Montag, 27. Juli 2020

Ketten und Macht - Die Napoleon-Saga (Band 2) - Simon Scarrow


Der vorliegende Band ist der zweite Roman um die beiden großen Generäle ihrer Zeit und behandelt die Jahre 1795 – 1803. Vorab sei zu sagen, dass es noch zwei weitere Bände dieser außerordentlich guten historischen Reihe geben wird. England und Frankreich waren in dieser Epoche vielleicht die zwei Weltmächte, die nicht nur um Europa kämpften, sondern auch in Asien und Afrika Kolonien eröffneten, oder sagen wir doch besser mit Feuer und Schwert eroberten?! Beide Nationen gingen hier wenig diplomatisch vor – die Mittel ähnelten sich – nur die Herangehensweise unterschied sich doch sehr. Frankreich hatte noch immer mit seiner Revolution innenpolitisch zu tun – Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit – nette Parolen unter denen auch mörderische Verbrechen stattfanden. Englands Krone dagegen – der Erzfeind, baute mit seinen Rotröcken militärisch seine Kolonien aus. Ebenfalls war England zu seiner Zeit, die größte und mächtigste Seemacht und verfügte daher auch wirtschaftlich gesehen, über viele Ressourcen. Zwei Weltmächte – zwei Männer – zwei Schicksale – unter denen Europa verändert und gestaltet wurde. Napoleon Bonaparte und Arthur Wellesley – zwei Visionäre, zwei militärische Strategen – zwei Gewinner und Verlierer – waren Sie beide Offiziere und Gentleman?

Simon Scarrows Fokus liegt in dieser Reihe auf ebendiesen beiden Figuren. Sicherlich ist auch der vorliegende Band dominierend, wenn wir über die erzählerische Darstellung von Schlachten sprechen, doch er ist viel mehr. „Ketten und Macht“ ist eine belletristische Analyse dieser beiden Männer. Napoleon und Wellesley sind noch beide „junge“ Männer und in diesem Band offenbart sich ihr militärisches Talent. Doch die Interpretation der Charaktereigenschaften, ist noch vielseitiger und tiefgründiger erzählt und ist der eigentliche tragende „rote Faden“ der Story. Beides Machtmenschen – doch charakterlich ist der Brite Arthur Wellesley ein wahrer Gentleman und Napoleon moralisch gedeutet, ein grober Mann der wenige Emotionen zulässt und wenn dann nur auf seine Freunde und Familie bezogen. Andere Menschen sind uninteressant – sie sind ein Mittel zum Zweck – instrumentalisierte Werkzeuge um seine persönliche Macht auszubauen und um jeden Preis zu festigen. Die Grundzüge eines totalitären Despoten offenbaren sich hier mit einer brutalen Authentizität.

Im Chaos, das die Französische Revolution hinterlässt, wird Napoleon des Verrats angeklagt. Um seine Reputation zu retten, begibt der große Feldherr sich auf Kriegszüge nach Italien und Ägypten. Während Napoleon sich in zahlreichen blutigen Schlachten verliert, schickt England sich an, unter der Führung Wellingtons das mächtige Frankreich zu unterwerfen. Die beiden großen Schlachtenlenker Napoleon und Wellington stehen sich als erbitterte Feinde gegenüber in einem Kampf, der die Grundfesten der Weltgeschichte erschüttert ...(Verlagsinfo)

Krieg ist immer Gewalt – ist immer grausam und blutig. Doch es gibt auch Grenzen, die ehrenhaft und moralisch sind. Wie geht man als Kolonialherr mit den Einheimischen und den eingesetzten Marionetten um, die das französische, oder britische Recht durchzusetzen!? Auch hier zeigen sich bei beiden Figuren ganz adversative Handlungen. Napoleon begeht Kriegsverbrechen – ordnet Massaker an und beweist später auch innenpolitisch seinen Machtwillen um jeden Preis.

Spannend ist „Ketten und Macht“ allemal – eben nicht nur die Erzählung von historischen Schlachten, sondern vielmehr um die persönliche Entwicklung. Die Talente der beiden Generäle, deren Schicksale die miteinander verwoben sind, zeigen sich hier. Wellesley ist ein brillanter Organisator, mit einem detaillierten Blick für eine Strategie – dabei ist er menschlich sympathischer gezeichneter, als sein späterer französischer Rivale. Genau diese Botschaft unterliegt den ganzen Roman. Der Sympathiefaktor reguliert sich bei Wellesley auf der „Haben-Seite“ – Napoleons Bilanz bezieht sich faktisch auf der „Soll-Seite“.

„Ketten und Macht“ ist ein Kriegsroman – aber ein sehr intelligenter, dessen Aufbau sich voll vielen anderen historischen Romanen sehr positiv abhebt. Eine sehr lebendige Erzählung, eine analytische Aufbereitung der Charaktere. Alles erzählt auf einer besonders guten atmosphärischen Bühne.

