhaltig den Opfern gewidmet ist und den Überlebenden. Eine der stärksten Trilogien aus Skandinavien. Absolut zu empfehlen – aber bitte der Reihe nach.

Michael Sterzik





Sonntag, 17. März 2019

Der talentierte Mörder - Jeffery Deaver


Die Thriller von Jeffery Deaver überzeugen über eine intelligente Spannung. Ebenfalls bedient sich der Autor fast schon traditionell an einer originellen Idee, die mitunter der realistisch ist. Das dann genau diese Idee beängstigend sein kann, gerade weil man darüber nachdenkt, ob dies technisch überhaupt möglich ist, ist nachhaltig verdammt gut positioniert.

In unserer digitalen Welt sind wir „fremdgesteuert“ – machen wir uns mal nix vor. Schon längst gibt es intelligente Systeme mit der wir in unserem Haus, oder auch Grundstück verschiedene elektrische, digitale Systemeinheiten steuern können. Strom, Licht, Wärme und überhaupt Kommunikation. Unsere Autos sind inzwischen voller Elektronik – der Mechaniker repariert unsere Fahrzeuge nicht mehr nur mit dem Schraubenschlüssel, sondern greift selbstverständlich auf einen Computer zu. Ohne Software funktioniert hier gar nichts mehr – selbst das Öffnen der Türen erfolgt über ein übermitteltes, elektronisches Signal.

Unsere Welt ist digital – unsere Welt ist kompromisslos und konsequent darauf ausgerichtet, dass wir aus Bequemlichkeit auf die innovativsten Ideen kommen. Ersparnis von Zeit, kostenreduzierter Aufwand, Abbau – bzw. Umbau von menschlichen Ressourcen.  
Man muss mit der Zeit gehen – genau das Denken und verstehen kriminelle Köpfe schon seit langem. Cyberkrieg – Cyberkriminalität – willkommen in einer alltäglichen Welt, in der man vieles auf „Knopfdruck“ manipulieren kann. Der nächste Krieg könnte also eine abwechslungsreiche Folge von Fehlfunktionen werden – Atomkraft-und Wasserkraftwerke, Fluglinien, infrastrukturelle Verkehrsnetze….denken wir darüber nach, fällt uns das eine oder andere bestimmt noch ein.

Der amerikanische Autor Jeffery Deaver greift die Idee vom Cyberkrieg auf und transportiert diese bürgernah in die moderne Zivilisation. Der Plot alleine zeigt schon, welche originelle Szenen es geben wird: Eine mörderische Rolltreppe – ein zufälliger Unfall, ein Systemausfall, oder liegt hier eine Manipulation vor?! Sprichwörtlich muss man diesen Unfall/Mord im Detail sehen.

Die Gesichter des Todes können Dir im Alltag das Leben leichter machen, oder Dich digital und maschinell ins Jenseits befördern. Primitive Maschinen mit großartig, tödlichen Effekten und jetzt spricht man bitte nicht von „Haushaltsunfällen“.

Jeffery Deaver bedient sich in seinem Roman „Der talentierte Mörder“ einer solchen Szenerie. Technik ist Technik – bestehend, aus Schaltkreisen, Platinen, Widerständen, Halbleitern, Controllern..usw. Wenn baugleiche Komponenten in Alltagsgegenständen ein digitales, empfangenes Signal aufnehmen und etwas ein-oder ausschalten, wird es gefährlich. Der Mörder hat mehrere Talente – eines davon ist dies.

„Der talentierte Mörder“ von Jeffery Deaver ist strukturell gut konzipiert. Die Hauptstory steht allerdings vollkommen in zweiter Reihe. Die zwischenmenschlichen Beziehungen – diese Nebengeschichten sind die literarische Seele des Romans. Der rote Faden einer digitalen Bedrohung lässt sich schwer übersehen, aber diese ist untergeordnet.

Die Beziehung zwischen Amelia Sachs und Lincoln Rhyme ist sowieso schwierig. Körperlich und Geistig nahezu konträr – wird ihre berufliche und private Beziehungsebene auf die Probe gestellt. Der kranke und behinderte, aber genialer Rhyme bekommt eine neue Assistentin – ebenfalls im Rollstuhl sitzend, ebenfalls ein sehr kluger Kopf, der seinen Mentor manchmal übertrifft und überrascht.

