Samstag, 6. März 2021

Der Held Roms - Douglas Jackson


Die Eroberungspolitik des Römischen Reiches war unter der Julischen Dynastie der Kaiser außerordentlich aggressiv, aber auch sehr effektiv, wenn es darum ging Länder und ihre Bevölkerung Roms Willen aufzuzwängen. Dieser Eroberungsprozess beinhaltete auch die Indoktrinierung der Kultur, der Religion – schlichtweg die Lebensweise der Römer zu übernehmen. Gerne passiv, gerne manipulativ – wenn nötig mit noch mehr militärischer Gewalt.

Doch es gab immer wieder Länder, die ihre Unabhängigkeit um keinen Preis der Welt aufgeben wollten. Germanien – und auch die britische Insel rebellierten mit aller verfügbaren Gewalt gegen die römischen Unterdrücker. Analysiert man Roms Berechenbarkeit, ihre Methodik sich Stammesfürsten und den Adel gefügig zu machen, spielte der Einsatz von finanziellen Mitteln, das nehmen von Geiseln und Erpressung die wesentlichen Überzeugungsaktionen.

Im vorliegenden Roman: „Der Held Roms“ von Douglas Jackson werden diese Themen sehr gut verarbeitet. Wie ging Rom mit seinen Veteranen um, nach 25 Jahren militärischen Dienst? Welche Subventionen lieferten römische Politiker um sich zu bereichern, und sich Stammesführern gefügig zu machen, nur um diese ggf. später in einem eiskaltem Regen stehenzulassen? Douglas Jackson erzählt aber auch sehr drastisch von militärischen Feldzügen gegen die Briten.

Britannia, 60 nach Christus. Schon lange hat Kaiser Nero den Blick vom weit entfernten Außenposten Britannia abgewendet. Doch römische Gräueltaten wecken den Unmut der Britonen. Gleichzeitig erstarken die Druiden und rufen zum Widerstand gegen Rom auf. Es kommt, wie es kommen muss: Die kriegerische Königin Boudicca führt die britonischen Stämme in den Krieg.
Der Tribun Gaius Valerius Verrens, Befehlshaber der Veteranenlegionen im Lager Colonia, stellt sich der wachsenden Gefahr. In einem erbittert geführten Gefecht kämpft Valerius Seite an Seite mit seinen Veteranen gegen Boudiccas Horden – und droht zu verlieren. Unter hohen Verlusten ziehen die Legionäre sich in den Tempel des Claudius zurück. Hier, in den heiligen Mauern, entscheiden allein die Götter über Sieg oder Niederlage, Leben oder Tod. (Verlagsinfo)

„Der Held Roms“ von Douglas Jackson ist spannend, sehr unterhaltsam und der erste Band einer Reihe um Gaius Valerius Verrens. Diese Figur ist zwar fiktiv, aber der Autor erzählt seine Laufbahn sehr realistisch. Ein junger Mann, knapp 22 Jahre alt der als Tribun einen Namen machen muss, wenn er seine persönliche politische Karriere in Rom weiter ausbauen möchte.

Auf der Insel, lernt er dann auch britische Kaufleute und Mitglieder des niederen Adels kennen – die sich von Roms Glanz und Gloria durch Geld und Einfluss instrumentalisieren ließen. Sehr interessant – aber noch interessanter liest es sich wenn der Autor beschreibt, wie sich ehemalige römische Legionäre in Britannien nach ihrem Kriegsdienst versuchen privat Fuß zu machen. Um es kurz zu machen…sie wurden nett aus- und benutzt und irgendwie bleibt man immer im Dienste Roms.

Roms erbarmungslose Kriegsmaschinerie lässt Douglas Jackson auch mit brachialer Gewalt auf die aufständischen, freiheitsliebenden Briten los. Lässt man dieses „Monster“ von oder an der langen Leine los, so gab es wenig römische Niederlagen zu beklagen. Effektiv – Diszipliniert  - Tödlich auf den Schlachtfeld ihrer Wahl.