Abwechselnd lässt Simon Scarrow die Handlung aus der Perspektive von Wellesley und Napoleon erzählen. Beide Figuren begegnen sich in diesem Roman noch nicht. Jeder hat seine Laufbahn – seine „Lehrjahre“, und nur wenige Jahre später stehen sie sich gegenüber – als Feinde.

Die Orte der Handlungen sind Ägypten, Indien, Frankreich und Italien. Die innenpolitische Entwicklung erzählt Simon Scarrow primär auf Seiten Frankreichs. Als Kinder der Revolution – nun in der Pubertät angekommen lässt Napoleon als „Bürger“ als Konsul auf Lebenszeit keine Konkurrenz zu. Zensur – Manipulation – Mord – alles für eine brüderliche, gleichsame Freiheit.

Jeder Geschichtsinteressierte Leser wird begeistert sein. Simon Scarrow hält sich sehr gut an den historischen Fakten, natürlich verwendet er Freiheiten in diesem Unterhaltungsroman – doch Fakten und Fiktion sind perfekt und harmonisch verwendet worden. Selbst und das ist mehr wie gut hält sich der Autor an den zeitgenössischen Quellen, die beide Charaktere interpretieren.

Fazit

„Ketten und Macht“ ist eine bildgewaltige, wuchtige Psychoanalyse der beiden Generäle – die Europa einnahmen und befreiten. Packende Geschichte – die lebendig und ehrlich erzählt werden. Die Leichtigkeit einer erzählerischen Spannung ist hier formvollendet. Brillant.

Michael Sterzik


Donnerstag, 23. Juli 2020

Eisenblut - Axel Simon


Es gibt zurzeit viele Krimis auf dem Buchmarkt, die sich in der heutigen Gegenwart abspielen. Im Genre „Historischer Roman“ gibt es noch eine Unterkategorie „Historischer Krimi“ – diese spielen allerdings zumeist im Mittelalter und nicht wie der vorliegende Krimi von Axel Simon – „Eisenblut“  zur Zeit des Kaisers in der Hauptstadt Berlin im Jahr 1988. Ungewöhnlicher Zeitraum – aber auch nicht weniger spannender als die bekannten Krimis.

Der Autor Axel Simon gibt dem Berlin vergangener Tage ein komplexes und authentisches Bild. Es ist eine interessante Zeit – eine die Veränderungen mitbringt. Die technischen Entwicklungen verändern das Leben der Menschen und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse werden zunehmend alles in Frage stellten, was noch vor kurzen als Status Q galt. Die Atmosphäre hat der Autor wirklich gut eingefangen.

„Eisenblut“ von Axel Simon ist der erste Band einer Reihe um den Privatermittler Gabriel Landow. Dieser ist der jüngere Sohn einer alten ostpreußischen Adelsfamilie – der wegen einem Diebstahl aus der kaiserlichen Armee unehrenhaft entlassen wurde. So mit fristet der Grafensohn ein eher ärmliches, runtergekommenes Leben – zu stolz um wieder zu versuchen Anschluss an seine Familie zu finden – zu exzessiver Lebenswandel und immer wieder nur Gelegenheitsaufträge in seiner eher mies laufenden Detektei. So interessant dieser Charakter auch dargestellt ist – bedient sich der Autor doch einer zweifelsfrei bekannten Charakterkonzeption. Der verlorene Sohn, der talentiert ist, intelligent – aber zu eigensinnig um sich selbst zu reflektieren und Änderungen zu verfolgen. Also ein sympathischer Looser auf der typischen Verliererstraße – immer auf der Suche nach einem Ausweg. Auch wenn „Gabriel Landow“ seinen ersten Auftritt in „Eisenblut“ hat – so erkennt man das o.g. Muster schon nach wenigen Seiten. Schade – aber warten wir mal ab, welche Richtung er seinen Leben ggf. in einem zweiten Teil einschlägt.

Mit den übrigen Charakteren verhält es sich ähnlich. Also nichts neues – nicht originelles was dem Leser hier inhaltlich präsentiert wird.
Die Handlung splittet sich in mehreren Storys auf und auch die dramatische Vergangenheit von Landow, bzw. seiner Familie wird thematisiert.  

Kleine Seitensprung-Schnüffeleien sind der Alltag seiner schlecht laufenden Detektei im miesen Berlin-Kreuzberg im Jahr 1888: Gabriel Landow, schwarzes Schaf seiner ostpreußischen Getreidejunker-Familie, fällt der Erfolg nicht gerade in den Schoß. Aber dann fällt ihm ein Observierter direkt vor die Füße: Aus nachtschwarzem Himmel mitten aufs Sperrgebiet am Tempelhofer Feld. Wahrscheinlich wurde der aus dem Korb eines Militärballons gestoßen. Nur ein kleiner Ministerialbeamter, der allerdings mit einem geheimen Marineprojekt zu tun hatte. Und immerhin der dritte Tote dieser Art in letzter Zeit mit einem Buch der Gebrüder Grimm in der Hand. Aber weshalb die Regierung ausgerechnet Landow mit der Aufklärung betraut, ist auch ihm ein Rätsel. Genauso wie der Brandanschlag auf ihn kurz darauf. Wer sollte am Tod eines kleinen Ermittlers interessiert sein? Wo doch ganz Berlin, ach was, ganz Europa, nur gebannt auf das Sterben des todkranken Kaisers wartet, das einige aus ganz eigenen Motiven herbeisehnen. (Verlagsinfo)