Amelia Sachs Ex-Partner wird aus dem Gefängnis entlassen. Der ehemalige, nun kriminelle Cop, will seine Unschuld beweisen und sucht privat die Aufmerksamkeit seiner Exfreundin. Als dritte Herausforderung gibt es dann für Amelia Sachs ihre Mutter, die gesundheitlich alles andere auf Höhe ist.

Auch der 12.Band dieser Reihe überzeugt über mal mehr sein als schein, und umgekehrt. Dunkle Wasser sind tief und so trägt jede „neue“ Figur diverse Überraschungen und Geheimnisse mit sich. Genau das sind die Nebengeschichten, die dem talentierten Mörder die Show stehen. Jeffery Deaver ist „Tricky“.

Jeffery Deavers „addons“ sind brillant in die 600 seitenstarke Fassung eingearbeitet. Die Story verfügt manchmal über erzählerische Längen, aber umschiffen diese Klippen souverän, sodass man als Leser überzeugt ist, gleich das nächste Kapitel zu beginnen.
Man darf gespannt sein, wie es weitergehen mag. Neue Personen – nicht zuletzt die neue Assistentin von Rhyme werden bestimmt sehr innovativ in den nächsten Bänden eingesetzt. Geschickt von dem Autor seiner Figur Lincoln Rhyme einen Duellanten an die Seite zu stellen. Die Konflikte begeben sich also in Startposition.

Die Story ist authentisch aufgestellt – die Szenen – deren Ablauf und Konsequenz absolut plausibel. Jeffery Deavers Stil ist und bleibt ein sehr planerischer. Sein erzählerischer Stil ist souverän darauf ausgerichtet Spannung zu erzeugen. Sehen wir es ihm also nach, dass Tiefsinn mal etwas tiefer angesiedelt ist, aber dabei die Qualität eines Spannungsromans solide bleibt.

Fazit

„Der talentierte Mörder“ ist ein solider Spannungsroman, die uns unsere „Lebensgefährdung“ im Alltag etwas näher bringt. Nicht der stärkste Band aus diese Reiher – aber vielleicht die Vorgeschichte zu etwas größerem.

Michael Sterzik

Samstag, 9. März 2019

Der Preis der Freiheit - David Gilman


Einst war das britische Empire groß – Kolonien in der Karibik, im Norden der späteren Vereinigten Staaten von Amerika und natürlich auch in Südafrika. Die sogenannten in Rot und weiß gekleideten Soldaten waren ein untrügliches Zeichen von Unterdrückung und Tyrannei. Die Kolonialmacht kannte oftmals keine Gnade und setzte sich oft Rücksichtlos und brutal bei der Zivilbevölkerung durch. Es liegt nahe, dass es zu Aufständen und Rebellionen kam. Der Konflikt zwischen Großbritannien und den beiden Burenrepubliken Oranje-Freistaat und der Südafrikanischen Republik eskalierte im sogenannten zweiten Burenkrieg von 1899 bis 1902. Letztlich setze sich das britische Empire durch und gliederte die Staaten ein. Ursachen des Konflikts waren natürlich der Eroberungsgedanke der Briten einerseits, andererseits interessierte sich die Krone sehr für die großartigen und vielfältigen Bodenschätze Südafrikas. David Gilman der durch seine historische Romanreihe -  Legenden des Krieges – sehr bekannt wurde, widmet sich in seinem Stand-Alone-Titel „Der Preis der Freiheit“ dem zweiten Burenkrieg. In Irland schwelt die Rebellion. Der Anwalt Joseph Radcliffe und sein Kamerad Benjamin Pierce übernehmen die härtesten Fälle. Doch Radcliffe hadert mit seinen Niederlagen und mit seinem einzigen Sohn, Edward. Der schifft sich nach einem Streit in Richtung Südafrika ein, um sich im Burenkrieg zu beweisen. 