Interessant auch, aber das sagt der Titel auch schon aus, dass die Römer, die „Guten“ sind, und die Briten die „Bösen“! Ja – es ist immer eine Frage der Perspektive, denn der Autor beschreibt Massaker von britischen und römischen „Soldaten“. Doch die Botschaft ist hier ganz klar – man ist auf römischer Seite.

Die Figurenzeichnung ist außerordentlich gut gelungen. Gerade die Hauptfigur wirkt nicht nur authentisch, sondern auch sympathisch und man darf gespannt auf die nächsten Bände sein. Die Handlung konzentriert sich fast gänzlich auf die Perspektive des jungen Tribuns. Nur ein kleines Kapitel erzählt von Senecas und Neros Plänen, wie man zukünftig mit der britischen Insel umgehen möchte. Viel zu kurz – aber dennoch auch spannend geschildert.

Auch zu kurz gekommen, ist die Perspektive von britischer Seite, bis ein paar kleine Momentaufnahmen. Dennoch – der Roman ist trotz dieser Kritikpunkte sehr gut.

Fazit

Hier zeigt sich die Bestie –Römische Kriegführung von seiner besten Seite. Außerordentlich spannend und unterhaltsam mit einer starken Hauptfigur. Geschichtlich sauber recherchiert und interpretiert – kann ich den Roman sehr gut empfehlen.

Michael Sterzik

 

Samstag, 27. Februar 2021

Blutzahl - Thomas Enger und Jørn Lier Horst

 

Es gibt eine große Anzahl von Ermittlern, die als Duo fungieren und funktionieren im Genre Krimi/Thriller. Das Konzept ist immer sehr ähnlich gestaltet, beide ergänzen sich mit ihren Stärken und Schwächen um aus verschiedenen Perspektiven das Verbrechen letztlich zu lösen. Auch in den vorliegenden Roman: „Blutzahl“ verhält es sich nicht anders – und auch wenn es an Originalität mangelt – der Titel ist ausgesprochen gut.

An dem Tag, als die Autorin Sonja Nordstrøm verschwindet, sollte sie zur Premiere ihres Buches »Ewige Erste« erscheinen. Dass sie nicht auftaucht, veranlasst die Promi-Reporterin Emma Ramm, Nordstrøm zu Hause aufzusuchen. Die imposante Villa ist leer, doch eine am Fernseher angebrachte Zahl weckt Emmas Neugierde: die Nummer Eins. Alexander Blix vom Osloer Dezernats für Gewaltverbrechen ist der nächste, der eine Zahl findet: die Nummer Sieben, und zwar auf der Leiche eines Mannes, der in Sonja Nordstrøms Sommerhaus gefunden wird ... Was Emma und Alexander noch nicht wissen: Ein Countdown hat begonnen, und er wird in Blut enden. (Verlagsinfo)

Jørn Lier Horst ist einer der beiden Autoren und auch hier ergänzt er mit seiner Erfahrung als Hauptkommissar in einer Mordkommission in Norwegen, neben Thomas Enger, einen erfahrenen Autor, das Autorenduo. Aber auch unabhängig voneinander sind sie beide Bestsellerautoren.

Alexander Blix und Emma Ramm sind ein starkes Team aus unterschiedlichen Lagern. Blix eher introvertiert, bewegt sich ungemein wenig und sehr ungerne im Rampenlicht. Seine Vergangenheit – bzw. seine Entscheidung, die er in einer dramatischen Situation fällte, verfolgt ihn bis in die Gegenwart. Das macht ihn zu keinem schlechten Ermittler, im Gegenteil – aber er ist halt auch Mensch. Flankiert wird er in „Blutzahl“ von Emma Ramm, einer Journalistin, einer Bloggerin, die sich im Promibereich tummelt und versucht sich hier bei einer Zeitung einen Namen zu machen. Mit allen Sympathiepunkten ausgestattet geben sie also der ohnehin guten Atmosphäre noch das besondere etwas mit.