„Eisenblut“ verfügt über eine solide Spannung – aber wirkt auch inhaltlich manchmal völlig verloren. Überfrachtet – zu langsamer Aufbau – keine wirklich zielführender Aufbau. Es entsteht der Eindruck als hätte der Autor Axel Simon sein Romanskript unzählige Male immer wieder überarbeitet. Sprachlich hat der Autor seinen Roman gut gestaltet – toller subtiler Humor, ironisch und manchmal düster.

Spannung – damit meine ich das Lesevergnügen ist eher durchschnittlich. Auch wenn der charakterliche Aufbau der Personen einer Schablone entspricht – so retten diese den Roman und animieren dazu bestimmt auf zu einem zweiten Band zu greifen. Dieser sollte aber inhaltlich mehr überzeugen.

Überzeugen konnte Axel Simon absolut in der authentischen Darstellung von Berlin, was den wenigsten von uns auch aus anderen Romanen bekannt sein dürfte. Interessante Darstellung eines Milieus und seiner Gesellschaft. Großartig beschrieben.

Fazit

„Eisenblut“ von Axel Simon ist etwas verfahren im Aufbau und insgesamt in seiner gesamten Struktur. Mehr Konzentration auf den Grundplot – und bitte Charaktere deren Substanz überzeugen und die man nicht wahrnimmt, als würde man diese schon seit Jahren kennen.

Michael Sterzik

Montag, 20. Juli 2020

Finsteres Kliff - Sabine Weiss


Sylt ist die viertgrößte Insel Deutschlands. Ein bekannter Ort – und besucht man die Insel will man definitiv zurück nach Westerland. Die Insel bietet wirtschaftlich nicht viel und lebt einzig und allein vom Tourismus. Egal ob nun Neben- oder Hauptsaison, die Insel verzeichnet ca. 870000 Besucher pro Jahr – bei einer Einwohneranzahl von knappen 18000 Insulanern – ein Indikator, ein Beweis für die Attraktivität dieser Insel, deren Geschichte bis in die Steinzeit zurückgeht. Auf der Insel gibt es eine große Anzahl an frühzeitlichen Gräbern – sogenannte „Hünengräber und Grabhügel für Urnenbestattungen. Auch Siedlungsreste aus der Wikingerzeit gibt es zu bestaunen. 2017 wurde ein Silberschatz aus dem 10. Jahrhundert gefunden – diese Arm- und Fingerringe stammten von Wikingern und gilt mitunter als einer der größten gefundenen Schätze in Schleswig-Holstein.

Die bei Hamburg lebende Autorin Sabine Weiss hat nun mit dem Titel: „Finsteres Kliff“ den dritten regionalen Krimi, der auf Sylt spielt, veröffentlicht. Wie auch in den beiden vorherigen Titeln, ermittelt auch hier die junge Kommissarin Liv Lammers aus der zuständigen Dienststelle Flensburg. Man kann sagen, dass Liv einen nicht zu unterschätzenden Heimvorteil hat – schließlich hat sie auf dieser Insel ihre Kindheit und Jugend verbracht. Ihre Familie lebt noch immer auf dieser Insel – doch der Kontakt ist so gut wie nicht mehr aktiv.

Ein Orkantief liegt über Sylt. Nicht die beste Zeit, um auf die Insel zu reisen, doch Liv Lammers ruft die Pflicht. Auf dem Morsum-Kliff wurde eine Leiche entdeckt, kurz nach dem Biikebrennen, und der Tatort sieht aus, als habe ein blutiges Ritual stattgefunden. Das Opfer: ein Hobby-Archäologe, der angeblich einem Wikingerschatz auf der Spur war. Hat er seine Passion für die Wikinger zu weit getrieben? Oder ist die grausige Inszenierung nur ein Ablenkungsmanöver? Liv Lammers und ihre Kollegen von der Flensburger Mordkommission ermitteln in alle Richtungen. Die Zeit drängt, denn eine junge Frau ist verschwunden – die Freundin des Opfers ...(Verlagsinfo)

Die ersten beiden Romane mit Liv Lammers – „Schwarze Brandung“ und „Brennende Gischt“ waren schon gut – mit dem vorliegenden Band etabliert sich die sympathische Autorin im Genre Krimi/Thriller. „Finsteres Kliff“ ist eine eindrucksvolle Steigerung, wenn man schon die Romane unter sich vergleichen möchte. Die Story überzeugt in vielerlei Hinsicht – zum einen die extrem guten Charakterzeichnungen ihrer Figuren, zum anderen die Idee einen Wikingerschatz auf die Bühne zu bringen, der natürlich aus mehreren Gründen sehr motivierend ist.

