Freitag, 10. April 2020

Die Sekte - Es gibt kein Entkommen - Mariette Lindstein


Personenkulte – Sekten gibt es schon seit Jahrhunderten. Eine der bekanntesten und zugleich der umstrittensten ist Scientology, deren Netz und Mitglieder sich überall in der Welt etabliert haben. Es ist eine „neue“ religiöse Vereinigung, die das Ziel hat, dass Leben aller zu verbessern, mithilfe von systematischen umprogrammierenden Eingriffe in der Psyche der Mitglieder. Also Pseudowissenschaft mit religiösem Charakter, dessen Ziel es ist nicht nur die Persönlichkeit zu verbessern, sondern auch an Macht, Geld und Einfluss zu gewinnen.

Die schwedische Autorin Mariette Lindstein war selbst 25 Jahre Mitglied dieser sektenähnlichen Vereinigung Scientology. Ihre Erlebnisse und Eindrücke hat sie nun in ihre Buchreihe „Die Sekte“ verarbeitet.

Auf einer nebeligen, sturmgepeitschten Insel vor der Westküste Schwedens hat sich der charismatische Franz Oswald, Anführer der Bewegung Via Terra, mit seinen Anhängern in einem herrschaftlichen Anwesen niedergelassen. Sofia Bauman ist fasziniert von dem Mann und dem geheimnisumwitterten Ort. Als er ihr einen Job anbietet, fällt es ihr leicht alles hinter sich zu lassen. Doch Oswald entpuppt sich als sadistischer Psychopath, der Sofia zu seinem Spielzeug machen will. Sie muss fliehen, aber sie ist längst in einem dunklen Netz aus Abhängigkeit, Liebe und Gewalt gefangen … (Verlagsinfo)

„Die Sekte – Es gibt kein Entkommen“ ist der erste Teil einer Reihe und soll laut der schwedischen Zeitung „Aftonbladet“ Nervenzerreisende Spannung garantieren. Ich weiß nicht welches Buch, dass Nachrichtenblatt meint, aber der Titel „Die Sekte – Es gibt kein Entkommen“ ist so spannend wie das „Sandmännchen“ für Erwachsene Zuschauer.

Die Story ist weder spannend, noch unterhaltsam, weder originell, noch abwechslungsreich. Eine Ansammlung von logischen Fehlern, von klassischen Handlungselementen – wenn jemand das Stichwort „Sekte“ beschreiben möchte. Hinzu noch zum allergrößten Teil so etwas von unrealistisch abdriftend beschrieben, dass es einen ärgert.

Ein Beispiel ist die Charakterisierung des Anführers und Oberhauptes Franz Oswald. Absolut unrealistisch und überzeichnet, dass eine große Gruppe von Menschen auf dieser Insel einzig und alleine EINEM Mann folgt. Nein – keiner Gruppe – nur dieser Franz Oswald besitzt so viel Charisma und ein Talent professionell zu manipulieren, dass alle nach seiner Rattenfänger-Pfeife tanzen?!  Zweites Beispiel: Monatelanger Druck und psychologische Folterspielchen, sowie Schlafentzug und körperliche Bestrafung der Mitglieder – und niemand aus deren Reihen erhebt sich, niemand revolutioniert in diesem längeren Zeitraum? Keiner möchte fliehen? Keiner gibt Widerworte?

Nur die Hauptfigur „Sofia Bauman“ beginnt die Thesen von Franz Oswald anzuzweifeln?
Die ganze Story ist völlig unrealistisch und spielt mit einer kindgerechten Dramatik die billig – zum Sonderpreis eingepflegt ist. Die Charaktere sind so eindimensional, wie ich es selten wahrgenommen habe – Gut – Böse …das war es auch schon. Hätte man nicht besser die Story aus der Perspektive von zwei Figuren erzählen können – Sofia Baumann und Franz Oswald?

Stil, Ausdruck und Sprache sind einfach schlecht. Die Dialoge in sich so simpel und einfach dargestellt, die man aus Groschenromanen kennt. Wiederholungen – Übertreibungen – logische Fehler sind das Grundgerüst dieser Story. Überhaupt verfügt die Storyline, über so viele überflüssigen Informationen und Beschreibungen, dass jegliche Atmosphäre, die die Autorin gerne platziert hätte, gar nicht möglich ist.