Die Spannung im Roman ist ausgesprochen gut und die erzählerische Perspektive  von Alexander und Emma gelingt sehr gut. Nicht nur, dass man von den beiden viel Privates erfährt, formen und entwickeln sie beide die Story konsequent weiter. Ebendiese privaten Rückblenden bilden diese interessanten Nebengeschichten.

Das Tempo der Story ist gut. Ausgezeichnet gut gelingt dem Autorenduo eine Authentizität zu erschaffen, dass nicht nur durch die sich aufbauende Spannung, sondern vielmehr mit den Dialogen der Figuren. Es gibt keine logischen Fehler in den situativen Handlungen der Ermittler, oder Emma, die beiden Autoren wissen was und wovon sie schreiben.

Der Auftakt ist mehr wie gelungen, doch spürt man auch, dass der schriftstellerische Höhepunkt noch nicht erreicht ist.

Fazit

„Blutzahl“ ist hochspannend. Tolle Figuren, die aber noch mehr können. Ein Autorenduo das mehr wie vielversprechend ist. Man kann sich schon auf weitere Bände dieser Reihe freuen. Spannungsliteratur – die man lesen sollte.

Michael Sterzik

 

 

Samstag, 20. Februar 2021

Krieger Roms - Feuer im Osten - Harry Sidebottom

 


Der vorliegende Roman spielt zurzeit von Kaiser Valerian im Jahre 255 nach Christum. Die alte Glanzzeit des alten Roms ist Geschichte. Die Grenzen werden durch die Goten und der Perser bedroht – eine Reichskrise. Der Persische König aller Könige Schapur I. führte den Krieg gegen Rom erfolgreich weiter – sein Herrschaftsgebiet weitete sich bis nach Syrien aus. 

Diese Epoche wird literarisch im Genre Historischer Roman zwar gerne aufgegriffen, doch die meisten Geschichten handeln aus der Zeit der julischen, oder flavischen Kaiser. Harry Sidebottom distanziert sich von dieser sehr heftigen Zeit – in der Roms Eroberungspolitik vorherrschend war. Sozusagen der Höhepunkt des Römischen Reiches. Doch jedes Weltreich gerät mehr oder minder irgendwann ins Wanken.

Rom, im Jahr 255. Von allen Seiten stoßen die Feinde Roms vor, um sich Teile des angeschlagenen Weltreiches einzuverleiben. Auch Sassanidenherrscher Shapur steht mit seinem mächtigen Heer vor Arete, dem östlichsten Bollwerk des Imperiums. Um die Festung zu verteidigen, sendet Kaiser Valerian seinen Tribun Ballista aus. Ballista ist Germane, steht aber seit Langem in Diensten Roms. Unerschrocken und loyal folgt er seinem Auftrag, obgleich er weiß, wie aussichtslos die Lage ist, denn er verfügt nur über wenige Krieger….(Verlagsinfo)

Es ist nicht leicht den Roman zu bewerten. Es war auch nicht unbedingt ein Vergnügen diesen zu lesen. Harry Sidebottom hatte anscheinend viel vor mit seiner Geschichte, dass Ergebnis ist allerdings gerade mal als ausreichend zu bezeichnen. „Krieger Roms – Feuer im Osten“ ist wenig spannend, und dadurch auch weniger unterhaltsam. Die Story verfügt über langanhaltende erzählerische Längen, über Beschreibungen, die weder entscheidend sind, oder die Handlung vorantreiben.

Das bezieht auch die Charaktere mit ein, die man nicht wirklich greifen kann. Jemanden als Hauptfigur aufzubauen, dessen Wurzeln nicht Römisch, sondern Germanisch sind – ist nichts Neues und nicht originell. Sein Charakter obwohl als Hauptfigur aufgestellt ist blass, einfallslos und seien ehrlich schlichtweg langweilig.

Auch die flankierten Nebencharaktere sind eindimensional konzipiert. Eine spannende Atmosphäre entwickelt sich zu keinem Zeitpunkt.

Dagegen hat der Autor sich völlig losgelassen Alltagsgegenstände, Räumlichkeiten, usw. so detailliert eingebaut und beschreiben, dass ich mir immer sagt, nett…aber zu viel des guten. Die Geschichte konzentriert sich auf einen Zeitraum und auf eine Region und aus viel zu wenigen Perspektiven erzählt.