Das Setting ist faszinierend – die Mixtur aus Vergangenheit und Gegenwart – mit dem Hintergrund des traditionellen Biike-Fest, das jährlich am 21. Februar stattfindet. An diesem Abend feiern die Sylter, dass heidnische Fest, bei dem riesige Holzstöße und Reisighaufen verbrannt werden. Der Glaube an die Naturkräfte sind noch immer ein fester Bestandteil des Lebens – jedenfalls an diesem besagten Tag.

Das spiegelt sich auch wieder in einer Gruppe von befreundeten Rollenspielern, die ihren Glauben an die alten Götter durchaus realistisch in ihr Leben eingebaut haben. Diese Beziehungsebenen untereinander hat Sabine Weiss perfekt beschrieben – spannend, realistisch, sensibel und interessant. Doch neben diesem Handlungsstrang gibt es noch einen anderen, der medizinische Elemente birgt und in dem auch einzelne Figuren eine tragende Rolle spielen. Beide Themen werden von der Autorin aber formvollendet kombiniert. Die Handlung weist inhaltlich überhaupt keine Längen auf und fesselt den Leser zu jedem Zeitpunkt. Die Spannungskurve ist perfekt berechnet – und auch hier keine logischen Fehler, oder langweilige Szenen.

Die Hauptperson Liv Lammers ist zwar die tragende Figur – aber so gut positioniert, dass sie niemanden die „Show“ stiehlt, oder in ein Abseits drängt. Selbst ihr Privatleben wird thematisiert, aber stärkt und erklärt nur inhaltlich ihren Charakter. Mit dem Mord als solches verbindet zum Glück die junge Kommissarin nichts.

Stil, Ausdruck und Sprache sind wirklich sehr gut. Sabine Weiss versteht es Spannung zu erzeugen. Im dem vorliegenden Roman erfährt man auch relativ viel von der Geschichte und der Insel. Aber auch hier keine Übertreibungen, keine künstlichen Platzhalter- stattdessen animiert uns die Autorin, sich selbst ein Bild über diese Insel zu machen.

„Finsteres Kliff“ verfügt über eine finstere, aber vielseitige Atmosphäre – die nachhaltig eine Spannung erzeugt, der man sich nicht entziehen kann. Story – Protagonisten – Setting – gemäß dem Motto „einer für alle – und alle für einen“.

Zu kritisieren gibt es nicht viel. Das zweite Storythema (medizinisch) ist gut, hätte aber auch noch etwas intensiver ausgearbeitet werden können – auch wenn das Seitenvolumen deutlich höher ausgefallen wäre.

So muss ich ein regionaler Krimi sein – inhaltlich spannend – viele Informationen, eine Atmosphäre, die alles durchdringt. Regional gesehen – ist der Titel „Finsteres Kliff“ eine Bereicherung und animiert, die Insel selbst kennen zulernen.

Fazit
„Finsteres Kliff“ ist ein packender Pageturner im Breitbildformat. Eine Krimi, der die Sommernächte sowieso noch kürzer machen kann, weil man nicht aufhören mag der Geschichte zu folgen.
Als Autorin hat sich Sabine Weiss, die auch brillante historische Romane schreibt, im Genre Krimi etabliert. Schriftstellerisch eine imposante Steigerung. Eine Frage der Zeit bis diese Reihe verfilmt wird. Ich freue mich auf den nächsten, literarischen Besuch der Insel Sylt.

Michael Sterzik

Dienstag, 7. Juli 2020

Legendes Krieges - Der eiserne Schwur - David Gilman


David Gilman lässt seinen Protagonisten Thomas Blackstone zum inzwischen sechsten Mal im 100.jährigen Krieg zwischen dem englischen und französischen Königshaus kämpfen.  Der jugendliche Steinmetz ist inzwischen zum legitimierten Kriegsherrn aufgestiegen. Doch sein kriegerisches Leben hinterlässt eine Spur des Todes in seiner Vergangenheit. Seine Frau und Tochter wurden ermordet, ganz zu schweigen von vielen Freunden – Lehrern und Weggefährten, die nicht nahezu unsterblich wirken, wie Blackstone selbst.

Das dieser Krieg nicht nur lange, sondern auch von beiden Seiten unerbittlich und brutal geführt wurde, geben viele historische Quellen wieder. Die Opfer waren nicht nur Soldaten der beiden Länder, oder Söldner – sondern gerade die Zivilbevölkerung in kleineren Dörfern und Städten wurde fast schon systematisch abgeschlachtet. David Gilman lässt in dem vorliegenden Band dieser hervorragenden historischen Reihe eine Brutalität sprechen, die fast schon nicht mehr zu ertragen ist. Ein Leben, auch das eines einfachen Soldaten wird nicht wertgeschätzt – es kann natürlich sein, und es deutet ja auch alles darauf hin, dass es wirklich so gewesen sein mag – aber die erzählerische Kälte möglichst den Tod durch das Schwert spannend und blutig zu schildern, ist tendenziell zu stark. Dieses wiederum spiegelt sich auch im Charakter von Thomas Blackstone wider. In „Der eiserne Schwur“ zeigt er bis auf wenige Ausnahmen eine Gefühlskälte dar, bei der man sich fragt, wie es charakterlich mit der persönlichen Legende des Krieges weitergehen mag.