Die Autorin setzt sich auch nicht mit der Thematik einer "Sektenähnlichen" Vereinigung auseinander. Weder mit deren Struktur, noch mit deren Motiven. Alles insgesamt zu oberflächlich.

Fazit

„Die Sekte – Es gibt kein Entkommen“ ist mitunter, dass schlechteste was ich die letzten zehn Jahre gelesen habe. Wenn das ein Debüt sein sollte – ist es allzu amateurhaft gescheitert.  Es ist kein Talent zu erkennen – keine Qualität – keine originelle Idee.
Ein verunglückter Roman – der beispielhaft und mahnend dafür steht – wie man Spannung nicht erzeugen kann.

Michael Sterzik

Samstag, 4. April 2020

The Expanse - Abaddons Tor - James Corey


Der dritte Band dieser phänomenal guten Science Fiction Serie „The Expanse“ – Abaddons Tor bringt neben vielen neuen Figuren auch eine neue Handlung, die sich ganz bestimmt in den weiteren Romanen fortsetzt.

James Holden und seine Crew sind inzwischen eine feste, bekannte Größe im bekannten Universum geworden. Die Erde, der Mars und auch die Fraktion der Gürtler bedienen sich ihrer Dienste – vorsichtig und skeptisch gegenüber diesem Quartett, gibt es ebenfalls stabile Spannungen und Vorbehalte, die sich nicht einfach so aus dem Weg räumen lassen.
Das Autorenduo „James Corey“ eröffnet mit dem Titel „Abaddons Tor“ neue Möglichkeiten. Die Außerirdischen sind noch immer nicht präsent – ihre fortschrittliche Technologie – die sich nun als ein „interstellares“ Tor präsentiert, bringt allen Parteien – neue Möglichkeiten und Chancen – aber auch unbekannte Gefahren. Und natürlich möchte jeder der erste sein, der die Schritte in eine „neue“ Welt macht.

Doch auch alte Bekannte zeigen sich -  und das nicht nur mit den besten Absichten. Eine Person aus der Familie „Mao“ geht über Leichen um James Holden zu zerstören. Die Rache fordert das Leben unschuldiger und wieder einmal muss die Crew alles geben, um nicht nur sich zu retten.

Überall im Sonnensystem haben die Menschen Raumstationen errichtet. Die friedliche Zukunft ist jedoch in Gefahr, denn ein fremdartiges Protomolekül hat die Bevölkerung der Venus ausgelöscht und entwickelt sich nun rasant fort – mit katastrophalen Folgen. Uranus wird als Nächstes angegriffen, und dort entdecken die Menschen schließlich ein unheimliches Portal. Und niemand weiß, was jenseits des Portals lauert …(Verlagsinfo)
Es dauert ein wenig bis sich die Story und die neuen Figuren aufstellen und so zieht sich die Story etwas zäh dahin. Zwar überlebt eine spannende Atmosphäre – doch es geht viel ruhiger zu – allerdings erweist sich das Ende als dramatischer Showdown – actionreich, packend, mitreißend.

Die Zukunft – die uns James Corey zeigt, erweist sich nicht unbedingt als eine furchterregende Dystopie – im Gegenteil – Die Zukunft erweist sich als moralische Gegenwart – die Menschheit hat sich zwar weiterentwickelt, aber ethisch, moralisch reagiert der Kompass auch nicht anders als knappe vierhundert Jahre früher. Zwischenmenschliche und planetarische Konflikte gibt noch immer. Die Zukunftsmusik spielt also noch immer die alte Melodie von „Spiel mir das Lied vom Tod“

Kommen wir zu  den Charakteren – diese sind vortrefflich eingesteuert. Vielseitige Nuancen – tolle Entwicklung  und nein sie driften nicht ab in klassische Klischees. Die Dialoge sind charmant und ebenso einfallsreich und mitunter erfrischend witzig.

„Abaddons Tor“ ist der Start in ein neues Handlungsuniversum und verspricht für die nächsten Bände eine steigende Spannung. Die alles entscheidende Frage ob sich endlich nur die Aliens zeigen, wird sich wohl noch zeigen – irgendwas ist da draußen – nur wo und wie oder wann tauchen sie auf!? Freund oder Feind?  Ich bin gespannt wo die Reise sprichwörtlich hingeht.