Und Faktor „historische Geschichte“ – zu langweilig, zu wenig, kaum vorhanden.

Fazit

„Krieger Roms – Feuer des Ostens“ von Harry Sidebottom ist ein historischer Roman auf Sparflamme mit viel Langeweile, keiner Atmosphäre und uninteressanten Figuren. Ein Reihe – die für mich mit den ersten Band endet. Weitere Versuche ausgeschlossen.

Michael Sterzik

Sonntag, 14. Februar 2021

Die 7. Zeugin - Florian Schwieker/Michael Tsokos


Der vorliegende Titel: „Die 7. Zeugin“ soll ein Justiz-Krimi sein und soll ebenfalls einen guten Eindruck in den Bereich der deutschen Rechtsmedizin vermitteln. Michael Tsokos ist der wohl bekannteste Rechtsmediziner in unserem Land, ein anerkannter Experte, auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. Florin Schwieker ist ein ehemaliger Strafverteidiger, der glaubt man seinen Worten – eine gute Vernetzung mit den bekannten Sicherheitsbehörden hat. Soviel so gut.

Unser Rechtssystem gehört mit zu einem der Besten der Welt – doch auch die Justiz handelt nicht immer souverän und professionell. Menschen machen Fehler – immer schon – immer zu. Doch diese Fehler können gravierende Folgen haben – für den mutmaßlichen Täter, und ggf. dann auch für die Angehörigen. Justizirrtümer sind selten – aber dramatisch. Die Schuldfrage ist oftmals schnell geklärt – doch das „Warum“ – das „Wieso“ – den Hintergrund einer Gewalttat zu bemessen und zu erklären, ist für den Staatsanwalt und auch dem Verteidiger manchmal schwieriger als man denkt. Justizia ist nicht unbedingt blind und ihr moralischer Kompass – nun ja auch dieser ist nicht immer kalibriert.

Sagen wir mal schnell vorab – ein schwacher Auftakt mit noch vielen, vielen „to Do`s“ für den nächsten zweiten Band.

An einem Sonntagmorgen wie jeder andere auch verlässt der Verwaltungsbeamte Nikolas Nölting sein Haus in Berlin-Charlottenburg. Er winkt seiner kleinen Tochter zu, schwingt sich aufs Fahrrad und fährt zu einer Bäckerei. Dort schießt er plötzlich aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung um sich. Ein Mensch ist tot, zwei weitere verletzt – und Nikolas Nölting schweigt.


Nöltings Anwalt Rocco Eberhardt steht vor einem Rätsel: Welches Motiv könnte der unauffällige Familienvater für eine solche Tat gehabt haben? Das Ganze erscheint völlig sinnlos – bis der Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer eine überraschende Entdeckung macht, die Rocco Eberhardt mitten in einen Sumpf aus Korruption, Geldwäsche und Clan-Kriminalität führt. Doch wer sich mit der Unterwelt von Berlin anlegt, bringt nicht nur sich selbst in größte Gefahr …(Verlagsinfo)

„Die 7. Zeugin“ ist nicht unbedingt spannend. Souveräne Unterhaltung wird geboten. Was viele Fragen aufwirft ist die thematische Verteilung innerhalb der Storyline. Einblick in die Rechtsmedizin? Es ist nicht die Rede wert, was hier eingebaut worden ist. Einblick in das Rechtssystem? Ausreichend bis mangelhaft und alles nur absolut im Oberflächlichen Rahmen. Alles wirkt stereotypisch – Story, Figuren, Inhaltliche Themen.

Die Figuren sind allesamt weder sympathisch, noch unsympathisch. Sie sind da – ja und? Vielschichtig interpretiert ist hier absolut niemand. Der Staatsanwalt ein Profil Neurotiker, die Verteidigung und sein Ermittler – klassische, berufliche weiße Westen und hoch motiviert „Recht“ sprechen zu lassen. Analysiert man dann die Nebengeschichten – die das private Umfeld der Protagonisten zeigen, ist das genauso wenig einfallsreich erzählt und wieder finden wir die Klassischen Merkmale wieder – schwierige, familiäre Beziehungsebenen, eine kleine Liebesgeschichte – die sich dramatisch erstmal entwickelt.

