In der offenen Reihe „True Crime“ im Verlag Knaur wurde vor kurzem der Titel: „Die Elemente des Todes“ von dem ehemaligen Kommissar und Profiler Axel Petermann und dem Autor Claus Cornelius Fischer veröffentlicht.
Das Genre „True Crime“ ist erfolgreich im Münchner Verlagshaus. Ein bisschen frischer Wind im belletristischen Genre Krimi/Thriller. Das Angesicht des Todes kann schon recht verschieden demonstriert werden, und dass „Böse“ versteckt sich ja immer mal gerne hinter einer Maskerade der Normalität, oder der Harmlosigkeit. Doch dunkle Wasser sind tief – und das „Böse“ wirkt allzu sehr reizend auf uns.
Lesen wir einen spannenden Krimi, oder einen actiongeladenen Thriller, so haben wir ein perfektes Alibi für unser Gewissen – alles nur Fiktion, ist nicht passiert, wie kann man sich so etwas nur ausdenken. Im Genre „True Crime“ schauen wir allerdings Ermittlern, Tätern und auch den Opfern als Voyeure über die Schulter und hier klettert dann die Realität verstohlen auf die Bühne.
Der vorliegende Roman: „Die Elemente des Todes“ ist auf der Basis eines wahren Kriminalfalles geschrieben. Namen, einzelne Szenen wurden zum Schutz der Opfer, der Angehörigen und der Beamten verändert. Authentisch bleiben die Beschreibungen der Morde – und die Aura des „Bösen“.
Den beiden Autoren ist es eindrucksvoll gelungen, nicht nur eine spannende Geschichte zu erzählen, sondern auch diese durch die verschiedenen Perspektiven der handelnden Personen zu schildern. Die perversen Fantasien der Täter, ihre Motivation, ihre Planung und Ausführung werden ebenso detailreich erzählt, wie die Ermittlungen der Kriminalbeamten. Der Leser wird den Druck auf die Beamten selbst empfinden, einmal den seelischen – den man sich nicht entziehen kann, wenn man das „Böse“ bekämpft, sondern auch die Herausforderung die Täter möglichst schnell stoppen zu können, damit der Bodycount nicht noch mehr steigt. Jeder Fehler bei einer Ermittlung, ein Zögern kann womöglich den Tod des nächsten Opfers nicht aufhalten. Wer möchte dann noch sagen können, oder daran erinnert werden: Hätte ich doch, warum habe ich nicht, wieso habe ich nicht daran gedacht!? Diese Emotionen spiegeln die Autoren realistisch.
Aber auch die Opfer kommen zu Wort. Ihre emotionale Abhängigkeit gegenüber ihren späteren Mördern, wird thematisiert. Eine Droge – die tödlich endet und deren Beschreibung beim Leser noch lange nachklingen wird.
„Die Elemente des Todes“ von Petermann und Fischer ist kein Märchen, kein fiktionales Werk und das erzählte Grauen ist der Türöffner zum eigentlichen „Bösen“. Was dann auch die Frage aufwirft, aber letztlich nicht final beantworten kann: Wie wird man zum Mörder? Psychologische Hintergründe in der Kindheit, oder ist das Böse in der DNA als festes Element eingebaut? Es gibt Studien, Wahrscheinlichkeiten, Ableitungen – aber keine ultimative Wahrheit.
Durch diese drei Perspektiven eröffnet sich letztlich ein spannendes Gesamtkonstrukt, die Charaktere sind der passende Schlüssel. Die Spannung ist immer on air – der Leser dreht sich quasi mir Eskalationsspirale mit, dass mit hohem Tempo, ohne viel inhaltliche Pausen.
Überhaupt – „Die Elemente des Bösen“ wirkt überzeugend über den detailgetreuen Emotionsdschungel. Die Wahrheit, schreibt die besten Geschichten. In diesem Fall die tödlichsten, aber manchmal fragt man sich ja doch wie naiv Angehörige von Opfern und Tätern sein können. Oder blenden sie im stressigen Alltag diese merkwürdigen Verhaltensweisen Ihrer „Lieben“ einfach aus!?
Für den aufmerksamen Leser eröffnen sich ebendiese in der Handlung, die wir auch nicht begreifen wollen, oder können.
Sehr interessant und absolut packend dagegen sind die rhetorischen Duelle zwischen dem leitenden Kommissar und den Verdächtigten. Ein langsames, aber spannendes „Mensch ärgere Dich nicht“. Perfekt erzählt.
Zu jedem Zeitpunkt der Handlung wird der Leser merken, dass den Kriminologen Axel Petermann als erfahrenen Autoren zeigt. Viele Details, ein kleiner, aber intensiver Einblick ist die gute und professionelle Ermittlungsarbeit.
Es gibt wenig zu kritisierende Schwachpunkte. Bei den Autoren scheint es eine musische Ausprägung zu geben und der verstorbenen Künstler „Falco“ erlebt hier seine Auferstehung. Es gibt einfach etwas zu viele Anspielungen von Musikstücken, die innerhalb der Handlung einfach mal vorrücken. Nicht wirklich störend, aber auffällig. Weiterhin wird in Nebengeschichten, dass Privatleben des Chefermittlers intensiv aufgegriffen – hier wäre es vorteilhaft gewesen, den Mördern ebenfalls diesen Raum zuzusprechen.
Fazit
„Die Elemente des Todes“ reiht sich in Perfektion in die Reihe „True Crime“ ein. Spannende Abgründe in die Seelenwelt von Mörder. Sensible Charakterisierung der Opfer und ihre Abhängigkeiten. Grundlegender und sehr gelungener Blick in die Gefühlswelt eines leitenden Beamten.
„Die Elemente des Todes“ ist böse authentisch. Ein Abstieg in menschliche Abgründe – der Spannungsbogen hält. Perfekt und sehr empfehlenswert.
Michael Sterzik
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