Fazit

„The Expanse – Abaddons Tor“ von James Corey verspricht eine grandiose Unterhaltung. Der vorliegende dritte Band ist nicht der stärkste – aber bietet die Basis für die nächsten Bände, die kommen mögen.

Für mich gehört diese Reihe mit zu eine der besten im Genre Science Fiction. Abzuwarten ob „The Expanse“ die hohe Erwartungshaltung in weiteren Bänden bedienen wird.  Qualitativ hochklassig. Unbedingt diese Reihe lesen – auch wenn man ggf. andere Genres den Vorrang gibt – es gilt auch hier – seien sie ruhig mal bereit etwas Neues auszuprobieren. Sie werden nicht enttäuscht sein.

Michael Sterzik

Samstag, 28. März 2020

Die Meisterin - Der Beginn - Markus Heitz


Der deutsche Autor Markus Heitz ist eine feste Größe, wenn man sich über Titel im Genre Fantasy unterhalten möchte. Seine Reihe „Die Zwerge“, oder die düstere Serie, die mit „Ritus“ startete, begeistere viele Leser und reanimierte auch die „urbane“ Fantasy, die durchaus manchmal düster wurde.

In diesen Reihen tummelten sich eine Vielzahl von Kreaturen der Nacht – Vampire, Werwölfe, Wandler, Dämonen und viele Wesen aus der Sagen- und Legendenwelt.
Nun hat Markus Heitz den Auftakt zu einer neuen Reihe  veröffentlicht – Die Meisterin – Der Beginn. Das Besondere an dieser Reihe ist, dass der erfolgreiche Autor, die Genre „Historische Romane“ und „Fantasy“ kombiniert. Des weiteren gibt es natürlich auch neben den mystischen Elementen, viel Action und Spannung.

Als Basis seiner Storyline dient eine unsterbliche Henkerstochter, die sich auf die Medizin fokussiert hat, und nicht der alten Familientradition -  möglichst trefflich Verbrechern einen Kopf kürzer zu machen, oder Schmerz und Leid in einer peinlichen Befragung, der Folter zu unterziehen. Die Geschichte spielt primär in der Gegenwart – und wen wundert es noch, als Schauplatz wurde die schöne Stadt Leipzig gewählt. Aber vorsichtig – die muntere Meisterin der Heilkunst kann sich auch verteidigen und Töten, wenn sie dazu gezwungen wird.

Die Berufsgruppe, der Henker, Scharfrichter, Nachrichter umgibt eine mörderische, tödliche Aura. Immer schon und prädestiniert dafür sich neben dem historischen Aspekt, auch in einen Stammplatz in der bunten, vielfältigen Welt der Fantasy zu verschaffen. Der Tod war ihr Geschäft, aber neben dem professionellen Töten verstanden sie ebenfalls für ihre Zeit sehr viel von der Anatomie, der Medizin, und der klassischen Naturmedizin. Ein Balanceakt – der nicht nur dem Henker und seiner Familie viel abverlangte, waren sie doch sowieso schon durch das Töten stigmatisiert und von der Gesellschaft zum größten Teil ausgeschlossen. Es waren keine ungebildeten Menschen und sie verdienten gar nicht schlecht am Töten und verstümmeln, doch psychisch und physisch zerbrachen auch viele an ihrem Beruf.

In Rückblenden schildert Markus Heitz private und berufliche Situationen dieser Henker und gibt dem Leser somit einen kleinen, aber historisch recht genauen Einblick in diesen Berufsstand.

Markus Heitz bedient sich bei „Die Meisterin“ vielen Elementen – selbst die Kirche – der Vatikan, darf an der Story teilnehmen – schließlich sind diese ja die „Guten“. Ein Kreuzzug der Kirche gegen die dunklen Kreaturen der Nacht – man darf gespannt sein, wie das weitergehen mag. Ich persönlich hätte diesen Handlungsstrang stärker ausgebaut.

Seit Jahrhunderten bemüht sich die Heilerin Geneve Cornelius um Neutralität in der ewigen Fehde ihrer Familie mit der Scharfrichter-Dynastie der Bugattis. Doch dann wird ihr Bruder im Hinterhof eines Londoner Pubs brutal enthauptet. Ein Racheakt, der den uralten Zwist zwischen den Scharfrichter-Familien Bugatti und Cornelius anfachen soll – so scheint es zumindest.