Südafrika, 1900. Als ehemalige US-Kavalleristen kann Radcliffe und Pierce wenig schrecken. Aber in der weglosen Steppe, achthundert Meilen nördlich von Kapstadt, lernen sie eine neue, blutige Realität des Krieges kennen. Unter Feuer von Burischen Schützen, ohne Rückhalt bei den Briten, suchen die alten Veteranen nach dem verlorenen Jungen …(Verlagsinfo)

David Gilman ist ein fantastisch guter Erzähler – ein historischer Kriegsberichterstatter mit einem hohem und nachhaltigen Unterhaltungswert. Der Autor recherchiert außerordentlich gut und stellt den blutigen Konflikt realistisch dar. Seine Schilderungen erinnern im Stil eines Bernard Cornwell – dem Altmeister der literarisch erzählten Kriegskunst.

„Der Preis der Freiheit“ ist eine authentische Momentaufnahme des Krieges zwischen den Briten und Südafrika. Das natürlich die rücksichtslose, militärische Grundhaltung der britischen Armee und ihre brutale Kolonialpolitik thematisiert wird, liegt auf der Hand. Ebenfalls spiegelt sich der Rassenkonflikt immer wieder in einigen Szenen. Auch wenn Konzentrationslagern wird gesprochen, die aber mit einer systematischer Vernichtung von Menschenleben noch nichts zu tun haben. Soll aber nicht heißen, dass die Versorgung von ca. 18.000 – 30.000 Menschen nicht vollumfänglich gelang. Mangelnde Hygiene und die Grundversorgung von Medikamenten und Nahrung sorgten für eine hohe Sterblichkeitsrate hinter Mauern und Stacheldraht.

David Gilman ist auch ein kompromissloser Erzähler und lässt die Schrecken des Krieges aufleben, ohne allerdings deutlich offensiv Stellung zu beziehen. Seine Protagonisten sind alle „Kinder“ des Krieges -  Der Anwalt Joseph Radcliffe und sein Kamerad Benjamin Pierce sind Veteranen der Nordamerikanischen Indianerkriege. Als Kavalleristen haben sie den Krieg zwischen den Rassen an eigenen Leibe mitbekommen. Benjamin Price – als farbiger Soldat der US-Armee steht er, egal wo er lebt, immer zwischen den Fronten – egal wie hoch dekoriert er auch sein mag, trägt er doch das Stigma ein minderwertiger Mensch zu sein.Diese charakterliche Tiefe prägt und trägt die Story. Ebenfalls der jugendliche Drang, sich im Krieg beweisen zu wollen. Krieg als Abenteuer – dieses Motto, dieser Gedanke überlebt wohl in allen Generationen, egal in welchen kriegsführenden Ländern. Das die blutige Realität diese jungen Menschen einholt – auch davon erzählt der Autor sehr eindringlich. 
 „Der Preis der Freiheit“ ist im direkten Vergleich mit der Reihe „Legendes des Krieges“ ein ganzes Stück sanfter, ruhiger und entwickelt sich insgesamt langsamer. Doch die Story explodiert immer wieder mal in actionreichen Szenen und auch die Spannung nimmt von Kapitel zu Kapitel zu. Bewusst eindringlich erzählt der Autor von seinen Protagonisten Radcliffe und Pierce die immer und faktisch zwischen den Fronten stehen – in seinen familiären irischen Wurzeln entwachsen und mit seiner militärischen Angehörigkeit der US-Armee erlebt der fast fünfzigjährige früherer Offizier und nun amtierende Anwalt, die Kolonialpolitik der Krone, und sieht diese aus seiner menschlichen Perspektive äußerst brisant und kritisch.

David Gilmans Talent den Schrecken des Krieges dem Leser vor Augen zu führen, gelingt ihn sehr gut. Ebenfalls schildert er sehr plakativ die Ängste und Nöte der Zivilbevölkerung, und die Strategie der verbrannten Erde, die Englands Krone militärisch durchsetzt. Weit weg davon entfernt einer Story ein Happy End aufzudrücken ist der Autor erwachsen genug konsequent eine Geschichte enden zu lassen.

Als einziges Manko habe ich bei dem Titel „Der Preis der Freiheit“ empfunden, dass von Politik und motivierenden Gründen für einen Krieg wenig bis gar nicht gesprochen wird.