Die beiden Hauptfiguren – der Verteidiger Rocco Eberhardt und der Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer – auch hier eine Aufteilung innerhalb der Story von 95% Rocco Eberhard. Der Rechtsmediziner ist nur eine blasse Nebenfigur.

Die Story: Anfang sehr interessant – aber so transparent und vorausschaubar, das es hier zu keinerlei Überraschungen kommt.

Vergleicht man alle Titel, an denen Michael Tsokos beteiligt war – so haben wir mit diesem Band: „Die 7.Zeugin „ den absoluten literarischen Tiefpunkt erreicht. Die Bücher von Tsokos sind allesamt tolle, originelle und spannende Titel – hier kann man ggf. mutmaßen, dass der Name „Tsokos“ als Instrument des Marketings verwendet wurde um den Verkauf anzuheizen.

Es wird mit Sicherheit einen zweiten Band geben, aber der muss deutlich besser ausgearbeitet werden. Florian Schwieket, der hier anscheinend den größten Anteil an dem Buch hatte, sollte ggf. noch etwas dazulernen, bevor ein zweiter Band veröffentlicht wird. Für Michael Tsokos – ist der Titel kein wirkliche Empfehlung hier weiter seinen Namen einzubringen.

Fazit

„Die 7. Zeugin“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Souveräne, nette Unterhaltung – mehr auch nicht. Es gibt hier noch viel unendecktes Land – dass man als Autor betreten und erforschen muss. Kann ich leider überhaupt nicht empfehlen.

Michael Sterzik

Freitag, 12. Februar 2021

Im Visier des Feinden - Tom Clancy/Mike Maden


Der Balkan war schon immer eine unruhige Region in Europa. Die verschiedenen Völkergruppen im alten Jugoslawien – Serben, Kroaten, Bosnier  - die verschiedenen Glaubensrichtungen und Kulturen bergen auch noch in unserer Zeit ein gewisses Risiko. Kein Pulverfass – bei dem die lange Zündschnur vor sich hin glimmt -. Aber dennoch könnte hier ein neuer Konflikt entstehen. Als Staatenmittelpunkt zwischen der Nato und Russland ist das Land eine strategische und taktische Größe, wenn man sich die Situation aus der Politik heraus, auch noch militärisch analysieren möchte.

Der amerikanische Autor Mike Maden – der das literarische Erbe und dessen Figur „Jack Ryan“ weiter am Leben erhält, hat nun einen neuen Titel veröffentlicht: „Im Visier des Feindes“.

Der Titel bedient sich vieler Elemente. Zweifelsohne werden hier Themen, der Spionage, der Politik, die Auseinandersetzungen der Großmächte über Vertreterstaaten und viele mehr verwendet. Die Gefahr des islamischen Terrors ist hier ebenfalls ein großer Bestandteil und auch ein internationales Verbrechersyndikat mischt hier sehr aktiv mit.

Die Figur Jack Ryan Jr. entwickelt sich immer mehr zu einer amerikanischen Version eines britischen James Bonds. Seinen Auftrag bekommt er allerdings nicht von „M“ sondern von seiner Mutter.

In Sarajevo trifft Jack Ryan jr. Aida wieder – das Mädchen, dessen Augenlicht Ryans Mutter vor fünfundzwanzig Jahren im Krieg gerettet hat. In ihrer Heimat braut sich erneut ein Krieg zusammen, und Jack will Aida beistehen. Dabei muss er sich nicht nur mit der serbischen Mafia herumschlagen, sondern auch mit Attentätern des geheimnisvollen Eisernen Syndikats.