Denn zur gleichen Zeit häufen sich in Geneves Heimatstadt Leipzig unheimliche Vorfälle. Die Anderswelt mit ihren mystischen Kreaturen ist in Aufruhr. Die unsterbliche Heilerin ahnt, dass ihr eine Entscheidung bevorsteht: Behält sie ihre Neutralität bei oder nimmt sie gegen all ihre Überzeugungen den Kampf gegen die unbekannte Bedrohung auf und findet dabei vielleicht den Tod? (Verlagsinfo)

Der Mix aus den verschiedenen Genre passt gut. Die Spannung ist fast immer vorhanden, die Personen und Kreaturen betreten abwechselnd die verschiedenen Handlungsstränge – sowie in der Vergangenheit – wie auch in der Gegenwart.

„Die Meisterin“ ist ein wirklich temporeicher Roman, der Spaß macht und eine gute Unterhaltung bietet. Nicht die Handlung – diese Fehde ist der eigentliche Point of Action, sondern die Protagonisten – egal ob nun menschlich, oder unmenschlich – sie faszinieren und schicken die Handlung in die zweite Reihe.

Inhaltlich stark erzählt – finde ich die historische Komponente als leider zu vernachlässigt. Schade – ich hätte es gerne gesehen – wenn die Gegenwart und Vergangenheit zu gleich großen Teilen erzählt worden wäre.

Fazit

„Die Meisterin – Der Beginn“ von Markus Heitz ist ein starker Auftakt zu einer Reihe, die richtig „Groß“ werden könnte. Spannend und vielseitig – ein Mix der überzeugt und viel Lust auf mehr macht.

Michael Sterzik

Freitag, 20. März 2020

Die Wächter - John Grisham


Das amerikanische Justizsystem – viel gelobt und auch stark kritisiert. Wenn Menschen urteilen, können ihnen Fehler unterlaufen. Aber genau diese Fehler können sich auf den Verurteilten dramatisch auswirken, gar den Tod bedeuten, oder noch schlimmer – das lange, quälende Warten auf die Todesspritze, oder einen Aufschub der Hinrichtung. Ist ein verurteilter von Rechts wegen immer schuld?!

In den USA sitzen mehr als 1600 Häftlinge in den Todeszellen und warten manchmal 10 Jahre, oder mehr auf ihre Hinrichtung. Statistisch gesehen könnten davon ca. 4% unschuldig sein. Belegt ist jedenfalls seit 1973 wurden mindestens 340 Menschen hingerichtet, die nachgewiesen unschuldig waren. Erschreckend.

John Grisham ist selbst Anwalt und seit Jahrzehnten ein erfolgreicher Anwalt. In seinen Romanen thematisierte er ganz unterschiedliche, rechtliche Gebiete und verpackte diese spannend und informativ. John Grisham befasst sich in seinem neuesten Titel: „Die Wächter“ mit der Todesstrafe, bzw. potentiellen Justizopfern, die ihre Unschuld beteuern.
In Seabrook, Florida wird der junge Anwalt Keith Russo erschossen. Der Mörder hinterlässt keine Spuren. Es gibt keine Zeugen, keine Verdächtigen, kein Motiv. Trotzdem wird Quincy Miller verhaftet, ein junger Afroamerikaner, der früher zu den Klienten des Anwalts zählte. Miller wird zum Tode verurteilt und sitzt 22 Jahre im Gefängnis. Dann schreibt er einen Brief an die Guardian Ministries, einen Zusammenschluss von Anwälten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, unschuldig Verurteilte zu rehabilitieren. Cullen Post übernimmt seinen Fall. Er ahnt nicht, dass er sich damit in Lebensgefahr begibt. (Verlagsinfo)

Auch wenn dieser Roman mit seiner Handlung, seinen Protagonisten fiktiv ist, so befasst sich John Grisham mit vielen kontrovers diskutierten Themen, die polarisieren. Neben der Frage: „Schuldig oder Unschuldig“ geht es auch um politische Themen, es geht um Rassismus, um einen konservativen, moralischen  Kompass, und um die Manipulation und dem Versagen dieses Rechtssystems.

Erzählt wird die Handlung aus der Sicht des ehemaligen Priesters und jetzigen Anwalts Cullen Post. Ein idealistisch handelnder Mensch der Mitarbeiter der kleinen Kanzlei „The Guardians“ ist.