Der Autor hat gezeigt, dass er sehr, sehr spannend erzählen kann. Spannend ist der vorliegende Band auch – doch auch sehr vorhersehbar und allzu konzentriert darauf möglichst brutale Tötungen zu beschreiben. Kampfkunst hin oder her – auch hier beschreibt David Gilman anhand historischer Quellen verschiedene Schwerttechniken, die natürlich auch praktische Verwendung finden.

Trotz dieser vorherrschenden Kritikpunkte retten die Nebenfiguren den Unterhaltungswert. Die Dialoge sind manchmal sehr provokant witzig, ironisch und führen Thomas Blackstone zurück auf den unblutigen Weg des Kriegers.

Auch die Politik versteckt sich hinter der Bühne. Leider – denn auch das wäre ein spannendes Thema sein können. In puncto „Liebe“ – die hier sehr sekundär verwendet wird, findet man zum Ende hin eine interessante Dramatik, aber auch diese ist vorhersehbar und keineswegs überraschend. Gerade eine dramatische Auseinandersetzung fehlt hier – eine Person, oder überhaupt ein Feind, der Thomas Blackstone ebenbürtig ist. David Gilman stellt ihn als allzu selbstsicher, unbesiegbar und unsterblich dar. Letzteres ist ärgerlich – denn es ist nicht allzu realistisch, dass er einfach alles überlebt.  

Frankreich, 1362: Zwar wurde Thomas Blackstone, einst ein einfacher Bogenschütze, zum Kriegsherrn König Edwards III. ernannt – doch das schützt ihn vor Verleumdung nicht. Eine Gruppe Ritter des Deutschen Ordens trachtet nach Vergeltung an dem walisischen Söldnerführer Gruffydd ap Madoc, der für grausame Verbrechen im Elsass verantwortlich sein soll. Da wittert Simon Bucy, der raffinierte Berater des französischen Königs, seine Chance. Blackstone sei mit dem Waliser geritten und der eigentliche Schuldige, flüstert er ihnen ein, und die Ritter begeben sich auf die Suche. Blackstone kämpft derweil mit Entschlossenheit für den Anspruch seines Königs auf französischen Boden. Zugleich bangt er um die Sicherheit seines Sohnes Henry. Dann gerät nicht nur dieser, sondern auch der englische Prinz in größte Gefahr …(Verlagsinfo)

Fazit

„Legendes Krieges – Der eiserne Schwur“ von David Gilman ist ein brachiales, brutales Bild des 100. Jährigen Krieges. Erbarmungsloses Töten – kalt und emotionslos erzählt. Spannend ist es – wie geht’s denn nun weiter? Es wird Zeit für eine neue Herausforderung, die Thomas Blackstone dazu treiben muss, sich selbst zu reflektieren. Es wird Zeit – dass auch er wieder weiß – was Tot und Verlust bedeuten mag.

Der sechste Band ist, obwohl der Schwächen sehr empfehlenswert – wenn man sich auch die gesamte Reihe konzentriert. David Gilman hat auch mit diesem Band bewiesen, dass er ein guter Autor ist – gut recherchiert – guter Aufbau – gute Charaktere – aber insgesamt zu wenig Handlung.

Michael Sterzik

Freitag, 3. Juli 2020

Oxen - Lupus - Jens Henrik Jensen


Die Danehof-Trilogie von dem dänischen Autor Jens Henrik Jensen im Genre Thriller war nicht nur in den skandinavischen Ländern ein großartiger Erfolg. Die entworfene Hauptfigur des Ex-Elitesoldaten Niels Oxen hat auch für weitere Teile noch einiges an Potenzial zu bieten. Er ist ein „Held“, der sehr widerwillig agiert. Aufgrund seiner Kriegseinsätze auf dem Balkan und in Afghanistan, für die er neben seinen Orden auch nun bitter posttraumatisiert ist, hat er mit sich selbst mehr als genug zu tun. Die Beziehung zu seinem Sohn ist mehr wie als schwierig zu bezeichnen. Die Jahre lassen sich nicht einfach nachholen, oder rückgängig machen und von der sozialen Perspektive aus gesehen, hat Niels Oxen arge Defizite. Er ist ein „Wolf“. Einsam – aber nicht alleine – unabhängig, einzelgängerisch….ein Raubtier mit Instinkten und Überlebenswillen. Bereit zu töten, wenn es sein muss.