Fazit

„Der Preis der Freiheit“ von David Gilman ist ein spannender Abenteuerroman der den Krieg nicht glorifiziert, sondern sensibel und nachhaltig zeigt, wie sinnlos er im Grunde ist. Nachhaltig Unterhaltsam und mitfühlend erzählt. Großartig und lesenswert. Michael Sterzik

Samstag, 2. März 2019

Tom Clany - Pflicht und Ehre von Grant Blackwood


Der verstorbene, amerikanische Schriftsteller Tom Clancy hat mit seiner Figur des CIA-Analysten und späteren US-Präsident Jack Ryan ein eigenes und sehr komplexes Universum geschaffen. Seine Polit-Thriller sind außerordentlich authentisch – manche waren gar zu prophetisch, da manche fiktiven, terroristischen Bedrohungen und Anschläge in seinen Romanen zu dramatisch, bitterer Realität wurde.

Tom Clancy verstarb 2013 – seine Figuren überlebten ihn schließlich und diese erfolgreiche Reihe wird von einigen Autoren weitergeführt. Bisher ist es den Autoren gut gelungen, den „Roten Faden“ einer übergeordneten Handlung durchgängig logisch zu erhalten. Die Charaktere entwickelten sich, Beziehungsebenen wurden konsequent ausgearbeitet und step by step ging alles so seinen Weg. Diese Reihe gehört mitunter zu den wirtschaftlich erfolgreichsten, damit ist die Erwartungshaltung bei einer Neuerscheinung also recht hoch.
„Pflicht und Ehre“ von Grant Blackwood ist der 19. Band dieser sehr actionreichen, politischen Reihe um Jack Ryan Senior und Junior. Die Story schließt unmittelbar an den Ereignissen in „Die Macht des Präsidenten“. Jack Ryan jr. letzter Einsatz war semiprofessionell und man hat im nahegelegt einmal über seine oftmals sehr fragwürdigen Handlungen nachzudenken. Genau das macht er – allerdings wird seine Ruhephase durch einige Mordanschläge auf ihn just unterbrochen. Wer möchte ihn tot sehen? Rache eines Angehörigen, den er womöglich bei einer seiner geheimdienstlichen Operationen getötet hat, oder möchte man seinen Vater, den amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten schaden? Jack Ryan jr. Einzelgang wird blutig werden…

„Pflicht und Ehre“ bezieht sich zwar inhaltlich auf die letzten Ereignisse der letzten Jahre und es werden auch namentlich einige Protagonisten genannt, die man natürlich aus der Reihe kennt. Mehr allerdings nicht – „Pflicht und Ehre“ ist ein actionreicher Agentenroman – nicht mehr und nicht weniger – auch die Hauptfigur eines Jack Ryan jr. Ist im Grunde austauschbar.

Vermissen wird man hier die Komplexen inhaltlichen Politischen Themen, die nicht selten ein Spiegelbild der aktuellen Weltlage waren – egal ob nun Wirtschaftlich, politisch oder militärisch.  Genau das zeichnet die Attraktivität und Eloquenz dieser Reihe aus. Im vorliegenden Band „Pflicht und Ehre“ bemerkt nach hier rein gar nichts. Fokussiert auf eine einzige Person – Konzentriert auf Action, mit wenig bis gar keinen guten Dialogen, originellen Handlungsebenen und Entwicklungen, verliert sich der Roman einfach in sich selbst.

Eine charakterliche Entwicklung findet bei Jack Ryan auch nicht statt. Alles läuft zumeist glatt, alles vorhersehbar und ohne das inhaltlich bemerkenswertes passiert. „Pflicht und Ehre“ stagniert einfach – ein Titel der absolut austauschbar, bzw. überflüssig wirkt.
Solide Spannung herrscht hier vor – ein bestimmtes Grundrauschen, ein Flüstern, dass aber letztlich nicht die Erwartungshaltung erfüllt und den Leser einfängt.