John Grisham schleudert den Leser mitunter in den Todestrakt, lässt ihn mit Cullen Post Beweise suchen und nimmt an spannenden Dialogen teil, z.B. wenn sich jemand nach Jahrzehnten für seine Falschaussage im Gericht entschuldigt. Wir erfahren viel von den dunklen, trüben Gewässern einer Schuld oder Unschuld.

Als des „Teufels Advokat“ kann man Cullen nicht bezeichnen, aber auch er interpretiert die Suche nach Beweisen für die Unschuld seiner Mandanten sehr grenzwertig. Nichtsdestotrotz ist ein Kampf auf Leben und Tod – und manchmal wird es halt auch sehr zeitkritisch. In „Die Wächter“ können wir ebenfalls einen intensiven Blick auf die Prozesslandschaft werfen: Zuständigkeiten, die Argumentation von Staatsanwälten und ehemaligen Verteidigern, Berufungen um ein Wiederaufnahmeverfahren einzusteuern und vieles mehr.

Cullen Post ist vielleicht das einzige Element in der Handlung, dass man etwas kritisieren kann. Zu typisch aufgesetzt – zu idealistisch dargestellt – aber im Grunde auch nicht unglaubwürdig. Er hat ein wenig von dem Ritter in einer traurigen Gestalt. Das macht ihn weder sympathisch, noch abstoßend – er ist da ….ja und!?

Vielmehr faszinierend aufgezeigt und das sehr spannend, sind die Schwach- und Sollbruchstellen im Justizsystem der Vereinigten Staaten. Und Fakt ist – der Fehler in diesem System ist der Mensch – der nun mal fehlbar ist. Sehr emotional wird auch geschildert, was der mutmaßliche Täter erdulden musste, sei es vor Gericht der Willkür von korrupten Polizeibeamten standzuhalten, oder von der eigenen Familie verraten und verkauft worden zu sein. Spannend – traurig und lässt einen oft nachdenken über ein Pro- und Contra dieses Justizsystems. Selbst am Ende des Romans – mag ich mir hier kein Urteil bilden wollen.

Die Handlung ist atmosphärisch fesselnd und insgesamt sehr, sehr spannend. John Grisham ist bekannt dafür, dass die Bühne für seine Handlung, auch wenn sie fiktiv sein mag, sehr realistisch überzeugt.

Die Hauptrolle in dem Roman spielen nicht die menschlichen Protagonisten, sondern Justitia – eine spröde, manchmal langweilige, aber letztlich endliche Göttin des Rechts. Aber auch „Götter“ werden von Menschen gelenkt und manipuliert.

Fazit

„Die Wächter“ ist einer der spannendsten und stärksten Bände von John Grisham. Fragen aufwerfend – Ergreifend inszeniert – mit guten und vielschichtigen Dialogen und einer Aura, die überzeugt. Ganz starker Titel. Unbedingt lesen.