Jens Henrik Jensen Schreibstil ist großartig. Locker, gut strukturiert, mit ironischen Untertönen vermengt und immer auf den Punkt fokussiert. Dies in einer mehrbändigen Reihe auszuarbeiten ist einfacher, als in einem späteren unabhängigen Titel – doch in dem vorliegenden Roman „Lupus“ hat der Autor auch dies gut konzipiert. Auch in „Lupus“ hat der Geheimdienst, wie auch in den Danehof-Titeln, dass eigentliche Storytelling in der Hand. Alte Verschwörungen – alte Rache und Rechnungen und alle schon bekannten Charaktere sind wieder mit von der Partie.

Der Geheimbund Danehof ist zerschlagen, doch der traumatisierte Ex-Elitesoldat Niels Oxen kämpft weiter mit seinen Sieben Dämonen. Für den Geheimdienstchef Axel Mossman soll er nun den vermissten Poul Hansen aufspüren. Die Suche führt ihn dorthin, wo er sich am besten auskennt: in den Wald. Anstatt nach Hansen Ausschau zu halten, interessiert er sich mehr für Wölfe - und trifft auf rätselhafte Spuren. Hansens Verschwinden scheint mit einer Entführung aus dem Jahr 1963 zusammenzuhängen. Und mit dem unaufgeklärten Fall, bei dem Oxens Partnerin Margrethe Franck ihr rechtes Bein verlor. Gemeinsam stellen Oxen und Franck Nachforschungen an. Aber das ruft dunkle Mächte auf den Plan.(Verlagsinfo)

Jens Henrik Jensen vierter Roman um „Oxen“ ist ein in sich abgeschlossener Titel. Das Tempo ist allerdings verhältnismäßig langsam und neben der eigentlichen Hauptstory, gibt es noch einige Nebengeschichten, die gut eingebaut sind, aber manchmal langatmig wirken. Interessant allemal – aber die Spannung wird dadurch nicht weiter ausgebaut. Eine Nebengeschichte befasst sich mit der Privatperson Oxen und dessen Beziehung zu seinem Sohn. Lässt aber auch charakterlich tiefer in seine ureigenen Probleme blicken.

Verschwörungen gehören einfach mit dazu – wenn man sich thematisch schon mit Geheimdiensten befasst. Auch hier keine Ausnahme.  Der Grundgedanke der Hauptstory birgt nicht viel Neues. Alles schon bekannt – alles auch schon in anderen Titeln verarbeitet. Zu kritisieren ist, dass die ganze Hauptstory so dahin köchelt. Zu schnell – zu unsauber aufgebaut – zu viele Chancen auf eine intensive Ausarbeitung schlichtweg leider nicht genutzt. Das Lesevergnügen ist dabei nicht sonderlich getrübt – vergleicht man „Lupus“ allerdings mit der vorhergehenden Trilogie, so kann dieser die Klasse nicht halten.

Die Hauptperson „Oxen“ könnte ausgedient haben. Jegliche Fortführung als Einzeltitel, oder Reihe gesehen, wäre überflüssig. Andererseits wäre es möglich Oxen in späteren Romanen – als Nebenfigur einzubauen. Alles andere wäre faktisch absolut unrealistisch und würde ihm nicht mehr gerecht werden.

Fazit

„Oxen – Lupus“ von Jens Hendrik Jensen ist bedingt empfehlenswert. Sollte man die anderen Titel als Vergleichsmöglichkeit nicht einbeziehen, so kommt dieser bei einer Wertung weit besser davon.

Es ist Zeit – neue Wege zu gehen, ohne „Oxen“ – aber ich bin mir sicher, dass der Autor Jens Henrik Jensen schon weitere Projekte in Planung hat.

Michael Sterzik

Mittwoch, 1. Juli 2020

Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange - Suzanne Collins


Es ist knappe 10 Jahre her, dass Susanne Collins mit Ihrer Trilogie „Die Tribute von Panem“ einen großartigen Erfolg hatte. Die Buchreihe wurde erfolgreich verfilmt und auch wenn diese im Genre „Postapokalyptischer Jugendroman“  angesiedelt ist, so ist die Zielgruppe der Erwachsenen ebenfalls erobert.

Die „Hungerspiele“ – menschliche Tribute, die in einer künstlich erschaffenen Arena auf Leben und Tod kämpfen. Der Gewinner erfreut sich endlosen Ruhm und eine luxuriöse Zukunft mitsamt der Familie. Doch jeder fragte sich, wie hat sich Panem überhaupt entwickelt? Welche Ereignisse führten zum großen Krieg, dem Aufstand und den späteren Hungerspielen? In der Trilogie wurden einige dieser Themen sehr Oberflächig behandelt.

Der vorliegende Band – „Das Lied von Vogel und Schlange“ beginnt 64 Jahre vor der bekannten Trilogie. Die Autorin Suzanne Collins erzählt darin von dem Aufstieg des späteren Präsidenten Coriolanus Snow – der grausame Diktator, der die Fäden im Hintergrund in der Hand hält. In diesem Prequel erleben wir ihn als anfänglich sympathischen Jugendlichen, der getrieben von der Gier nach Macht und Anerkennung sich negativ entwickeln wird. Sensibel, empathisch und schlau – positive Eigenschaften, die er sukzessive gegen Gewalt, Manipulation und Einschüchterung erweitern wird. Panem baut er dann zu einem autoritären Staat aus.