Etwas sagt ihm, dass er es hier mit mehr zu tun hat als mit lokalen Reibereien: Im schlimmsten Fall können die Konflikte im Balkan zu einem neuen Weltkrieg führen. Also trotzt er der Anweisung, sich zurückzuziehen, stellt sich dem Feind allein – und bringt dadurch Aida in Gefahr.(Verlagsinfo)

„Im Visier des Feindes“ ist auch ein munterer Reiseführer durch Sarajewo und auch rückblickend gibt es immer wieder Erklärungen woher der Hass zwischen den Volksgruppen kommt. Etwas geschichtliche Aufklärung, die aber eindimensional daherkommt – und sich nur auf die Perspektivische Sicht der Weltmacht und Weltpolizei Amerikas bezieht. Geschichte wird durch die Sieger geschrieben. Wenig Objektivität und Selbstkritik was der Autor Mike Maden hier verwendet. Alles in allem werden hier aber auch Museen, historische Schauplätze, Sehenswürdigen und selbst die Gastronomie des Landes hervorgehoben.

Politik war und ist immer ein großer Bestandteil diese Reihe, tritt aber leider immer mehr in die zweite Reihe. Die Spannung wird hier über die Actionelemente erzeugt. Aber das gelingt dem Erben von Tom Clancy sehr souverän.

Die Diplomatie eines Jack Ryans wird eher durch Nahkampftechniken und Schusswaffen ausgeführt. Als nachrichtendienstliche Allzweckwaffe – so zwischen Analyst und Außenagent – tritt er in die Fußstapfen seines Vaters Jack Ryan – Senior, der als Präsident der Vereinigten Staaten, alle militärischen, wirtschaftlichen Staatsgeschäfte steuert. Leider, weil  die Story halt weniger politisch ist, verkommt die Figur des legendären Jack Ryan Seniors zu einer attraktiven Nebenrolle.

Die Figurenzeichnung ist nett und orientiert sich wie gesagt an die Figur eines berühmten Britischen Agenten. Von diesem hat Jack Ryan jr. viel, auch eine gewisse Naivität, aber die Waffen einer Frau sind halt gefährlich für das Herz und den Verstand.

Täuschung, Lug, Betrug, Intrigen…alles vorhanden – alles gut und spannend eingebaut. Es gibt nicht viel originelles – die touristischen Ausflüge sind nett – die alten Feindbilder und Beziehungskisten der Staaten, Interessen- und Volksgruppen beinhalten auch nicht viel Neues. Also warum ist der Roman gut? Sehr gekonnt spielt Mike Maden sein Talent aus, wenn es darum geht Action zu beschreiben – dass ist spannend, wenn es auch keine überraschenden Komponenten gibt.

Ich empfehle und wiederhole mich gerne – dieser Reihe fehlt etwas die politische Note und mehr noch – wie wäre es das Jack Ryan Senior eine größere Rolle spielt!?

Fazit

„Im Visier des Feindes“ ist eine persönliche, sehr aktive Räuberpistole. Packend und schnell erzählt. Ein hoher Unterhaltungswert der eher gerührt, wie geschüttelt ist. Ein Spion der mich liebte und wo man später sagen könnte: Sag niemals nie.

Michael Sterzik

Samstag, 6. Februar 2021

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt - Noah Richter


Machen wir uns nichts vor und sehen die Situation realistisch: Ja – wir haben klimatische Probleme und stehen vor großen Herausforderungen, wenn wir den kommenden Generationen eine relativ, gute Erdkugel hinterlassen wollen!

Vergleichen wir die Erderwärmung, die geographischen Veränderungen in der Arktis, ganz davon zu schweigen, dass der Regenwald abgeholzt wird – mit einer Momentaufnahme vor 30 Jahren – erschrecken wir uns. Die Sommer werden heißer, die extremen Temperaturschwankungen werden intensiver – was auf die Natur und damit schließe ich die Menschheit mal mit ein, schlimmer wird.

Die kleineren Klimakatastrophen haben wir schon erlebt, die größeren, vielleicht kommenden könnten sich dramatisch auf unser Leben  auswirken.