Michael Sterzik

Samstag, 14. März 2020

Im Zeichen des Löwen - Daniel Wolf


Die Friesen ein germanischer Volksstamm im Norden von Deutschland und den Niederlanden. An der rauen Nordsee haben die bodenständigen Menschen im Laufe der Jahrhunderte gelernt mit den Gezeiten und mit immer wiederkehrenden, brachialen Sturmfluten zu leben. Bis zum Aufstieg der Hanse waren die Friesen erfolgreiche Händler und verstanden viel vom Schiffsbau und der Seefahrt.
Sie waren freie Männer, kein König regierte dieses selbstbewusste Volksgrüppchen.
Aus den eigenen Reihen wählten sie einen der ihren zum Richter. Also so etwas wie einen Adel gab es zwar, aber letztlich waren sie unabhängig, wie die Nordsee. Sie waren Christen, zollten aber ihren alten „Göttern“ noch Respekt und Achtung Der Fischfang, der Handel mit Salz und Bernstein, aber auch Ackerbau und Viehzucht hinter dem schützenden Deich, sicherten ihre Versorgung.
Christoph Lode hat unter seinem Pseudonym Daniel Wolf einen historischen Roman geschrieben – Im Zeichen des Löwen . Es ist der Auftakt zu einer neuen Reihe – der „Friesen Saga“. Bekannt wurde „Daniel Wolf“ mit seiner historischen „Fleury-Saga“, die noch immer sehr erfolgreich ist und sich im Genre „Historischer Roman“ einen Namen machte.
Die Erwartungshaltung ist hoch. Ja -. Ein Mittelalterlicher Roman – aber offensichtlich ohne das klassische Rittertum, ohne Kriege und andere Klischees!? Die Bühne ist vorbereitet für die Friesen, für den Handel, der Seefahrt und der Geburtsstunde der einflussreichen Hanse. Kann das spannend werden? Packend? Erfolgreich?
Friesland 1351: Schiffe zu bauen – das war schon immer der Traum des junge Zimmermanns Jann Wilken. Mit seinen genialen Ideen will er die Seefahrt revolutionieren und sich in den Häfen der Hanse einen Namen machen. Aber Jann hat es nicht leicht. Er ist der uneheliche Sohn des mächtigen Wilke Tammen Osinga, der den Bastard verabscheut und täglich erniedrigt. Der jähzornige Wilke führt eine Blutfehde gegen seinen Erzfeind Enne Rycken und zieht seine Söhne in den Konflikt hinein. Jann ist seit langem heimlich in seine Jugendfreundin Jorien verliebt. Doch als er ihr endlich seine Gefühle gestehen will, wird sein Dorf von Enne angegriffen, und es kommt zur Katastrophe ...(Verlagsinfo)
Christoph Lode – Daniel Wolf, hat vor der Fleury-Saga „Fantasy-Romane geschrieben, doch nun ist er literarisch gewachsen, sein Talent für den „Historischen Roman“ ist nicht nur allzu offensichtlich - mit „Im Zeichen des Löwen“ katapultiert er sich in den Olymp der deutschen Autoren, die sich diesem Genre verschworen haben.
„Im Zeichen des Löwen“ zeichnet sich nicht nur durch eine imposante, anhaltende Spannung aus, sondern überzeugt mittels so vielen überraschenden Wendungen, die den Roman atmosphärisch und selbstbewusst emporheben. Es ist natürlich auch eine Familiensaga, in der die klassischen Elemente nicht fehlen dürfen. Doch trotzdem hebt sich „Im Zeichen des Löwen“ von vielen anderen Romanen ab. Daniel Wolf erzählerischer Stil ist souveräner, bestimmter und selbstbewusster geworden. Das ist auch gut so – denn nur so gelingt es Spannung zu transportieren die zu fesseln vermag.
Familienfehden hin oder her – die Charaktere sind allesamt großartig. Der Wechsel der handelnden Charaktere ist gut strukturiert. Die Nebenfiguren stehen nicht weitab im Schatten, sondern unterstützen wo sie nur können. Liebe –Action – Freud und Leid – dürfen nicht fehlen und sind ebenfalls gut eingefügt.
Die Anzahl der Hauptfiguren ist übersichtlich und wirkt konzentriert. Neben dem Handel spielt natürlich an der Küste – die Seefahrt und der Bau der großen Handelsschiffe – der Koggen eine wichtige Rolle.
Der Roman spielt in den Anfängen des Hansebundes – aber konzentriert sich nicht auf die Städte und Regionen die maßgeblich dafür stehen. Mittelpunkt sind die Friesen – ihre Kämpfe untereinander, aber auch ihren Kampf gegen die Elemente, die immer wieder ihre Existenz überfluten können.
Der fast 1000seitige starke Band ist eine literarische Droge, die eine Abhängigkeit schnell herbeiführt. Um mich noch einmal zu wiederholen. Selten habe ich einen Roman gelesen – dessen Handlung mich phasenweise sehr überraschte, weil ich mit etwas völlig anderen gerechnet habe.
Doch es gibt auch einige Ansätze, die man hätte starker ausbauen können. Die Seefahrt – die Hanse – den Handel. Die Fehde zwischen den beiden friesischen Familien ist der „Point of Action“. Ich hätte gerne noch mehr über die Seefahrt und den Handel erfahren, aber das ist meine nur ganz persönliche Meinung.
Daniel Wolf hat sich als Autor weiterentwickelt – ist bereit etwas auszuprobieren und löst sich von den klassischen Elementen, die dem Vielleser fast schon inflationär in den Romanen rund ums Mittelalter begegnen.
Fazit
„Im Zeichen des Löwen“ geht Daniel Wolf nicht nur mit der Seefahrt neue Wege. Die Friesen sind ein bisschen, dass unentdeckte Land, dass man erforschen möchte. Schon jetzt gehört „Im Zeichen des Löwen“ zu einem der Romane, die man 2020 lesen sollte.
Auf zu neuen Ufern Herr Wolf. Brillante Wendungen – tolles Seeting – es geht vielleicht noch ein wenig besser – aber viel fehlt nicht mehr zum Perfektionismus
Michael Sterzik

Samstag, 29. Februar 2020

Wolves - die Jagd beginnt - Daniel Cole


„Wolves“ – von Daniel Cole erschienen im Ullstein Verlag ist der dritte Band aus der Ein New-Scotland-Yard-Thriller. Nach „Ragdoll“ und „Hangman“.