Coriolanus Snow Welt ist überschaubar. Die Snows waren einer der führenden Clans und nun herrscht die Angst, dass seine Familie in Vergessenheit gerät und die immer schwächer werdende gesellschaftliche Stellung letztlich verlieren könnte. Um in Panem studieren zu können – benötigt er ein Stipendium und das könnte er als Mentor für einen der jungen Tribute erhalten- wenn er genau diesen zum Sieg führt.

Suzanne Collins baut eine düstere atmosphärische Kulisse auf. Snows Entwicklung steht im Fokus des Geschehens – und auch dieser kämpft um sein Überleben. Nicht auf Leben und Tod – aber ein sozialer Tod, eine gesellschaftliche Ausgrenzung wäre für den jungen Mann ggf. schlimmer.

Es gibt satte Längen in diesem Buch und die Konzeption von Snow wirkt nicht wirklich durchdacht. Etwas gezwungen baut Suzanne Collins ihre Hauptfigur inmitten einer Handlung, die manchmal sehr oberflächlich wirkt.

Interessant allemal – aber die Hungerspiele sind nicht vergleichbar mit denen aus der bekannten Trilogie. Erst unter der Führung Snows, werden diese zu einem gesellschaftlichen Fest im Breitbildformat entwickelt. Auch dieser Part hätte durchaus spannender erzählt werden können. Auch das „Grauen“ – diese Hässlichkeit der Spiele, kann die Autorin atmosphärisch nicht übermitteln. Jegliche (Un)Menschlichkeit in dieser ehrgeizigen, fast kriminellen und korrupten Gesellschaft ist für den Leser nicht fassbar.
Snow als Antagonist ist wahrlich auch zu keinem Zeitpunkt ein sonniger Sympathieträger. Keine Heldenrolle, die er einnehmen wird. Kein Kämpfer und Rebell für die Gerechtigkeit und Freiheit von Panem. Betrachten wir die Nebenfiguren so sind diese vielseitiger und interessanter dargestellt – letztlich können sie aber insgesamt den Roman nicht besser machen, da helfen auch keine Giftmorde, gesellschaftliche Intrigen und andere Szenarien.
Erst zum Ende hin, begreift Snow, wie auch er manipuliert und instrumentalisiert werden kann. Eine harte Schule – die ihn aber dazu befähigen wird mit Angst und Brutalität sein Panem zu gestalten.

Was der Autorin wirklich gut gelungen ist, ist die Methodik von Panem und seinen Hungerspielen zu erklären. Ebenso der Aufbau von Panem und den vorhergehenden Krieg, zwischen den Distrikten und dem Kapitol ist interessant und beantwortet eine Menge an Fragen, die wir uns schon seit 10 Jahren stellen.  

Fazit

Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange - Suzanne Collins ist gut – nicht herausragend. Spannung ist zwar erkenn- und fassbar, aber deutlich unter den Erwartungen. Es wäre vorteilhaft gewesen, eine neue Trilogie zu gestalten – genug zu erzählen gibt es ja. Bedingt empfehlenswert.

Michael Sterzik


Mittwoch, 24. Juni 2020

Die Mörder der Queen - David Morrell


Das Viktorianische Zeitalter war von 1837 bis 1901. Es begründete die relative lange Regierungszeit Queen Viktorias, doch die Monarchie im Britischen Empire hatte Politisch nicht unbedingt einen hohen Einfluss. Diese Zeitspanne war eine großartige, wirtschaftliche Entwicklung, obwohl die Industrialisierung nicht nur Licht spendete, sondern gerade den Ärmsten Einwohnern auf der Insel, dass Leben schwer machte. Zwei Drittel der Bevölkerung waren grob der sozialen Unterschicht zuzuordnen. Diese am Existenzminimum lebenden Menschen arbeiteten in den Fabriken zu unmenschlichen Bedingungen. Diese Depression kostete immens viele Menschenleben, die im Grunde nichts wert waren.


Insgesamt ordneten sich aber auch alle viele staatliche Instanzen. Es entstanden Prozesse mit organisierten Abteilungen, nach und nach etablierten sich auch Gesetze und vergessen wir auch nicht die Rolle der Frau – die sich jetzt emanzipierte. Glanz und Gloria – zum Himmel-hoch-jauchzend und zu Tode betrübt – das könnte das Motto dieser Zeit sein.
Es gibt viele Romane, die sich mit dieser Zeit befassen. Der Stoff aus dem die Träume sind – waren zum Teil, wie oben schon gesagt Albträume.

Der amerikanische Autor David Morrell lässt das London in der viktorianischen Zeit spannungsvoll aufleben. Eine gekonnte Mixtur aus historischen Themen und einer vielseitig spannenden Kriminalgeschichte, die Überraschungen birgt.