Fazit

„Pflicht und Ehre“ von Tom Clancy/Grant Blackwood ist ein statistisch, leichter Actionroman. Wenig Spannung – insgesamt ein Titel, der in diesem Jack Ryan Zyklus einfach ausgeblendet, oder übersprungen werden kann.
Nicht wirklich zu empfehlen.

Michael Sterzik

Freitag, 22. Februar 2019

Abgeschlagen - Michael Tsokos


„True Crime“ gewinnt in dem Genre „Thriller/Krimi immer mehr an Bedeutung. Doch seien wir mal ehrlich – wer kann denn am besten aus dem kriminalistischen Nähkästchen plaudern!? Polizisten – die gab es auch schon, vielmehr Co-Autoren, die deren Erlebnisse und Erfahrungen inhaltlich und methodisch für die Belletristik aufgearbeitet haben, dann noch ehemalige Staatsanwältinnen usw., die die dunklen Seiten der Bevölkerung und seine Schatten thematisch aufgreifen. Bekanntlich schreibt das Leben, die besten Geschichten – mitunter die grausamsten und vieles sprengt unseren moralischen Kompass in allerkleinste Fragmente.

Prof. Dr. Michael Tsokos, geboren 1967 in Kiel, ist Professor für Rechtsmedizin an der Berliner Charité. Seit 2016 leitet er das Institut für Rechtsmedizin der Charité und das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berlin. Seit 2014 ist er zudem Ärztlicher Leiter der ersten Berliner Gewaltschutzambulanz in Berlin-Moabit.

Er ist der bekannteste deutsche Rechtsmediziner und regelmäßig als Experte im In- und Ausland tätig, beispielsweise für das BKA bei der Identifizierung der Opfer von Terrorangriffen und Massenkatastrophen. (Verlagsinfo)

Michael Tsokos der mit Sebastian Fitzek den Titel „Abgeschnitten“ veröffentlicht hat, reanimiert nun die Hauptfigur: Paul Herzfeld. Dessen Comeback spielt einige Jahre in der Vergangenheit. Auch der Autor Michael Tsokos besinnt sich zu seinen ersten medizinischen Schritten und lässt die Handlung in der Hauptstadt Schleswig-Holsteins spielen – Kiel.
Rechtsmediziner sind medial schon seit Jahrzehnten etabliert. Allerdings nimmt es mit der Wahrheit meist nicht ganz so genau. Spannend muss die Story sein – Blutig sowieso – und wenn „Sex and „Crime“ miteinander kombinieren, so erweitert man sowieso seine Zielgruppe.

Die Figur des Paul Herzfeld ist nicht Michael Tsokos alter Ego – doch eine literarische-verwandte Charakterisierung gibt es –hinzu kommt noch, dass Paul Herzfeld erfrischend natürlich ist, kein verstaubter Nerd, kein Soziopath, einfach ein guter Rechtsmediziner der äußerst unbequem sein kann.

Rechtsmediziner Paul Herzfeld ist irritiert, als sich sein Vorgesetzter, Prof. Schneider, bei der Obduktion einer zerstückelten Frauenleiche überraschend schnell auf eine Machete als Tatwaffe festlegt. Auch der Sektionsassistent wirkt ungewöhnlich nervös und fahrig. Und tatsächlich taucht kurz darauf das blutverschmierte Mordwerkzeug in einer Kieler Parkanlage auf: eine kunstvoll verzierte Machete. Von den Medien wird Schneider sofort als rechtsmedizinisches Genie gefeiert, sein Aufstieg zum Direktor der Kieler Rechtsmedizin scheint reine Formsache. Doch dann gesteht der Hausmeister des Instituts Herzfeld, dass er die Machete schon einmal gesehen hat und dass die tote Frau für ihn keine Unbekannte ist …(Verlagsinfo)

„Abgeschlagen“ ist der erste Band einer neuen Trilogie um den Rechtsmediziner Paul Herzfeld. Vergleichbar mit der Reihe um Dr. Abel ist diese Reihe nicht. Primär geht es natürlich um authentische Kriminalfälle, die spannend in Szene gesetzt werden. Herzfeld hat Herz und scheint sich im Feld außerhalb der Sektionssäle wohl zu fühlen. Ein kriminalistisches Talent besitzt er zweifelsfrei und das bringt ihn und seine Familie in Lebensgefahr.