Die ersten beiden Bände handelten jeweils von einem Serienmörder. Schauplätze waren London im ersten Band und im fernen New York spielt sich der zweite Band „Hangman“ ab. Der vorliegende unterscheidet sich schon aus dem Grund, dass ein Polizist getötet wurde – ob nun durch eigenes oder fremdes Verschulden – es geht um einen der ihren, nicht um einen Ausstehenden der in Serie mordet. Alleine schon aus diesem Aspekt, sind die Handlung und ihre Figuren eingeschränkt. Das nimmt auch der eigentlichen Spannung, die man aus den beiden Vorgängertiteln kennt, viel Raum. Der Kreis der möglichen Täter ist sowieso damit ebenfalls eingeschränkt. Stellt sich dann natürlich welcher „Freund“ könnte der eigentliche „Feind“ sein!?

Ein toter Mann liegt in einem Zimmer, eine Pistole in der Hand. Tür und Fenster sind von innen verriegelt. Selbstmord, offensichtlich. Wäre der Tote nicht der ehemalige Polizist Finlay Shaw. Und wäre Finlay Shaw nicht der väterliche Freund von William „Wolf“ Fawkes. Denn der will es einfach nicht glauben. Mit der Kraft des Verzweifelnden kämpft er gemeinsam mit Emily Baxter gegen das Offensichtliche. Erfolglos. Zunächst. Bis Wolf etwas entdeckt. Der Tod Finlays könnte mit einem spektakulären Drogenfund in Verbindung stehen, der ihn vor 37 Jahren zum Helden machte. Aber Helden sind entweder unsterblich oder werden ermordet. Und selten von einem Feind…(Verlagsinfo)

„Wolves – die Jagd beginnt – ist auch ein Roman, der sich selbst nicht ungemein ernst nimmt. Obwohl die Handlung wenig spannende Elemente bereithält, ist diese doch munter unterhaltsam. Die Dialoge und Wortspielchen der Figuren beweisen den spitzbübischen Humor von Daniel Cole, es darf also auch mal mehr gelacht, als mitgefiebert werden. Die Story ist in zwei Zeitfenstern unterteilt – einmal die Gegenwart und natürlich die Vergangenheit – die zweifelsfrei schon früh ausspricht was man eh vermutet. Wenn schon wenig Spannung, dann halt viel Humor und ebenso viele Meinungsverschiedenheiten, Missverständnisse, und Abhängigkeiten zwischen den Figuren – darin liegt die eigentliche Stärke des Romans.

Die Ermittlungen sind ein wenig von „die mit dem Wolf tanzen“ – dadurch, dass man früh weiß, wer der Täter ist – es kommt nicht mal zu einem Ausschlussverfahren, dreht sich alles um William „Wolf“ Fawkes – der mitunter eine absolute Nervensäge ist und der Geschichte den wirklich Antrieb gibt.

Ich hoffe, dass die Reihe weitergeführt werden, denn nach diesem dritten Band, hat man die skurrilen Charaktere doch etwas liebgewonnen und alleine schon aus dieser Quelle heraus, könnte man die Reihe bitte fortführen. Aber dann bitte etwas konsequent dramatischer und vor allem spannender – dass das geht hat Daniel Cole in „Ragdoll“ und „Hangman“ schon unter Beweis gestellt.

Fazit
„Wolves – die Jagd beginnt“ von Daniel Cole ist einer der witzigsten Thriller, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Die Spannung wurde mit Humor ausgetauscht, die Figuren und deren Wortgefecht sind originell und amüsant. Zielscheibe einer Spannenden Story vollumfänglich verfehlt – aber der Unterhaltungswert ist absolut in Ordnung.  Wie wäre es denn mal mit einer Kombination!?

Die Reihe ist insgesamt gut zu empfehlen. Lesen.