Der trübe Schein der Gaslaternen wabert hinter dicken Nebelschwaden, und auf dem feuchten Kopfsteinpflaster klappern Pferdehufe … Willkommen im viktorianischen London!
Wir schreiben das Jahr 1855, der Krimkrieg ist in vollem Gange und das britische Empire erlebt unruhige Zeiten, als ein kaltblütiger Mörder direkt aufs Herz der verunsicherten Nation zielt: Mitten während des Gottesdienstes in der noblen St. Jamesʼ Church kippt Lady Cosgrove mit durchgeschnittener Kehle aus ihrer Kirchenbank. In der Hand hält sie einen Zettel, der Detective Inspector Sean Ryan und seinen Freund – den als »Opiumesser« verschrienen Thomas De Quincey – in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Denn der Mörder macht deutlich, dass er eben erst angefangen hat, und dass sein letztes Opfer niemand anderes sein wird, als Queen Victoria selbst. (Verlagsinfo)

Die Person Thomas De Quincey ist historisch verbürgt, wie viele andere Protagonisten im vorliegenden Roman auch. Allerdings spielt der britische Schriftsteller und Journalist, seine Rolle als „Ermittler“ fulminant und überzeugend. Die Person ist zwar sehr gut interpretiert, aber tatsächlich war er wohl weniger ein scharfsinniger Ermittler. Nichtsdestotrotz hatte er ein bewegtes Leben. Besonders zwei Werke erhöhten seinen Bekanntheitsgrad enorm:“ Der Mord als eine der schönen Künste betrachtet“ .1821 erschien im London Magazine sein berühmtestes Werk. „Bekenntnisse eines englischen Opiumessers“, das für großes Aufsehen sorgte. Opium – Laudanum war eine gesellschaftliche Droge, die auch medizinisch eingesetzt wurde – eigentlich bei allen größeren und kleineren Wehwehchen. 

Dieser Part wird in dem Roman: „Die Mörder der Queen“ immer wieder thematisiert. Besonders gut gefallen hat mir die Assistentenrolle seiner Tochter Emily, die selbstbewusst, scharfzüngig und munter ihren Vater manchmal die Show stiehlt. Ihre „Tagebucheintragungen“ erklären viele charakterliche Eigenschaften des Journalisten und das spannend, informativ und mit humoristischen Feinheiten versehen. Großartig.

Die Waage auf denen sich die historischen Fakten und eine halbfiktive Kriminalgeschichte befindet, ist stets ausgewogen. Der Leser erfährt in jedem Kapitel viel über die Herausforderungen und Probleme innerhalb der Gesellschaft – der Aristokratie – aber auch bei den sozialen Unterschichten, die sich zunehmend auflehnen und wenige Jahre später dabei sind, das Empire völlig zu konzipieren. Die Verzweiflung der Menschen ist spürbar und genau, dass macht diesen Roman zu etwas besonderen – die Atmosphäre.

Auf jeder Seite empfindet man das Gefühl, sich durch enge, verdreckte Gassen zu bewegen, oder in einem schillernden Palast zu dinieren. Der arrogante Snobismus und auch die schiere, tiefe Depression der Arbeiter, dem Bodensatz der Gesellschaft hat David Morrell fasziniert gut befördert.  Als Autor, dass emotionale Minenfeld einer Gesellschaft, einer Gruppe so bildgewaltig und intensiv detailliert, in Worte fassen zu können, ist eine hohe Kunst. Perfekt passiert.

Selbst die Kriminalgeschichte ist außerordentlich gut aufgebaut. Keine Längen, keine logischen, inhaltlichen Fehler, auf die man stößt. Die Charaktere sind überschaubar und egal ob nun Haupt- oder Nebenfigur, ergänzen sich diese fabelhaft. Thomas De Quincey ist zwar kein Sherlock Holmes und seine Tochter keine Dr. Watson, aber die Ähnlichkeit dieser beiden Figuren ist erkennbar. Scharfsinnig – und brutal ehrlich – ist der Schriftsteller und Journalist wenig diplomatisch. Es gibt auch gute situative Gewaltszenen – realistisch und nicht überzeichnet, die wenig schocken sollen – aber der Dramatik zur gute kommen.

„Die Mörder der Queen“ ist auch der Sinnbegriff einer Verschwörung gegen die Queen – die seit der Heirat, nicht mehr sooo in der Gunst seiner Untertanen steht. „God save the Queen“ gilt nicht für jeden – besonders nicht für die Menschen, die unter der Last und dem Einfluss der Krone „Schäden“ davongetragen. Jemand muss ja auch immer schuld sein  - also warum nicht die gute alte Queen Victoria.

„Die Mörder der Queen“ von David Morrell ist der zweite Band einer Reihe – der dritte folgt noch dieses Jahr.

Fazit

„Die Mörder der Queen“ ist eine literarische Zeitreise ins viktorianische London. Man schmeckt, sieht, fühlt und spürt die Spannung auf jeder Seite. Ein Hochklassiger, realistischer Kriminalroman – der Spannung garantiert. Dunkel – Dreckig – Dauerhaft genial. Unbedingte Leseempfehlung.

Michael Sterzik