Der Autor und Rechtsmediziner Michael Tsokos ist ein begnadeter „Aufschneider“  und inzwischen ein erfolgreicher Autor. Schon längst als Mediziner über die Grenzen Berlin und überhaupt Europas bekannt – überzeugt er durch seine fachliche Expertise. Auch literarisch bewegt er sich eher auf der Seite der Fakten – Fiktion ja – aber bitte nicht übertreiben. Als Leser seine Bücher lernt man immer mal wieder etwas über die Realität im Sektionssaal und über Diagnosen, und detektivische Spurensuche an äußerst stillen Patienten.
Michael Tsokos zeigt allerdings auch, dass Menschen nur des Erfolges, des Prestiges und des Ruhms manipulieren, drohen, erpressen und nicht zuletzt auch morden.

„Abgeschlagen“ ist ein munterer, todernster True Crime Thriller – authentisch, spannend, und verdammt unterhaltsam. Die Figurenzeichnung ist absolut gelungen, zwar weiß man als Leser relativ fix wer hier wen auf den Sektionstisch transportiert, aber der Weg dahin ist innovativ und spannend aufgezeigt.

Atmosphärisch gut in Szene gesetzt – thematische Verpackung passt soweit auch. Inhaltliche Spannung ist besonders am Ende gut – allerdings manchmal auch etwas drastisch auf dem Altar der Unterhaltung geopfert. Jedenfalls wird es weitergehen mit Paul Herzfeld und das spektakuläre Ende lässt hoffen.

Fazit

„Abgeschlagen“ ist ein ganz starker True Crimethriller. Mit viel Herzblut vom besten Aufschneider verfasst – lässt er die Spannung beim Leser „Aufschlagen“.

Michael Sterzik

Dienstag, 19. Februar 2019

Vespasian - Der gefallene Adler - Robert Fabbri


Historisch betrachtet war Kaiser Vespasian ein „guter“ Imperator des Weltreiches Rom. Eigentlich aus einfachen Verhältnissen stammende spätere Kaiser, wurde dieser zu einem großartigen, römischen Herrscher. Er entstammt nicht wie üblich aus der Senatsaristokratie, sein Vater war ein einfacher Steuereinnehmer, doch seine anfängliche militärische Laufbahn führte ihn geradewegs in die Politik Roms. Die Schlachtfelder die der junge Mann mit seinen Legionen betrat, waren ähnlich gefährlich wie die intriganten, politischen Spiele am Hofe. Die flavische Dynastie, die er begründete tat sich hervor durch eine Politik der Bürgernähe, eine reale Politik die er unter anderen finanziell geschickt führte. Seine Erfahrungen als Heerführer der römischen Legionen waren überlebensnotwendig, zweifelsfrei konnte Vespasian in der Außenpolitik viel Positives erreichen und als bodenständigen Kaiser etablierte er eine positive Steuerpolitik, die die Staatsschulden begleichen konnte.

Doch wie wurde dieser junge Mann geformt? Was zeichnete ihn aus? Welche Erfahrungen konnte er im militärischen und politischen Bereichen sammeln? Wie war er ggf. als Mensch? Robert Fabbri findet in seiner historischen Romanreihe „Vespasian“ antworten auf diese Fragen. Doch diese Reihe hebt sich nicht mit fiktionalen Szenen, oder Charakteren hervor – im Gegenteil. Der Autor stützt sich auf historische Quellen und Schriften von Sueoton, Tacitus und Cassius Dio.

Im vierten Band dieser großartigen Reihe – „Der gefallene Adler“ entsendet der Nachfolger des dekadenten und wahnsinnigen Kaisers Caligua – Claudius – die beiden flavischen Brüder Vespasian und Sabinus nach Germanien. Die ungleichen Brüder sollen die letzte, verbliebene Standarte der massakrierten Legionen unter Varus im Teutoburger Wald finden. Ein Himmelfahrtskommando - für einen Kaiser, der mit diesem Symbol die römischen Legionen dazu animieren möchte – Britannien ins Weltreich Rom einzugliedern. Ein blutiger Eroberungskrieg steht den Legionen bevor.