Michael Sterzik

Donnerstag, 27. Februar 2020

Abgefackelt - Michael Tsokos


Das Untergenre „True Crime“ im Ressort Thriller, erfreut sich in der Belletristik für überaus sehr erfolgreiche Romane und darüber hinaus stattliche Verkaufszahlen. Da das Leben wie bereits bekannt, die besten Geschichten schreibt, warum also halt machen vor den tiefen Abgründen unserer (Un)Menschlichkeit?! Morbide ist es ja schon etwas, wenn man von wahren Verbrechen liest, bei dem uns ein Schauer über den Körper fährt, oder wir doch mal voller Teilnahme den Kopf schütteln, um anschließend mal kurz tief durchzuatmen.

Prof. Dr. Michael Tsokos leitet seit 2007 das Rechtsmedizinische Institut für Rechtsmedizin der Charité und das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berlin. National und International ein detektivischer Experte, ein „Aufschneider“ der dem Tod jeden Tag auf dem Seziertisch begegnet –- vielleicht als Virus, oder Bakterie getarnt und verantwortlich, aber Gevatter Tod war schon immer originell und versteht sich als wahrer Bühnenstar.

In seinem neuesten Titel: „Abgefackelt“ – der zweite Band um den Rechtsmediziner Paul Herzfeld, lässt er nichts anbrennen.

Rechtsmediziner Paul Herzfeld steckt sein letzter Fall noch in den Knochen, weshalb er vorübergehend von Kiel nach Itzehoe auf eine vermeintlich ruhigere Stelle in der Pathologie versetzt wird. Doch die dortige Ruine des Klinikumarchivs zeugt von einem Flammenmeer, in dem nicht nur tausende Akten und Gewebeproben dem Feuer zum Opfer fielen, sondern auch Herzfelds Vorgänger in der Pathologie den Tod fand. Ein Todesfall mit zu vielen Ungereimtheiten, wie Herzfeld findet. Und je weiter er nachforscht, desto klarer wird, dass er einem Skandal ungeheuren Ausmaßes auf der Spur ist. Die Gesundheit der Bevölkerung Norddeutschlands ist ernsthaft bedroht. Seine Ermittlungen auf eigene Faust bleiben nicht lange unentdeckt, denn bald verfolgt ihn eine eiskalte Killerin auf Schritt und Tritt. Ihr Mordwerkzeug: eine Drohne. Ihr Lieblingsspielzeug: Feuer.

Während immer mehr Leichen auf Paul Herzfelds Sektionstisch landen, bringen seine Nachforschungen den Rechtsmediziner erneut in akute Lebensgefahr. (Verlagsinfo)
Der vorliegende Band ist zeitweiser ruhiger erzählt. Nicht so dramatisch, nicht so viel an Spannung die sich präsentiert, obgleich der Unterhaltungswert absolut stabil ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass unsere Erwartungshaltung sehr hoch ist. Die Romane von Michael Tsokos erreichen eine Unterhaltungsqualität, die in diesem Genre „True Crime“ durchaus mit am meisten überzeugt – also kann es ruhig, etwas ruhiger zugehen.

Nichtsdestotrotz nimmt man Paul Herzfeld die Rolle des posttraumatischen, gestressten Verbrechensopfers nicht ohne weiteres ab. Seine private Situation, sowieso schon angespannt, könnte in einer nicht allzu kurzen Zeitspanne implodieren. Und der gute Rechtsmediziner ist inzwischen ein Profi, wenn es darum geht sich und andere in Lebensgefahr zu bringen. Alle Achtung.

Wie in vielen anderen Thrillern des Autors zuvor, hat dieser viele tatsächlich geschehene Ereignisse faktisch gut interpretiert in seiner Handlung für „Abgefackelt“ verwendet. Im Nachwort geht Prof. Dr. Michael Tsokos darauf ein.

Fazit

„Abgefackelt“ ist der zweite Teil der Reihe und wie gesagt etwas ruhiger, aber das Ende wirft schon große Schatten auf den dritten Teil und dieser wird, dass kann man vermuten persönlicher und drastischer werden für Dr. Herzfeld. Die Spannung pausiert also nur etwas – oder bereitet sich auf den absoluten Höhepunkt vor.

Michael Tsokos fackelt nicht lange – die Lunte für Teil 3 brennt und könnte vermutlich ein Pageturner werden.

Michael Sterzik