Noah Richter – ein Pseudonym für einen bekannten und erfolgreichen Autor für Drehbücher und Theaterstücken, der zudem noch ein engagierter Klimaschützer ist, gibt den „Klimakatastrophen“ und die schlimmsten Auswirkungen eine literarische Bühne.

Was wäre wenn? Diese Frage hat sich „Noah Richter“ offensichtlich gestellt – und das Ergebnis ist ein Buch mit dem Titel: „2,5 Grad – Morgen stirbt die Welt“. Das „Morgen“ ist zwar noch weit entfernt, aber näher als wir uns das vorstellen können.

Die Welt steht in Flammen. Wer kann sie retten? Es ist wärmer als je zuvor. In der Antarktis bricht ein Milliarden Tonnen schwerer Gletscher ab. Die deutsche Forschungsstation Neumayer III versinkt im Meer und mit ihr der Glaziologe Jakob Richter. Doch vor seinem Tod konnte er seiner Freundin Leela noch Dokumente schicken, die beweisen, wie große Konzerne die Klimakatastrophe befördern. Leela nimmt den Kampf gegen die Mächtigen auf, erleidet Niederlage um Niederlage, und weiß am Ende nur noch einen Ausweg … Jahrtausendhochwasser, wochenlang mörderische Hitze, Monsterstürme - eine junge Frau im Kampf gegen die Klimakatastrophe, gegen übermächtige Verschwörer und ums nackte Überleben.(Verlagsinfo)

Das Buch ist gut. Allerdings verfängt sich der Autor in der Beschreibungen einzelner Szenarien und manchmal etwas schwerfälligen Dialogen, sodass die Spannung größtenteils nicht aufkommt, und (oder) nicht gehalten werden kann. Da hilft es auch nicht das die Katastrophenspirale sich schneller und dramatischer dreht.

Er baut faktisch alles ein: Konzerne – die mitunter den Profit optimieren wollen, und Menschenleben dafür in Kauf nehmen, dann rechtsradikale Gruppen und Sekten, die da Ende der Welt sehen, eine Bundesregierung die fast hilflos agiert, eine ambitionierte Protagonisten, die absolut unrealistisch wirkt, ein Profi-Killer der „Spiel mir das Lied“ vom Tod anscheinend gut kennt….usw. usw.  Machen wir es also kurz – zu viele Informationen eingebaut und das völlig wirr und unkoordiniert.

Die Figurenzeichnung befindet sich in der gleichen, relativ schlechten Umsetzung. Ales wirkt schnell – auf Tempo abzielend, völlig überhastet und theatralisch dramatisch. Letzteres bezieht sich auf die inhaltliche Atmosphäre – auch hier zu ambitioniert.

Schade – denn der Anfang war vielversprechend – die Umsetzung allerdings katastrophal.

Fazit

„2,5 Grad – Morgen stirbt die Welt“ von Noah Richter hatte ambitionierte Ziele. Leider völlig verfehlt, verfahren, überhastet und nicht spannend. Ein Titel, den ich leider nicht empfehlen kann.

Noah Richter hat als Autor ganz sicherlich potenzial – allerdings sollte der nächste Titel inhaltlich sauberer konzipiert sein.

Michael Sterzik

Freitag, 5. Februar 2021

Die Mitternachtsbibliothek - von Matt Haig


Ein Buch muss unterhaltsam sein im Genre Belletristik, oder eine Spannung erzeugen, vielleicht gruseln wir uns auch, mögen schmunzeln, oder auch weinen. Emotional werden wir eingefangen und in andere Welten, Länder, Situationen und Perspektiven katapultiert. Und es gibt Geschichten, die uns verändern, unsere Seele und Gedanken zum Schwingen bringen. Geschichten, die uns so sehr nachhaltig berühren, dass das Echo dieser Story noch lange nachhallt.

Diese besonderen Bücher und es gibt wenige davon, sind wahre Schätze, da sie mitunter uns verändern können, und wenn das nicht, dann beeinflussen sie uns.