Die Grundstory klingt allzu fantastisch, ist aber nicht fiktiv. Ob nun Vespasian und sein Bruder dabei war, lässt sich nicht zweifelsfrei bestätigen, allerdings nahm der spätere Kaiser mit großer Wahrscheinlichkeit an der blutigen Invasion der britischen Insel teil. „Vespasian – der gefallene Adler“ splittet sich in zwei Handlungsebenen auf – Die Suche nach dem symbolischen Feldzeichen und wenig später, dann die brachiale Schlacht in Britannien. Waren die vorherigen Bände noch viel von politischen Ränkespielen und Intrigen geprägt, so konzentriert sich der Autor diesmal auf die Beschreibung von Roms militärischer Eroberungspolitik.

Es gibt viele Beschreibungen in Büchern und sehenswerte cineastische Darstellungen von der militärischen und disziplinarischen Methodik der Weltmacht Roms. Eine Kriegsmaschinerie – eine Bestie die von der Leine gelassen, aber zielgerichtet erobert und tötet. Robert Fabbri allerdings beschreibt die offene Feldschlacht zwischen den römischen Legionen und den britischen Kriegern, so intensiv, wie ich sie bisher noch nicht gelesen habe. Unglaublich wie atmosphärisch dicht und packend der Autor, die Aufstellungen, die Taktik, die Strategie und nicht zuletzt das fast schon methodische Töten der römischen Legionen erzählt. Schlichtweg faszinierend und bedrohlich wie hier Disziplin, Ausbildung, Ausrüstung und die Erkenntnisse der Offiziere thematisch dargelegt werden. Eine römische Legion war nicht unschlagbar, aber zeitweise das effektivste, tödliche militärische System der damaligen Epoche. Robert Fabbri erzählt es sehr plakativ, man meint das Geräusch von tausenden auftretenden, genagelten Sandalen römischer Legionäre zu hören, die harten Befehle der Offiziere, dass Zusammenprallen der Schilde und die Geräusche und Schreie der sterbenden Briten.

Breitbandkino in literarischer Form – so atmosphärisch packend, dass diese einen völlig vereinnahmt und atemlos macht. Emotional vielleicht etwas einseitig – da hier der einfache Soldat keine Stimme hat – aber Robert Fabbri gelingt, dass töten, sterben und das Überleben so dramatisch und spannend zu schildern, wovor man wirklich eine Hochachtung haben kann.

Charakterliche Beschreibungen – vor allem die der historischen Persönlichkeiten sind außerordentlich gut gelungen. Auffällig ist, dass hier keine Klischees bedient werden – der Autor verweist den Leser auf die unterschiedlichsten Motivationsperspektiven. Die Hauptfigur wird hier nicht heroisch emporgehoben, sondern Vespasian macht auch Fehler, kleinere, größere, mal mutig, mal naiv, usw.

Roms Politik untermauert vom amtierenden, römischen Kaiser Claudius wird nur wenig Raum geboten – reicht aber völlig aus, denn in den nachfolgenden Bänden sollte noch so wie Entwicklungsraum gegeben sein, dass man es durchaus verschieben kann.  
Robert Fabbri ist einer der wenigen Autoren, die sich entlang einer historischen Zeitlinie der Ereignisse bewegen, ohne zu stolpern, oder sich zu verlaufen. Großartig – immer unter dem Aspekt zu sehen, dass er Rom wieder „erblühen“ lässt. Der Leser kann viel aus dieser Reihe mitnehmen: soziale Strukturen und Stände, Politik und Militär, Religion und Fanatismus, Alltag und Traditionen – alles absolut ergreifend dargestellt.
Wer sich mit literarisch und unterhaltsam mit Roms Epoche beschäftigen möchte, wird mit dieser Reihe belohnt werden. Einer der besten, historischen Reihen, die zur Zeit veröffentlicht sind.

Fazit

„Vespasian – Der gefallene Adler“ von Robert Fabbri lässt die Legionen Roms auferstehen. Brillante Unterhaltung – allgegenwärtige Spannung, die einen einfängt. Legendäre Unterhaltung – ganz stark.

Michael Sterzik