Unser irdisches Leben ist nicht unendlich. Unendlich, bzw. unzählbar sind die Entscheidungen, die wir täglich fällen, und diese verändern unser Leben und das von vielen anderen dann auch parallel gleich mit. Am Ende unseres Lebens und sicherlich auch mal im Laufe unseres Daseins, ärgern wir uns darüber, dass einige Entscheidungen gefällt haben. Wir wollen diese am liebsten revidieren und fragen uns, was wäre gewesen, wenn ich anders reagiert hätte. Wäre unser Leben schlechter, oder besser verlaufen? Fragen über Fragen, oder!? Andersrum interpretiert – sind wir jemals zufrieden mit unseren Leben – mit den schönen Momenten – aber auch mit kleineren und größeren Katastrophen, die uns begegnen?  

Unsere individuelle Philosophie (er)leben wir jeden Tag, aber wann können wir uns sicher sein, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben!?

Stell dir vor, auf dem Weg ins Jenseits gäbe es eine riesige Bibliothek, gesäumt mit all den Leben, die du hättest führen können. Buch für Buch gefüllt mit den Wegen, die deiner hätten sein können.
Hier findet sich Nora Seed wieder, nachdem sie aus lauter Verzweiflung beschlossen hat, sich das Leben zu nehmen. An diesem Ort, an dem die Uhrzeiger immer auf Mitternacht stehen, eröffnet sich für Nora plötzlich die Möglichkeit herauszufinden, was passiert wäre, wenn sie sich anders entschieden hätte. Jedes Buch in der Mitternachtsbibliothek bringt sie in ein anderes Leben, in eine andere Welt, in der sie sich zurechtfinden muss. Aber kann man in einem anderen Leben glücklich werden, wenn man weiß, dass es nicht das eigene ist? (Verlagsinfo)

„Die Mitternachtsbibliothek“ von Matt Haig ist ein wundervolles, sensibles Buch, dass aufzurütteln vermag, und uns vor Augen führen kann, was wirklich wichtig ist im Leben. Der britische Autor vermag es spielerisch zu philosophieren, nicht immer tiefgründig, aber doch mit so klaren Worten umgeht, dass die Kernbotschaft kristallklar vor uns liegt.

Die größte und tiefgreifendste Veränderung begreifen wir, wenn wir erkennen, wer wir wirklich sind, unabhängig, davon ob wir berühmt, berüchtigt sind, oder wir arm oder reich sind. Wir sind dann am stärksten und glücklichsten, wenn wir an uns selbst glauben, wenn das Gesicht im Spiegel, die Spuren unseres Lebens zeigt – ein schmunzeln, dass glänzen der Augen, feine Fältchen, vielleicht Narben, die uns geformt aber nicht besiegt haben, vielleicht auch schmerzhafte Erinnerungen, die wir überlebt haben. John Lennon sagte einmal: Die Antwort auf alle Fragen ist die Liebe – verdammt er hatte so recht damit.

„Die Mitternachtsbibliothek“ und deren Botschaft, wird von vielen Lesern individuell interpretiert werden. In jedem Fall, ist das Buch kein ultimatives philosophisches  Werkzeug, dass uns „Lösungen“ aufzeigt. Man muss sich allerdings auch darauf einlassen und es am besten in wenigen Etappen lesen. Was nicht schwer ist – denn die Geschichte von Nora Seed hat auch sehr skurrile und witzige Momente, aber zeigt uns auch Szenen, die uns ggf. zu Tränen rühren können.

Die Ehrlichkeit der Story ist überzeugend. Das Buch wird nicht unser Leben verbessern, aber es zeigt uns – wer wir sind – wer wir waren – was wir erreichen können, wenn wir an uns selbst glauben.

Fazit

„Die Mitternachtsbibliothek“ von Matt Haig ist ein Licht, ein Funkeln in dunkelster Nacht. Ein Spiegelbild unserer Seele, wenn wir es wollen. Es ist eines der wichtigsten und besten Bücher, dass ich jemals gelesen habe. Reisen Sie bitte mit Nora Seed durch unterschiedliche Leben – seien Sie auf der Hut – mitunter finden Sie sich selbst.

Michael Sterzik